Название | Detektiv Dagobert |
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Автор произведения | Balduin Groller |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962818814 |
Dagobert Trostler, sein alter Freund, war durchaus nicht damit einverstanden gewesen, als Grumbach, einem holden Johannistriebe nachgehend, vor etwa sechs Jahren die Schauspielerin Violet Moorlank als sein ehelich Gemahl in sein Haus führte. Es war aber nichts dagegen zu machen, und schließlich hatte Dagobert auf der ganzen Linie unrecht behalten. Es ward eine ganz akzeptable und respektable Menage daraus, die Ehe gestaltete sich zu einer durchaus glücklichen.
Dagobert selbst war Junggeselle geblieben. Er war ein ausgedienter Lebemann mit stark gelichtetem Scheitel und einem Petrus-Schöpfchen. Sein sokratisches Gesicht wurde belebt durch zwei dunkle ausdrucksvolle Augen. Jetzt hatte er nur noch zwei große Passionen, die Musik und die Kriminalistik. Sein großes Vermögen gestattete ihm, sich diesen seinen beiden so divergierenden Liebhabereien ohne jegliche andere Sorge zu widmen. Zur Musik hatte er ein genießendes und ein schaffendes Verhältnis. Seine Freunde behaupteten, dass er stärker war im ersteren. Auch er hatte Violet schon gekannt, als sie noch dem Theater angehörte, und wenn es damals irgendeine ihrer Rollen mit sich brachte, dass sie einige Lieder zu singen hatte, so war er es, der sie ihr einstudierte. Natürlich als Amateur. Auf allen Tätigkeitsgebieten, aus denen er sich umtat, blieb er Amateur, passionierter Dilettant, gentleman-rider. Seinen Profit hatte er aber bei jenen musikalischen Einpaukungen doch. Es gelang ihm nämlich manchmal, auf diesem Wege die eine oder die andere seiner eigenen Kompositionen als Einlagen in die Öffentlichkeit zu schmuggeln.
Was seine kriminalistischen Neigungen betraf, so äußerten die sich zunächst darin, dass er am liebsten von bedeutenden Raubmorden und halbwegs anständigen Unterschlagungen sprach. Er war überzeugt, dass an ihm ein Kriminalkommissär von Klasse verloren gegangen wäre, und behauptete steif und fest, dass, wenn alle Stricke rissen, er sehr wohl in der Lage sei, sich als Detektiv sein Brot zu verdienen. Seine Freunde machten sich auch oft genug lustig über ihn. Nicht etwa, dass sie an seinem einschlägigen Talent gezweifelt hätten. Von dem hatte er ja oft genug überzeugende Proben geliefert. Sie fanden nur die Passion sonderbar, sich selbst eine Rute auf den Rücken zu binden. Denn seine Liebhaberei brachte ihm nicht nur mancherlei Unannehmlichkeiten ein, sondern sie verstrickte ihn gelegentlich wohl auch in recht gefährliche Situationen. Wenn es irgendwo eine Ansammlung von Menschen gab, war er sicher mit dabei, aber nicht mit dem allgemeinen Interesse an dem aktuellen Vorgange, welcher Art er auch sein mochte, – er passte auf Taschendiebe und trachtete, sie bei der Arbeit zu beobachten und auf frischer Tat zu ertappen. Er geriet da nicht selten in bedenkliche Verwicklungen, aber es gelang ihm doch, manchen Langfinger der Polizei in die Hände zu liefern. So liebte er es auch, bei dunklen Kriminalfällen auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, und daher kam es, dass er sich alle möglichen Scherereien auf den Hals lud, alle Augenblicke bei Gericht zu tun hatte oder auf die Polizei zitiert wurde, der seine privaten Bemühungen manchmal schon unbequem geworden waren, – aber das alles machte ihm Vergnügen. Er war eben Amateur. –
Man begab sich also ins Rauchzimmer.
Die beiden Herren setzten sich an das Rauchtischchen, das in der Nähe des Fensters stand, Frau Violet nahm auf einer kleinen gepolsterten Bank Platz, die – ein ganz reizendes Möbelstück – sich von dem hohen und feingegliederten Kamin bis zur Tür hinzog und dort den Raum sehr schicklich ausfüllte. Der Kamin stand in einer Ecke, und so war dort ein sehr trauliches Plätzchen geschaffen.
Grumbach nahm vom Rauchtische ein Zigarrenkistchen; nicht auf gut Glück. Es waren deren mehrere da, und er hatte erst bedachtsam gewählt. Er öffnete es und wollte die Zigarren eben Dagobert reichen, als er stutzte.
»Ich weiß nicht«, sagte er nachdenklich, »es muss in meinem Hause doch noch einen Liebhaber geben – gerade für diese Sorte. Es wäre kein schlechter Geschmack. Das Stück kostet einen Gulden!«
»Bemerkst du Abgänge?« fragte Dagobert.
»Ich glaube sie zu bemerken«, erwiderte Grumbach.
»In unserem Hause wird nichts gestohlen!« warf Frau Violet ein in Verteidigung ihrer Hausfrauenehre.
»Gott sei Dank – nicht!« gab Grumbach zurück. »Und doch – ganz bestimmt kann ich es natürlich nicht behaupten – aber mir ist, als hätten aus der oberen Lage gestern nur zwei Zigarren gefehlt, und heute fehlen da acht oder neun Stück.«
»Eigene Schuld«, bemerkte Dagobert. »Müsstest sie eben unter Verschluss halten!«
»Man soll in seinem Hause auch etwas frei herumliegen lassen können!«
»Vielleicht irrst du dich doch?« gab Frau Violet zu bedenken.
»Es wäre nicht unmöglich, aber ich glaub’s nicht. Nun, ein Unglück ist’s gerade nicht, aber es beunruhigt.«
»Das müsste doch nicht schwer sein, der Sache auf den Grund zu kommen«, äußerte Dagobert, in dem sich die Detektivleidenschaft zu regen begann.
»Das Einfachste wird sein, deinen Rat zu befolgen, Dagobert. Verschließen – das ist der beste Schutz!«
»Das wäre mir nicht interessant genug«, lautete die Antwort. »Man muss den Marder erwischen!«
»Soll ich mich vielleicht auf die Lauer legen und tagelang aufpassen? Da komme ich noch billiger weg, wenn ich’s mich ein paar Zigarren kosten lasse.«
»Du musst doch wissen, wer Zutritt in das Zimmer hat!«
»Für meinen Diener stehe ich. Der nimmt nichts!«
»Und ich für mein Stubenmädchen«, beeilte sich Frau Violet hinzuzufügen. »Sie ist seit meiner Kindheit bei mir, und es ist noch nicht eine Stecknadel weggekommen!«
»Desto besser!« fuhr Dagobert fort. »Glaubst du, dass täglich Abgänge vorkommen?«
»I bewahre! Das fehlte gerade noch! Vorige Woche glaubte ich’s einmal schon bemerkt zu haben und dann einmal vielleicht auch in der vorvorigen Woche.«
Dann ließ man das Thema fallen. Man sprach noch eine Weile von den Tagesereignissen, die gerade die öffentliche Meinung beschäftigten: darauf erhoben sich Hausfrau und Hausherr, um sich noch ein wenig herzurichten für die Oper. Es war gerade ihr Logentag, Mittwoch, und Dagobert sollte wie gewöhnlich mit von der Partie sein. Einen so alten Bekannten und vertrauten Hausfreund durfte man schon ein Viertelstündchen allein lassen, ohne sich erst groß zu entschuldigen.
Frau Violet