Erzählen-AG: 366 Geschichten. Andreas Dietrich

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Название Erzählen-AG: 366 Geschichten
Автор произведения Andreas Dietrich
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753171944



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mein Arzt, doch ich konnte nicht hören. Ich trank weiter. Doch heute zeigte er mir, dass sich mein Gesundheitszustand verschlechterte. Ich merkte es schon selbst. Aber auch die Laborwerte zeigten es. Wenn ich nicht sofort mit dem Trinken aufhöre, würde das Leben, welches ich jetzt führe, zu Ende sein. Alles würde sich ändern.

      Ich verstand und so habe ich heute entschieden, morgen mit dem Trinken von Alkohol aufzuhören. Meine Leber wird sich freuen. Doch nicht nur diese. Mein Sparguthaben freut sich auch. Mein Portemonnaie nicht. Da ich Geld sparen werde, wird mein Portemonnaie voller werden. Jeden Tag wird es voller werden und irgendwann platzen. Vielleicht.

      Doch soweit werde ich es sicherlich nicht kommen lassen. Ich muss ja nicht hunderte oder tausende Euros bei mir haben. Zu Hause habe ich ja noch eine Kasse, in der ich Geld hinein legen kann. Diese wird sich freuen.

      Meine Bank wird sich auch freuen. Nicht alles werde ich von meinem Bankkonto abheben. Es wird auch Einiges dort bleiben. Vielleicht lege ich auch einiges an Geld an. Vielleicht in Aktien oder Fonds. Vielleicht eröffne ich ein eigenes Sparbuch und bring meine Überschüsse dorthin? Ich weiß es noch nicht.

      Bis morgen ist ja noch etwas Zeit. Da werde ich mir schon noch etwas einfallen lassen. Erst einmal muss ich die erste Flasche meines Bierkastens leeren. Also Prost!

      Nachdem die erste Flasche getrunken war, folgte schnell die Zweite. Nach knapp einer Stunde wurde die dritte Bierflasche geöffnet. Der Tag näherte sich dem Ende. Draußen war es schon längst dunkel, als die vierte Flasche geöffnet wurde. Während am Nachthimmel die Sterne um die Wette funkelten, wurde die fünfte Flasche leer getrunken. Nun blieben nur noch zwei Flaschen. Diese zwei Flaschen wurden in der letzten Stunde geöffnet und getrunken. Kurz vor Mitternacht waren die sieben Flaschen leer. Nun standen nur noch leere Flaschen in der Bierkiste, die in der Küche stand. Es war geschafft.

      Ich sprach, morgen hör ich auf, Alkohol zu trinken. Das Morgen wurde zum Heute. Doch ob ich lange auf dem Trockenen bleibe, weiß ich nicht. Die Zukunft wird es zeigen. Meinst Du nicht auch?

      Februar

      Erster Februar

      Der zweite Monat des Jahres hat begonnen. Alles läuft. Na ja nicht ganz. Manches steht. Einiges endet schon kurz nach dem Anfang.

      Ich wohne in einem Ort. Das macht wohl fast jeder Mensch. Mein Ort hat mehrere Bahnhöfe. Es ist also kein kleiner Ort, trotzdem arbeite ich woanders. Wirklich weit habe ich es nicht zur Arbeit. Der nächste Bahnhof ist nicht weit. Es sind rund fünf Minuten zu Fuß. Dann muss ich eine knappe halbe Stunde mit dem Zug fahren. Fünf Gehminuten später bin ich an meinem Arbeitsplatz.

      Ich brauche also weniger als eine Stunde für die Fahrt zur Arbeit. Hin und zurück sind es rund anderthalb Stunden. Normalerweise. Es kommt aber immer wieder einmal vor, dass der Weg länger ist. Dies liegt immer an der Bahn.

      Es ist nicht so, dass mein Zug Verspätung hätte. Dies tritt selten auf. Es liegt wahrscheinlich daran, dass mein Ort die Endstation ist. Hier enden und starten die Züge. Zwischen Ankunft und Abfahrt liegt eine Viertelstunde. Viel mehr Verspätung hatte mein Zug bisher noch nicht. Und wenn doch, dann holte der Zug die Verspätung wieder ein. In der Regel.

      Es gab natürlich auch Tage, an denen ein Zug ausfiel. Dann war ich zu spät auf Arbeit. Der nächste Zug fuhr eine halbe Stunde später. Nur in der Nacht war mein Zug seltener unterwegs.

      Heute kam ich wieder zu spät zur Arbeit. Diesmal war es gleich eine ganze Stunde, wobei ich noch Glück hatte.

      Ich ging wie immer um Zehn vor Acht zum Bahnhof. Mein Zug stand schon längst am Gleis, als ich kurz vor acht Uhr den Bahnsteig betrat. Mein Zug setzte sich um acht Uhr pünktlich in Bewegung. Wirklich weit kam mein Zug nicht. Die erste Station erreichte mein Zug pünktlich. Er fuhr von dort auch ohne Verspätung los.

      Dann stoppte der Zug aber. Erst wussten wir nicht warum. Fünf Minuten tat sich nichts. Der Zug stand. Nach weiteren drei Minuten ertönte eine Ansage. Vor uns wäre ein Hindernis. Wir müssten zurück zur vorherigen Station und dort warten, bis das Hindernis beseitigt wäre.

      Keiner von uns wusste, was dieses Hindernis war. Auch die Zugbegleiterin wusste es nicht. Sie erfuhr nur von einem Hindernis. Was genau es war, erfuhr sie erst später.

      Unser Zug setzte wenige Augenblicke später zurück. An der vorherigen Station standen wir eine halbe Stunde. Dann erst ging es weiter. Die nächsten Meter fuhren wir langsam. Am nächsten Bahnhof standen wir wieder ein paar Minuten länger als sonst. Warum dies so war, erfuhr ich erst später.

      Am nächsten Morgen las ich den Grund in der Zeitung. Es hatte die letzten Tage geschneit. Die Bäume mussten mehr und mehr Schnee tragen. Für einen Baum an der Bahnstrecke war es irgendwann zu viel. Wenige Minuten bevor unser Zug die Strecke passierte, krachte der Baum auf die Gleise.

      Der Fall des Baumes beschädigte auch die Oberleitung. Unser Zug konnte den Streckenbereich nicht ohne Weiteres befahren. Der Zug wurde von einer Elektrolok gezogen. Um den Streckenbereich zu passieren, musste eine Diesellok her. Die Bahn war relativ schnell. Nach der genannten halben Stunde war die Diesellok besorgt. Die Feuerwehr hatte in der Zwischenzeit den Baum zersägt und abtransportiert. Die Schäden an der Oberleitung waren gering. Dank der Diesellok konnten wir den Streckenbereich passieren.

      Am nächsten Bahnhof wurde die Diesellok wieder abgekoppelt. Wir konnten wieder mit Strom vorwärts kommen. Auf dem Heimweg am späten Nachmittag war alles repariert. Ich kam pünktlich um achtzehn Uhr fünfzehn an meinem Heimatbahnhof an. Fünf Minuten später war ich zu Hause.

      Zweiter Februar

      Draußen ist heute herrliches Wetter. Na ja fast. Es ist Februar. Der Februarmonat ist ein Wintermonat. Draußen war es also kalt. Leichte Minusgrade. Der Schnee lag überall, doch vom Himmel fiel heute keiner mehr. Am Himmel war nur die Sonne. Es war keine einzige Wolke zu sehen.

      Es war ein nahezu perfekter Tag, um spazieren zu gehen. Es sollte kein einfacher Spaziergang für mich werden. Ich wollte mit meiner Kamera raus. Schneebilder in der Sonne machen. Konnte es etwas Schöneres geben?

      Ich wollte nicht den ganzen Tag draußen verbringen. Von morgens bis abends wäre es mir zu viel gewesen. Irgendwann musste ich mittags etwas essen. Für Essen sollte in meinem Rucksack nicht viel Platz sein.

      Ich hatte einen anderen Plan. Ich wollte zu Hause noch essen. Kurz nach zwölf Uhr machte ich los. Ich musste noch eine Dreiviertelstunde gehen, um die Stadt zu verlassen. In der Stadt gab es kaum interessante Motive. Draußen auf dem Land waren es mehr.

      Nach einer Dreiviertelstunde erreichte ich das freie Land und holte meine Kamera raus. Ich sah mich immer wieder um. Nun war ich auf der Jagd nach guten Fotomotiven.

      Ich ging nicht nur auf den Wegen. Ich verließ diese oft. Abseits des Weges warteten weitere Motive. Manche Motive waren vom Weg weit entfernt. Zu weit weg für meine Kamera.

      Ich habe keine Profikamera mit supertollem Objektiv. Es ist aber auch keine billige mit schlechtem Objektiv. Ich besitze eine digitale Spiegelreflexkamera. Mein Objektiv erlaubt mir nicht nur eine Brennweite. Von achtzehn Millimetern bis zweihundert Millimetern kann ich alles ablichten. Theoretisch zu mindestens. Je weiter das Motiv entfernt ist, je näher ich heranzoomen muss, desto ruhiger muss ich auch die Kamera halten. Ich wollte kein unscharfes Motiv.

      Die Lösung war einfach. Ich ging näher an das Motiv heran. Ich verließ den Weg, der Spuren zeigte. Teilweise waren es nur Fußspuren. In den meisten Fällen gab es daneben eine kleinere Spur. Ich gehe davon aus, dass diese zu einem Hund gehörte.

      Die Wege wurden aber nicht nur begangen, es gab auch Fahrspuren. Diese Fahrspuren waren sicher von Autos. Fahrradspuren sah ich nicht. Ob es kleine Autos oder große waren, wusste ich nicht. Mir kam einmal ein Kombi entgegen. Dieser Kombi war aber sicher nicht alleine für die Fahrspuren verantwortlich.

      Auf meiner Suche nach einem guten Motiv, kam ich auch an einen Jagdstand vorbei. Fast daneben stand ein Baum. Ich fand, dass dies ein gutes Motiv war. Ich nahm meine Kamera und