Название | Rebeccas Schüler |
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Автор произведения | Tira Beige |
Жанр | Языкознание |
Серия | Rebeccas Schüler |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754176450 |
»Gehst du hier öfter essen?«, fragte sie, ohne das Gesicht von der Karte zu nehmen.
»Ich komme hin und wieder mit Kollegen her. Mit meiner Familie bin ich auch manchmal hier.«
Rebecca überlegte, ob es zu unverschämt war, ihn über den Inhalt seines letzten Satzes auszuquetschen. Sie schwieg und biss sich auf die Unterlippe.
»Na gut, dann nehme ich die Ente«, sagte sie.
Robert blies angeheitert Luft durch die Nase aus und blickte amüsiert in die Karte.
»Was ist?«, wollte Rebecca wissen. »Warum lachst du?«
»Ich dachte, du fragst mich jetzt nach meiner Familie.«
Er hatte also ihr Zögern bemerkt. Robert schien ein sehr aufmerksamer Mensch zu sein.
Bevor Rebecca etwas erwidern konnte, hielt die Kellnerin mit schnellen Schritten auf ihren Tisch zu. Auf dem Tablett trug sie zwei Gläser, an denen Wassertropfen abperlten. Sie bestellten ihr Gericht und sahen der Bedienung hinterher, die genauso schnell verschwand, wie sie gekommen war.
Verlockend prickelte der goldgelbe Sekt im Glas, das vor Rebecca stand. Sie setzte das köstlich kalte Getränk an ihren Mund an. Schon benetzte der Sprudel ihre Lippen, noch bevor sie daraus trank. Eine fruchtige Süße nach Pfirsich liebkoste ihre Nase. Sie genoss diese kleinen Momente des Lebens. Der erste Schluck war belebend und zog zischend ihre Kehle hinunter.
Ohne dass Rebecca nachfragte, griff Robert den Gesprächsfetzen von eben auf: »Ich bin verheiratet. Habe zwei Söhne, elf und neun. Und du?«
»Ich habe keine Kinder«, erwiderte Rebecca.
»Bist du verheiratet oder hast du einen Partner?«
Rebecca schüttelte den Kopf. Ohne ihrer Mimik anmerken zu lassen, wie sie über ihren Beziehungsstatus dachte, fasste sie zusammen: »Bevor ich vor drei Jahren hierher gezogen bin, habe ich mit einem Mann zusammengelebt. Gute acht Jahre lang. Seitdem gab es nichts Festes mehr.«
Roberts stahlgraue Augen verfinsterten sich. Familienmensch durch und durch, dachte Rebecca.
»Du brauchst kein Mitleid mit mir zu haben«, gab sie schnell zurück, als sie registrierte, dass Roberts unbeschwerte Miene von eben durch ihre Worte gänzlich verschwunden war. »Wir haben uns einvernehmlich getrennt. Es gab ein paar … Probleme.«
Du bist fremdgegangen, Rebecca. Nun gut. Ihr Seitensprung mit ihrem Schüler war schuld. Nachdem Paul die Wahrheit verdaut hatte, war schnell klar, dass es keine Zukunft mit ihm geben würde. Die Partnerschaft stand schon vor ihrer Affäre auf der Kippe. Zum Einsturz gebracht hatte sie letztlich ihre Unfähigkeit, mit Paul über ihre Gefühle reden zu können. Heute wünschte sie, sie hätte sich eher getraut, ihm zu gestehen, wie unglücklich sie die lieblose Partnerschaft gemacht hatte. Die Jahre mit Paul waren sicherlich nicht vergeudet, aber herz- und freudlos.
Nie wieder wollte sie es so weit kommen lassen, sich ihre Gefühle nicht einzugestehen und in einer Partnerschaft zu enden, die nur Stillstand kannte. Nun galt es zu leben, mit jeder Faser des Körpers und der Seele den Moment zu genießen. Nur noch das Hier und Jetzt sollte zählen.
»Lass uns über die Schüler sprechen, die ich bekomme«, schlug sie vor, um nicht mehr an ihren Ex und an die verlorene Liebe zu ihrem Schüler denken zu müssen.
»Lass uns erst mal essen«, machte Robert den Gegenvorschlag, als er sah, dass die Mahlzeit serviert wurde. Die Bedienung stellte den Teller mit der dampfenden Entenbrust auf eine Warmhalteplatte. Dann lief sie davon und brachte als Nächstes den Reis in kleinen, weiß-blauen Porzellanschälchen herbei.
Rebecca nahm sich etwas von dem verführerisch duftenden Fleisch auf ihren Teller. Daneben stapelte sie eine ordentliche Portion von dem Klebereis, der sich schwer vom Porzellanlöffel löste. Wie Kleister hing er daran. Robert schaufelte sich ähnlich viel davon auf seinen Teller drauf.
Es schmeckte in der Tat sehr appetitlich. Ihr neuer Kollege hatte nicht übertrieben.
»Kennst du meine Schüler, die ich bekomme?«, fragte Rebecca kauend.
Robert schluckte seinen Bissen hinunter und sagte: »Ich bin viele Jahre lang Klassenlehrer in dieser Jahrgangsstufe gewesen. Ich kenne alle Schüler sehr gut. Als Tutor muss man sich natürlich noch mal ganz anders um sie kümmern. Man begleitet sie bis zum Abitur, steht ihnen sehr nahe.«
Rebeccas Erfahrung ging bisher nicht über die einer Klassenlehrerin hinaus. Dass sie in dieser Verantwortung nicht erfolgreich war, weil sie keinen Draht zu den Kindern aufbauen konnte, verschwieg sie. Tutorin zu sein, stellte für sie eine gänzlich neue Herausforderung dar. Nun musste sie beweisen, dass sie Empathie besaß und fähig dazu war, die Schüler zu Studierenden zu machen.
»Mein Leistungskurs in Deutsch wird mein Tutorkurs«, sagte Rebecca. »Ich möchte nicht nur unterrichten, sondern die Schüler kennenlernen.« Das Ziel musste diesmal konsequent verfolgt werden, um von vornherein Komplikationen mit den Jugendlichen auszuschließen.
Robert nickte und schob sich einen Happen von der Entenbrust in den Mund, genau wie Rebecca.
»Aber du hast Glück mit deinen Leuten«, antwortete er und lächelte sie mit seinen dicken Wangen an. Seine Kiefermuskulatur wirkte beim Kauen noch verschobener.
»Du hast nur zwölf Schüler in deinem Kurs. Zehn Mädchen und zwei Jungs. Aber die haben es in sich«, deutete Robert verschwörerisch an und schaute von seinem Gericht auf. Sein schelmisches Grinsen verstellte seinen ohnehin schiefen Mund.
»Du meinst, die Jungs haben es in sich?«, wollte Rebecca wissen.
Robert schnitt mit der Gabel ein Stück Entenbrust ab, bevor er tief einatmend sagte: »Ich war der Klassenlehrer von Cedric und Linus und rate dir, ein Auge auf die beiden zu haben.«
Krach!!! Die Gabel kam scheppernd auf dem Porzellanteller auf.
Die beiden Kerle aus der Disco würden ihre neuen Schüler sein?!
»Was ist los?«, fragte Robert, sichtlich erschrocken von dem lauten Geräusch, den das Metall verursacht hatte.
»Nichts. Mir ist die Gabel aus der Hand gefallen«, bekräftigte Rebecca, die Mühe damit hatte, den dicken Klumpen Entenbrust, der sich in ihre Luftröhre verirrt hatte, nach oben zu würgen. Hastig ergriff sie das Sektglas und leerte es in wenigen Zügen.
»Cedric vor allem