Rebeccas Schüler. Tira Beige

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Название Rebeccas Schüler
Автор произведения Tira Beige
Жанр Языкознание
Серия Rebeccas Schüler
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754176450



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fie­len, ver­lie­hen ihr den nö­ti­gen Sex­ap­pe­al und die Run­dun­gen sa­ßen ex­akt da, wo sie sein soll­ten. Wie­so das nicht zei­gen?

      Doch der Blick die­ses Tee­n­a­gers sprach eine an­de­re Spra­che. Be­schämt dreh­te sich Rebecca weg und war da­bei, die Tanz­flä­che zu ver­las­sen, als sie un­er­war­tet am Arm fest­ge­hal­ten wur­de. »Halt!«, rief ihr je­mand hin­ter­her. »Wo­hin so schnell?« Als sie sich um­dreh­te, er­kann­te sie einen der Kum­pels des Acht­zehn­jäh­ri­gen. Der schwa­rz­haa­ri­ge Mann konn­te nicht viel äl­ter sein, sah aber nicht halb so sexy und fes­selnd aus wie das Ge­burts­tags­kind. Eben Durch­schnitt.

      Sein nach Al­ko­hol stin­ken­der Atem stieg Rebecca au­gen­blick­lich in die Nase, als er dicht vor sie trat und sei­ne Zäh­ne zeig­te. »Mir ge­fällt dein Look«, schrie der Ju­gend­li­che über die Mu­sik hin­weg, die in­zwi­schen nur noch nerv­te. Woll­te er mit ihr flir­ten?

      »Bin ich nicht eine Num­mer zu groß für dich?«, rief Rebecca, um ihn auf Ab­stand zu hal­ten. »Und zu alt?« Ohne Er­folg. Ihre Wor­te schie­nen ihn nur wei­ter an­zu­sta­cheln. Als wür­de er aus­tes­ten wol­len, ob er sie ha­ben konn­te.

      »Li­nus«, über­ging er ge­ra­de­wegs ih­ren Ein­wurf und ver­kürz­te die Di­stanz, in­dem er auf sie zu­trat, Rebecca aber­mals am Arm er­griff und wie­der auf die Tanz­flä­che zerr­te, wo sie in die Men­ge ein­tauch­te, die ek­sta­tisch zum Rhyth­mus der ihr un­be­kann­ten Bäs­se wipp­te.

      Sie woll­te ge­hen. Wie spät es wohl in­zwi­schen war?

      »Wie heißt du?«, woll­te Li­nus wis­sen.

      »Rebecca.«

      Er streck­te selbst­be­wusst den Kopf in die Höhe und tanz­te vor ihr. Sei­ne Be­we­gun­gen sa­hen we­nig ge­schmei­dig aus. Ih­nen fehl­te jeg­li­che Re­gel­mä­ßig­keit und An­mut. Li­nus’ dunk­les Shirt flat­ter­te um sei­nen dün­nen, schlak­sig wir­ken­den Kör­per. Pein­lich be­rührt be­trach­te­te Rebecca sei­ne un­ge­len­ken Schritt­fol­gen. Sie dreh­te ih­ren Kör­per nach links und ent­fern­te sich stü­ck­wei­se von Li­nus, denn ne­ben ihm ge­se­hen wer­den woll­te sie nicht. Der Tee­n­a­ger hat­te of­fen­bar schon den gan­zen Abend zu tief ins Glas ge­schaut, weil er sich an eine Frau her­an­pirsch­te, die fast dop­pelt so alt war wie er. Konn­te er kein Mäd­chen in sei­nem Al­ter ab­be­kom­men, dass er aus­ge­rech­net sie für sich in An­spruch nahm?

      Rebecca pass­te sich zwar sei­nem Tanz­stil an, schau­te aber im­mer wie­der in die Rich­tung des Acht­zehn­jäh­ri­gen, der in­zwi­schen von ei­nem Pulk an Mäd­chen um­rahmt wur­de, die ihn ei­sern in den Blick nah­men. Die meis­ten ga­cker­ten auf­rei­zend. Ein Mäd­chen warf ihre Haa­re über die Schul­tern, um ihr De­kol­leté frei­zu­le­gen, aus dem ihre Früch­te bei­nah her­au­spur­zel­ten. Das Ge­burts­tags­kind sprang doch glatt auf die­ses bil­li­ge Ge­ha­be an, in­dem es sie an­lä­chel­te und ihre Schrit­te nach­ahm­te.

      »Das ist Ce­d­ric«, rief ihr Li­nus ent­ge­gen. »Er ist heu­te acht­zehn ge­wor­den.«

      »Ja, ich weiß«, sag­te Rebecca bei­läu­fig. »Habt ihr das für ihn or­ga­ni­siert?«

      Li­nus über­leg­te an­ge­strengt. Of­fen­bar ar­bei­te­te sein Ge­hirn un­ter Al­ko­ho­l­ein­fluss nicht mehr so gut. »Na, dass er um Mit­ter­nacht auf die Büh­ne ge­zerrt wird«, er­klär­te Rebecca er­schöpft. Sie woll­te jetzt heim.

      »Ach so, ja. Wir dach­ten, wir über­ra­schen ihn mit et­was Be­son­de­rem.«

      Sie nick­te in Be­zug auf sei­ne nichts­sa­gen­de Äu­ße­rung und schau­te wie­der zu Ce­d­ric hin­über, der un­ge­ni­ert mit den Mä­dels flir­te­te, die ihn ein­kreis­ten.

      »Bist du müde?«, frag­te Li­nus, nach­dem Rebecca zum zwei­ten Mal in sei­ner An­we­sen­heit gähn­te.

      »Ich will ab­hau­en. Aber wenn du mich jetzt wei­ter­hin auf­hältst …«

      Li­nus’ Mund­win­kel zuck­ten nach oben. »Ist doch schön hier«, rief er und strei­chel­te wie zu­fäl­lig über ih­ren Un­ter­arm. Es war ganz si­cher kein Zu­fall, dass sei­ne Hand ihre nack­te Haut streif­te. Die Be­rüh­rung ließ Rebecca auf­zu­cken. Viel zu lan­ge schon hat­te sie kei­nen Mann mehr in ih­ren Ar­men, ge­schwei­ge denn im Bett ge­habt. Seit der Tren­nung von Paul vor drei Jah­ren gab es nur Sex ohne Be­deu­tung. Die Män­ner, die sie seit­dem ken­nen­ge­lernt hat­te, wa­ren alle nicht an et­was Fes­tem in­ter­es­siert ge­we­sen. Im Grun­de war es Rebecca egal, denn sie such­te eben­falls nicht mehr nach der gro­ßen Lie­be. Nur nach Aben­teu­ern. Nach Män­nern, die an­sehn­lich ge­nug aus­sa­hen, um einen One Night Stand zu ris­kie­ren. Heu­te wür­de dar­aus nichts wer­den. Li­nus kam op­tisch nicht in Fra­ge und Ce­d­ric – der mit Ab­stand in­ter­es­san­tes­te Typ hier – schien kein In­ter­es­se an ihr zu be­sit­zen. Au­ßer­dem er­tapp­te sich Rebecca im­mer wie­der da­bei, zu gäh­nen oder ab­we­send ins Lee­re zu stie­ren. Kla­res Zei­chen da­für, dass es an der Zeit war, end­lich ab­zu­rück­en.

      »Ich muss jetzt ge­hen«, rief sie und ver­ließ zü­gig die Tanz­flä­che, da­mit Li­nus nicht auf die Idee kam, ihr zu fol­gen. Sie zwäng­te sich durch die ein­en­gen­de Men­schen­trau­be hin­durch, die schein­bar nichts an­de­res im Sinn hat­te, als sie am Ge­hen zu hin­dern. Müh­sam quetsch­te sich Rebecca an den Tan­zen­den vor­bei und steu­er­te ziel­si­cher auf die Gar­de­ro­be zu, wo sie ihr leich­tes Som­mer­jäck­chen ent­ge­gen­nahm.

      Am Aus­gang an­ge­kom­men, sah sie Li­nus. Er brei­te­te die Arme aus, ge­treu dem Mot­to: »War­um haust du ein­fach ab?« Rebecca spür­te, dass ihm ge­nau die­ser Spruch auf den Lip­pen lag.

      »Hör mal, Li­nus«, kam sie ihm zu­vor. »Ich weiß ja nicht, was du vor­hast. Aber mit uns wird das nichts.« Er zog ver­wun­dert die Stirn in Fal­ten. Aus sei­nem be­trun­ke­nen Ge­sichts­aus­druck konn­te sie ent­neh­men, dass sie ge­nau ins Schwa­r­ze ge­trof­fen hat­te.

      Er rich­te­te sei­ne gla­si­gen Au­gen auf Rebecca. »Was ich vor­ha­be?«, frag­te er und kratz­te sich mit ei­ner Hand am Hin­ter­kopf. Erst hier, ab­seits der dröh­nen­den Laut­stär­ke, fiel ihr das leich­te Lal­len in sei­ner Stim­me auf. Wie­der er­reich­te sie sein al­ko­ho­li­sier­ter Atem, der sie an­ge­wi­dert einen Schritt nach hin­ten tre­ten ließ.

      Rebecca zog sich die Ja­cke über, denn durch die of­fen ste­hen­de Tür weh­te eine kal­te Bri­se in den Ein­gangs­be­reich der Dis­co­thek hin­ein und ließ sie frös­teln.

      »Wie meinst du das denn?«, frag­te er. »Ich woll­te …« Li­nus stock­te und über­leg­te be­müht. Rebecca wuss­te ge­nau, was er woll­te, näm­lich eine x-be­lie­bi­ge Frau auf­ga­beln, die er schnell wie einen Scho­ko­rie­gel ver­na­schen und des­sen Pa­pier er da­nach weg­wer­fen konn­te. Ge­nau­so soll­te es ab­lau­fen. So lief es im­mer ab. Sie wuss­te es, denn sie war kei­nen Deut bes­ser. Hat­te schon des Öf­te­ren Män­ner mit nach Hau­se ge­nom­men und sie am nächs­ten Tag »ent­sorgt«. So what.

      Rebecca ver­schränk­te die Arme vor der Brust und blick­te ge­nervt auf ihre Arm­band­uhr, die in­zwi­schen 3:40 Uhr an­zeig­te. »War eine lan­ge Nacht, ich will jetzt end­lich nach Hau­se ge­hen.« Sie tipp­te mit den Fin­ger­kup­pen ner­vös auf ihre Ober­ar­me und wipp­te von ei­nem Bein auf das an­de­re. Nach­dem Li­nus nichts mehr sag­te, glitt sie, ohne ihn an­zu­se­hen, ele­gant an ihm vor­bei und ver­ließ die Dis­co­thek. Ei­ni­ge