Jhoseph und die Villeroy Lady. Doreen Brigadon

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Название Jhoseph und die Villeroy Lady
Автор произведения Doreen Brigadon
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738060782



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aufwaschen?“

      Sie sah zurück und fragte: „Wieso?“

      „Naja, weil die auch staubig ist und mal aufgewaschen gehört.“

      „Ich werde Rudolf fragen, ob es so etwas gibt und wer das macht. Aber du musst das heute nicht mehr tun. Ruh dich noch aus. Die Woche wird noch stressig genug werden.“

      „Und ich dachte, dem bin ich entkommen!“, rutschte es mir raus.

      „Wem wolltest du entkommen?“

      „Dem Stress!“

      Sie lächelte und meinte: „Wie du siehst, hast du genug Stress mit mir. Und das noch in deiner Freizeit! Aber geht dir denn nichts ab?“

      Ich zuckte nur mit den Achseln. Und wusste nicht, durfte ich sie jetzt auch duzen? Oder durfte nur sie das?

      „Ich wüsste nicht was?“

      Sie kam ganz auf mich zu und sagte, in dem sie meine Kappe hinter ihrem Rücken vorzog: „Das?“, und setzte sie mir wieder auf, so wie sie die Kappe abgenommen hatte.

      Ich roch ihr Parfum und sah auch in ihren Ausschnitt. Und versuchte, nur in ihre Augen zu sehen, obwohl diese Messer scharfen grünen Augen mir fast den Atem raubten. Mir wurde heiß, aber nicht von der Sonne. Machte sie das absichtlich?

      „Und ich hasse es, wenn Männer ihre Haare mit Gel glätten, nur damit sie elegant aussehen. Im Gegenteil, sie sehen glitschig und kitschig aus“, drehte sich um und im Gehen sagte sie noch: „Danke für die Hilfe und Rudolf sagte ich, dass Du einem Bekannten heute Nacht hast helfen müssen. Der hatte keinen Sprit“, lächelte sie und verschwand.

      Ich stand da und sah ihr nach. Dass sie meine Haare so mochte, freute mich. Die Mittagsglocken holten mich aus meinen Gedanken. Essen! Ich ging rasch in die Küche. Dort saßen schon alle und aßen. Herta stand sofort auf und brachte mir mein Essen. Der Butler wollte etwas erwidern, doch Herta fuhr ihm sofort drüber: „Die gnädige Frau hat mich angerufen und gesagt, dass Herr Vossner später zum Essen kommt. Und er am Wochenende, wenn er in der Nacht einen ‚Einsatz‘ hat, auch später ein Frühstück bekommt.“

      „Ja, ja, einen Einsatz! Das kennen wir schon. Aber die Kappe könnte er schon abnehmen beim Essen!“

      Das war mir gar nicht aufgefallen, dass ich sie noch aufhatte. Ich nahm sie sofort ab und entschuldigte mich und ging gar nicht erst auf den ‚Einsatz‘ ein, den er spöttisch erwähnte. Das ging ihn gar nichts an, was ich in der Nacht mit der gnädigen Frau machte. Es musste reichen, was sie ihm erzählte. Ja, ja, das Getratsche unter den Angestellten, das kannte ich auch. Da wurde etwas vermutet, was gar nicht stimmte und sich später anders herausstellte. Ich bedankte mich für das Essen und wollte wieder zu meiner Arbeit gehen und fertig machen.

      „Und die Nachspeise und der Kaffee?“, fragte da Herta enttäuscht.

      „Den würde ich gerne später trinken. So gegen 15 Uhr? Ich möchte die Autos noch fertig machen.“

      „Ausnahmen gibt es nicht!“, sagte Rudolf gehässig.

      Herta wandte dann ein: „Erstens ist das meine Sache, zweitens ich trinke am Sonntag den Kaffee auch gerne erst um 15 Uhr, und die gnädige Frau bekommt ihn auch um diese Zeit und du danach, also ist es mit keiner zusätzlichen Arbeit verbunden. Und außerdem arbeitet er in seiner Freizeit, er müsste das jetzt gar nicht tun.“

      So konnte Rudolf gar nichts mehr einwenden. Ich bedankte mich, machte die Autos noch fertig und stellte sie wieder schön gereiht in die Garage. Ich hatte noch Zeit zu duschen, und wollte gerade losgehen, als das Handy klingelte. Dieser Klingelton brachte mich noch um. Ich musste sehen, ob ich einen anderen auf dem Handy hatte.

      „Ja, bitte sehr?“

      „Hallo! Ich hoffe, du hast noch etwas zu essen bekommen. Ich habe es Herta gesagt, dass du heute später kommst.“

      „Ja danke, Herta war sehr freundlich, im Gegensatz zum Butler.“

      Ich mochte ihn nicht Rudolf nennen, er war eben nur ein Butler für mich. Ich hörte sie sogar durch das Telefon lächeln.

      „Gib nichts auf sein Geschwätz. Wenn etwas ist, machen wir uns das aus. Du musst aber dann schon einen großen Hunger gehabt haben, da du ja nicht beim Frühstück warst, wie mir Herta sagte.“

      „Ich habe mir etwas an der Tankstelle gekauft, als ich tanken war.“

      „Das hättest du nicht müssen. Herta hat den Auftrag, dass du auch später was bekommst, da wir uns, wenn Arbeitszeit ist, nicht immer an die Zeiten halten können. Auch wenn heute Sonntag ist und du trotzdem arbeitest. Die Tankrechnung hast du noch?“

      Sie duzte mich immer. Ich sagte nichts dazu. Das war ihre Sache, sie war die gnädige Frau, die Chefin.

      „Ja, die habe ich noch.“

      „Die gibst du mir morgen, wenn wir zur Arbeit fahren. Ich werde sie weiter leiten, damit du dein Geld bekommst.“

      „Okay, danke!“

      Und sie hängte wieder auf, ohne sich zu verabschieden. Ich ging duschen und kam frisch angezogen zu Herta in die Küche. Vom Butler war weit und breit nichts zu sehen. Als hätte sie meine Blicke gesehen, sagte sie: „Der hat schon Kaffee und Kuchen bekommen und bringt jetzt der gnädigen Frau ihre Nachspeise. Er braucht sich nicht aufzuregen. Er isst seinen Kuchen, bevor er zur gnädigen Frau geht! Also keine Mehrarbeit für mich. So komm, setz dich her zu mir und jetzt trinken wir zwei gemütlich Kaffee.“

      Sie stellte den Kaffee auf den Tisch und ein großes Stück Kuchen für mich!

      „Das wäre aber nicht nötig gewesen.“

      „Oh doch! So fleißig wie du heute schon warst! Und ‚Nachtdienst‘ hattest auch schon, noch bevor du richtig angefangen hast zu arbeiten. Da hast du schon einen Stein im Brett bei der gnädigen Frau.“

      „Aber keinen beim Butler!“, und grinste sie an, „Was hat der gegen mich?“, fragte ich nach einem Schluck Kaffee.

      „Der hat gegen alle Chauffeure etwas. Nachdem sie ihren Freund, er war auch Chauffeur hier, entlassen musste, weil er sich eine andere gefunden hatte, wollte er seinen Neffen hier reinbringen. 14 Tage lang war er Chauffeur, dann hatte sie ihn schon gefeuert. Er spielte sich schon als Chef auf. Denn er dachte, er könne bei ihr landen, so wie ihr Ex. Aber das hat er falsch angefangen und so war er schneller wieder weg, als er glaubte. Und seitdem hat sie die Chauffeure gewechselt wie die Unterwäsche! Du bist mittlerweile der Elfte in zwei Jahren. Ich hoffe, du bleibst länger! Denn du bist nett, adrett und fleißig. Wenn ich ein paar Jährchen jünger wäre, würde ich dich umgarnen“, und sie grinste breit.

      Dann sprach sie weiter.

      „Ja das fing an, als ihr Vater vor drei Jahren starb. Sie musste die Firma übernehmen und leiten, und hatte dann wenig Zeit für ihren Hans. Der suchte sich eine Neue und sie ist, glaube ich, noch nicht darüber hinweg.“

      Herta machte einen kräftigen Atemzug und sprach weiter.

      „Ich glaube, sie ist auf der Suche nach einem passenden Mann, hat ihn aber bis jetzt noch nirgends gefunden. Sie führt, wenn man es sagen kann und darf, ein Lotterleben. Ist sehr hin und hergerissen. Bräuchte einen festen, standhaften Mann, der ihr auch mal Paroli bieten kann. Aber so was ist ihr noch nicht untergekommen. Und in den Neffen von Rudolf ist Doris verschossen. Sie sollte ihn stehen lassen. Er spielt nur mit ihr und verspricht ihr alles. Ein Haus, Kinder usw. Und sie soll dafür die Geliebte spielen, wenn er die gnädige Frau geheiratet hat. Der Chauffeurs Posten würde ihr schon gefallen, aber das andere nicht.“

      Inzwischen war ich auch mit Kaffee und Kuchen fertig. Ich bedankte mich und ging wieder zurück in mein Quartier. Jetzt verstand ich auch so einiges. Dass sie mich ständig anfing zu duzen, wenn wir alleine waren, dass sie die Männer hasste und kein Gel im Haar mochte! Hatte er welches? Mochte sie es darum nicht? Ich sah mir noch die Unterlagen durch und fand endlich auch den PIN für die Tankkarte. Ich musste mir das alles neu ordnen. Also kam auf die Liste auch ‚Ein neuer Ordner‘