Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Название Das Erbe der Ax´lán
Автор произведения Hans Nordländer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738037159



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Zeit reglos gewartet und die Fische sich wieder beruhigt hatten, schwamm ein besonders dicker dicht am Ufer an ihnen vorbei. Blitzschnell stieß Freno mit seinem Speer zu und zog ihn damit zappelnd aus dem Wasser.

      „Na, was sagst du jetzt?“, fragte er stolz. „Es ist eine Besche und schmeckt ausgezeichnet.“

      „Großartig. Lass es mich auch einmal versuchen.“

      Erest hatte anfangs weniger Glück. Zuerst dauerte es wieder eine Weile, bis sich die Fische beruhigt hatten, dann verscheuchte er die ersten mit Fehlstößen. Aber dann wurde er zielsicherer. Zwei weitere Fische hielten sie schließlich auf Spieße gesteckt über dem Feuer. Und da allesamt recht schwer waren, reichte diese Mahlzeit für alle.

      So unbekümmert sie sich ihrem Abendessen hingaben, so wenig ahnten sie, dass sie doch nicht unbemerkt geblieben waren. Bereits am Morgen war die fremde Reiterschar an der Biberau angekommen und jetzt lagen sie nicht weit entfernt von ihnen ihm Versteck und sahen ihnen beim Abendessen zu. Noch war es zu früh, etwas zu unternehmen. Ihre Auftraggeber hatten ihnen klare Anweisungen gegeben, was sie tun sollten und zu diesem Zeitpunkt beschränkte sich ihre Handlung darauf, die anderen unbemerkt zu beobachten.

      Und wieder folgte eine ruhige Nacht. Während Meneas am Lagerfeuer saß und mit Erest Wache hielt, dachte er darüber nach. Es war schon beinahe beunruhigend, dass sich der Orden von Enkhór-mûl noch nicht wieder geregt hatte. Sicher, in Ogmatuum waren sie vor ihm angeblich einigermaßen sicher gewesen, obwohl die Erfahrungen in Erzbünden dem widersprachen, und Tetker hatten sie sich im Schutz des Grenzwaldes genähert. Eigentlich konnte der Orden noch gar nicht wissen, ob sie das Land der Ogmari bereits wieder verlassen hatten. So musste es sein. Aber trotzdem traute Meneas dem Frieden nicht. Dazu hatten sie mit der Hartnäckigkeit des Ordens allzu schlechte Erfahrungen gemacht. Aber schließlich hörte er die Worte Tjerulfs in seiner Erinnerung: »Du machst dir zu viele sinnlose Gedanken«. Wahrscheinlich hatte er damit sogar Recht. Er sollte froh darüber sein, dass die Priester sie in Ruhe ließen.

      Ein plötzliches Knacken im Unterholz ließ ihn zusammenzucken.

      „Hast du das gehört?“, fragte er Erest leise, der aus einem leichten Schlummer aufgeschreckt war.

      „Nein, aber irgendetwas hat mich gestört.“

      Meneas zog sein Schwert und wollte gerade aufstehen, als sich raschelnde Geräusche von ihnen entfernten. Sie kamen ihnen plump und langsam vor, und wenn es ein Tier war, musste es recht groß und schwerfällig sein.

      „Was war das?“, fragte Meneas.

      „Keine Ahnung. Vielleicht ein Wildschwein, ein sehr großes, aber ich glaube, es ist weg. Wann kommt die Ablösung?“

      Meneas setzte sich wieder und legte einpaar Stücke Holz ins Feuer.

      „Jetzt“, hörten sie die Stimme von Durhad.

      Fast geräuschlos war er von seinem Lager aufgestanden.

      „Schön“, sagte Erest gähnend. „Dann kann ich mich ja schlafen legen.“

      „Hast du das Geräusch auch gehört?“, fragte Meneas den Morain.

      „Ja, aber deshalb bin ich nicht gekommen. Eure Wache ist vorüber. Ich werde Idomanê wecken.“

      „Hast du eine Ahnung, was es war?“

      „Nein, vielleicht ein Büffel oder etwas Ähnliches.“

      Jedenfalls hörten sie es nicht wieder.

      Als es dämmerte, fing es doch noch an zu regnen. Schimpfend wand sich Erest aus seiner Decke. An diesem Morgen war er ausnahmsweise einmal nicht der Letzte. Sie hielten das Feuer noch so lange in Gang, bis sie mit dem Frühstück fertig waren, dann ließen sie es ausbrennen.

      Die Furt war leicht zu durchqueren, und nachdem sie eine halbe Meile oder so über einpaar Wiesen geritten waren, kamen sie an einen breiten Feldweg. Dort wandten sie sich in Richtung Osten und etwas später nach Norden.

      Der erste Bauer mit einem Lastkarren hinter zwei Ochsen kam ihnen entgegen. Er grüßte die Reiter knapp und zog dann weiter. Berittene erregten in Tetker kaum Aufmerksamkeit, es waren öfter welche unterwegs, deshalb interessierte sich der Mann nicht sonderlich für sie.

      Hier und dort entdeckten sie weitere Bauernhöfe und bis zum Mittag hatten sie zwei Dörfer hinter sich gelassen. Der Nachmittag verlief nicht anders als der Vormittag, außer dass der Regen aufhörte und die Sonne sich zeitweilig sehen ließ. Und als der Abend nahte, mussten sie sich darüber Gedanken machen, wo sie übernachten wollten.

      „Ich wäre für ein Gasthaus“, meinte Solvyn und einpaar nickten beifällig.

      Tjerulf schmunzelte.

      „Das wundert mich nicht und nichts spricht dagegen -.“

      „Aber?“

      „Keine Sorge, ich bin ja dafür. Aber ich habe keine Ahnung, wo wir eines finden können.“

      „Da kann ich helfen“, meinte Anuim. „Im nächsten Dorf, Schiefelgründ heißt es, etwa eine Stunde von hier, gibt es eines, soweit ich weiß. Vielleicht hat es genug freie Zimmer für uns. Vor einpaar Jahren war ich dort. Ich hoffe, dass es immer noch existiert.“

      „Das werden wir herausfinden. Also gut, noch eine Stunde.“

      Zu dieser Zeit stand die Sonne noch am Himmel und so erreichten sie Schiefelgründ, bevor die Abenddämmerung einsetzte. Das Gasthaus stand noch genauso da, wie Anuim es Erinnerung gehabt hatte. Und wie es aussah, war es auch noch in Betrieb. Mit unübersehbaren Lettern hing ein Schild über der Eingangstür und lud sie in den »Fischweiher« ein. Sie entdeckten zumindest keine weiteren Pferde vor dem Gasthaus, aber die mochten auch in einem Stall untergekommen sein. Meneas und Valea gingen hinein.

      „Wäre es nicht schön, einmal wieder in einem Bett zu schlafen und keine Wache würde die Nacht unterbrechen?“, fragte Erest.

      „Und ein Bad und Wäschewaschen?“, ergänzte Freno. „Ja, das wäre vielleicht gar nicht schlecht.“

      „Ein Bad schon, aber Wäschewaschen muss nicht unbedingt sein.“

      „Worüber redet ihr eigentlich?“, fragte Idomanê. „Vielleicht sind wir in zehn Minuten schon wieder aus dem Dorf hinaus und suchen uns ein lauschiges Plätzchen hinter irgendeiner Hecke.“

      „Miesmacherin“, sagte Solvyn und blickte sie mit erbost funkelnden Augen an.

      Idomanê lachte und bevor sie etwas entgegnen konnte, kamen Meneas und Valea wieder aus dem Gasthaus heraus. Ihre Gesichter verrieten nichts, doch dann lächelten sie.

      „Wir haben Glück“, sagte er. „Bis jetzt sind wir die einzigen Gäste und der Wirt kann uns alle unterbringen. Er bittet uns, die Pferde hinter das Haus zu führen, dort erwartet er uns.“

      „Und wir können uns baden und sogar die Wäsche waschen“, fuhr Valea fort. „Er besitzt einen Trockenraum.“

      „Na, was habe ich gesagt“, erinnerte Freno an seine Worte.

      Mit einem triumphierenden Gesicht führte er sein Pferd als erster in den Hof.

      So ruhig ging es dann die nächsten drei Tage weiter. Sie konnten noch ein weiteres Mal in einem Gasthaus übernachten. Das Wetter blieb angenehm, ja es wurde sogar noch etwas wärmer, je weiter sie nach Norden kamen und nur selten überfiel sie ein Regenschauer. Die Regenberge wuchsen zusehends vor ihnen in den Himmel und mit ihnen Erests Unbehagen. In zwei Tagen, hofften sie, den Fuß der Berge zu erreichen. Und dazu kam noch ein weiteres ungutes Gefühl.

      Mittlerweile befiel nämlich alle ein mehr oder weniger deutlicher Argwohn, wenn sie daran dachten, welche Mühe sich die Priester gegeben hatten, sie an ihrem Vorhaben zu hindern, bevor sie die Grenze nach Ogmatuum überschritten hatten. Je länger der nächste Überfall auf sich warten ließ, desto hinterhältiger musste er werden. Tjerulf schloss aber auch nicht aus, dass sie ihre Pläne geändert hatten und von nun an anders, weniger plump vorgingen. Welche Absichten allerdings