Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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Totschläger: „Mörderaugen, – da sehen Sie, meine Herren Geschworenen, Mörderaugen hat der Angeklagte!“

      Die Frau stierte mich aus totenbleichem Antlitz entsetzt an. Vielleicht hatte sie diese Eruption brutalen Mannestums doch nicht erwartet.

      „Dingo!“ rief sie nochmals beschwörend.

      Und der Nigger, in seiner Wut über meine Anwürfe mehr sprungbereite Bestie als Mensch, entspannte seine Muskelwülste und zog verlegen grinsend seinen lächerlichen Smoking herab.

      „Ich werden Pferd fertig machen,“ sagte er fast demütig zu dem schönen Weibe. „Liebe Missu Ethel nicht brauchen Angst zu haben … Ich kennen Mussu Abelsen … Hier nur schlimme, schlimme Irrtümer … Ich gehen …“

      Aber ich traute dem Kerl nicht mehr.

      „Du bleibst! – Frau Murray, Sie schwören mir bei dem Andenken Ihrer Eltern, daß ich unbelästigt bleibe?“

      Ich sah Tränen in ihren Augen. Ihre Miene drückte tiefsten Schmerz aus. Aber mein hartes Auflachen traf sie wie ein Peitschenhieb …

      „Das alles sparen Sie sich, Frau Murray!

      Das verfängt nicht mehr. Nur einmal fliegt der Vogel auf die Leimrute …!“

      Sie richtete sich stolz auf. „Ich schwöre“ – und ihre Stimme zitterte merklich vor Empörung. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen die Wahrheit sagen, Mr. Abelsen, aber das hieße, Sie zum Mitschuldigen machen, und das wäre vielleicht der Tod für Sie! Kolonel Bluß und seine Leute werden die Schlappe rächen – an jedem! Seien Sie vorsichtig während des Rittes zur Küste.“

      Das war das Letzte, was ich jetzt von ihr hörte.

      „Dingo, – das Pferd, Proviant, Wasser, ein Karabiner und Wolldecken für Mr. Abelsen …“

      Ai ai, Missu Ethel …“ und er trollte sich.

      Sie trat an eins der Fenster und blickte über den künstlichen Teich mit seinen schönen Palmen zu dem düsteren Bauwerk mit dem vergoldeten Kreuz hinüber.

      Ich sah ihre Schultern zucken, – sie weinte wieder.

      Mochte sie … Ich hatte genug von alledem … Ich ging mit festen, hallenden Schritten im Saale auf und ab.

      Die Zeit schlich.

      Dann kam der Schwarze.

      „Pferd stehen vor Terrasse, Mussu …“ meldete er höflich.

      „Geh’ voran! Und sollte ich irgendwie Unrat wittern, kriegt dein Schädel ein Loch!“

      Er schaute mir klar in die Augen.

      „Wir weder Lügner noch Mörder, Mussu …“ meinte er leise. „Du vielleicht einmal zu besserer Einsicht kommen, Mussu.“

      Wäre ich nicht so völlig verrannt in mein übertriebenes Mißtrauen gewesen, dann hätten mich sein schmerzlicher Ton, sein trauriger Blick entwaffnen müssen.

      „Schwätzer!! – Vorwärts!“

      Ich folgte ihm … Kein Wort hatte ich für Ethel Murray, und sie keins mehr für mich.

      Als wir durch die Vorhalle schritten und in den Sonnenschein hinaustraten, atmete ich tief auf …

      Dort stand der Braune, gesattelt und bepackt, – am Sattel hing der Karabiner …

      Ich klopfte dem Pferde den Hals, die Pistole noch immer bereit.

      Dingo trat zurück. Als ich mich hinaufschwang, hörte ich sein Gemurmel – vielleicht ein letzter Versuch, sich reinzuwaschen:

      „Mussu, wir dir danken … Wir keine Lügner …“

      Ich achtete nicht darauf. Mir war Kolonel Bluß’ Charlie eingefallen.

      „Was wird aus dem Hunde?“ fragte ich scharf.

      „Mussu, Charlie es nirgends besser haben als hier, – ich dir das schwören bei Liebe zu meiner Mutter!“

      Ah – – die Alte mit der grauen Krimmermütze, die hatte ich ganz vergessen.

      „Du kannst deine Mutter grüßen, – sehr stolz darf sie auf ihren Sprößling nicht sein! Wo steckt sie?“

      „Sie ist tot,“ sagte er noch leiser.

      „Tot?!“

      Aber was ging mich die Niggerin an?! Weg von hier …

      Mein Brauner trabte an, und nicht einen Blick warf ich zurück nach dem Palast des Grafen Ruxa.

      11. Kapitel

       Der andere Bluß

       Inhaltsverzeichnis

      Als ich vor vielen Jahren an der deutschen Hochschule Charlottenburg studiert hatte, wohnte mir gegenüber in einer der Seitengassen der Kantstraße ein jüngerer Mann, der sehr bald meine Aufmerksamkeit erregte. Da ich stets bis spät in die Nacht hinein arbeitete, und zuweilen zur Erholung auf den kleinen Balkon hinaustrat, bereitete es mir wohltuende Ablenkung, den eigentümlichen Menschen zu beobachten. Er hatte eine eigene Wohnung mit mir in einer Höhe im zweiten Stock und stand regelmäßig erst um Mitternacht auf. Dann telephonierte er stets eine Weile, kleidete sich an, und seine Fenster wurden dunkel. Wenn er aus dem Hause trat, erkannte ich ihn nur dank meiner scharfen Beobachtungsgabe an seinem eigentümlich knieweichen schleichenden Gang. Er trug dann eine Verkleidung, die sehr häufig wechselte. Vorsichtige Nachfragen ergaben, daß er Angestellter einer Detektivfirma war oder doch wenigstens als solcher gelegentlich gemeldet war. Als ich dann eines Morgens im Winter beobachtete, wie er nach seiner Heimkehr eine Anzahl Schmucksachen aus den Taschen nahm und in seinen Schreibtisch wegschloß, glaubte ich in meiner jugendlichen Überspanntheit, er habe einem Einbrecher die Beute abgejagt. Eine Woche darauf erzählte mir meine Wirtin, die Polizei habe ihn festnehmen wollen, – der Mann sei einer jener ganz geriebenen Gauner gewesen, auf dessen Konto ungezählte Einbrüche kämen, aber er sei entwischt. – Die Sache beschäftigte die Zeitungen einige Tage, und schließlich entschloß ich mich, der Polizei meine Beobachtungen mitzuteilen. Der Mann hatte hauptsächlich als beste seiner Masken die eines älteren Postbeamten gewählt. Meine Angaben brachten die Polizei auf seine Spur. Er hatte außer dieser einen Wohnung noch drei andere in anderen Stadtteilen gehabt. Vor Gericht sah ich ihn wieder: Ein eleganter junger Mann mit sympathischem Gesicht, bescheiden, liebenswürdig zu den Richtern, – und zu mir sagte er nach meiner ihn vernichtenden Aussage: „Sollten Sie einmal eigene Wege gehen, seien Sie vorsichtiger … Ich hielt Sie für zu harmlos!“ Dann nickte er mir zu und wanderte für lange Zeit ins Zuchthaus.

      Damals hatte ich zum ersten Male mit den Gerichten und der Polizei etwas zu tun. Den Gentlemaneinbrecher vergaß ich nie, noch weniger seine Warnung. Als ich dann selbst vor den Richtern stand und Freiquartier in dem verwanzten Düsterburg mir winkte, begriff ich, was in ihm vorgegangen sein mußte, als meine Aussage sein Schicksal entschied, und ich empfand unbegrenzte Hochachtung für seine vornehme Art, mit der er sich von mir gleichsam verabschiedet hatte. Die Aussage eines verlogenen Weibes stieß mich in die Kerkerzelle, und ich war unschuldig und ich hätte vielleicht der meineidigen Zeugin anderes zugerufen, wenn nicht sein Bild vor mir aufgetaucht wäre, – ich beließ es bei einer verächtlichen Bemerkung.

      An all das dachte ich, als ich zwischen den Stacheldrahtzäunen an den verwehten Geleisen entlang davontrabte.

      „Sollten Sie einmal eigene Wege gehen, seien Sie vorsichtiger … Ich hielt Sie für zu harmlos…“

      Auch Ethel und Dingo hatten mich gewarnt. Im Grunde war es überflüssig gewesen. Die Buschpolizei würde jetzt sehr rührig sein … –

      Das Wäldchen lag hinter mir. Und hier stieß ich auf einen Neger, der in der Krone einer mächtigen Buche hockte. Ich hätte ihn vielleicht nicht bemerkt, aber ich hatte wieder mit Coys Augen sehen gelernt und mein Coy ritt unsichtbar neben mir. Ich hatte