Medusas Ende. Elisa Scheer

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Название Medusas Ende
Автор произведения Elisa Scheer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783737562607



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Mensch, wenn er keine Paschaallüren hatte. Aber die wurden im Lauf der Zeit immer ausgeprägter, dauernd sollte ich etwas holen, machen, flicken, nachsehen, waschen oder für ihn erledigen, bis es mir schließlich zu dumm wurde, wir ein Grundsatzgespräch über ausnutzende Kerle und ungefällige Weiber führten und in gegenseitigem Einvernehmen unsere Schlüssel zurückgaben. Dass ich mal für ihn im Einwohnermeldeamt rumsitzen durfte, um seinen Pass verlängern zu lassen, weil er angeblich etwas Wichtigeres vorhatte, gehörte dabei zu den Highlights. Am schönsten war natürlich, dass es ihm gar nichts genutzt hatte – die Sachbearbeiterin weigerte sich, mich als Vertreterin anzuerkennen und verlangte, der Herr Tiefenberger möge seinen Hintern gefälligst höchstpersönlich herbewegen.

      Das hatte ich ihm triumphierend mitgeteilt und mich hinfort auch geweigert, ihm etwas von der Post abzuholen („Beamte, du weißt ja!“). Damit war das Ende absehbar geworden.

      Ach ja, und Markus natürlich. Achtes bis elftes Semester, beim Jobben aufgegabelt. Absolut entzückend, solange er es schaffte, den Mund zu halten: blonde Löckchen, Grübchen, ein bezauberndes Lächeln, strahlend grüne Augen mit direkt schwul langen Wimpern, ein göttlicher und sehr gepflegter Body. Deshalb durfte er zunächst auch den Publikumsverkehr bei der Landschaftsbehörde machen und ich legte im Hintergrund die Akten ab. Aber dann bekamen unsere Vorgesetzten sein Problem mit: Entweder versprach er den Hilfe- und Ratsuchenden das Blaue vom Himmel herunter („Kein Problem, natürlich können Sie ihre hundertjährige Eiche fällen lassen, Sie haben die Genehmigung nächste Woche schriftlich“), oder er hatte so wenig Ahnung, dass auch die kleinlautesten Kunden stutzig wurden („Leiching – gehört das noch zu Leisenberg?“ – „Was wollen Sie da pflanzen? Thujen? Was ist das denn?“).

      Ab dann musste er nach hinten und ich durfte nach vorne. Ich war zwar nicht so göttlich schön, aber ich kannte die Stadt, die gängigen Gartenpflanzen und die Kompetenzen unserer Behörde, das war dann doch nützlicher.

      Privat war er leider genauso – entweder gab er schamlos an und befremdete meine anderen Bekannten mit Geschichten vom Typ Und dann hab ich´s denen allen aber mal so richtig gezeigt oder er fragte in einem Kreis von Germanisten, wer Thomas Mann gewesen war, was die Gegenfrage provozierte, ob er nicht vorhin behauptet habe, das beste Abitur seines Jahrgangs gemacht zu haben.

      Ich hatte sein Zeugnis übrigens mal gesehen und konnte mir nicht so recht vorstellen, dass in diesem Jahr niemand besser als 3,2 gewesen war. Nichts gegen schwache Schüler, aber diese Angeberei plus die langen Erklärungen, warum sowieso niemand, auf den es ankam, wissen musste, wer Thomas Mann gewesen war – da half auch alle Schönheit nichts mehr.

      Nadja kicherte und futterte einen Keks nach dem anderen. „Männer sind ja schon was Putziges, was? Aber eben leider anstrengend in der Haltung.“

      „Und wartungsintensiv. Nö, bis ich mehr Routine im Beruf und damit auch wieder mehr Zeit habe, kommt mir keiner mehr in die Bude. Bloß gut, dass es in der Schule nichts Brauchbares gibt.“

      „Wart´s bloß ab, vielleicht schicken sie uns zum Halbjahr einen knackigen Referendar! Und nach dem elften Semester gab es keinen mehr?“

      „Bloß noch Uli, in der Seminarschule. Hat sich gleich am ersten Tag der armen kleinen Kollegin angenommen und sie an seiner Weisheit teilnehmen lassen. Und dann hatte er eine Drei in der ersten Lehrprobe und ich eine zwei. Er hat nie mehr auch nur ein Wort an mich gerichtet. Hat mich hart getroffen.“ Ich feixte.

      „Ja, kann ich mir vorstellen. Was du da noch alles hättest lernen können! Wie man eine Lehrprobe in den Sand setzt, zum Beispiel. Jammerschade. Mensch, halb fünf? Ich muss weg, ich hab noch nicht mal für die nächsten Tage eingekauft, und bei mir schaut´s aus, unbeschreiblich, und morgen kriege ich Besuch. Scheiße, und das blöde Ex hätte ich heute auch nicht schreiben sollen...“

      „Du schreibst am ersten Schultag nach den Ferien ein Ex. Boah, bist du fies!“

      „Die brauchen das. Dreiunddreißig Masochisten. Außerdem war es total einfach, nur Zeug aus dem Periodensystem ablesen.“

      „Na, dann viel Vergnügen!“ Ich begleitete sie zur Tür, winkte ihr hinterher und überlegte mir danach vergnügt, dass ich überhaupt nichts zu korrigieren hatte. Bis Donnerstag, dann war die Schulaufgabe in der Neunten angesagt. Protokoll – da brauchte ich eine Doppelstunde, also musste ich noch jemanden beschwatzen.

      Ob die Bernrieder wirklich am Saufen war? Ein Alkoholproblem hatte, wie es vornehmer hieß? Komisch. Sie hatte die totale Macht im Lehrerzimmer, und dann fing sie zu trinken an, quasselte Blödsinn und verlor ihre Macht? Ich hätte es ja noch verstanden, wenn der Abstieg zuerst gekommen wäre und sie sich aus Kummer über ihre vielen neuen Gegner an der Flasche festhalten müsste – aber so? Erst Saufen, dann Abstieg? Wirklich eigenartig!

      Na, vielleicht hatte sie ja ein Beziehungsproblem. Nicht verheiratet hieß ja nicht keinen Freund. Oder sie war einsam – aber mit dem Mundwerk durfte sie sich wirklich nicht wundern. Oder vielleicht war sie irgendwie krank. So was wie das Tourette-Syndrom, wo man unkontrolliert vor sich hinpöbelte. Oder sie hatte finanzielle Sorgen oder musste ihre alten Eltern pflegen und war am Rande ihrer Kraft... aber musste sie deshalb in der Vergangenheit ihrer Kollegen herumstöbern und denen ihre Ergebnisse auch noch vor die Nase halten? Vielleicht ... vielleicht konnte mir das alles auch völlig egal sein!

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