Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis. Leveke Brakebusch

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Название Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis
Автор произведения Leveke Brakebusch
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783863711986



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und wenn es Ihnen gut tut, ist aber nichts dagegen einzuwenden. Gelegentlich reagiert die bei Hashimoto-Thyreoiditis empfindliche Haut gereizt. Sie sollten dann möglichst wenig oder gar nicht in die Sauna gehen. Haben Sie keine Beschwerden und normale Schilddrüsenwerte, können Sie ohne Einschränkung in die Sauna gehen, solange Sie das Saunieren als wohltuend empfinden. Saunabesuch in Maßen kann sich auch positiv auf das vegetative Nervensystem auswirken. Extreme Temperaturen oder Aufenthalte länger als fünfzehn Minuten in der Sauna werden nicht empfohlen.

      Darf ich Sport treiben?

      Auch wenn keine Beschwerden bestehen, kann übermäßiger Stress, wie z. B. Extremsport, einen Krankheitsschub auslösen. Von extremen sportlichen Belastungen sollten Sie deshalb auch bei Beschwerdefreiheit absehen. Empfehlenswert ist hingegen regelmäßige und maßvolle körperliche Betätigung.

      Starke körperliche Belastungen sollten Sie vermeiden.

      Bei bestehender Unterfunktion sollten Sie stärkere Belastungen vermeiden. Gewichtsprobleme, die aufgrund der hormonellen Probleme entstehen, lassen sich durch Sport alleine nicht beheben. Lassen Sie zunächst ihre Hormone regulieren und beginnen Sie dann vorsichtig mit individuell angepasster körperlicher Aktivität. Sie werden merken, wann Ihre persönlichen Grenzen erreicht sind. Wichtig ist, dabei ein Gespür für die Belastbarkeit des eigenen Körpers zu bekommen. Eine Überbeanspruchung ist ebenso zu vermeiden wie ein völliges Vermeiden von körperlicher Aktivität. Wenn Sie sich müde und ausgelaugt fühlen, genügt als Fitnessmaßnahme meist schon ein Spaziergang. Dieser ist oft besser verträglich als eine große sportliche Leistung mit einem anschließenden Muskelkater. Vergleichen Sie Ihre sportliche Leistung nicht mit der Leistung vor der Erkrankung. Es ist wichtig, sich hier in den von der Krankheit gezogenen Grenzen zu halten und nicht frustriert zu sein, wenn nur kleine Schritte möglich sind, auch wenn die früheren Leistungen deutlich höher lagen. Für Hashimoto-Erkrankte ohne Symptome ist regelmäßiger Sport im normalen Ausmaß durchaus möglich und empfehlenswert.

      Darf ich ein Sonnenbad nehmen?

      Hashimoto-Kranke stellen bei sich häufig eine Sonnenunverträglichkeit fest. Direkte Sonneneinstrahlung sollten Sie vermeiden. Für Sonnenbäder gilt: Keine Sonnenbäder in der Mittagshitze, Schutz der Haut durch Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, Reduzieren der Anzahl der Sonnenbäder, Schutz der Augen durch eine hochwertige, getönte Sonnenbrille. Wer zusätzlich an der Weißfleckenerkrankung (Vitiligo) leidet, sollte zu viel Sonne vermeiden, weil sonst das Risiko für einen Sonnenbrand steigt.

      Wohin in den Urlaub?

      Sind die Hormonspiegel im Blut normalisiert, bestehen keine Einschränkungen in der Wahl des Urlaubsgebietes. Auf extreme Belastungen im Urlaub, wie z. B. eine Himalaya-Expedition oder Fasten-Wandern, sollten Sie verzichten, um eine unnötige Belastung des Immunsystems zu vermeiden.

      Krankengymnastik und Massage

      Viele Hashimoto-Kranke leiden unter Gelenk- und Muskelschmerzen, die in einem Teufelskreis zu weiteren Verspannungen führen können. Häufig kommt es zu Schmerzen und Verhärtung der Nackenmuskulatur, aber auch die übrige Muskulatur kann betroffen sein. Krankengymnastik und Massage können zwar die Ursache der Beschwerden nicht beheben, aber einer Verstärkung der Probleme vorbeugen und oft Linderung schaffen. Ziel der Therapie sollte es sein, die zusätzlichen Verspannungen zu lösen. Als besonders hilfreich hat sich in vielen Fällen die kraniosakrale Therapie erwiesen. Hierbei handelt es sich um eine besondere Form der Krankengymnastik. Zu Beginn der Behandlung wird meist nur Massage als wohltuend empfunden. Aktive Krankengymnastik sollte erst zu einem späteren Zeitpunkt begonnen werden.

      Eine Schilddrüsenunterfunktion wirkt sich auch auf die Muskulatur aus. Es können Muskelschwäche und eine vermehrte Muskelspannung auftreten, die mit aktiver Krankengymnastik nicht zu beheben sind. Auch unabhängig von der hormonellen Situation können Muskelschmerzen und Verhärtungen auftreten. Oft setzen sie schubweise ein und können zwischenzeitlich auch wieder vollständig verschwinden. Schwimmen hat sich für viele Betroffene als günstig erwiesen. Hier wird die muskelentspannende und gelenkentlastende Wirkung als wohltuend empfunden. Das Wichtigste bei Gelenk- und Muskelproblemen ist allerdings die für Sie optimale, individuelle Einstellung der Hormonwerte.

      Hashimoto-Thyreoiditis und die Familie

      Durch eine Hashimoto-Thyreoiditis werden nicht selten auch familiäre Probleme ausgelöst. Bei einigen Betroffenen findet sich eine erhöhte Reizbarkeit, andere versinken in trauriger Stimmung. Ihre Familie erkennt Sie oft nicht wieder. Gut gemeinte Ratschläge wie »Mach doch mehr Sport und iss weniger« ohne Kenntnis der Erkrankung verschärfen die Situation. Der Erkrankte wird missverstanden und nicht selten als faul und psychisch krank eingeschätzt.

      Hashimoto-Thyreoiditis verursacht oft Probleme im Umgang mit der Familie und Freunden.

      Klären Sie Ihre Familienangehörigen genau über die Krankheit und ihre Auswirkungen auf. Die Hashimoto-Thyreoiditis kann eine schwierige Krankheit sein, auch für die Angehörigen. Es ist wichtig, dass Sie sich nicht als Belastung oder »Zumutung« für Ihre Familie empfinden. Sie haben sich die Krankheit nicht ausgesucht. Kinder können oft sehr gut mit Krankheiten in der Familie umgehen. Erklären Sie ihnen, warum Sie nicht so belastbar sind wie andere Menschen. Langfristig werden Sie Ihren Kindern durch das Leben mit Problemen und mit Krankheit eine bessere Grundlage für spätere Problembewältigung mitgeben, als es durch ein sorgenfreies Leben möglich wäre. Aufgrund der in einigen Fällen zahlreichen Krankheitsbeschwerden können Beziehungen zerbrechen, aber auch enger werden. Dies gilt für Freundschaften ebenso wie für die Partnerschaft. Wo die Freundschaft schon vorher nicht belastbar war, wird sie an der Krankheit möglicherweise zerbrechen. Hashimoto kann eine große Belastung für Familie und Freunde sein. Diese Belastung gemeinsam zu tragen, kann Freundschaften und Beziehungen aber auch intensiver werden lassen.

      Beziehungen können sich trotz vieler Probleme intensivieren.

      Hashimoto-Thyreoiditis und Partnerschaft

      Auch der Partner wird durch die Krankheit bei dem seltenen schweren Verlauf sehr stark gefordert. Bitte beachten Sie: Dies gilt nicht für die häufigeren leichten Erkrankungsverläufe. Ständiges Geduld-haben-Müssen auf der einen Seite, fehlende Belastbarkeit, Stimmungsschwankungen und ein verändertes Körperbild auf der anderen Seite machen die Beziehung häufig schwieriger. Gemeinsame Freizeitaktivitäten können in einigen Fällen nicht wie vor der Krankheit weitergeführt werden. Der gemeinsame Lebensplan muss in einigen Fällen neu überdacht werden, wenn es z. B. dem Betroffenen nicht möglich ist, zu arbeiten.

      Bei Menschen, die an Gewicht zugenommen haben und die auch nach optimaler hormoneller Einstellung nur mühsam oder gar nicht zu ihrem Gewicht aus gesunden Tagen zurück gelangen, kann das Selbstwertgefühl vermindert sein. Bitte denken Sie daran, das Gewicht macht nicht den Wert eines Menschen aus.

      Dies ist in Zeiten, in denen Fitness und Aussehen einen hohen Stellenwert besitzen, besonders schwierig zu vermitteln. Es kann aber trotzdem gelingen, ein positives Selbstbild aufzubauen, das sich auf wichtigere Werte gründet. Hier ist der Austausch mit anderen Erkrankten eine hilfreiche Unterstützung.

      Trauen Sie sich, auch das Thema Sexualität anzusprechen.

      In der akuten Phase kann auch die Sexualität beeinträchtigt sein. Hier spielen die Schilddrüsenhormone eine wichtige Rolle. Die sexuellen Probleme werden von Erkrankten häufig nicht thematisiert. Dem Arzt gegenüber wird das Problem oft aus Scham verschwiegen. Sprechen Sie deshalb mit Ihrem Arzt oder in einer Selbsthilfegruppe über diese Probleme, auch wenn das Mut erfordert. Sprechen Sie vor allem mit Ihrem Partner darüber, dass nicht er, sondern Ihre Krankheit die Ursache der Veränderung ist. Fast immer werden die Probleme verschwinden, sobald die Schilddrüsenfunktion medikamentös gut eingestellt ist. Wenn es auch dann nicht besser wird, sollten Sie eine Bestimmung der weiblichen und männlichen Hormone durchführen lassen. Diese können durch die Erkrankung ebenfalls verändert sein. Eine Behandlung führt dann oft