Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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sollen,“ – aber an Bell Dingo prallen derartige Vorwürfe einfach ab. Bei all seiner Höflichkeit hat er ein ziemlich dickes Fell und Trommelfell.

      Ich wechsele die Art des Angriffs. „Sage mal, mein schöner Dingo, – deine Frau Mama verfügt ja über …“

      Er gähnt noch diskreter und fährt unbekümmert fort: „Tür in Hinterwand der Hütte durch Schrank verdeckt, Mussu … Als du waren zum ersten Mal auf Terrasse, ich mit liebe Mutter gehen durch Tür in andere Tal hinab und wollen Ethel Murray-Missu suchen. Da mich greifen Kolonel Bluß, und Mutter nicht greifen, aber Mutter große Angst um mich. Wir dir sehr danken, sehr …“ und aus treuen Augen blicke er mich an und reicht mir die Hand und zerquetscht mir wieder halb die Finger. Es ist wundervoll, einen solchen Kameraden wie ihn zu haben, nur bei Händedrücken muß man vorsichtig sein.

      Aus der Hütte ertönt der lieben Mutter schrilles Schnattern, und Dingo läuft zu ihr, wirft die Tür hinter sich zu, und ich bin allein … Ich lehne am Höhleneingang und bewundere die Farbenpracht des Abendhimmels, ich schleiche durch die Büsche auf die Terrasse und will mich gerade aufrichten, als ein Tierkörper mich niederwirft und des Dobermanns Gebiß meine Kehle umfängt.

      „Rühren Sie sich nicht!“ sagt Kolonel Bluß mahnend. „Mein Charlie schnappt zu, wenn Sie auch nur die große Zehe bewegen.“

      Diesmal siegt Bluß. Seine vier Queensländer sind auch zur Stelle, aber zwei hinken arg, und der farbige Sergeant James Mistar fesselt mir die Hände und schiebt mir einen Knebel hinter die Zähne.

      „Jetzt werden wir das Nest ausheben,“ meint der Kolonel. „Und dann sollen Sie mit zusehen, wie Bell Dingos Hals sich ziemlich lang reckt.“

      Dingos Hals kam nicht in Gefahr, denn die Höhle und die Hütte sind ein leeres Nest, und das „Ausheben“ mußte Kolonel Bluß ein wenig verschieben.

      9. Kapitel

       Die tote Farm

       Inhaltsverzeichnis

      Arthur Bluß trägt am linken kleinen Finger zwei kostbare Brillantringe.

      Bell Dingo begnügt sich mit einem Platinring mit Smaragd.

      Arthur Bluß hat Hände wie ein Kassierer in einem Schönheitssalon, polierte Nägel und dreht sich seine Zigaretten selbst. In diesen Punkten kann Dingo nicht mithalten.

      Der Kolonel sagt zu mir, nachdem wir am Feuer auf den Klappstühlen Platz genommen haben: „Mr. Abelsen, wir haben uns natürlich an Tauen auf die Terrasse hinabgelassen.“

      „Leider …“

      „Ja, Sie fühlten sich hier zu sicher. – Wo ist der Neger?“

      „Im Flugzeug nach Burketown zum Friseur, Kolonel,“ entgegnete ich toternst, denn Bluß hat Sinn für Humor.

      Diesmal wirft er mir jedoch einen mißbilligenden Blick zu: „Vergessen Sie nicht, daß Sie der Polizei Widerstand geleistet und zwei Leute angeschossen haben.“

      Diese zwei und ihre Kameraden durchsuchten immer noch die Grotte. Hoffentlich rücken sie nicht den Schrank von der Hüttenrückwand ab.

      „Wo ist der Schwarze?“ wiederholt der Kolonel sehr überflüssig, und ich zucke nur die Achseln.

      Arthur Bluß betrachtet mich prüfend. „Ich habe in den Zeitungen so allerlei von Ihrer Insel gelesen,“ meint er tastend.

      „Mag sein, Kolonel. Schade um das künstliche Eiland.“

      Er fährt vom Klappstuhl hoch. „Haben Sie es etwa versenkt?“

      „Gewiß …“

      Bluß starrt mich an. Auch Charlie, der Dobermann, starrt mich an und liegt wie sprungbereit.

      „Dann …“ sagt Bluß nachdenklich und setzt sich wieder, „dann würde sich vieles ändern …“

      „Inwiefern?“ gestattete ich mir zu fragen. „Ob mein Eiland auf dem Grunde des Meeres liegt, kann Ihnen doch sehr gleichgültig sein. Ihre Interessensphäre beginnt bei den Buschkleppern und endet am Galgen.“

      Er lächelt eigentümlich. „Am Galgen wünschten mich viele, Mr. Abelsen …“ Dann wird er sehr ernst, ein nachdenklicher Zug tritt in sein Gesicht und er blickt mich wieder an. „Wenn man Ihnen trauen könnte,“ meint er scheinbar ohne jeden Zusammenhang.

      Leider wird unser Gespräch hier durch das Erscheinen des Mestizen Mistar unterbrochen. Der lange unangenehme Kerl mit den Bläckzähnen hat es sehr eilig und flüstert dem Kolonel etwas zu … Ich verstehe lediglich ein paar Worte, und die besagen nichts. Aber meine Sorge, die Queensländer könnten etwa den zweiten Zugang entdeckt haben, erweist sich als überflüssig. Bluß und Mistar greifen nach ihren Karabinern und laufen durch den Pfad auf die Terrasse. Gleichzeitig höre ich aus dem Talkessel durch den Felsengang, der wie ein Schallrohr wirkt, eine förmliche Salve, – – dann knattert es auch draußen auf der Terrasse, und in den Lärm des Kampfes mischt sich das Aufheulen des Hundes, der seinem Herrn gefolgt ist: Paloma Ruxas Bande greift die Queensländer an, und der Anzahl der Schüsse nach sind die Banditen weit zahlreicher. – Ich beginne zu fiebern … Jeden Schuß verfolge ich, jeden Schrei … Ich vergesse meine eigene Lage, – ich hätte es so leicht, die Fußfesseln abzustreifen und durch die Hütte zu fliehen. Ich könnte den Schrank mit der Schulter wegrücken, ich könnte …

      Die Hüttentür knarrt … Ein heller Schatten gleitet in den Lichtkreis, und Bell Dingo packt mich, nimmt mich in die Arme und trägt mich durch die Hütte in die enge Felsenkluft, zerschneidet meine Fesseln und befiehlt hastig: „Mussu, hier bleiben!!“

      Ich sitze auf kaltem Gestein und reibe meine abgestorbenen Hände. Ich bin es nicht gewöhnt, mich mit einer Nebenrolle zu begnügen, – ich habe doch die kleine elektrische Lampe in der Tasche, ebenso meine Pistole, – ich taste mich vorwärts und renne gegen ein großes weißes Bündel, das Bell Dingo soeben vor dem Felsloche niederlegt. Dann schiebt er eine Steinplatte halb vor die Öffnung, kriecht nochmals hindurch, rückt den Schrank wieder zurecht.

      Aber der Schrank wird ihm aus den Händen gerissen, – Kolonel Bluß taumelt Dingo in die Arme, und der Dobermann Charlie schleppt sich hinterdrein. Ich nehme Dingo den Bewußtlosen ab … Des Kolonels Rock ist voll frischer Blutflecken, und schwer wie Blei hängt mir Arthur Bluß in den Armen.

      Blitzartig spielt sich das alles ab …

      Blitzartig handelt der prächtige Schwarze, kriecht in die Hütte, wischt des Kolonels blutige Spuren aus, schiebt den Schrank vor, rollt die Steinplatte in die richtige Lage und stemmt die Holzstütze dagegen.

      Meine elektrische Taschenlampe beleuchtet des Kolonels leichenhaftes Gesicht. Sein Kopf ist mir gegen die Schulter gefallen, er gleicht einem Sterbenden, und doch sind seine Züge in dieser schmerzlich-starrenden Blässe vielleicht noch anziehender und edler.

      Hinter mir ein halblauter Aufschrei …

      „Robb, – – er stirbt!!“

      Es ist Ethels Stimme, es ist die Stimme der Frau, die mir, dem Einsamen, die Ruhe nahm.

      Ich kann mich mit diesem Todwunden in den Armen in diesem engen Felsengang nicht umdrehen.

      Ich sehe Ethel nicht, aber nochmals höre ich ihren verzweifelten Ruf: „Robb, – – er stirbt!!“

      Wer ist Robb?! – Ethels Gatte heißt Kapitän John Murray, und Robb ist die Abkürzung von Robert. Wer ist Robert?!

      Noch Seltsameres: Bell Dingo schnellt sich an mir vorüber, – er spricht irgend etwas in seiner Affensprache in toller Erregung, – jemand weint, – – das Weinen erstickt, Steine poltern hinter mir, und Dingo nimmt mir den Kolonel ab …

      „Du Bündel tragen, Mussu!“

      „Also haben die Buschklepper die Polizei zusammengeschossen,