Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel

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Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845347400



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Fellmütze, die auf dem Boden lag, und setzte sie auf. Dann streifte er sich seine Kleidung über.

      Ich werde nicht das tun, was du mir befohlen hast, dachte er mit äußerster Anstrengung. Ein absoluter Befehl? Interessiert mich nicht.

      Er wusste, dass sein Protest sinnlos war. Es würde ihm nicht gelingen, sich gegen den absoluten Befehl zu behaupten. Die Psi-Komponenten und die Mikrozelle EVOLOS waren stärker als er. Er war in den äußersten Winkel seiner Persönlichkeit verbannt worden, und er konnte sich daraus nicht mehr lösen.

      Er glaubte nicht, dass der Auftrag lautete, Atlan und Chipol bei der ersten besten Gelegenheit zu töten. Er nahm an, dass es eher darauf ankam, auch Anima zu erwischen.

      Er horchte in sich hinein.

      EVOLO ließ ihn frei denken. In dieser Hinsicht beeinflusste er ihn nicht.

      Ihm war klar, dass er an dem Tag zuschlagen würde, an dem Atlan auf Anima traf.

      Immer wieder versuchte er, Einfluss zu nehmen. Er befahl seinem Körper bewusst und sehr konzentriert, eine Hand zu bewegen. Aber der Körper gehorchte ihm nicht. Er reagierte nicht. Es war, als wäre er durch eine unsichtbare Wand von ihm getrennt.

      Mrothyr kam sich vor, als sei er in einem Wagen eingeschlossen, der eine abschüssige Straße hinunterraste, ohne dass er auf ihn einwirken konnte. Er sah das Bild vor seinem geistigen Auge, wie er vergebens nach einem Steuer, einer Bremse oder einem Griff suchte, mit dem er die Tür hätte öffnen können. Er war dem Wagen ausgeliefert, und es half ihm nichts, dass er schrie. Niemand hörte ihn, und der Wagen wurde schneller und schneller. Er glaubte sehen zu können, dass am Ende der Straße ein Abgrund gähnte.

      Er entfernte sich einige Schritte von dem glockenförmigen Gebilde und blieb vor einer spiegelnden Metallfläche stehen, um sich darin zu betrachten. Sein äußerliches Bild hatte sich nicht verändert.

      Atlan würde nicht erkennen, dass er nicht mehr er selbst war.

      »Saubere Arbeit«, sagte er zu den Kaytabern. »Ich bin zufrieden mit euch.«

      Er drehte sich um und ging ohne große Eile zu einer Tür. Sie öffnete sich, als er sich ihr bis auf einige Schritte genähert hatte. Dahinter stand ein Antigravgleiter. Mrothyr stieg ein und startete. Die Maschine schoss mit hoher Beschleunigung in den strömenden Regen hinaus. Er lenkte sie, ohne zu zögern, zum Raumhafen. Er landete neben einem Kontrollgebäude und ging sofort zu einem diskusförmigen Raumschiff hinüber, das etwa zweihundert Meter davon entfernt parkte. Er betrat es durch die Bodenschleuse, schwebte im zentralen Antigravschacht bis zu einem mittleren Deck hoch und zog sich hier in eine Kabine zurück. Er streifte seine durchnässten Kleider ab und legte sich nackt in ein Bett. Als das Raumschiff Minuten später startete, war er bereits eingeschlafen.

      *

      Mrothyr fühlte sich frisch und erholt, als er Stunden später aufwachte.

      Er wusste sofort, wo er war, und was mit ihm geschehen war.

      Er ging in die Hygienekabine und duschte sich ausgiebig. Dann zog er sich an und ging in die Zentrale. Keineswegs überrascht registrierte er, dass er allein an Bord war. Das Raumschiff wurde von einer Positronik gelenkt.

      Er schaltete das Funkgerät ein und rief die STERNSCHNUPPE. Das Raumschiff Atlans meldete sich fast augenblicklich, und er teilte ihm mit, dass er nach Aklard zurückkehrte.

      »Sage Atlan Bescheid, dass ich bald da bin«, schloss er das Gespräch.

      Zwei Stunden später landete er auf Aklard. Er verließ das Raumschiff, das unmittelbar neben der STERNSCHNUPPE aufgesetzt hatte, und er sah Kiart und Taleda auf sich zukommen.

      Denen werde ich gründlich die Suppe versalzen, nahm er sich vor. Er blieb stehen und wartete, bis sie bei ihm waren.

      »Alles in Ordnung«, fragte Kiart.

      »Alles in Ordnung«, hörte er sich sagen. »Alles ist nach Plan verlaufen.«

      »Was wirst du Atlan sagen?«, erkundigte sich Taleda.

      »Dass ich auf Zyrph war«, erwiderte er ihr.

      Er wusste, dass die beiden Ableger EVOLOS waren, und dass sie schon vor längerer Zeit mit Mikrozellen versehen worden sein mussten. Mit diesen beiden Daila hatte EVOLO einen ersten Vorposten auf Aklard gewonnen. Niemand außer ihm ahnte etwas davon. Niemand misstraute ihnen. Somit stellten sie eine ständige Gefahr für Atlan und seine Freunde dar. Sie konnten jederzeit zuschlagen, und ihr Angriff würde vollkommen überraschend kommen. Um so größer waren seine Erfolgsaussichten.

      Chipol kam von der STERNSCHNUPPE herüber. Er lachte, als er Kiart und Taleda sah. Er glaubte, Freunde in ihnen gewonnen zu haben.

      »Wo warst du, Mrothyr?«, fragte er.

      »Auf Zyrph«, antwortete der Freiheitskämpfer. Er rückte seine blau-grün gestreifte Fellmütze zurecht. »Leider habe ich so gut wie nichts ausgerichtet.«

      »Was hast du denn dort versucht? Erzähle doch mal.«

      Das Licht in den Augen Mrothyrs veränderte sich. Chipols Lächeln erlosch. Er wich einen Schritt zurück.

      »Wie siehst du mich denn an?«, fragte er.

      »Du weißt hoffentlich noch, dass ich es nicht mag, wenn man mich ausfragt«, entgegnete der Zyrpher.

      »Das ist doch kein Grund, mich so anzusehen. Wenn ich dich nicht so genau kennen würde, könnte ich annehmen, dass du abgrundtief böse bist.«

      Mrothyr lächelte flüchtig und ging an Chipol vorbei zur STERNSCHNUPPE. Kurz bevor er sie erreichte, kam Atlan aus der Schleuse hervor. Mit seinen rötlichen Augen blinzelte der Arkonide in die tiefstehende Sonne.

      »Schön, dass du wieder da bist, Mrothyr«, sagte er. »Die STERNSCHNUPPE hat mir von deinem Funkspruch berichtet.«

      Atlan, du musst doch etwas merken!, dachte er voller Intensität und Kraft.

      »Du warst auf Zyrph?«

      »Ja«, hörte er sich sagen. »Ich habe einige meiner Freunde getroffen. Die Lage hat sich nicht verändert.«

      Er wollte sich zur Wahrheit zwingen. Er wollte dem Arkoniden von den Ereignissen auf Evutuum berichten. Er wollte ihm mitteilen, dass etwas mit ihm geschehen war. Er wollte ihn dazu veranlassen ihn genauer, kritischer anzusehen.

      Es gelang ihm nicht.

      »Es tut mir leid«, erwiderte Atlan, »aber ich glaube nicht, dass sich in absehbarer Zeit etwas auf Zyrph tun wird.«

      »Du hast Recht. Mein Volk kämpft nicht so entschlossen wie die Daila. Jeder verfolgt seine eigenen Interessen. Alle versuchen nur, irgendwie über die Runden zu kommen, und niemand denkt daran, wie sich Zyrph in Zukunft entwickeln wird.«

      »Die Voraussetzungen sind eben anders als hier auf Aklard. Wir müssen den Hebel woanders ansetzen. Nicht auf Zyrph.«

      Ich rede nicht von Zyrph, wollte er dem Freund zuschreien. Ich möchte von dem sprechen, was auf Evutuum passiert ist. Sieh mir in die Augen. Dir muss doch auffallen, dass ich nicht mehr der bin, den du kennst, und dem du vertraust.

      Kiart und Taleda schlenderten heran. Sie plauderten lachend mit Chipol, als ob es keine Probleme gäbe.

      Mrothyr litt schier unbeschreibliche Qualen. Er wusste seine Freunde in höchster Gefahr, und er fand kein Mittel, sie zu warnen.

      EVOLO hatte sich seinem Ziel einen entscheidenden Schritt genähert. Er war in bedrohlicher Weise vorangekommen, und schon jetzt zeichnete sich für Mrothyr deutlich ab, dass EVOLO weitere Siege auf seinem Weg erringen würde.

      Er musste an Zwiswurs denken.

      Der Phasenmutant hatte das einzig Richtige getan, als er sich den Kaytabern entgegengeworfen hatte. Er hatte den Freitod gewählt. Das erschien Mrothyr in seiner derzeitigen Situation immer noch besser, als zur größten Gefahr für seine Freunde zu werden.

      Er hörte sich über seinen Besuch auf Zyrph