Wyatt Earp Staffel 11 – Western. William Mark D.

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Название Wyatt Earp Staffel 11 – Western
Автор произведения William Mark D.
Жанр Языкознание
Серия Wyatt Earp Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740958466



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auf die Halle zu.

      »Luke!« rief ihm die Frau nach. »Sie sind ja nicht hier…«

      Der Texaner blieb stehen und wandte den Kopf. Er war so groß, daß sein Hutrand fast die niedrige Decke streifte.

      »Nicht hier? Wollen Sie mir erzählen, daß der Marshal in einem anderen Laden abgestiegen ist?«

      »Nein, sie wohnen hier, aber sie sind noch einmal weggegangen. Vielleicht zu Quartor oder auch zu Mister Clum.«

      Luke warf sich herum, war wieder im Eingang und rief dem Negerjungen nach, der eben mit seinem Rappen zum Stallhaus hinübergehen wollte:

      »Come on, Boy, ich brauche den Vierbeiner noch einen Moment!«

      Und gleich darauf sprengte er davon.

      Und zwar gleich zur Fremontstreet hinauf zu John Clum.

      Der alte Herr blickte den Riesen verdutzt an und griff sich an den Schädel.

      »Luke Short? Allmächtiger! Wenn jetzt da drüben Cochise auftauchte oder Geromino, würde ich mich auch nicht mehr wundern. Willkommen, Big Boy Tex! Na, Sie suchen sicher Ihre beiden Freunde? Die müßten jetzt eigentlich drüben bei Miller…«

      Er hielt inne, weil der Texaner die Hand gehoben hatte.

      Dumpfe, polternde Geräusche drangen drüben aus der geschlossenen Schenke auf die Straße.

      »He, das hört sich ganz nach Wyatt Earp an!« meinte der Hüne. »Damned! Es geht also schon los! Und Onkel Luke kommt im richtigen Augenblick!«

      Er tigerte mit weiten Sätzen auf die Kneipe zu, nahm sich gar nicht erst die Mühe, die verschlossene Tür zu öffnen, sondern peilte ein Fenster an, schoß wie eine Rakete vorwärts, zog den Kopf ein und hechtete wie eine geballte Ladung durch das geschlossene Fenster.

      Glas zersplitterte, Holz zerbarst mit knackendem Geräusch, Scherben spritzten weit in den Schankraum.

      Die Kämpfenden in Millers Bar hatten das Gefühl, eine schwere Armeegranate habe eingeschlagen.

      Statt dessen stand da plötzlich dieser mit Glassplittern bespickte, feixende Riese unter ihnen, die gewaltigen, ebenmäßig gewachsenen weißen Zähne gebleckt, die mächtigen Arme vorgestreckt und die Beine gespreizt.

      »Hallo, Wyatt! Hallo, Doc! Onkel Luke ist da! Und drauf! Und hier – und da! Und du auch, Joe, come on, Opa! Und du, Milchgesicht, hier, und bum! Und für dich das, Jimmy! Du auch, Kurzer! Und… der Dandy…!« Er hielt inne und ließ den Arm, den er da gepackt hatte, los. »He, das ist ja der Doc! Hallo, Doc! Augenblick, der lange Laban da, fatsch!« Der Schlagwirbel hatte Pinkerton erfaßt. »Schön, was? So was wie dich sollte man doch als Telegrafenmast verwenden!«

      Er wirbelte die Tramps durcheinander wie Schuljungen und mehr noch als seine gewaltige Schlagkraft wirkte sein Entree, sein paukenschlagartiger Kanonenauftritt.

      Die Freunde hatten sofort Luft bekommen, und Wyatt nutzte die Situation augenblicklich aus, indem er sich eine Bahn zu dem Texaner durchwuchtete.

      Ohne sich um die Herumtaumelnden, Angeschlagenen und mit eingezogenen Schädeln Davonstiebenden zu kümmern, blieb der Hüne mitten im Raum stehen, wieder mit gespreizten Beinen, die Hände auf die Knie gestützt, so lachte er dem Missourier entgegen.

      »Hallo, Mister Earp! Wie war der Tanz? Leider kam ich etwas spät. Aber besser in der letzten Runde als gar nicht!«

      Sie begrüßten sich mit lauter Herzlichkeit. Dann zerrte Luke Short den Marshal mit der Rechten und den Spieler mit der Linken zur Theke.

      »Whisky! Laban…, he!« Er sah den am Flaschenbord wie schlafend lehnenden Keeper an. »Ach, den hab’ ich ja eingeschläfert, als er mir seine Billardkugel entgegenstreckte. Schade. Macht nichts, wir helfen uns selbst!« Mit einem weiten Satz jumpte er über die Theke und brachte eine Flasche zum Vorschein, an deren verstaubten Hals er schmunzelnd roch.

      »Na, ist das ein Tropfen, Doc? Da wird sogar der liebe Wyatt einen Schluck nicht verachten!«

      Dann wurde das tiefbraune Gesicht des Texaners plötzlich ernst. Er sah die Männer, die noch wie betäubt vor der Flurtür standen. Sofort richtete er sich zu voller Größe auf und brüllte mit einer wahren Stentorstimme:

      »He, ihr Galgenvögel! Was steht ihr noch da herum! Haben wir euch etwa vergessen! Wartet, das gibt eine Nachspeise mit Pfeffer und Senf!«

      Er warf dem Spieler die Flasche zu, die der geschickt auffing, sprang über die Theke zurück – und schon huschten die Banditen wie Ratten aus der Tür hinaus.

      Die drei Freunde waren allein.

      ›Onkel‹ Luke lachte dröhnend. Es war typisch für den einunddreißigjährigen Texaner, daß er sich selbst gern Onkel nannte; überhaupt alles, was er bis jetzt getan hatte, war typisch für ihn.

      Plötzlich war der Keeper, der sich an einer vorspringenden Kante des Flaschenbords verfangen hatte, zu sich gekommen und wollte sich davonmachen.

      Wyatt Earp blitzte ihn an.

      »Riskieren Sie das ja nicht, Knochenmann! Diesmal könnte es Ihnen passieren, daß ich Ihren Schädel packe und daran zerre, um festzustellen, ob er echt ist!«

      Arthur Pinkerton war erledigt. Und er wußte es. Diesmal gab es kein Entrinnen mehr.

      »Wir hätten euch fertiggemacht, ihr Hunde!« keuchte er.

      Luke, der drei Gläser herangefischt und den ersten Probeschluck genommen hatte, deutete mit der Flasche, die in seiner Riesenpranke wie ein Spielzeug wirkte, auf den Keeper.

      »Hat der gehustet?«

      »Scheint so«, versetzte Holliday.

      Wyatt Earp senkte seinen Blick in die tückischen Augen des Banditen.

      »Sie haben Sheriff Ahslan ermordet!«

      »Nein!«

      »Ich werde es Ihnen beweisen.«

      »Das müssen Sie auch, und es wird Ihnen schwerfallen.«

      »Der quakt ja tatsächlich«, meinte der Texaner, während er sich mit der Flasche den Hut aus der Stirn schob. »Sagen Sie doch endlich, daß ich ihn zur Briefmarke schlagen soll, Wyatt!«

      Der Marshal schüttelte den Kopf.

      »Lassen Sie nur, Luke. Als Briefmarke wäre er viel zu klein für den Galgen.«

      »Für den Galgen!« Der Verbrecher lehnte sich plötzlich über die Theke, wo noch sein falscher Schnauzbart lag, den der Gambler ihm abgerissen hatte.

      »Mich wollen Sie hängen? Das wird Ihnen nicht gelingen, Earp! Sie elender H…«

      Es war eigentlich nur ein Wischer – oder hatte doch jedenfalls nur einer sein sollen – der Hieb – mit dem der Texaner ihn zurückstieß; aber er hatte das Brustbein des Outlaws doch so hart getroffen, daß er nach Luft rang und in die Knie ging.

      »Ist er so klein nicht schon sehr viel lustiger, der Junge«, meinte der Riese.

      »Warum haben Sie Sheriff Ahslan ermordet?« Metallen scharf traf die Frage des Marshals das Ohr des Röchelnden.

      »Ich war… es nicht!«

      Da setzte Wyatt über den Tresen wie vorhin Luke Short, riß den Banditen vom Boden hoch und fuhr ihn an:

      »Warum? Mach die Zähne auseinander, Boy, sonst brauchen wir tatsächlich keinen Galgen mehr.«

      »Jeder…, der uns angreift…, muß sterben«, keuchte der Desperado mit verzerrtem Gesicht.

      »Ah, und weil Sheriff Ahslan es gewagt hat, euch anzugreifen, war er fällig?«

      »Jeder ist fällig…«

      Wyatt stieß ihn so hart gegen das Bord zurück, daß die Flaschen darauf gefährlich zu tanzen begannen.

      »Mörder!«

      Mit