Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis. Leveke Brakebusch

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Название Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis
Автор произведения Leveke Brakebusch
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783863711986



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Schwerpunkt der internistischen Endokrinologie liegt bei der Stoffwechselerkrankung Diabetes (Zuckerkrankheit) und allgemeinen Störungen der Schilddrüse und anderer hormonbildender Organe. Der Schwerpunkt der gynäkologischen Endokrinologen liegt in der Behandlung des unerfüllten Kinderwunsches.

      Wann sollte ein Schilddrüsenspezialist aufgesucht werden?

      Mit einer Autoimmunkrankheit der Schilddrüse sollte sich immer ein Spezialist befassen. Solche Spezialisten sind Endokrinologen, die es allerdings nicht in jeder Stadt gibt. Die Behandlung kann nach genauer Diagnostik und medikamentöser Einstellung durch einen Endokrinologen auch von einem erfahrenen Hausarzt oder Internisten weitergeführt werden. Wenn Sie Probleme haben, die der betreuende Arzt nicht lösen oder erklären kann, ist die Überweisung zu einem Spezialisten sinnvoll.

      Neben einem Arzt, der Erfahrung bei Autoimmunkrankheiten der Schilddrüse besitzt, sollten alle erkrankten Frauen bei Zyklusproblemen auch einen Frauenarzt aufsuchen, da als Folge von Schilddrüsenkrankheiten auch Störungen der weiblichen Hormone auftreten können. Störungen der männlichen Hormone können die Erkrankung bei Männern begleiten. Für die Untersuchung ist der Endokrinologe oder ein Arzt mit männerheilkundlicher (andrologischer) Zusatzausbildung zuständig.

      Worauf sollte ich beim Arztbesuch achten?

      Schreiben Sie Ihre Schilddrüsenwerte (fT3, fT4, TSH und Antikörperspiegel) und die zugehörigen Normwerte nach jeder Messung auf oder lassen Sie sich diese als Kopie mitgeben. Bei kompliziertem Krankheitsverlauf sollten Sie sich einen Aktenordner mit allen Krankheitsunterlagen anlegen. Lassen Sie sich nach Möglichkeit alle erhobenen Befunde und Arztbriefe in Kopie aushändigen. Dazu zählen auch Röntgenbefunde.

      Sammeln Sie alle Ihre Befunde in Kopie.

      Vor dem Arztbesuch sollten Sie alle Fragen aufschreiben, um sie später gemeinsam mit dem Arzt zu besprechen. Oft kommt es vor, dass man beim Arztbesuch nicht alle Fragen stellen kann, die man sich vorher überlegt hatte. Dabei spielen die Zeitnot des Arztes, aber auch Ängstlichkeit und Nervosität des Betroffenen eine Rolle. Hilfreich ist es, die Fragen vorher auf einem Zettel zu notieren und dann gemeinsam mit dem Arzt durchzugehen. Einigen Ärzten können Sie diese Fragen auch vor dem Termin zukommen lassen (Brief, Fax, E-Mail). Der Arzt kann sich dann in Ruhe vorbereiten und weiß, welche Probleme Ihnen wichtig sind.

      Wenn Ihr Arzt sich mit der Hashimoto-Thyreoiditis nicht auskennt oder zu wenig Zeit und Interesse hat, sollten Sie den Arzt wechseln.

      Wann kann sich der Hormonbedarf ändern?

      Der Hormonbedarf kann sich ändern. Dann muss die Medikamentendosis angepasst werden.

      Die Spiegel der verschiedenen Hormone können sich in Abhängigkeit von Alter und Lebenssituation ändern. Gelegentlich ist keine Ursache auszumachen, warum sich der Hormonbedarf ändert. Bei Frauen kann es durch Änderungen des Östradiolspiegels zu einem veränderten Bedarf an Schilddrüsenhormonen kommen. So wird in der Schwangerschaft fast immer mehr Schilddrüsenhormon benötigt. Auch die Einnahme der Anti-Baby-Pille kann den Bedarf an Schilddrüsenhormonen steigern. Bei Gewichtsveränderungen kann sich der Hormonbedarf ebenfalls ändern. In jeder Situation, in der unklare Beschwerden auftreten, etwa bei zusätzlichen Erkrankungen, sollten Sie immer auch an eine Veränderung des Hormonbedarfs denken.

      Durch die gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente wird in manchen Fällen die Menge der benötigten Schilddrüsenhormone beeinflusst. Wenn Ihnen also ein neues Medikament verordnet wird, fragen Sie immer auch nach einer möglichen Beeinflussung des Schilddrüsenstoffwechsels. Hinweise dazu finden sich auch im Beipackzettel der Medikamentenpackung.

      Einige Betroffene beobachten jahreszeitliche Schwankungen ihres Hormonbedarfs. Zu Beginn der kälteren Jahreszeit steigt der Hormonbedarf, während er in den wärmeren Monaten wieder absinken kann. Am Meer und in warmem Klima wird oft weniger Schilddrüsenhormon benötigt. Bei einem kurzen Ferienaufenthalt am Meer muss jedoch die Hormondosis nicht reduziert werden. Einen veränderten Hormonbedarf erkennen Sie an den Symptomen der Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse sowie an den Schilddrüsenhormonwerten im Blut.

      Darf ich Medikamente zur Anregung des Immunsystems einnehmen?

      Medikamente, die das Immunsystem anregen (Roter Sonnenhut, Echinacea, Mistel- oder Thymuspräparate), sollten Sie nicht anwenden. Das Immunsystem beim Hashimoto-Kranken arbeitet bereits übermäßig und ist in seiner Funktion und Balance gestört. Wird es nun medikamentös angeregt, ist die Auswirkung schwer einzuschätzen. Eine mögliche vermehrte Produktion von Schilddrüsen-Antikörpern sollten Sie besser nicht riskieren. Einschränkend muss gesagt werden, dass nach eigenen Beobachtungen noch keine negativen Auswirkungen nach Einnahme von Echinacea beobachtet wurden, allerdings auch keine Besserung der Krankheitserscheinungen. Die Einbringung homöopathischer Substanzen direkt in die Schilddrüse ist nicht ratsam.

      Darf ich mich impfen lassen?

      Hierzu gibt es keine allgemeingültige Empfehlung. Für eine Impfung spricht, dass gerade bei gestörtem Immunsystem ein Schutz vor Grippe oder anderen Krankheiten sinnvoll erscheint. Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis haben aufgrund des gestörten Immunsystems ein höheres Risiko, an Infektionskrankheiten zu erkranken. Liegt eine milde Form der Hashimoto-Thyreoiditis vor, kann eine Grippe-Schutzimpfung sinnvoll sein. Bei schwereren Erkrankungsvarianten ist das Risiko einer Impfung genau abzuwägen.

      Bei einem beschwerdearmen Verlauf können Sie sich impfen lassen.

      Gegen Impfungen spricht, dass die Impfung eine Herausforderung für das gestörte Immunsystem darstellt, deren Auswirkungen nicht sicher abzusehen sind. Bei Personen mit anderen Autoimmunkrankheiten wie z. B. Lupus erythematodes oder primär chronischer Polyarthritis können Impfungen Krankheitsschübe auslösen. Für die Hashimoto-Thyreoiditis ist dies nicht geklärt. Die meisten Betroffenen ohne weitere Autoimmunerkrankungen vertragen die Impfungen problemlos.

      Inwieweit Impfungen selbst autoimmune Krankheiten auslösen können, ist umstritten. Nach einigen Untersuchungen traten nach Grippe-Impfung oder Hepatitis-B-Impfung Krankheiten aus dem immunologischen Formenkreis auf. Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen liegen zu diesem Thema jedoch zurzeit nicht vor.

      Während einer Behandlung mit höheren Dosen Kortison oder mit anderen, das Immunsystem unterdrückenden Medikamenten sollte nicht geimpft werden.

      Gesondert betrachtet werden müssen Impfungen bei Kindern mit Hashimoto-Thyreoiditis. Die üblichen Impfungen gegen Kinderkrankheiten sind aufgrund des Risikos dieser Erkrankungen empfehlenswert. Allgemein gilt für Impfungen bei Hashimoto-Thyreoiditis, insbesondere beim Vorliegen weiterer immunologischer/rheumatischer Krankheiten: Es sollte nach genauem Abwägen der Risiken und Vorteile individuell entschieden werden, ob eine Impfung sinnvoll ist.

      Darf ich Blut spenden?

      Wenn Sie an Hashimoto-Thyreoiditis erkrankt sind, dürfen Sie kein Blut für die Transfusion anderer Menschen spenden. Die im Blut befindlichen Antikörper können auf andere Menschen übertragen werden und dort möglicherweise zu einer vorübergehenden Schilddrüsenunterfunktion führen. Dieser Fall tritt zwar sehr selten auf, trotzdem sollte kein Blut gespendet werden. Der Empfänger von Blutkonserven muss sich dann nicht mit einer zusätzlichen Belastung durch fremde Antikörper auseinandersetzen. Wenn in Ihrem Blut keine Antikörper mehr nachweisbar sind, sollten Sie weiterhin auf eine Blutspende verzichten, da sich einige Antikörper der Nachweisbarkeit entziehen.

      Eine Blutspende ist erlaubt, wenn kein Blut auf andere Menschen übertragen wird, sondern dieses zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet wird. Blutspenden dieser Art können dazu beitragen, die Ursachen der Krankheit besser zu erforschen und die Behandlung zu verbessern.

      Darf ich in die Sauna gehen?

      Bei einer Schilddrüsenunterfunktion sollten Sie nicht allein in die Sauna gehen. Aufgrund der empfindlichen