Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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Mrothyr zu dem Alten. »Die Pfeile konnten mich nicht treffen.«

      »Du bist frei«, stammelte der Evutuumer. »Du kannst gehen. Niemand wird dich aufhalten.«

      Mrothyr nahm einem der Männer den Bogen und einige Pfeile aus der Hand, und der Evutuumer leistete keinen Widerstand. Geradezu ehrfurchtsvoll wichen die anderen vor ihm zurück, als er zum Wagen ging, doch dann halfen ihm einige, die Tiere anzuspannen, ohne dass er sie dazu auffordern musste. Er stieg auf das Fuhrwerk und verließ die Stadt der Toten.

      Er war nicht weniger verwirrt als die Evutuumer.

      In seiner Not hatte er gehofft, dass eine fremde Macht eingreifen und ihn retten würde. Als es dann jedoch soweit war, hatte ihn doch überrascht, wie die Pfeile abgelenkt worden waren.

      Suchend blickte er sich um, während der Wagen über einen Damm durch den Dschungel rollte. Es regnete so stark, dass die Sicht nur wenige Meter weit reichte. Er konnte gerade ein Stückchen Wegs vor ihm erkennen, wusste jedoch nicht, wohin er fuhr. Die Bäume und Büsche waren wie rote Schatten hinter einem Vorhang aus Wasser. Ab und zu klang das Gebrüll eines großen Tieres zu ihm herüber. Es machte ihm bewusst, dass er so gut wie wehrlos war, da Pfeil und Bogen in einem Kampf gegen ein gefährliches Raubtier nicht mit einem Kombitraf zu vergleichen waren.

      Doch er Gedanke, eines der Tiere könne ihn anfallen, ließ ihn kalt. Er fürchtete sich nicht, da er sicher war, dass sein unbekannter Beschützer im äußersten Notfall helfend eingreifen würde.

      Warum hat er Doyrirkhra nicht gerettet?, fragte er sich.

      Der Wonko hatte die »Hinrichtung« am Turm überlebt.

      Warum?

      War sein Leben nun plötzlich nicht mehr wichtig gewesen? Oder ging es dem Unbekannten nur um ihn – Mrothyr?

      Hatte der Unbekannte Doyrirkhra nur abgefangen und überleben lassen, um ihm – Mrothyr – einen noch größeren Schock zu ersparen?

      Es hätte mich gegen ihn eingestellt, erkannte der Zyrpher. Wenn ich Doyrirkhra tot am Fuß des Turmes vorgefunden und selbst unversehrt überlebt hätte, wäre ich voller Hass und Abneigung gegen den Unbekannten gewesen. Jetzt habe ich ihm gegenüber eine positive Einstellung. Wollte er das erreichen?

      »Wo bist du?«, rief er laut. »Warum zeigst du dich nicht endlich?«

      Der Motor schaltete sich ein, und die Tiere liefen schneller. Es nieselte nur noch, und die Sicht verbesserte sich. Mrothyr sah, dass sich der Dschungel gelichtet hatte. Neben dem Fahrdamm standen nur wenige Bäume. Sie wurden von roten Schlingpflanzen überwuchert, so dass es wie ein Wunder erschien, dass sie nicht unter der enormen Last zusammenbrachen.

      Vereinzelt weideten plump aussehende Tiere im dichten Gras. Mrothyr konnte nur ihre Rücken sehen, weil ihre Beine tief im sumpfigen Untergrund einsackten. Einige Male glaubte er, Evutuumer zu sehen, die durch das Gras krochen und zu ihm herüberspähten, doch sicher war er sich dessen nicht.

      Nachdem er einige Stunden lang gefahren war, ohne dass es auch nur für eine Minute aufgehört hätte zu regnen, erreichte er eine Brücke. Sie überquerte einen reißenden Strom, der mehrere Kilometer breit war. Sie spannte sich von Felsbrocken zu Felsbrocken, die sich in dem Strom erhoben, und konnte daher keiner geraden Linie folgen. Sie war aus Holz gefertigt, und Mrothyr fuhr mit einem gewissen Unbehagen darüber hinweg. Er hatte ständig das Gefühl, dass sie im nächsten Moment von den Fluten hinweggeschwemmt werden würde.

      Als er glaubte, die Flussmitte erreicht zu haben, bemerkte er einen weißen Nebel zwischen den Felsen. Der Nebel hatte keine bestimmte Gestalt, aber er erregte seine Aufmerksamkeit, weil er weiß war und sich damit von seiner überwiegend roten Umgebung deutlich abhob, und weil er meinte, darin zwei düstere Augen erkennen zu können.

      Er hielt das Fuhrwerk an und stieg ab. Langsam näherte er sich dem Nebel.

      »Es ist an der Zeit, dass wir offen miteinander reden«, sagte er.

      Ein leichter Windstoß trieb den Nebel auseinander. Der weiße Dampf verlor sich in seiner rötlichen Umgebung. Mrothyr ging weiter, bis er die Stelle erreichte, an der der Nebel gewesen war.

      Du bist nicht ganz klar, sagte er sich.

      Er hatte sich geirrt. Der Unbekannte war nicht in seiner Nähe gewesen.

      Wusste er, wo er war? Beobachtete er ihn auf Schritt und Tritt?

      »Was soll das?«, fragte er mit lauter Stimme, während er zum Wagen zurückkehrte und hinaufkletterte. Er löste die Bremsen und fuhr weiter. »Warum meldest du dich nicht?«

      Das Fuhrwerk rollte rumpelnd über die Brücke und erreichte das andere Ufer, und es überraschte den Zyrpher kaum noch, dass es wieder stärker zu regnen begann.

      »Ich werde verrückt, wenn ich noch länger in diesem Regen bleibe«, erklärte er in den Regen hinein. Er hielt das Fuhrwerk an und kehrte auf die Brücke zurück. Die Holzplanken waren nass und glitschig. Rote Flechten überwucherten sie. Die Räder des Wagens hatten eine deutliche Spur zurückgelassen. Mrothyr ging etwa zwanzig Meter weit auf die Brücke, dann machte er Anstalten, auf das Geländer zu steigen.

      »Ich springe jetzt in den Fluss«, erklärte er. »Mal sehen, ob du dich zeigst.«

      Hör auf mit dem Unsinn, hallte eine sonore Stimme in ihm auf.

      Mrothyr trat von dem Geländer zurück.

      Wer bist du? Wo bist du? Wie siehst du aus? Warum zeigst du dich nicht?

      Wir bringen dich zurück zu den Hallen, teilte ihm die Gedankenstimme des Unbekannten mit. Die Stimme war sehr klar, und sie ließ erkennen, dass der andere sich jedes Wort überlegte. Mrothyr hatte das Gefühl, es mit einer zielstrebigen und gereiften, aber keineswegs überheblichen Persönlichkeit zu tun zu haben.

      Er verließ die Brücke und ging auf den Wagen zu. Lautlos senkte sich ein Antigravgleiter herab. Er kam aus dem Regenschleier und landete unmittelbar neben dem Fuhrwerk. Mrothyr erkannte einen Kaytaber, der an den Steuerelementen saß.

      Und was ist, wenn ich nicht einsteige?

      Du wirst einsteigen, erwiderte der Unbekannte. Natürlich wirst du das. Hast du schon daran gedacht, dass es trocken ist im Gleiter?

      Mrothyr lachte.

      Ich hätte nie gedacht, dass ich auf ein bisschen Komfort so viel Wert legen würde.

      Er koppelte die Zugtiere ab und ließ sie laufen. Dann ging er zum Gleiter und setzte sich neben den Kaytaber.

      »Worauf wartest du?«, fragte er. »Warum starten wir nicht endlich?«

      Er nahm die Mütze ab und drückte das Wasser heraus.

      Es tat gut, im Trockenen zu sein.

      *

      Zwiswurs war der einzige, der reagierte, als Mrothyr den Gefangenenraum betrat. Er erhob sich von seiner Pritsche und kam dem Zyrpher einige Schritte entgegen.

      »Viel hast du nicht gerade erreicht«, sagte er.

      Mrothyr ließ sich auf das Lager sinken, das er vorher auch für sich in Anspruch genommen hatte.

      »Wir haben es versucht«, erwiderte der Freiheitskämpfer. »Und ich werde es immer wieder versuchen.«

      Das würde bedeuten, dass du dich gegen mich stellst, meldete sich der Unbekannte mit seiner klaren Gedankenstimme. Zwiswurs blickte Mrothyr überrascht an.

      »Da war etwas«, sagte er. »Ich habe etwas gehört, aber verstanden habe ich es nicht. Ich weiß nur, dass du es verstanden hast.«

      »So ist es.«

      Der Daila zog sich zurück. Anerkennend nickte er ihm zu.

      Ich bin mit deinen Leistungen zufrieden, fuhr der Unbekannte fort.

      Danke. Mrothyr verschränkte die Arme unter dem Kopf. Er schloss die Augen, um sich ganz auf seinen Gesprächspartner zu konzentrieren.

      Ich