Wyatt Earp Staffel 11 – Western. William Mark D.

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Название Wyatt Earp Staffel 11 – Western
Автор произведения William Mark D.
Жанр Языкознание
Серия Wyatt Earp Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740958466



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Sammy sah ihn aus runden Jungenaugen an.

      »Sie haben es eilig, wegzukommen, Massa?«

      »Das auch. Aber deshalb ist es nicht – es kann nur sein, daß wir die Pferde rasch brauchen, weil andere Leute es vielleicht eilig haben, aus der Stadt zu kommen.«

      Der ebenholzfarbene Bursche grinste und bleckte ein gewaltiges Gebiß.

      »Verstehe.«

      Holliday sah sich um.

      »Am liebsten wäre ich wieder in mein altes Domizil gezogen. Aber wer weiß, wie es den beiden Quartors seitdem ergangen ist, zum Dank dafür, daß Doc Holliday damals bei ihnen gewohnt hat.«

      »Eben. Sie können sie ja mal besuchen. Und außerdem: besser als bei Nellie Cashman können Sie in Tombstone gar nicht aufgehoben sein.«

      Da wurde im Eingang des Hotels eine schlanke, vielleicht sechsundzwanzigjährige Frau mit schwarzem Haar und wundervollen Augen sichtbar.

      »Mister Earp…!«

      »Hallo, Miß Nellie!«

      Der Marshal trat auf die Inhaberin des Hotels zu, zog seinen staubigen Hut und begrüßte sie. Bemerkte er nicht die übergroße Freude der Frau? Ihre tiefe, warme Herzlichkeit? Die helle Röte, die ihr etwas blasses Antlitz übergoß? Das Strahlen in ihren Augen?

      Doc Holliday nahm ebenfalls seinen Hut ab und begrüßte Miß Cashman mit ausgesprochener Höflichkeit.

      Sie maß ihn mit einem forschenden Blick.

      »Sie wollen diesmal wirklich bei mir wohnen, Doc?«

      Der Georgier blickte den Marshal an. »Habe ich es nicht gesagt: sie ist und bleibt eine Spötterin.«

      »Ich glaube, daß ich da mit Ihnen nicht ganz mithalten kann, Doktor«, entgegnete die Frau, während ihre Augen wieder bei dem Marshal waren.

      »Na, das wird ja einen Wirbel in der Stadt geben!«

      »Der ist schon im Gange«, meinte Wyatt, während er mit dem Spieler durch den Eingang trat und, wie jedesmal, wenn er das gastliche Haus Nellie Cashmans besuchte, die geschmackvolle Einrichtung der Halle bewunderte.

      Nachdem sich die beiden vom Staub des weiten Rittes gesäubert und erfrischt hatten, folgten sie der Einladung der Hausherrin zum Abendbrot im Nebenzimmer hinter dem großen Speiseraum.

      Kein Wort wurde über die Vergangenheit gesprochen, über den Tag, an dem die Schüsse im O.K. Corral gefallen waren und auch nicht über die Nacht, in der der junge Morgan Earp in jenem Billard Saloon ermordet worden war.

      Kein Wort auch von den ›wiederauferstandenen‹ Clantons.

      Man unterhielt sich über alltägliche Dinge, über das rasche Aufwachsen der Stadt und über den neuen Gouverneur.

      »Übrigens täuscht das mit dem raschen Wachstum der Stadt«, meinte die Gastgeberin. »Tombstone ist das alte, verhältnismäßig kleine, staubige Nest geblieben. Und gewachsen ist die Stadt nur hier hinter meinem Anwesen. Oben im Norden und auch im Westen und Osten ist die Stadt kaum um eine Häuserzeile größer geworden.«

      Mittlerweile war draußen die Dämmerung niedergesunken, und fast übergangslos, wie es in diesen Breiten geschah, senkte die Nacht ihre schwarzen Schatten über die Stadt.

      Die beiden Männer bedankten sich für das ausgezeichnete Mahl und verließen das Haus noch zu einem Abendspaziergang – wie sie sagten.

      Aber sie waren ja nicht hierhergekommen, um dem alten, gefährlichen Tombstone einen Besuch abzustatten.

      Sie suchten einen Sheriffsmörder – und den entführten Steuereinnehmer von Tucson.

      Weshalb hätten sie die Frau damit beschweren sollen?

      Sie schlenderten wieder zur Allenstreet hinauf, und Doc Holliday blickte kurz bei den Quartors rein, seinen alten Quartiersleuten. Er fand nur noch den weißhaarigen Jonny Quartor vor. Seine Frau war vor Jahresfrist gestorben, an einer unbekannten Krankheit, einer Wucherung…

      Holliday kam rasch wieder auf die Straße zurück.

      Sie gingen weiter.

      »Ich möchte in den Oriental Saloon bei Harry Conrads hineinsehen«, sagte der Marshal.

      Der Spieler nickte.

      Sie gingen die Straße hinunter, und Wyatt betrat die große saubere Bar, die der alte Conrads damals mit Geld, das er von Doc Holliday geliehen hatte, ganz mit rotem Samt hatte ausschlagen lassen. Die beiden goldenen Säulen hatten ein wenig von ihrem Glanz verloren. Aber immer noch gehörte der Oriental Saloon – neben dem Crystal Palace, der erheblich größer war – zu den besten Restaurants der Stadt.

      Die Menschen wichen erschrocken zurück, als sie den Mann erkannten, der da den Schankraum betrat.

      Wyatt hielt direkt auf die Theke zu.

      Sofort streckte ihm der schnauzbärtige Wirt freudig die Hand entgegen.

      »Wyatt!« Er rieb sich mit der Linken unablässig über den kahlen Schädel. »Ich habe gewußt, daß Sie kommen würden. Es wurde auch Zeit.«

      Da traten mehrere Männer von den Spieltischen heran, und auch sie hielten es plötzlich für richtig, dem berühmten Marshal die Hand zu schütteln.

      Damned, hatte er sie doch damals von einem großen Alpdruck befreit, als er die überhandnehmenden Schikanen der Clanton Gang abstellte. Damals hatte man innerlich aufgeatmet – wenn man auch bei den vielen Clanton-Freunden und – Verwandten nicht gewagt hatte, ihm öffentlich zu danken.

      Aber heute konnte man es sich doch wohl erlauben.

      Konnte man das wirklich? Einige blieben zögernd auf halbem Weg zur Theke stehen und dachten an das, was sich seit einiger Zeit in der Stadt wieder rührte. An die Gesichter, die man totgeglaubt hatte. An das kalte, harte, arrogante Gesicht jenes schwarzhaarigen Mannes aus dem San Pedro Valley beispielsweise. Oder an das rote Gesicht von James Curly Bill, an das fahle Antlitz Cass Claibornes!

      Und an eine ganze Reihe anderer Gesichter, die einen schon sehr beunruhigen konnten.

      Da war also der Marshal Earp wieder in die Stadt gekommen.

      Vielleicht nicht zu spät – aber warum überhaupt?

      Gut, er hatte damals mit den Banditen aufgeräumt, die das ganze Land unsicher machten. Mit eisernen Besen hatte er gefegt. Aber die Stadt hatte Blut und Wasser bei seinem Fight geschwitzt. Und nun war er wieder da – wo es auch die Clantons wieder gab.

      Manche Bürger waren schon wieder soweit, daß sie sich damit abgefunden hatten, in einer Banditenstadt zu leben. Daß es ihnen kaum noch auffiel, wie die Schar der ›grauen‹ Gesichter immer größer wurde. Wie man mehr und mehr spürte, daß Tombstone erneut das Zentrum einer großen Bande wurde, die anderwärts bereits zugeschlagen hatte.

      Schließlich hatte man von den Dingen in Kom Vo und Costa Rica gehört.

      Aber man wollte nicht wahrhaben, was man längst wußte: daß es wieder die Stadt Tombstone war, wo sich der Kern jener Geisterbande, die nicht zu fassen war und die es doch gab, aufhielt.«

      Weshalb eigentlich immer Tombstone?

      Well, das fragte man sich zwischen Mitternacht und Morgengrauen. Und man sagte sich dann auch, daß ein rauher, eisenharter Marshal jetzt vielleicht noch aufräumen könnte. Und daß das sogar geschehen müßte! Aber das dachte man nur in der Dunkelheit, wenn einen die Angst beschlich, wenn man die lauten Stimmen der Nachbarn hörte.

      Aber am Tage, wenn dann die gleißende Arizonasonne wieder über der Stadt brannte, hatte man alles vergessen und fand, daß es doch halb so schlimm war. Was tat es schließlich, wenn man in der Nähe von Millers Bar diese Gesichter sah? Wenn man sie um den Occidental Saloon herumschwirren sah, und hin und wieder sogar vor dem eleganten, prunkvollen Eingang des Crystal Palace bemerkte?

      Sollten sie doch! Es waren schließlich die Menschen, die hier