Wyatt Earp Staffel 11 – Western. William Mark D.

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Название Wyatt Earp Staffel 11 – Western
Автор произведения William Mark D.
Жанр Языкознание
Серия Wyatt Earp Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740958466



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heißt nicht Kirk, Marshal. Er heißt Frank. Und er ist ein großer Schütze! Ikes bester Mann! Und ein schöner Mann!«

      »Wen interessiert das, Kind?« rief der Mayor erregt. »Erzähle dem Marshal doch keinen Unsinn!«

      »Schweigen Sie, Billabey!«

      Da sank das Mädchen auf einen Stuhl zurück und senkte den Kopf. Es war kein Wort mehr aus ihr herauszubringen.

      Wyatt wandte sich um, schob den Mayor zur Seite und eilte die Treppe hinauf zum Obergeschoß.

      Der Mayor rief ihm nach: »Wen suchen Sie denn dort, Marshal?«

      »Den Mörder von Sheriff Ahslan!«

      »Den Mörder von Sheriff…«

      Als der Mayor den Marshal oben im Gang verschwinden hörte, hauchte er seiner Tochter zu:

      »Um ein Haar hättest du elende Schlange mich verraten! Du weißt genau, was wir Ike Clanton alles verdanken. Franks Bruder Kirk ist mir allerdings so wenig lieb wie dir. Aber ich kann es nicht wagen, mich gegen einen der Clantons zu stellen!«

      Da tippte ihm jemand auf die Schulter. Als er sich umwandte, sah er in ein hartes Gesicht, aus dem ihm ein eiskaltes Augenpaar entgegenblickte.

      Doc Holliday hatte seinen Posten an der Hoftür verlassen.

      »So ist das also«, sagte er rauh.

      Der Mayor erschak bis ins Mark. Er war ohnedies kein gesunder Mann, und die großen Aufregungen dieses Abends hatten ihn an den Rand eines Nervenschocks gebracht. Da er nicht wußte, wer der Mann war, der jetzt vor ihm stand, riß er den Mund auf und preßte beide Hände gegen die Schläfen.

      »Wer sind Sie?«

      »Mein Name ist Holliday. Doc Holliday, wenn Ihnen das mehr sagt.«

      »Doc Holliday!« Das Mädchen fuhr mit einem hysterischen Schrei vom Stuhl. »Doc Holliday. Laß mich sehen, Vater.« Er schob den Mayor, der ihm im Wege stand, zur Seite und starrte den Georgier an. »Sie sind Doc Holliday. Oh, welch ein Gentleman! Sieh nur, Vater!«

      Da kam der Marshal die Treppe herunter.

      Billabey trat zerknirscht in den Flur.

      »Ich bin ein erledigter Mann. Ich bin geschlagen.«

      Holliday warf ihm einen verächtlichen Blick zu.

      »Es ist, wie Sie schon richtig sagten, Mayor: Sie verdanken alles Ike Clanton, alles, auch die große Angst.«

      Die beiden verließen das Haus und ritten aus der Stadt.

      Da hielt der Marshal an und blickte nach Südosten, wo in unendlich weiter Ferne vorm hellen Horizont die Konturen der Blauen Berge sichtbar wurden.

      »Jetzt weiß ich, wohin wir reiten müssen, Doc Holliday. Genau dahin, wohin wir nie reiten wollten.«

      »Ich weiß«, engegnete der Spieler, indem er mit finsterer Miene in die Prärie hinausblickte, »›nach Tombstone‹.«

      *

      Es war an einem glühendheißen Spätnachmittag. Die orangerot schwelende Sonnenkugel warf gleißende Strahlenbündel von Westen her in die Tombstoner Hauptstraße.

      Die beiden Männer, die den ganzen Tag über geritten waren, waren von braungelben Flugsand wie gepudert; staubbedeckt waren ihre Gesichter und ihre Pferde.

      Im Schritt trotteten die beiden Hengste durch die breite, schnurgerade verlaufende Allenstreet.

      Ein Mann, der eben den Fahrdamm hatte überqueren wollen, hielt inne und blickte entgeistert auf die beiden Reiter; dann wandte er sich um, stürmte über den Vorbau und verschwand in einem Barbershop.

      »Wyatt Earp ist in der Stadt!« brüllte er.

      Vor dem Occidental Saloon hatten zwei Männer in Korbstühlen gesessen, die ebenfalls beim Anblick der Reiter jäh hochfuhren und dann in der Kneipe verschwanden.

      »Wyatt Earp ist in der Stadt!«

      Der schlaksige Bursche vorm Oriental Saloon, der gerade seinen Weidelohn vertrunken hatte und benommen auf die Straße stierte, wurde beim Anblick der beiden Dodger mit einem Schlage nüchtern, flog herum, stolperte in die Schenke zurück und brüllte:

      »Wyatt Earp ist in der Stadt! Wyatt Earp und Doc Holliday!«

      Drüben links, das Eckhaus, war der im ganzen Westen bekannte Crystal Palace.

      An der Theke lehnte ein bulliger Mann von sechs Fuß Größe. Er trug ein rotkariertes Hemd, eine schwarze Boleroweste und eine enganliegende schwarze Levishose, die unten in halbhohen Cowboystiefeln steckte. Der schwere, patronengespickte Waffengurt hielt tief über beiden Oberschenkeln zwei schwarzlederne Revolverhalfter, die mit silbernen Nägeln besetzt waren, in denen übergroße Revolver steckten.

      Der Mann hatte ein wildes Gesicht von dunkelroter Farbe, trug einen struppigen Schnauzbart und hatte seinen schwarzen Stetson am Band hinten im Genick hängen. Sein rotes Haar war kurzgeschoren und wirkte ungepflegt. Die Hemdsärmel hatte er hochgeschlagen und die behaarten Fäuste aufs Thekenblech gestützt. Er paßte nicht in den Crystal Palace, dieser Mann. Aber es gab niemanden, der es gewagt hätte, sich gegen seine Anwesenheit aufzulehnen.

      Und dabei hatte er äußerlich nur sehr wenig Ähnlichkeit mit jenem Mann, dessen Namen er trug.

      Curly Bill!

      James William Brocius war ein Vetter des wirklichen Curly Bill, jenes berüchtigten Verbrechers, der im Kampf gegen den Marshal Earp gefallen war. Der erste Curly Bill war eines der prominentesten Mitglieder der Clanton Gang gewesen und gehörte zu den fünf Mördern von Wyatts jüngstem Bruder Morgan.

      James Brocius hielt sich seit einem Jahr in der Stadt auf. Niemand wußte so recht, was ihn eigentlich in Tombstone festhielt. Einige Leute, die anfangs glaubten, über ihn lachen zu können, hatten die blutige Erfahrung machen müssen, daß dieser neue Curly Bill seinem toten Vetter in nichts nachstand.

      Und der Cowboy Josuah Lampert, der es ganz genau hatte wissen wollen, lag seit sieben Monaten auf dem Boot Hill, und sein Grabstein bezeugte, daß der neue Curly Bill ebenso gefährlich und zu fürchten war, wie der alte. Niemand wußte, ob er hierhergerufen worden war; und wenn – wer hatte ihn gerufen? Da er beim Poker nicht allzuviel Geld machte, blieb es nicht aus, daß man sich Gedanken darüber machte, wovon er lebte.

      Und er lebte!

      James Brocius gab wenigstens doppelt so viele Bucks aus, wie er verdiente. Aber es hätte niemand gewagt, ihn nach seiner Geldquelle zu fragen.

      Für Tombstone war er ganz einfach Curly Bill.

      Wie der Mann, der unten am Ende der Theke stand, für Tombstone ganz einfach McLowery war!

      Und wie der andere, der blonde Schlaks, der mit einem älteren Mann an einem der Spieltische pokerte, ganz einfach Claiborne war.

      So lebten nicht nur die alten Namen noch, sondern ihre Träger liefen auch tatsächlich auf festen, sehr lebendigen Beinen umher.

      Die Geister der Vergangenheit! Und niemand zweifelte daran, daß sie ›schlechter‹ sein könnten als ihre Vorgänger.

      Tombstone hatte seine große Garde wieder. Und draußen, achtzehn Meilen vor der Stadt, stand nach wie vor jene Ranch, deren Boß niemand anders war als Isaac Joseph Clanton, besser bekannt im ganzen weiten Westen unter dem Namen Ike Clanton.

      Kirk McLowery und Cass Claiborne waren zusammen mit dem Keeper Arthur Pinkerton und ihrem Gefangenen Jim Elliot nach dem fehlgeschlagenen Überfall auf Wyatt Earp und Doc Holliday aus St. David geflüchtet. Während der lange Pinkerton oben in der Fremontstreet sofort in Jonny Millers Bar einen neuen Job suchte, nahmen sich Claiborne und McLowery Zimmer im Cosmopolitan Hotel, nachdem sie den entführten Steuereinnehmer bei Freunden ›untergebracht‹ hatten.

      Seit dem frühen Vormittag lungerten die beiden im teuren Crystal Palace herum, in den allenfalls Kirk McLowery hineingepaßt hätte,