Название | Afrikanische Märchen auf 668 Seiten |
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Автор произведения | T. von Held |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742763129 |
Msigissa, d.h. Dunkelheit, das andere weiß, wie die
Blüte der Baumwollstaude; Kimyera nannte es deshalb
Sema Gimbi, d.h. Weißholz. Mit seinen beiden
Hunden nun zog Kimyera oftmals weit fort von seiner
Heimat und überließ die Sorge für die Herden seinen
Untergebenen. Seine Begier, Land und Leute kennen
zu lernen, wuchs je weitere Streifzüge er unternahm,
und so kam es, daß er sich immer öfter und stets für
längere Zeit von zu Hause entfernte. Wen er unterwegs
antraf, befragte er nach Gegenden, die ihm noch
unbekannt waren, und die kennen zu lernen es ihn
verlangte. So kannte er denn bald wenigstens vom
Hörensagen jeden Weg und Steg, Fluß und Bach,
Dorf und Stamm der ganzen Umgegend. Vor seinen
Pflegeeltern verbarg er sorgfältig all seine Wünsche
und Gedanken, die sich in ihm regten und ihn in die
weite Welt hinaustrieben. Indessen kam auch ihnen
mancherlei zu Ohren über die weiten Wanderungen
des Jünglings, was sie mit Besorgnis erfüllte. Ihre Befürchtungen
teilten sie Wanyana mit und baten diese,
ihren Einfluß auf ihren Sohn geltend zu machen. Sobald
sich ihr dazu eine Gelegenheit bot, sprach sie zu
ihm:
»Sage mir offen, mein Sohn, welches sind deine
Pläne für die Zukunft? Wanderst du, den Spuren des
Wildes zu folgen? Gehst du dem Aufgang oder dem
Niedergang der Sonne entgegen, wenn du wochenlang
deiner Heimat fern bleibst?«
Darauf antwortete Kimyera:
»Zumeist ist es in der Richtung des Sonnenaufgangs,
daß ich dem Wilde folge.«
»Das ist das Land,« sagte Wanyana nachdenklich,
»aus welchem vor Jahren dein Vater kam, um hier
Vieh zu erhandeln.«
»Mein Vater? Und welches ist sein Name?«
»Kalimera.«
»Wo lebte er?«
»Das Dorf, von dem er kam, hieß Willemera und
liegt nicht weit von Bakka; das ganze, große Land ist
Ganda.«
»Bakka! O ich kenne die Stadt wohl! Denn meine
Wanderungen haben mich oftmals nach Uganda geführt,
weil das Land reich ist an Antilopen, die an den
Ufern des Flusses Mylmja grasen. Mehr als eine ist
dort meiner Weidmannskunst zum Opfer gefallen?«
»Kaum kann ich es glauben, mein Kind!« rief
Wanyana in Tränen.
»Dennoch ist es wahr, was ich dir sage, meine
Mutter!«
»Dann bist du nahe bei Willemera gewesen, und es
ist ewig schade, daß du deinen Vater nicht gesehen
und gesprochen hast!«
Wenige Tage nach dieser Unterredung zog Kimyera
mit seinen beiden Hunden fort aus der Hütte seiner
Pflegeeltern und schritt rüstig dem Flusse Mylmja im
Lande Uganda entgegen. Sobald er das Wasser durchschritten
hatte, kam er in ein Dorf, dessen Bewohner
er nach Willemera fragte. Man sagte ihm, daß acht
Stunden Wanderung ihn dorthin bringen würden. Am
folgenden Tage erreichte er sein Ziel und schloß
schnell Freundschaft mit einem der Viehhüter seines
Vaters, bei dem er zur Nacht blieb, und der ihm alle
seine Fragen über Kalimera auf das eingehendste beantwortete.
Nachdem er in Erfahrung gebracht hatte,
was er wissen wollte, zog er wieder heim und erzählte
Muyana und seiner Pflegemutter alles, was er gehört
hatte. Auch Wanyana kam bald und beschwor ihren
Sohn mit Tränen, ihr genauen Bericht zu erstatten.
»In aller Kürze,« sprach der Jüngling, »habe ich
folgendes gehört: Daß Kalimera noch am Leben ist,
weiß ich jetzt bestimmt. In seinem Dorfe wohnen
viele Leute; auch besitzt er große und schöne Viehherden
und eine stattliche Anzahl von Sklaven. Ich
habe all diese Nachrichten von einem der ältesten
Viehhüter Kalimeras und weiß deshalb, daß sie unbedingt
wahr sind.«
»Es ist gut, mein Sohn,« sprach Wanyana; dann
sich an Muyana wendend, fuhr sie fort:
»Jetzt ist es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen.
Uni wird mir mit jedem Tage widerwärtiger. Ich
bin in meinem Herzen dem einen Manne, den ich geliebt
habe, immer treu geblieben, und nun ich weiß,
daß er am Leben ist, treibt es mich zu ihm. Rate du
mir, Muyana, was soll ich tun?«
»Wanyana, du weißt, daß ich nicht klug bin, und
daß meine Zunge schwer ist. Auch kennst du meine
Verhältnisse. Ich habe nur e i n Weib, obschon große
Viehherden. Die beiden Kühe Namala und Nakoambeh,
welche du mir als erstes Geschenk brachtest,
habe ich noch, und ihre Milch ist noch immer so süß
und reichlich wie sie je gewesen. Laß Kimyera seine
Flöte, seine Hunde, seine Speere und seinen Schild zu
sich nehmen; Sebarija, mein Hirte, soll ihm folgen,
mein Weib soll die Kühe und Felle nehmen, welche
zur Jagdbeute Kimyeras gehören, und wir wollen dir
folgen, wohin du gehst!«
»Muyana, du bist ein treuer Freund! So laß uns
denn forteilen, noch ehe der Morgen dämmert. In Willemera
will ich dir zehnfach vergelten, was du hier
verläßt. Der Findling ist nun ein starker Mann geworden,
und endlich hat er den Weg gefunden, der ihn zu
seinem Vater und zu seinem Stamme führt.«
Wie Wanyana es gesagt hatte, so geschah es. Noch
ehe die ersten Strahlen der Sonne am folgenden Tage
die Erde beschienen, war sie mit Kimyera, Muyana
und seinem Weibe wie dem Sklaven Sebarija auf dem
Wege nach Uganda.
Eines Tages ging Kimyera mit Muyana auf die
Büffeljagd und nahm auch Sebarija mit, so daß die
beiden Frauen allein zurückblieben. Der Büffel, den