Eine schwierige Familie. Elisa Scheer

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Название Eine schwierige Familie
Автор произведения Elisa Scheer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783737583329



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den Schlüssel verlieren?“, wandte er sich an Reuchlin.

      Der grinste ganz offen. „Das darf ich dann tatsächlich nicht. So, wir werden jetzt mitnehmen, was wir im Zimmer Ihres Bruders an Interessantem entdeckt haben. Haben Sie jetzt zum Beispiel noch eine Idee, wie Ihr Bruder seinen Drogenkonsum finanziert haben könnte?“

      Conny zuckte die Achseln, Paula murmelte: „Geklaut wird er haben, hab ich doch schon gesagt.“

      „Haben Sie. Aber bis jetzt ist niemandem aufgefallen, dass hier Wertgegenstände verschwunden sind. Kann – konnte – er an Ihre Konten heran?“

      Raben schüttelte den Kopf, Paula fuhr auf: „Ich bin doch nicht bescheuert!“

      Conny murrte: „Konto – welches Konto schon groß? Ist eh nichts drauf.“

      „Wie verwalten Sie denn Ihre Finanzen?“, fragte Katrin Kramer entgeistert.

      „Wieso? Ich krieg abends das Geld auf die Hand und basta. Reicht doch.“

      „Aha. Könnte die Steuerfahndung interessieren…“ Katrin Kramer machte sich eine Notiz.

      „Ich zahl doch von den paar Kröten nicht auch noch Steuern!“

      Raben öffnete schon den Mund, aber Sophie funkelte ihn warnend an. Noch eine Diskussion über Sozialschmarotzertum und sie saßen morgen früh noch hier!

      „Okay, Konten eher nicht“, resümierte Reuchlin. „Wie war Ihr Bruder denn sonst so? Gab es Feinde?“

      „Blöd war er. Letzte Woche hat er Sam ein Glöckchen an den Schwanz gebunden. Der Arme ist fast verrückt geworden! Tierquälerei ist das!“

      „Mein Gott, Sam ist doch dick genug, dem kann ein bisschen Sport nicht schaden“, höhnte Paula prompt. „Dir übrigens auch nicht.“

      „Und da wollten Sie sich an ihm rächen, Frau Raben?“

      „Von Raben“, verbesserte Conny sofort.

      „So viel Zeit muss sein“, konnte Sophie sich nicht verkneifen. Reuchlin gluckste und starrte Conny schnell wieder böse an.

      „Na?“

      „Rächen? Wieso rächen?“

      „Ihn bestrafen“, schlug Katrin Kramer vor.

      „Vielleicht seine Muntermacher ein bisschen präparieren?“, ergänzte Reuchlin.

      Conny sah sehr überzeugend verständnislos drein. Zugegeben, Pillen mit irgendwelchen Giften zu versehen, würde ihre Fähigkeiten bestimmt übersteigen, überlegte Sophie sich. Aber vielleicht hatte sich der Kerl sich ja noch anderen Kram reingepfiffen, der leichter mit irgendetwas Unbekömmlichem zu versetzen war?

      Reuchlin wandte seinen Blick von Conny ab, als zwei Weißgekleidete hereinkamen und ihm einiges zeigten. Er studierte den Kram in den diversen Beweismitteltütchen und sagte dann: „Sie hatten Recht, Frau von Raben.“

      „Sag ich doch!“ – mal wieder im Chor. In Rechthaberei vereint, feixte Sophie in sich hinein.

      „Er hat tatsächlich geklaut. Oder gehörte das alles hier ihm?“

      Die Tütchen, die er auf dem unordentlichen Sofatisch aufreihte, enthielten ein geschmackloses Goldkreuz, zwei silberne Bilderrahmen, eine Handvoll kleiner dreieckiger hellrosa Tabletten mit einem eingekerbten X in der Mitte, ein Häufchen Tabak – oder Stärkeres -, eine altmodische, aber massiv wirkende Herrenarmbanduhr und eine Handvoll verkrumpelter Geldscheine – Fünfer, Zehner, Zwanziger, nichts Größeres.

      „Papas Uhr!“, staunte Raben. „Die gehört mir – aber ich habe gar nicht gemerkt, dass sie fehlt.“

      „Warum nicht?“

      „Sie geht nicht. Ich müsste sie mal richten lassen, aber das vergesse ich dauernd.“

      „Ist sie wertvoll?“

      „Ich denke schon. Genau weiß ich es nicht. Morgen bringe ich sie hin und frage den Uhrmacher, was er meint.“

      Er streckte die Hand aus, aber Reuchlin schüttelte den Kopf. „Sie könnte ein Beweismittel sein.“

      „Schade drum. Naja, ich habe irgendwo ein Foto, das genügt als Erinnerung an Papas Uhr doch eigentlich auch.“

      Reuchlin starrte ihn an. „Wie meinen Sie das?“

      „Wieso, Sie haben doch eben gesagt, sie ist beschlagnahmt? Dann verabschiede ich mich doch besser gleich von ihr.“

      „Aber das ist doch nicht von Dauer!“

      „Wieso? Wenn der Fall gelöst ist, kommt sie in die Asservatenkammer, oder?“

      „Und eines Tages trägt sie dann der Verwalter der Asservatenkammer selbst, was?“, warf Sophie ein. „Herr von Raben, es ist Ihrer unwürdig, alles zu glauben, was man in schlechten amerikanischen Serien über korrupte Bu- Cops sehen kann.“

      „Wenn wir die Beweismittel nicht mehr brauchen, bekommen Sie sie natürlich zurück. Eine Quittung bekommen Sie auch dafür. Allerdings können Sie den Uhrmacher auch mit dem Foto um eine Einschätzung bitten.“

      „Das Kreuz ist meins!“, quiekte Conny und griff nach der Tüte.

      „Finger weg“, warnte Katrin Kramer. „Haben Sie eben nicht zugehört?“

      „Wozu?“

      Ja, wozu. Ging ja schließlich nicht um dich, stimmt´s?, kommentierte Sophie im Stillen.

      Kramer wog das Tütchen in der Hand. „Ziemlich leicht. Massives Gold ist das keinesfalls.“ Sie schaute sich den Inhalt von nahem an. „Nicht mal massives Messing. Ganz ehrlich, ein guter Juwelendieb wäre aus Ihrem Bruder auch nicht mehr geworden. Kein Blick für echte Werte.“

      „Was soll das heißen?“, fragte Conny.

      Paula quiekte hämisch. „Dass es Plunder ist! Kein Wunder, Tante Adelheid war doch immer so geizig.“

      „Tante Adelheid?“ Reuchlin griff nach jedem Strohhalm.

      „Connys Firmpatin. Bereits verstorben“, gab Raben Auskunft. Er klang etwas schleppend, offenbar wurde er müde. Sophie konnte ihm das nachvollziehen, sie hatte jetzt wirklich keine Lust mehr. Und Fritzi blinzelte nur noch.

      Reuchlin sah auf die Uhr. „Zehn durch… Wir warten ab, was die Obduktion ergibt, und die Untersuchung dieser rosa Kameraden hier, dann sehen wir weiter. Hat jemand von Ihnen vor, zu verreisen?“

      Kopfschütteln.

      „Gut so. Wir kommen wieder auf Sie zu. Katrin?“

      Kramer klappte ihre Tablethülle zu und stand auf. „Schönen Abend noch. Äh – naja.“

      Sophie gab Fritzi einen Rippenstoß. Die schoss hoch. „Endlich…! Herr Doktor, vielleicht zeigen Sie mir die alten Ausgaben lieber mal in der Uni?“ Sie sah sich beziehungsreich um.

      „Tschüss dann – und herzliches Beileid, soweit das angebracht ist.“

      „Ebenso“, blieb Sophie nur hinzuzufügen, dann folgten sie Reuchlin und Kramer nach draußen.

      *

      Kaum saßen sie im Auto, sagte Fritzi: „Ich brauch jetzt einen Schnaps. Du nicht, auf all diese Verrückten?“

      „Brauchen schon – aber ich muss ja noch fahren. Okay, nehmen wir das Florian?“

      Im Florian schnaufte Fritzi, sobald sie den Enzian gekippt und danach einen großen Schluck Weißbier genommen hatte. „Der arme Hund. Das ist doch eine Familie aus der Hölle!“

      „Kannst du laut sagen. Aber ganz ehrlich, der ist schon auch selbst schuld daran – warum lässt er sich das gefallen? Warum wirft er die beiden Schnepfen nicht raus?“

      „Schon, aber vielleicht kann er das nicht. Die haben das vielleicht alle geerbt und dann kann