Название | Afrikanische Märchen auf 668 Seiten |
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Автор произведения | T. von Held |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742763129 |
ihn nicht liebte und es nicht duldete, daß er ihr mit
Zärtlichkeiten nahte; doch hoffte er, daß es ihm gelingen
würde, sie nach und nach für sich zu gewinnen;
deshalb beschloß er, nicht in sie zu dringen, sondern
es der Zeit und seinem stets sich gleichbleibenden
Aufmerksamkeiten zu überlassen, ihr Herz zu rühren.
Er baute für sie ein neues, schönes Haus, besuchte sie
ab und zu, brachte ihr stets Geschenke mit und tat
alles, um ihre Liebe zu gewinnen.
In nicht allzulanger Zeit gewahrte Wanyana mit
Schrecken, daß sie einem Kinde das Leben schenken
sollte. Angsterfüllt vor dem Zorn ihres Gatten, bat sie
ihn, für mehrere Wochen seine Besuche bei ihr einzustellen,
und versprach ihm dafür, später ein ergebenes
und liebendes Weib zu sein. Beglückt ob dieser Aussicht,
willfahrte Uni ihrem Wunsche. Durch ihre eigenen
Untergebenen suchte Wanyana Kunde von ihrem
Geliebten zu erlangen, erfuhr aber nur, daß er plötzlich
verschwunden und niemand wisse, wohin er gegangen
sei.
Kurze Zeit darauf gebar Wanyana einen kleinen
Jungen. Geängstigt von dem Gedanken daß der König
ihre Untreue entdecken könnte, nahm sie das Kind
und legte es in die Werkstatt eines Töpfers; dann aber
ging sie eiligst zu einem Zauberer, beschenkte ihn
reich und bat ihn, in irgend einer Weise dafür zu sorgen,
daß ihr Kind gut gepflegt würde. Beruhigt durch
das Versprechen unverbrüchlichen Schweigens,
schritt sie alsdann schnell heim.
Am folgenden Morgen wollte Muyana, der Töpfer,
in seine Werkstatt gehen; sein Weg führte ihn vorbei
an der Tür des Zauberers, und dieser rief ihn an:
»Muyana, warum nimmst du jetzt immer schlechte
Erde, aus der du deine Töpfe machst? Sie sind nicht
mehr so gut wie früher und zerbröckeln in der Hand.«
»Ach Doktor!« rief der arme Töpfer erschreckt,
»sage du mir, was ich tun soll, damit meine Arbeit
wieder werde, wie sie sonst war!«
»Gut, Muyana! ich kann dir raten. Du hast einen
mächtigen Feind, der nur Böses für dich sinnt; aber
ich will seine Pläne zu schanden machen. Gehe du in
deine Werkstatt und suche in ihr nach irgend etwas
Lebendigem. Wenn du es gefunden hast, so nimm es
zu dir, hüte und pflege es; denn wisse, solange es lebt,
wirst du vor allem Übel bewahrt bleiben.«
Muyana war nicht wenig erstaunt, als er diese
Worte gehört hatte, eilte weiter zu seiner Werkstatt
und gewahrte dort alsbald ein sorglich zusammengewickeltes
Bündel, dessen Inhalt ihm aber verborgen
blieb, und das er nicht wagte zu berühren.
»Ich will zu meiner Frau gehen und ihr all dieses
erzählen,« sagte er zu sich; »denn Weiber wissen mit
geheimnisvollen Dingen besser Bescheid,« und
schnellen Schrittes lief er heim.
»Du Dummkopf!« schalt sein Weib, nachdem es
zugehört hatte: »Warum hast du nicht getan, was der
Zauberer dir befohlen hat? Komm' jetzt gleich mit mir
und zeige mir, was du gesehen hast. Mich beunruhigt
ein Traum, den ich in der vergangenen Nacht gehabt
habe, und das Bündel, von dem du da gesprochen
hast, kann für uns beide von großer Bedeutung sein.«
So zogen sie miteinander zur Töpferei. Gerade als
sie dort ankamen und die Frau eben nahe hinzutrat,
um zu sehen, was auf der Erde in Felle gewickelt lag,
fing das Kind an zu schreien und sich zu bewegen:
»Du meine Güte, das ist ja ein Säugling,« rief das
Weib, »und es sieht genau so aus, wie das Kind, welches
ich heute Nacht im Traume sah! Heb' es auf,
Muyana, gib es mir und verletze es ja nicht!«
Muyana war wie von Sinnen, tat aber, wie sein
Weib ihm geheißen hatte, und gab ihr das Kind, ohne
ein Wort zu sagen. Entzückt betrachtete die Frau das
gesunde, wohlgebildete Kind, wiegte es in ihren
Armen und rief aus:
»Muyana, was sind wir doch für glückliche Leute!
Seit Jahren sehne ich mich nach einem Kinde, und
endlich haben gute Geister meinen Wunsch erfüllt
und uns das schönste aller Kinder gegeben. Unser
Glück ist gemacht!«
»Aber wessen Kind mag das sein?« fragte Muyana
argwöhnisch.
Kapitel 3
»Wie kann ich das sagen? Laß uns dankbar sein,
daß wir es gefunden haben; fürwahr, der Zauberdoktor
ist ein guter und weiser Mann; er wird wohl auch
das Geheimnis dieses kleinen Wesens kennen; uns
aber geht das nichts an, laß uns lieber gar nicht daran
denken. Nicht wahr, fortan ist das Kind unser; wir
wollen dafür sorgen und es wie unser eigenes halten!«
»Wie du willst!«
So hatte denn das Kind der schönen Wanyana seine
Pflegeeltern gefunden, und in ganz Unyoro gab es
keine Mutter, die stolzer auf ihr Kind gewesen wäre,
als Muyanas Weib auf diesen Findling. Der Knabe
wurde mit Ziegen- und Kuhmilch ernährt und gedieh
prächtig. Als Muyana zu dem Zauberdoktor ging, um
diesen zu fragen, wie er das Kind nennen solle, antwortete
der ihm:
»Nenne es Kimyera – den Mächtigen.«
Als Kimyera etwa ein Jahr alt war, ging Wanyana
eines Tages zu einem Töpfer, um für ihr Haus Töpfe
zu kaufen. Sie setzte sich auf die Erde am Eingange in
der Werkstatt und wählte aus, was ihr gefiel. Da
plötzlich hörte sie ein Kind schreien.
»Hat dein Weib kürzlich ein Kind gehabt?« fragte
Wanyana, »ich hörte bisher nichts davon.«