Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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überlebt.«

      »Einer ist immer der erste«, erwiderte Mrothyr.

      »Wir werden dich noch einmal hinabstürzen«, verkündete der Baumeister. Nervös zerrte er an der Kette, die um seinen Hals hing.

      »Das könnt ihr so oft tun, wie ihr wollt«, erwiderte der Zyrpher. »Das Ergebnis wird immer gleich sein.«

      »Bist du einer der Götter?«, fragte der Priester ängstlich.

      Mrothyr ging zu A'thruif und zog ihm den Kombitraf aus dem Gürtel.

      »Ihr beide werdet dafür büßen, dass ihr versucht habt, mich und meinen Freund zu töten«, erklärte er. »Beendet die Arbeiten am Turm, oder ich werde ihn zusammenstürzen lassen – als Zeichen für eure Schuld.«

      Ashkahir trat dicht an ihn heran und blickte ihm in die Augen.

      »Ganz schön raffiniert«, flüsterte er. »Du weißt genau, dass der Turm zusammenbrechen wird – auch ohne deinen Fluch.«

      Mrothyr wich nicht vor ihm zurück, und der Priester blickte verstört zu Boden. Irgend etwas in den Augen des Zyrphers hatte ihn zutiefst erschreckt und machte es ihm unmöglich, sich noch weiter gegen ihn aufzulehnen.

      Vom Turm her kam eines jener Kombinationsfahrzeuge, die teilweise von einem Motor angetrieben, teils von Tieren gezogen wurden. Mrothyr ging zu ihm hin. Mit einer knappen Geste verscheuchte er den Fahrer von dem Fuhrwerk. Der Mann flüchtete entsetzt in eines der Häuser, während der Freiheitskämpfer die Tiere antrieb. Willig zogen sie den Wagen weiter.

      Mrothyr blickte erst zurück, als er die blattförmige Siedlung unter dem Turm längst verlassen hatte. Niemand folgte ihm.

      Nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es ihm, den Motor zu starten, und nun kam er schnell voran. Er fuhr über eine schlammbedeckte Straße in Richtung Osten durch einen immer dichter werdenden Dschungel.

      Die vier Zugtiere waren bullig und klein. Sie hatten einen breiten Nacken und kurze, aber scharfe Hörner. Er beschloss, sie irgendwann freizulassen, weil er nicht wusste, wie er sie versorgen sollte.

      Als er eine Lichtung überquert hatte, begann es wieder zu regnen. Aus dem Unterholz kam eine zerlumpte Gestalt hervor. Es war Doyrirkhra, der kaum glauben wollte, dass er den Evutuumern unbehelligt entkommen war.

      »Du hast dein Leben riskiert«, sagte er, als er neben Mrothyr auf dem Wagen saß.

      »Unsinn«, widersprach der Freiheitskämpfer. »Ich habe Stärke gezeigt, und das ist oft viel besser als nachzugeben oder wegzulaufen, so wie du es getan hast. Mit deinem Verhalten hast du demonstriert, dass du Angst vor ihnen hast, dich ihnen also unterlegen fühlst. Das war viel gefährlicher als das, was ich getan habe. Es hätte sie zu einem Angriff auf dich provozieren können, wenn sie dich bemerkt hätten.«

      »Vielleicht hast du Recht«, entgegnete der Wonko. »Ich hatte allerdings nicht den Mut, mich ihnen so entgegenzustellen, wie du es getan hast.«

      »Das war ich ihnen schuldig«, lächelte Mrothyr. »Jetzt müssen Ashkahir und der Baumeister ausbaden, was sie angerichtet haben.«

      *

      Willig trotteten die Zugtiere vor dem Fahrzeug her. Sie setzten sich in Trab, sobald sich der Motor einschaltete, und sie schienen nicht zu ermüden. Es sah so aus, als könnten die beiden Zyrpher mit ihrer Hilfe schnell vorankommen und den Raumhafen in einigen Tagen erreichen. Eine Straße führte durch den Dschungel direkt darauf zu. Sie tangierte mehrere Siedlungen, und die beiden Zyrpher erregten einige Male die Aufmerksamkeit von Evutuumern, wurden jedoch nicht aufgehalten.

      »Ich muss wissen, wer uns gerettet hat«, sagte Doyrirkhra, als sich der Tag seinem Ende zuneigte. Er hatte diese Worte im Lauf des Tages einige Male wiederholt, und Mrothyr beachtete sie kaum noch. Sie näherten sich einer Stadt, die mitten in einer weiten, steppenartigen Lichtung lag. Es regnete seit Stunden, und die Landschaft zu beiden Seiten der Straßen verwandelte sich mehr und mehr in einen undurchdringlich erscheinenden Sumpf.

      »Warum antwortest du nicht?«, fragte der Wonko aufbrausend. »Interessiert dich nicht, wer es war?«

      »Du bist zu ungeduldig«, erwiderte Mrothyr. »Wie passt das zu einem Priester deiner Art? Gehört nicht zu deren wichtigsten Pflichtübungen die Geduld? Irgendwann wird sich derjenige schon zeigen, der uns gerettet hat.«

      »Es war schrecklich«, gestand Doyrirkhra. »Ich werde diese Sekunden nie vergessen. Es hat lange gedauert, bis ich die Wahrheit begriffen habe. Irgendwann werde ich mich dafür an A'thruif und Ashkahir rächen.«

      Mrothyr lachte lautlos.

      »Was hast du davon?«, fragte er. »Ich werde diesen Planeten so schnell wie möglich verlassen und nach Zyrph zurückkehren. Nur die Freiheit unseres Volkes ist mir wichtig.«

      Doyrirkhra wechselte das Thema von einer Sekunde zur anderen. Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, um das Wasser und die winzigen, roten Pflanzen abzuwischen.

      »Die Stadt vor uns scheint nicht besiedelt zu sein. Jedenfalls sind keine Einwohner zu sehen.«

      Sie erreichten die ersten Häuser. Es waren einfache Kastenbauten, die jedoch mit kunstvollen, reich verzierten Metallfenstern versehen waren.

      »Wir sind etwas ganz Besonderes«, sagte Doyrirkhra plötzlich.

      Mrothyr hielt den Wagen vor dem größten Gebäude der Stadt an. Es war ein etwa zehn Meter hoher Kastenbau, der etwa dreißig Meter lang und zwanzig Meter breit war. Bevor er die Tür öffnete, löste er die Gespanne und ließ die Tiere laufen. Sie entfernten sich nur einige Schritte weit und ließen sich dann in den Schlamm sinken, um sich darin zu suhlen.

      »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«, fragte der Wonko.

      »Wir wollen uns nicht überschätzen«, erwiderte Mrothyr. Er ging an dem Priester vorbei und öffnete die Tür des Gebäudes. Er empfand es als Wohltat, endlich aus dem pausenlos strömenden Regen herauszutreten und in einen trockenen Raum zu kommen. Er nahm die Mütze vom Kopf und drückte sie aus.

      Im Innern des Gebäudes gab es nur einen einzigen Raum. An seinen beiden Seiten erhoben sich lange Bankreihen. In der Mitte standen Dutzende von golden und silbern schimmernden Figuren von Evutuumern. Über ihnen wölbte sich eine überaus reich verzierte Decke. An zahllosen Haken unterschiedlicher Größe hingen Tausende von Ringen, von denen einige sehr schlicht, andere prunkvoll mit Edelsteinen besetzt waren.

      »Wie würdest du das nennen?«, fragte Mrothyr.

      »Einen Tempel«, antwortete der Wonko, ohne zu zögern.

      Er ging zu der größten der Figuren hin, einer goldenen Statue, die über und über mit Edelsteinen bedeckt war. Die Augen waren pflaumengroße, funkelnde Diamanten. Er ließ seine Hände über die Figur gleiten.

      »Weißt du, was so etwas wert ist?«

      Mrothyr ging zu einer Bank und legte sich darauf. Er verschränkte die Arme unter dem Kopf.

      »Schlage dir den Gedanken daran aus dem Kopf«, riet er dem Wonko. »Wir werden keine einzige Statue mitnehmen. Wir können froh sein, wenn es uns gelingt, unbemerkt an Bord eines Raumschiffs zu kommen. So ein schweres Ding können wir ganz sicher nicht mitschleppen.«

      »Es war nur eine hypothetische Frage. Ich habe auch nicht vor, so etwas zu tun. Ich werde hier bleiben.«

      Mrothyr richtete sich überrascht auf.

      »Hier? Was willst du hier?«

      »Ich werde ein Gott sein.«

      Mrothyr glaubte an einen Scherz. Er ließ sich wieder auf den Rücken sinken, doch die folgenden Worte zeigten ihm, dass der Wonko es ernst meinte.

      »Die Evutuumer haben mich mit einem Katapult vom Turm herabgeschleudert. Aus einer Höhe von wenigstens hundertfünfzig Metern bin ich in die Tiefe gestürzt. Aber ich wurde nicht auf den Felsen zerschmettert, sondern landete weich auf meinen Füßen. Völlig unverletzt. Die Evutuumer waren Zeuge. Sie haben