Название | Afrikanische Märchen auf 668 Seiten |
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Автор произведения | T. von Held |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742763129 |
nirgends zu finden.
Der Mann hob inzwischen den Deckel des Kochtopfes
hoch, und siehe da, aus dem kochenden Wasser
hüpfte frisch und munter ihm sein Kind entgegen!
»Ich bin am Leben!« sprach es. »Ein andermal aber
darf meine Mutter nicht die Worte verachten, die zu
ihr gesprochen sind, selbst wenn es nur ein Kürbis ist,
der sie sagt.«
Der Mann und die Frau waren von Herzen froh,
daß sie ihr Kind wieder hatten, und alle drei gingen
zusammen auf das Kürbisfeld und trugen den großen
Kürbis wieder an den Ort, auf dem er gewachsen war.
Eine Tierfabel der Somalineger.1
Einstmals gingen der Löwe, die Hyäne und der Fuchs
auf die Jagd, und sie fingen ein Schaf. Als sie die
Beute teilen wollten, rief die Hyäne: »Mir gehört das
Hinterteil; der Löwe mag das Vorderteil des Schafes
behalten, und der Fuchs soll die Eingeweide und die
Füße bekommen.« Da wurde der Löwe wütend, hob
seine Tatze auf und schlug der Hyäne ein Auge aus.
»Teile du!« wandte er sich dann zum Fuchs.
»Kopf, Füße und Eingeweide gehören der Hyäne
und mir,« sagte der erschrockene, schlaue Fuchs.
»Wer hat dich gelehrt, so zu sprechen?« fragte der
Löwe erstaunt.
»Das Auge der Hyäne!« entgegnete der Fuchs.
Fußnoten
1 Die Somalineger gehören seit vielen Jahrhunderten
bereits zum großen Teil der Religion Mohameds an,
da die Lage ihres Landes am Golf von Aden sie mit
den Arabern in vielfache Verbindung brachte. Sie
sind kriegerisch und grausam und haben verhältnismäßig
einen sehr geringen Schatz an Sagen; auch
sind die wenigen, welche man kennt, meist von gewalttätiger
Tendenz.
Ein Zulumärchen von der Hyäne.1
Eine Hyäne hatte einstmals einen Knochen gefunden,
nahm ihn in ihr Maul und lief damit ans nahe Wasser,
um dort ihre Mahlzeit zu verzehren. In dem klaren
Spiegel des Wassers sah sie den Mond wie ein
großes Stück Fleisch vor sich. Gierig schnappte sie
danach und ließ dabei die Knochen auf den Boden
fallen. Das vermeintliche Stück Fleisch auf dem
Grunde des Wassers konnte sie nicht erhaschen; aber
jedesmal, wenn sie danach tauchte und schnappte,
wurde das Wasser trübe, und die enttäuschte Hyäne
legte sich dann geduldig an das Ufer, um zu erwarten,
bis es wieder klar und ruhig geworden war; dann begann
sie ihr gieriges Spiel von neuem. Inzwischen
kam eine andere Hyäne und nahm den verschmähten
Knochen fort. Nach und nach fanden sich auch andere
Tiere ein, die lachten die Hyäne aus, als sie sahen,
wie sie immer wieder in das Wasser tauchte, nach
dem Spiegelbilde des Mondes haschte und wieder
herauskam, indessen ihr das Wasser aus dem Munde
lief.
Noch jetzt sagt man spottend zu einem, der das
Gute fortwirft, um nach Besserem zu haschen, ohne
es schließlich zu gewinnen: »Du gleichst der Hyäne,
die den Knochen verachtete und nach dem Monde
haschte.«
Fußnoten
1 Dieses Zulumärchen erinnert in seiner Moral wunderbar
an Äsop, auch an Lessing und La Fontaine, –
wiederum ein Beweis der übereinstimmenden Phantasie
des Menschen zu allen Zeiten und in allen Ländern.
Wie es kommt, daß die Nase des Hasen
gespalten ist.1
Ein Hottentottenmärchen.
Der Mond sandte einst ein Insekt zu dem Menschen
und sprach zu ihm: »Sage dem Menschen, der Mond
sende ihnen folgende Worte: ›Wie ich sterbe und im
Sterben noch lebe, werdet auch ihr sterben und
leben.‹«
Da machte das Insekt sich auf mit der Botschaft.
Unterwegs traf es den Hasen; der hielt es an und fragte:
»Wohin gehst du?«
Das Insekt antwortete:
»Der Mond hat mir befohlen, zu den Menschen zu
gehen und ihnen zu sagen: Der Mond sendet ihnen
folgende Worts: ›Wie ich sterbe und im Sterben noch
lebe, werdet auch ihr sterben und leben.‹«
Da sprach der Hase: »Laß mich hingehen; ich laufe
besser.«
Dann lief er davon. Als er zu den Menschen kam,
sagte er: »Der Mond läßt euch sagen: ›Wie ich sterbe
und vergehe, so werdet auch ihr sterben und vergehen
und nicht mehr sein.‹«
Darauf lief der Hase zum Mond und erzählte ihm,
was er den Menschen gesagt hatte.
Der Mond wurde böse, als er dies hörte, und
sprach zu dem Hasen:
»Wie kannst du dem Menschen sagen, was ich dir
nicht aufgetragen habe?« Und er schlug ihn mit einem
Scheit Holz auf die Nase, daß sie sich spaltete.
Fußnoten
1 W i e e s k o m m t , d a ß d i e N a s e d e s
H a s e n g e s p a l t e n i s t (Hottentotten);
W a r u m e s g u t i s t , d a ß d i e M e n -
s c h e n s t e r b e n (Sage vom Viktoriasee); S a g e
v o m C h a m ä l e o n (Haussastamm); W a r u m
d e r M e n s c h s t i r b t (Goldküste); W i e d e r
T o d i n d i e W e l t k a m (Zulu) sind alles
Sagen des gleichen Inhaltes in mehr oder minder veränderter
Form. Eine wunderbare Gleichheit der Mythologie
der Bantuvölker in dem weiten afrikanischen
Gebiet ist in diesen Sagen enthalten, in allen liegt der
tiefe Gedanke an die Vergänglichkeit alles Bestehenden.
Warum es gut ist, daß die Menschen sterben.1
Eine Sage der Eingeborenen vom Viktoriasee.
Im Anfange gab es auf der Erde zwei Menschen,
einen Mann und eine Frau. Die Frau