Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur. Julius Hoxter

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Название Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur
Автор произведения Julius Hoxter
Жанр Документальная литература
Серия Judaika
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783843800242



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und Hohenpriester erhoben. (5)

      (Das erste Buch der Makkabäer 14, 25–49)

      Als aber das Volk diese Begebenheiten vernahm, sprachen sie: »Welchen Dank sollen wir Simon und seinen Söhnen abstatten? Denn er und seine Brüder und seine väterliche Familie haben sich tapfer gezeigt und die Feinde Israels von ihnen abgewehrt und ihnen Freiheit geschafft!« So zeichneten sie (es) denn auf eherne Tafeln auf und befestigten (diese) an einer Säule auf dem Berge Zion. Und dies ist die Abschrift der Urkunde: Am 18. Elul des Jahres 172, das ist das dritte Jahr unter dem Hohenpriester Simon, dem Fürsten des Volkes Gottes, wurde uns in einer großen Versammlung der Priester und des Volks und der Obersten des Volks und der Vornehmsten des Landes (Folgendes) kundgetan: Da oft Kriege im Land ausbrachen, haben sich Simon, der Sohn des Mattatias, der Abkömmling der Söhne Jojaribs, und seine Brüder der Gefahr preisgegeben und den Feinden ihres Volks Widerstand geleistet, damit ihr Heiligtum und das Gesetz erhalten bliebe, und erwarben ihrem Volke hohen Ruhm. Und als Jonathan ihr Volk vereinigt hatte und ihr Hoherpriester geworden und zu seinem Volke versammelt worden war, da beschlossen ihre Feinde, in ihr Land einzudringen, um ihr Land zu verheeren und Hand an ihr Heiligtum zu legen. Damals trat Simon auf und kämpfte für sein Volk. Er wendete viel von seinem eignen Vermögen auf, versah die Krieger seines Volks mit Waffen und gab ihnen Sold. Er befestigte die Städte Judäas und Betsura an der Grenze Judäas, das zuvor ein Waffenplatz der Feinde gewesen war, und legte Judäer als Besatzung hinein. Auch Joppe, das am Meere liegt, befestigte er, sowie Gazera, das an das Gebiet von Azotus angrenzt, woselbst sich zuvor die Feinde festgesetzt hatten. Er siedelte dort Judäer an, und was irgend zu ihrem Unterhalt erforderlich war, tat er hinein.

      Als aber das Volk die Treue Simons sah und den Ruhm, den er seinem Volke zu verschaffen suchte, machten sie ihn zu ihrem Anführer und Hohenpriester, weil er alles dieses ausgeführt hatte, und wegen der Gerechtigkeit und Treue, die er seinem Volke bewahrte, und weil er sein Volk auf jede Weise zu heben trachtete. In seiner Zeit gelang es durch seine Hände, dass die Heiden aus ihrem Lande weggeschafft wurden und (ebenso) die in der Stadt Davids, in Jerusalem, die sich eine Burg errichtet hatten, aus der sie Ausfälle machten und (alles) rings um das Heiligtum her verunreinigten und die Heiligkeit (des Tempels) arg schädigten. Und er siedelte Judäer in ihr an und befestigte sie zur Sicherung des Landes und der Stadt und erhöhte die Mauern Jerusalems. Der König Demetrius aber bestätigte ihn demgemäß als Hohenpriester und zählte ihn unter seine Freunde und erwies ihm große Ehre. Denn er hatte gehört, dass die Judäer von den Römern für ihre Freunde und Bundesgenossen und Brüder erklärt würden, und dass sie die Abgesandten Simons ehrenvoll empfangen hatten. So … beschlossen denn die Judäer und die Priester, dass Simon für immer ihr Anführer und Hoherpriester sein solle, bis ein glaubhafter Prophet erstehen würde, und dass er ihr Feldherr sein und ihm die Sorge für das Heiligtum obliegen solle, damit durch ihn (Leute) bestellt würden über ihre (öffentlichen) Arbeiten und über das Land und die Waffen und die Festungen; dass ihm die Sorge für das Heiligtum obliegen und ihm von allen gehorcht werden solle; dass in seinem Namen alle Urkunden im Land abgefasst werden sollten, und dass er sich in Purpur kleiden und goldenen Schmuck tragen solle. Simon aber nahm es an und willigte ein, das Hohepriesteramt zu bekleiden und Feldherr und Volksfürst der Juden und der Priester zu sein und allem vorzustehn. Und diese Urkunde ließen sie auf ehernen Tafeln anbringen und diese an der Mauer des Heiligtums an einem (allen) sichtbaren Ort aufstellen. Eine Abschrift davon aber ließen sie in der Schatzkammer niederlegen, damit Simon und seine Söhne sie besäßen.

      (Talm. Babl. Trakt. Kidduschin = Heiligungen 66 a; der Traktat handelt von den Eheschließungen.)

      Es ereignete sich einst, dass König Jannai (Johann Hyrkan, 135–106 v.) nach Kochalit ins Wüstenland (im Nordosten von Peräa) gezogen war und sechzig Städte daselbst erobert hatte. Bei seiner Heimkehr freute er sich sehr, lud die Weisen Israels zu sich ein und sprach zu ihnen: »Als unsere Väter mit dem Bau des Heiligtums beschäftigt waren, aßen sie Steppenpflanzen, auch wir wollen solche zur Erinnerung an unsere Väter essen.« Man trug nun diese auf goldenen Tischen auf und aß sie. Unter ihnen (den Geladenen) befand sich auch ein niederträchtiger, böser Spötter namens Elasar ben Poira. Dieser sprach nun zum König Jannai: »König Jannai, die Pharisäer sind im Herzen gegen dich!« »Was soll ich tun (um mich davon zu überzeugen)?« »Bringe sie in Harnisch, indem du das Stirnblech (des Hohenpriesters) zwischen deinen Augen trägst.« Er tat also. Da sprach ein Greis namens Jehuda ben Gedidja zu König Jannai: »König Jannai, begnüge dich mit der Krone des Königtums und überlasse die Krone des Priestertums den Nachkommen Arons.« Man erzählte sich nämlich, dass seine (des Königs) Mutter nach Modin gefangen geführt wurde (was ihre Nachkommen zum Priestertum untauglich gemacht hätte). Die Sache wurde untersucht, und sie stellte sich als leeres Gerücht heraus. (Die Richter verurteilten den Verleumder nicht zum Tode, sondern nur zur Geißelung.) Hierauf wurden die Weisen Israels im Zorne (aus den Ämtern) verdrängt. Da sprach Elasar ben Poira zu König Jannai: »König Jannai, ein gewöhnlicher Mann in Israel würde dieses Recht genießen, und ein König in Israel und Hoherpriester soll das gleiche Recht genießen!« »Und was soll ich tun?« »Wenn du auf meinen Rat hören willst, tritt sie nieder« (vernichte sie). »Und was soll aus der Lehre werden?« »Sie steht zusammengerollt in einer Ecke; wer lernen will, komme und lerne aus ihr.« Rab Nachman ben Jizchak sagte: »In diesem Augenblick war er schon von ketzerischen Gedanken erfüllt. Er hätte sonst antworten müssen, dass das nur bei der schriftlichen Lehre möglich wäre, wie aber würde es mit der mündlichen Lehre sein?« So reifte das Unglück durch Elasar ben Poira heran, und die Weisen Israels wurden umgebracht, und die Welt war verödet, bis Simeon ben Schetach kam und der Lehre zu ihrer früheren Stellung verhalf.

      a) Pharisäer und Sadduzäer.

      (Flavius Josephus, Jüdische Altertümer XVIII, 1. Jüdischer Krieg II, 8.)

      Die Pharisäer leben enthaltsam und kennen keine Annehmlichkeiten. Was vernünftige Überlegung als gut erscheinen lässt, dem folgen sie und halten es überhaupt für ihre Pflicht, den Vorschriften der Vernunft nachzukommen. Die Alten ehren sie und maßen sich nicht an, den Anordnungen derselben zu widersprechen. Wenn sie behaupten, alles geschehe nach einem bestimmten Schicksal, so wollen sie damit dem menschlichen Willen nicht das Vermögen absprechen, sich selbst zu bestimmen, sondern lehren, es habe Gott gefallen, die Macht des Schicksals und die menschliche Vernunft zusammenwirken zu lassen, so dass jeder es nach seinem Belieben mit dem Laster oder der Tugend halten könne. Sie glauben auch, dass die Seelen unsterblich sind und dass dieselben, je nachdem der Mensch tugendhaft oder lasterhaft gewesen, unter der Erde Lohn oder Strafe erhalten. Infolge dieser Lehren besitzen sie beim Volke einen solchen Einfluss, dass sämtliche gottesdienstliche Verrichtungen, Gebete wie Opfer, nur nach ihrer Anleitung dargebracht werden. Ein so herrliches Zeugnis der Vollkommenheit gaben ihnen die Gemeinden, weil man glaubte, dass sie in Wort und Tat nur das Beste wollten.

      Die Sadduzäer hingegen, die zweite der obengenannten Sekten, leugnen das Schicksal völlig und behaupten, Gott habe mit dem Tun und Lassen der Menschen gar nichts zu schaffen; vielmehr seien gute wie böse Handlungen gänzlich dem freien Willen anheimgestellt, und nach eigenem Gutdünken trete ein jeder auf die eine oder andere Seite. Weiterhin leugnen sie auch die Fortdauer der Seele sowie die Strafen und Belohnungen in der Unterwelt. Während aber die Pharisäer sich eng aneinander anschließen und zum Wohle der Gesamtheit die Eintracht hochhalten, ist das Benehmen der Sadduzäer gegen ihresgleichen weit unfreundlicher, so dass sie mit ihren Gesinnungsgenossen so abstoßend wie mit Fremden verkehren.

      (Flavius Josephus, Jüdische Altertümer XVIII, 1. Jüdischer Krieg II, 8.)

      Die Essäer dagegen lehren, man müsse alles dem Willen Gottes anheimgeben. Sie glauben an die Unsterblichkeit der Seele