Leopold von Ranke: Historiografische Werke. Leopold von Ranke

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Название Leopold von Ranke: Historiografische Werke
Автор произведения Leopold von Ranke
Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9788027206056



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an diesen ergingen, um ihn an seine Verpflichtungen gegen Preußen zu mahnen, waren vergeblich. Hardenberg sagt, er habe das Steuerruder verloren und sich gestellt, als führe er es noch. Die Bedingungen wurden dem Grafen Goltz von Talleyrand, der sie auf einzelnen Blättern aus seinem Portefeuille hervorzog, eingehändigt mit der Äußerung, daß darin keine Änderung vorgenommen, noch auch Verzug für ihre Annahme gestattet werden könne; am 9. Juli sind sie von Kalckreuth und Goltz unterschrieben worden.

      Napoleon nahm recht geflissentlich die Miene an, daß es nur die Rücksicht auf Rußland sei, durch die er bewogen werde dem König von Preußen den Besitz der Landschaften, die er ihm ließ, zu gönnen. Alles aber, was zwischen Elbe und Rhein zu Preußen gehört hatte, wurde aufgegeben; das neue Königreich Westfalen und seinen Bestand erkannte der König von Preußen an. Es war der erste Gedanke Napoleons gewesen, Preußen von Deutschland auszuschließen, jetzt verkündigte er seinem Senate mit Selbstgefühl, daß ein französischer Prinz an der Elbe herrschen werde. Preußen sollte nur eben eine intermediäre Macht zwischen Frankreich und Rußland sein; die Elbe und der Niemen sollten seine natürlichen Grenzen bilden. Rußland wurde sogar auf Kosten Preußens vergrößert, um diese Grenzen zu konsolidieren. Sich der Sache der Polen, wie diese es wünschten, im großen und ganzen anzunehmen, wurde Napoleon durch die mit Rußland eingegangne Allianz verhindert; nur die aus den spätern Teilungen für Preußen erwachsnen Vergrößerungen wurden demselben entrissen und zu dem Herzogtum Warschau gestaltet, was insofern doch eine Bedeutung für die Ausbildung der revolutionären Ideen hat, als französische Einrichtungen, wiewohl mit großer Schonung des Bestehenden, eingeführt wurden und die ihnen zugrunde liegenden Begriffe sich weiter Bahn machten. Der Verlust der Provinz und die Auseinandersetzung darüber waren für Preußen gleich empfindlich; selbst das Privateigentum wurde davon betroffen.

      Bei alledem blieben doch dem Könige die vier großen Provinzen, die den Kern der Monarchie ausmachten, Preußen, Pommern, Schlesien und die Mark Brandenburg. Diese Provinzen haben das Gemeinsame, daß sie deutsche Kolonien auf altslavischem Boden bilden, so daß die Ausdehnung der deutschen Nation nach dem Osten in ihnen besonders sich darstellt; sie blieben in dem geographischen Zusammenhange, den ihnen Friedrich der Große gegeben hatte. Dieser Besitz wurde aber dadurch verkümmert, daß wenige Tage nach dem Friedensschluß von Tilsit ein Vertrag zu Königsberg eingegangen werden mußte, der, an einen Artikel des Friedens anschließend, zwar die allmähliche Räumung der Provinzen verfügte, allein unter der Bedingung, daß die dem Lande auferlegte Kontribution abgezahlt oder für den Rest derselben solche Sicherheiten ausgestellt würden, die der Generalintendant Daru für gültig anerkenne. Man versäumte die Summe der Kontribution zu bestimmen sowie die Art und Weise der Zahlung, während doch die Einziehung der landesherrlichen Steuern für den König davon abhing. Drei französische Armeekorps blieben auf preußischem Gebiete stehen. So wurde dem Verlust der westlichen Landschaften ein Druck auf den Staat, soweit er erhalten blieb, hinzugefügt, der die Kräfte desselben fesselte und großenteils verzehrte. Von der Zahlung der Kontribution, die nicht aufzubringen war, wurde die Befreiung des okkupierten Lands abhängig gemacht. Die Lage war verzweiflungsvoll.

      Eben an diesen Moment der tiefsten Erniedrigung von außen knüpfte sich die Idee der Regeneration von innenher. Denn nicht ein Spielball zwischen den beiden großen Mächten sollte Preußen werden, sondern auf seinen eignen Füßen mußte es stehen, wenn es jemals in der Welt etwas bedeuten wollte.

      50. Hardenberg, Stein und Scharnhorst

       Inhaltsverzeichnis

      Hardenberg und die Geschichte des preußischen Staates III, Werke Bd. 48 S. 53 ff, 355 ff.

      Nach der Rückkehr von Bartenstein nach Memel blieben die gesamten Geschäfte in Hardenbergs Hand vereinigt. Zur Verwaltung derselben berief er für die innern Angelegenheiten Altenstein, Schön, Niebuhr, Stägemann in seine Nähe. Welch ein Ereignis für das gesamte Staatswesen war es nun, daß Napoleon bei dem Frieden zu Tilsit die Entfernung Hardenbergs von dem auswärtigen Ministerium zu einer unerläßlichen Bedingung machte! Man hielt anfangs noch für möglich, daß er das Departement des Innern behalten könne; ein ähnlicher Vorschlag war schon früher erwogen worden. Hardenberg dagegen war überzeugt, daß sein längeres Verweilen, in welcher Eigenschaft auch immer, dem König und dem Staate nachteilig sein werde. Er faßte auf der Stelle die Meinung, daß alles geschehen müsse, um Stein für die innern Angelegenheiten zurückzurufen. Um aber für den Fall, den man voraussetzte, daß Stein den Ruf annähme, die Fortführung der Geschäfte in dem einmal eingeleiteten Sinne aufrechtzuerhalten, schlug Hardenberg vor, seine vier Mitarbeiter, die seine Ansichten teilten, zu einer Immediatkommison zu vereinigen. Der König trug kein Bedenken, Hardenbergs Vorschläge zu genehmigen.