Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur. Julius Hoxter

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Название Quellentexte zur jüdischen Geschichte und Literatur
Автор произведения Julius Hoxter
Жанр Документальная литература
Серия Judaika
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783843800242



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dir Ruhe schenke,

       Trost von deinem Gram!«

      (Aus Flavius Josephus, Jüdische Altertümer XI, 8.)

      (Während der Belagerung von Tyrus forderte Alexander der Große den Hohenpriester auf, alle Abgaben, die er früher dem Darius geleistet, nunmehr ihm zu entrichten. Als der Hohepriester unter Berufung auf den Treueid gegenüber den Persern das Ersuchen ablehnte, beschloss Alexander, Jerusalem anzugreifen. Da offenbarte Gott dem Hohenpriester, wie er den Mazedoniern begegnen sollte.)

      Als er nun vernahm, der König sei nicht mehr weit von der Stadt entfernt, schritt er mit den Priestern und dem gesamten Volke in feierlichem, bei anderen Völkerschaften unbekannten Aufzuge aus der Stadt bis zu einem Orte, der Sapha heißt. Die dem Könige folgenden Phöniker und Chaldäer glaubten nun bestimmt, Alexander werde in seinem Zorn ihnen erlauben, die Stadt zu plündern und den Hohenpriester umzubringen. Doch es geschah das gerade Gegenteil. Sobald nämlich Alexander von fern die Menge in ihren weißen Kleidern, die Priester in ihren Byssusgewändern und den Hohenpriester mit dem Kleide aus Hyazinth und Gold, dem Kopfbunde und der goldenen Platte, auf welcher der Name Gottes eingraviert war, erblickte, eilte er allein herbei, bewies dem Namen seine Verehrung und begrüßte den Hohenpriester zuerst. Und da nun auch die Juden insgesamt wie aus einem Munde den Alexander bewillkommten und umringten, gerieten die Könige von Syrien und die übrigen in Erstaunen und glaubten, der König sei seiner Sinne nicht mehr mächtig. Parmenion allein fasste sich ein Herz, schritt auf Alexander zu und fragte ihn, weshalb er, den alle Welt verehre, sich vor dem jüdischen Hohenpriester niederwerfe. Der König entgegnete ihm darauf: »Nicht ihn habe ich angebetet, sondern Gott, dessen höchste Priesterwürde er bekleidet. Diesen Hohenpriester habe ich in demselben Gewande schon im Traume gesehen, als ich zu Dios in Mazedonien mich befand. Und da ich schon überlegte, wie ich Asien unterjochen könne, riet dieser mir, nicht zu zögern, sondern wacker überzusetzen. Er selbst werde meinem Heere voranschreiten und mir die Herrschaft über die Perser verschaffen. Weil ich nun noch keinen anderen Menschen in einem solchen Gewande gesehen habe, erinnerte ich mich bei seinem Anblick sogleich des Traumes und seiner Verkündigung, und ich glaube jetzt, dass ich meinen Kriegszug auf Gottes Geheiß unternehme, dass ich den Darius überwinden, die Macht der Perser vernichten und alle meine Absichten verwirklichen werde.« Nach dieser an Parmenion gerichteten Antwort reichte er dem Hohenpriester die Hand und begab sich in Begleitung der Priester zur Stadt, stieg zum Tempel hinauf, opferte Gott nach des Hohenpriesters Anweisung und erwies diesem wie den Priestern die höchsten Ehrenbezeigungen. Als man ihm nun das Buch Daniel zeigte, in welchem vorausgesagt war, ein Grieche werde der Perser Reich zerstören, hielt er sich selbst für diesen Griechen und entließ voll Freude das Volk. Am folgenden Tage aber rief er sie wieder zusammen und hieß sie Geschenke begehren, so viele sie wollten. Da nun der Hohepriester um die Erlaubnis, nach den väterlichen Gesetzen leben zu dürfen, und um die Befreiung von Abgaben in jedem siebenten Jahre bat, gestand Alexander ihm dies gern zu. Und als man ihn weiter bat, er möge auch den Juden in Babylon und Medien gestatten, nach ihrem Gesetz zu leben, bewilligte er das ebenfalls. Dann erklärte er der Menge, wenn welche von ihnen mit ihm zu Felde ziehen wollten, so sei er bereit, sie mitzunehmen; auch könnten sie beim Heere ihren väterlichen Gebräuchen treu bleiben und danach leben. Darauf ließen sich viele für den Feldzug einschreiben.

      Im Lande der Amazonen und an der Pforte des Paradieses.

      (Talm. Babl. Traktat Tamid 32 a b.)

      Er (Alexander) sprach zu ihnen (den Alten): »Ich will nach dem Lande (Stadt) Afrika reisen.« Da sprachen sie zu ihm: »Das kannst du nicht, denn finstere Berge trennen es (von hier).« Er sprach zu ihnen: »Ich muss gehen, daher frage ich euch, was ich tun soll?« Sie sprachen zu ihm: »Lass libysche Esel kommen, welche in der Finsternis gehen können, und lass Seile kommen und binde das eine Ende des Seiles an den Ort, wo die Finsternis ihren Anfang nimmt, und das übrige behalte in deiner Hand, um daran den Rückweg wiederzufinden.« Er tat so; er ging und kam nach einer Stadt, welche ganz von Weibern bewohnt war. Er wollte mit ihnen einen Krieg anfangen. Sie sprachen aber zu ihm: »Wenn du uns tötest, so wird es heißen: Er hat Weiber getötet; töten wir aber dich, so wird es heißen: Ein König, den Weiber getötet haben!« Da sprach er zu ihnen: »Bringt mir Brot!« Da brachten sie ihm Brot von Gold auf einem goldenen Tische. Da fragte er sie: »Essen denn die Leute Brot von Gold?« Da sprachen sie zu ihm: »Wenn du nur Brot verlangst, gibt es denn nicht Brot in deiner Stadt, dass du dich aufmachen und hierher kommen musstest?« Als er fortging, schrieb er an die Tür der Stadt: Ich, Alexander von Mazedonien, bin ein Tor gewesen, dass ich nach dem Lande Afrika kam und von Weibern Rat lernte.

      Als er weiterkam, ließ er sich an einer Quelle nieder, aß Brot und hatte kleine gesalzene Fische in seiner Hand. Als man diese (mit dem Wasser) abwusch, fiel in sie ein guter Geruch. Da sprach er: »Daraus kann man schließen, dass diese Quelle vom Paradies kommt.« Manche sagen: Er nahm von dem Wasser und wusch sein Angesicht damit. Andere wieder sagen: Er ging dem Wasser so lange nach, bis er zu dem Eingange des Paradieses gelangte. Daselbst erhob er seine Stimme (und rief): »Öffnet mir die Tür!« Man rief ihm aber die Worte zu (Ps. 118, 20): »Dies ist das Tor des Ewigen, (nur) die Gerechten dürfen da eintreten.« »Ich bin ein König,« versetzte er, »und bin sehr geachtet, gebt mir etwas!« Da gaben sie ihm einen Schädel. Er nahm ihn mit sich und legte ihn auf die eine Wagschale, und all sein Silber und Gold, das er bei sich hatte, legte er auf die andere Wagschale, doch jener war schwerer als dieses. Da fragte er die Rabbinen: »Was ist das?« Sie antworteten ihm: »Es ist der Augapfel von Fleisch und Blut, der nicht satt wird.« Da fragte er sie: »Woher weiß ich, dass es sich so verhält?« Sie antworteten ihm: »Nimm ein wenig Staub und bedecke ihn damit, alsbald wird die Wagschale leichter werden; denn es steht geschrieben: Die Hölle und der Abgrund werden nimmer gesättigt, und die Augen des Menschen werden nicht satt.« (Spr. 27, 20.)

      (Jesus Sirach K. 50, Übersetzung nach dem von S. Schechter entdeckten und in der »Jewish Quarterly Review« 1898 veröffentlichten hebräischen Urtext. – Aus den Apokryphen [hebr.: Sĕforim gĕnusim = verborgene Bücher], Schriften, die, ursprünglich meist in griechischer Sprache geschrieben, nicht in den Kanon der Heiligen Schrift aufgenommen wurden, aber in die Septuaginta Eingang fanden.)

       Wie prächtig war er, wenn er aus dem Zelt hervorschaute,

       wenn er hervortrat hinter dem Vorhange!

       Wie der Morgenstern zwischen den Wolken hervor

       und wie der volle Mond in den Tagen des Festes

       und wie die Sonne, die über den Tempel des Königs emporstrahlt,

       wie der Regenbogen, der in den Wolken sichtbar wird;

       wie die Blüte an den Zweigen an den Tagen des (Frühjahrs)festes

       und wie die Lilie an Wasserströmen …

       Da legt er die Ehrengewänder an

       und umkleidet sich mit den Prachtgewändern;

       er steigt hinauf zu dem majestätischen Altar …

       und nimmt die Stücke (des Opferfleisches) aus der Hand seiner

       Brüder entgegen

       und steht da über den beiden Holzstößen,

       während ein Kranz von Söhnen ihn umgibt

       wie Zedernsetzlinge auf dem Libanon.

       Ihn umringen alle Söhne Aarons in ihrer Herrlichkeit,

       und die Feueropfer Gottes in ihren Händen

       angesichts der