Splitter einer vergangenen Zukunft. Eckhard Bausch

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Название Splitter einer vergangenen Zukunft
Автор произведения Eckhard Bausch
Жанр Языкознание
Серия Die Dunstein-Chroniken
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783947721214



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geöffnet wurde. Schaddoch und Rakoving schlüpften durch den Spalt hinein. Danach wurde das Tor sofort wieder geschlossen und verriegelt. Das Innere der Scheune erinnerte an einen Versammlungsraum mit einer Vielzahl von Tischen und Stühlen. Außer dem Mann, der die Tür geöffnet hatte, war jedoch niemand anwesend.

      „Baron Schaddoch!“, rief er erfreut. „Wir haben schon gedacht, Sie würden überhaupt nicht mehr nach Surdyrien zurückkehren.“

      „Das hatte ich eigentlich auch nicht vor, Iplokh“, entgegnete der Baron. „Ich bin nur auf der Durchreise. Glauben Sie, dass Sie ein paar Männer für eine gefährliche Mission zusammenbekommen könnten?“

      „Jeden, den Sie gerne haben würden“, versprach Iplokh.

      „Gut“, nickte Schaddoch befriedigt. „Wo sind Shrogotekh, Wurluwux, Jalbik Truchardin und Kamgadroch?“

      „Wurluwux ist in Lumbur-Seyth. Alle anderen sind in Surdyrien“, erwiderte Iplokh. „Shrogotekh und Kamgadroch sind hier in Dirtos, Jalbik ist in Albiros.“

      „Ich möchte, dass Sie wissen, worauf Sie sich einlassen“, warf Rakoving ein. „Ich muss davon ausgehen, dass der gefährlichste Mann auf dem ganzen Kontinent den Auftrag erhalten hat, Baron Schaddoch und mich zu töten. Wir müssen ihm zuvorkommen. Das hört sich zwar einfach an, ist es aber nicht. Dieser Mann verfügt über Kräfte und Verbündete, die jenseits Ihrer Vorstellungskraft liegen. Nicht umsonst nennen ihn die Eingeweihten den „Meister der Todeszeremonie“. Eine Zeitlang hat er sogar Eisgrafen gejagt und zur Strecke gebracht.“ Rakoving hätte nun ein unbehagliches Schweigen erwartet, aber Iplokh winkte nur leichtfertig ab und entgegnete voller Stolz: „Die Männer, von denen Baron Schaddoch gesprochen hat, sind bisher noch mit jeder Bedrohung fertig geworden. Sie haben ein Jahrhunderte lang besetztes Land in nur wenigen Wochen befreit. Wir fürchten uns vor nichts und niemandem.“

      „Außerdem sind Sie ja bei uns“, grinste Schaddoch den verwandelten Einsiedler an. „Ich glaube kaum, dass irgendjemand gefährlicher ist als Sie.“

      „Danke für Ihr Vertrauen“, gab Rakoving trocken zurück. „Aber im Gegensatz zu Roxolay verfüge ich nicht mehr über unvorstellbar mächtige Verbündete, nur noch über unvorstellbar mächtige Feinde.“

      „Sie haben jetzt uns als Verbündete“, bekräftigte der Baron selbstbewusst und wandte sich an Iplokh: „Verständigen Sie Kamgadroch und Shrogotekh! Kamgadroch soll zu Jalbik und Wurluwux reiten. Sie und Shrogotekh begleiten uns nach Obesien. Wir treffen die anderen in genau achtzehn Tagen von heute an gerechnet in der Ruinenstadt Derfat Timbris.“

      *

      Unitor schüttelte entrüstet den Kopf: „Das ist völlig unmöglich. Wir sind die Beschützer der Eisbäume. Warum sollten sie uns töten wollen?“

      „Vielleicht hat dieser seltsame Mann Unsinn geredet“, pflichtete Telimur ihm bei. Abgesehen von Berion war er der einzige Priester des Wissens, der jemals an einer Besprechung in dem allein den Eisgrafen vorbehaltenen Saal im Quaralpalast teilnehmen durfte. Nicht einmal als jetziger Prinz von Mithrien stand ihm ohne ausdrückliche Einladung dieses Privileg zu.

      „Ich bin absolut sicher, dass der Baum zu mir gesprochen hat“, beharrte Quartor, der schon eine ganze Weile kategorisch alle Einwände zurückwies.

      „Keiner von uns hat den Bäumen etwas zuleide getan“, warf Septimor ein. Eine Stille der Ratlosigkeit breitete sich aus.

      Dann sagte Telimur plötzlich: „Wenn ich Quartor richtig verstanden habe, geht es nicht darum, dass ihr etwas Falsches getan habt. Offenbar fühlt sich das Geflecht der alten Wesenheiten durch jemand anderen bedroht.“

      „Aber was hat das mit uns zu tun?“, wollte Quintora wissen.

      „Die meines Erachtens einzig denkbare Erklärung wäre, dass das Geflecht befürchtet, ihr könntet euch auf die Seite dieses Wesens stellen, das der Baum den „Kettenhund“ genannt hat“, mutmaßte Telimur, hielt jedoch plötzlich mitten in der Bewegung inne und wurde leichenblass.

      „Was ist los?“, fragte Quintora ihren Gatten.

      „Ich habe die ganze Zeit von euch geredet“, murmelte der Priester des Wissens stockend. „Aber ich befürchte, dass ich auch selbst betroffen bin. Schließlich bin ich ein Spiritant. Wir Spiritanten haben letztlich die gleiche Beziehung zu alten Riesenbäumen wie ihr zu euren Eisbäumen. Und es kommt noch schlimmer: Ich glaube zu wissen, wer der „Kettenhund“ ist.“

      Alle Eisgrafen sahen ihn bestürzt an.

      Daher erklärte Telimur weiter: „Das Geflecht der alten Wesenheiten ist augenscheinlich nicht in der Lage, Fehlentwicklungen selbst zu berichtigen und Dinge ins Gleichgewicht zu bringen. Es muss sich dazu eines menschlichen Vollstreckers bedienen.“

      Nun erbleichte auch Unitor.

      „Du meinst den Meister der Todeszeremonie?“

      Telimur nickte.

      „Wenn es sich tatsächlich um Roxolay handelt, kann ich jedenfalls für meine Person nicht gewährleisten, auf wessen Seite ich stehe. Vor allen Dingen solange ich nicht weiß, worum es bei dieser Auseinandersetzung überhaupt geht. Das bedeutet aber zugleich, dass die Befürchtungen des Geflechts möglicherweise nicht unbegründet sind.“

      „Du meinst also, wir sollten uns von den Eisbäumen fernhalten bis wir wissen, was der Grund für diese Auseinandersetzung ist“, fasste Quintora zusammen.

      „Ich meine, dass wir das selbst herausfinden müssen“, stellte Telimur klar.

      „Und wie sollen wir dabei vorgehen?“, wollte Quartor wissen.

      „Falls Roxolay tatsächlich in diese Vorgänge verwickelt ist, wäre es wohl naheliegend, dass ich ihn in Rabenstein aufsuche“, meinte der Priester des Wissens.

      „Wir sind Eisgrafen“, meldete sich Königin Octora zu Wort. „Wir werden nicht untätig hier herumsitzen und abwarten, ob du in Rabenstein etwas in Erfahrung bringen kannst. Ich schlage vor, dass jeder von uns für sich selbst überlegt, auf welche Weise er bei der Lösung dieses Rätsels mithelfen kann.“

      Alle Anwesenden hielten dies für einen guten Vorschlag. Keiner von ihnen bedachte jedoch, dass Sestor nicht gewarnt worden war.

      „Die Bäume selbst können uns nichts anhaben“, fuhr Octora fort. „Ich werde nach Knoist zurückkehren. Ich will herausfinden, ob auch mein Baum mir etwas zu sagen hat.“

      „Ich werde ebenfalls zu meinem Baum gehen“, stimmte Septimor, der Älteste der Eisgrafen, zu. Dann wandte er sich an die beiden Paare: „Ihr vier seid frisch vermählt. Ich halte es nicht für erforderlich, dass ihr euch jetzt gleich schon wieder trennt. Warum sollte jeder zu seinem Baum reisen und sich unterwegs in Gefahr begeben? Das gilt auch für dich, Telimur, und deine geplante Reise nach Rabenstein. Es dürfte wohl reichen, wenn Octora und ich unsere Bäume aufsuchen. Wir werden euch benachrichtigen, wenn sich daraus irgendwelche Erkenntnisse ergeben. Denkt daran, dass ja nicht der Norden bedroht wird, sondern ihr selbst. Hier im Palast und in den Höhlen von Zogh ist es am sichersten. Bitte genießt mir zuliebe wenigstens noch ein paar Wochen eure Zweisamkeit!“

      „Septimor hat völlig recht“, bekräftigte Octora.

      „Ihr seid wirklich gute Freunde“, stellte Unitor gerührt fest.

      „Wir alle sind gute Freunde“, berichtigte ihn Septimor.

      Quartor runzelte die Stirn: „Dabei stellt sich nur die Frage: wie lange noch?“

      Die anderen Eisgrafen sahen ihn erstaunt an. Diese Art von Niedergeschlagenheit passte in keiner Weise zu dem sonst so lebenslustigen Mann aus Tanaria. Hatte er bereits eine schreckliche Vorahnung?

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      Die beiden