Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis. Leveke Brakebusch

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Название Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis
Автор произведения Leveke Brakebusch
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783863711986



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ihn wieder zurück nach Japan. Als Chirurg mit dem Schwerpunkt Bauchchirurgie gelangte er zu großem Ansehen unter seinen Kollegen. Er veröffentlichte zwei weitere Arbeiten, eine über eine als Erysipel bekannte Hautinfektion, die andere über Verletzungen im Bereich des Brustkorbes. Hakaru Hashimoto starb 1934 im Alter von 53 Jahren an Typhus.

      Vorkommen und Häufigkeit der Hashimoto-Thyreoiditis

      Frauen erkranken häufiger als Männer. Auch Kinder können erkranken. Die Krankheitshäufigkeit in der Bevölkerung insgesamt beträgt je nach Untersuchung etwa 4–12 %. Genaue Angaben über die Krankheitshäufigkeit gibt es für Deutschland jedoch nicht. Die Hashimoto-Thyreoiditis tritt familiär gehäuft auf. In Phasen der hormonellen Umstellung wie der Pubertät, nach einer Schwangerschaft und in den Wechseljahren kommt die Erkrankung häufiger zum Ausbruch. Die Hashimoto-Thyreoiditis gilt als häufigste Autoimmunkrankheit des Menschen.

      Wie wird die Hashimoto-Thyreoiditis festgestellt?

      Um eine Hashimoto-Thyreoiditis festzustellen, sind mehrere Untersuchungen notwendig.

Tabelle 2: Untersuchungen bei der Diagnostik der Hashimoto-Thyreoiditis
Klinischer (oder körperlicher) Befund Gesamtbild und körperliche Untersuchung
Blutuntersuchung Hormone: fT3, fT4, TSH
Schilddrüsen-Antikörper: TPO-AK, TG-Antikörper und TRAK
Untersuchung der Schilddrüse durch • Abtasten (medizinisch: Palpation)• Ultraschall (Sonografie)• Szintigramm (selten erforderlich)

      Zur Aufnahme des Gesamtbildes gehört insbesondere die Untersuchung auf Symptome der Unterfunktion (Kapitel »Symptome«). Im Blut müssen die Schilddrüsenhormone und die Schilddrüsen-Antikörper bestimmt werden. Eine ausführliche Erklärung hierzu finden Sie im Kapitel »Antikörper«. Wichtig für die korrekte Diagnosestellung ist eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse. Mit dieser Untersuchung lassen sich rasch Größe und Beschaffenheit des Schilddrüsengewebes bestimmen. Eine nuklearmedizinische Untersuchung, ein sogenanntes Schilddrüsenszintigramm, ist nur in besonderen Situationen, z. B. bei knotigen Schilddrüsenveränderungen erforderlich. Zur Diagnose einer Hashimoto-Thyreoiditis trägt das Szintigramm aber nur selten etwas bei, manchmal stiftet es sogar Verwirrung.

      Häufig vergeht längere Zeit, bis die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis festgestellt wird. Eine Betroffene berichtet von ihren Erfahrungen:

      Zehn Jahre bis zur Diagnose

      … Ja, man darf nicht nur nach Hormonwerten gucken, vor allen Dingen sollte man seine Patienten mit ihren Beschwerden schon ernst nehmen.

      Ich habe zehn Jahre lang gelitten, angeblich war kein Handlungsbedarf. Habe mir Bücher über Endokrinologie ausgeliehen, und es war mir eigentlich schon sehr lange klar, dass meine Beschwerden von der Schilddrüse kommen. Nur niemand fand es nötig zu helfen. Ich war auch bei mehreren Untersuchungen, viele hatten auch den Verdacht, dass es die Schilddrüse ist, aber die Werte waren im »Normbereich«. Da waren sie gleich schnell wieder davon ab und ich fühlte mich wie ein Hypochonder behandelt. Nie hat jemand die Antikörper untersucht, damals wusste ich auch noch nichts davon. Endlich hat dann eine Ärztin auf Anhieb den richtigen Verdacht gehabt.

      Mir geht es nach zweimonatiger Behandlung mit Thyroxin auch schon wesentlich besser, aber ich wundere mich, warum es zehn Jahre gedauert hat. ■

      Ist die Hashimoto-Thyreoiditis heilbar?

      Die Symptome der Hashimoto-Thyreoiditis können in vielen Fällen durch eine geeignete Behandlung beseitigt werden. Manchmal kommt es in der frühen Phase der Erkrankung zur Ausheilung. Oft kann mit Schilddrüsenhormonen völlige Beschwerdefreiheit erreicht werden.

      In anderen Fällen bleiben Krankheitserscheinungen trotz Behandlung bestehen. Hier müssen andere Lösungswege gesucht werden. Eine individuelle, also auf den einzelnen Menschen zugeschnittene Behandlung ist dann sinnvoll. Bei unklaren Beschwerden muss untersucht werden, ob weitere Autoimmunkrankheiten oder sonstige Störungen vorliegen. Eine sichere Heilungsmethode der Hashimoto-Thyreoiditis gibt es zurzeit nicht. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische, das heißt länger andauernde Krankheit. Der chronische Krankheitsverlauf erfordert viel Geduld. Durch Rückschläge dürfen Sie sich nicht entmutigen lassen. Auch für die hormonelle Einstellung ist Geduld notwendig, da die Medikamente nicht sofort, sondern mit zeitlicher Verzögerung ihre Wirkung entfalten. Die Aussichten, wieder ein »normales« Leben wie vor Krankheitsbeginn führen zu können, sind jedoch gut. Auch wenn dauerhaft gewisse Symptome bestehen bleiben, kann ein Leben mit der Hashimoto-Thyreoiditis unbeschwert sein und auch Freude machen.

      Beispielhafte Krankheitsverläufe

      Um die Vielfalt der möglichen Krankheitsverläufe zu skizzieren, sind nachfolgend einige Beispiele dargestellt.

      Unkomplizierter Verlauf nach Hormoneinstellung

      Leichte Krankheitserscheinungen

      Eine 30-jährige, berufstätige Frau bemerkt leichten Haarausfall und Gewichtszunahme. Ihr Zyklus ist seit einigen Monaten unregelmäßig. Sie bemerkt einen leichten Ansatz zum Bartwuchs. Weitere Beschwerden bestehen nicht. Da sie sich ein Kind wünscht, besucht sie ihre Frauenärztin. Die Untersuchung weist aus, dass ihr TSH-Wert auf 6 mU/l erhöht ist. Die Antikörperbestimmung bestätigt eine Hashimoto-Thyreoiditis. Innerhalb eines halben Jahres gelingt eine gute Einstellung mit 150 µg L-Thyroxin.

      Da ihre 60-jährige, ebenfalls berufstätige Mutter an einer Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) leidet, wird auch sie auf Hashimoto-Thyreoiditis untersucht (beide Krankheiten treten oft gemeinsam auf). Es stellt sich heraus, dass ihre Schilddrüse ein Volumen von nur 6 Milligramm hat und die Antikörperspiegel erhöht sind. Es liegt ebenfalls eine Hashimoto-Thyreoiditis vor, die aber bisher unbehandelt war und mit allenfalls geringen Beschwerden ablief.

      Eine Schwangerschaft tritt bei der jungen Patientin ein halbes Jahr nach Diagnose problemlos ein. Im Verlauf der Schwangerschaft wird die Schilddrüsenfunktion genau überwacht. In Kürze erwartet sie ihr erstes Kind. Es besteht Beschwerdefreiheit. Sie ist informiert, dass nach der Entbindung ein Krankheitsschub auftreten könnte. Die Schilddrüsenwerte werden fortlaufend regelmäßig kontrolliert, um rechtzeitig die Hormondosis anzupassen, falls erforderlich. ■

      Unkomplizierter Verlauf seit 25 Jahren

      Fehlende Krankheitserscheinungen unter Hormonbehandlung

      Bei einem 60-jährigen Mann wurde vor 25 Jahren eine Hashimoto-Thyreoiditis festgestellt. Im Laufe der Jahre musste die Hormondosis langsam von 50 µg eines L-Thyroxin-Präparates auf 200 µg angehoben werden. Die Schilddrüse ist knotig vergrößert. Der TPO-Antikörperspiegel ist mit 20 000 U/l stark erhöht. Der Erkrankte ist beschwerdefrei und voll leistungsfähig. In seinem Beruf arbeitet er dreizehn Stunden täglich. Weitere Familienangehörige mit einer Hashimoto-Thyreoiditis sind bisher nicht bekannt. ■

      Spontane Rückbildung der Krankheit im Anfangsstadium

      Heilung im Anfangsstadium

      Ein 28-jähriger Mann bemerkt starke Unruhe, Schlaflosigkeit und Zittern der Hände. Es wird die Anfangsphase einer Hashimoto-Thyreoiditis festgestellt mit Überfunktion (erhöhten Schilddrüsenfunktionswerten) und positiven Antikörpern. Nach zwei Monaten entwickelt sich eine Unterfunktion, die zeitweise mit 100 µg L-Thyroxin behandelt wird. Zwischenzeitig bestehen Sehstörungen. Nach weiteren acht Monaten haben sich die Schilddrüsenhormone