Название | Rebeccas Schüler |
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Автор произведения | Tira Beige |
Жанр | Языкознание |
Серия | Rebeccas Schüler |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754176450 |
»Linus ist ein Jahr älter als die anderen. Er kam in der zehnten Klasse an die Schule. Hat seinen Realschulabschluss in der Tasche und will jetzt das Abitur machen. Ja …«, brach Robert seinen Satz ab und kaute am Reis herum.
»Linus ist anders. Wirst du sehen. Bisschen schüchtern, in sich gekehrt. Als er in der zehnten Klasse zu uns stieß, war Cedric derjenige, der ihn in die Außenseiterrolle gedrängt hat.«
Wieder beließ es Robert bei Andeutungen, weil er aufhörte, weiterzusprechen. Stattdessen schob er sich das Gemüse in den Mund.
»Lern’ sie erst mal kennen. Wir haben in Klasse 11 mit jedem Schüler Einzelgespräche geführt.«
»Wozu?«, wollte Rebecca wissen.
»Wenn du als Tutor arbeitest, solltest du deine Schüler sehr genau kennen. Du musst wissen, womit sie Probleme haben, was sie in ihrer Freizeit machen, wie sie an Hausaufgaben herangehen, wie sie mit Stress umgehen. Außerdem ist es gut zu wissen, was sie nach dem Abi machen wollen, um ihnen die nötige Motivation zu geben, an ihrem Traum zu arbeiten. Es schafft eine ganz andere Atmosphäre, wenn du deine Schüler im Vorfeld kennenlernst. Glaub mir, das mache ich schon seit vielen Jahren so, wenn ich in der Oberstufe eingesetzt bin.«
Solche Erkenntnisse waren vollkommen neu für Rebecca. Einzelgespräche. Aber so schloss sie von vornherein Probleme aus und stellte einen persönlichen Draht zu den Schülern her.
»Nutz’ die Kursfahrt dafür«, durchbrach Robert ihre Gedanken.
»Kann ich euch helfen? Ist noch was zu erledigen?«
»Eine Woche vor der Kursfahrt führen wir einen Elternabend durch. Da solltest du auf jeden Fall anwesend sein. Bereite einfach einen Zettel mit der Einladung vor, mehr brauchst du nicht zu tun. Auf dem Elternabend erfährst du dann alles über die Fahrt. Ach so, und wir wollen dich dort natürlich als neue Tutorin vorstellen«, grinste Robert und kratzte das Gemüse von seinem Teller.
Das hatte Rebecca befürchtet. Noch mehr Menschenmassen, die sie musterten.
»Warum fahren wir eigentlich so zeitig im Schuljahr?«, wollte sie wissen. »Normalerweise finden doch Klassenfahrten im Frühjahr und Sommer statt, oder?«
»Ja, das stimmt. Die Abiturienten sollen aber den Kopf frei haben für die Prüfungen, die im Frühling und Sommer stattfinden. Daher nutzen wir den Beginn des Schuljahres zur Abschlussfahrt. Außerdem bekommt man leichter eine Unterkunft, wenn man außerhalb der Saison fährt.«
Robert wischte sich den Mund ab und legte die Serviette beiseite. Auch Rebecca war pappsatt. Vom Essen und von den Infos.
Nach anderthalb Stunden verließen Robert und Rebecca mit vollen Mägen das Restaurant.
»Wir sehen uns am Montag!«, verabschiedete sich der neue Kollege fröhlich und stiefelte in entgegengesetzter Richtung nach Hause.
Rebeccas Wohnung lag nicht weit entfernt von der Gaststätte und ihrer neuen Schule, sodass sie laufen konnte. Bei ihrer alten Arbeitsstätte hatte sie stets das Auto nehmen müssen. Wie praktisch, gleich in der Nachbarschaft zu wohnen.
Die kommenden freien Tage nutzte Rebecca, um akribisch die Stunden vorzubereiten, die sie in der nächsten Woche erwarten würden. Sie hatte an ihrem ersten Tag einen detaillierten Plan erhalten, wie weit die schwangere Kollegin mit ihren Lerngruppen gekommen war. Obwohl ihr letzter Unterricht einige Jahre zurücklag, konnte sie die fehlenden Lerninhalte gut herleiten.
Nachdem Robert ihr von den Schülern erzählt hatte, studierte Rebecca die Klassen- beziehungsweise Kurslisten. Den Leistungskurs in Klasse 12, ihren Tutorkurs, würde sie fünfmal in der Woche zu Gesicht bekommen.
Sie überflog die Namen.
Nächste Woche würde sie wissen, mit wem sie es zu tun hatte. Wenn sie wirklich Einzelgespräche mit den Schülern führen sollte, war sie schon jetzt auf die letzten beiden Namen auf ihrer Liste gespannt. Linus Voigt. Cedric Weise.
Kapitel 3
Am Sonntagnachmittag schälte sich Rebecca in ihren Jogging-Dress, bevor sie das Haus verließ. Sie trug ein rosafarbenes, bauchfreies Top und einen knappen schwarzen Laufrock. Sie war mehr als stolz auf ihre schlanke Figur, die sie mit regelmäßigem Fitnessprogramm in Shape hielt. Rebecca strich über den Stoff der Funktionskleidung und drehte sich vor dem Spiegel nach links und nach rechts, um ihren Körper zu betrachten.
Die klebrige Hitze, die sie an ihrem verschwitzten Körper fühlte, gefiel ihr gar nicht. Genauso wenig wie der glühende Asphalt, der vom Küchenfenster aus sichtbar war. Die Atmosphäre flimmerte durchsichtig und verschleierte die Umgebung. Und doch entschloss sich Rebecca dazu, laufen zu gehen, um nach der Unterrichtsvorbereitung den Kopf frei zu bekommen.
Im Stadtpark traf sie nur auf wenige Familien mit Kindern. Einige der Kleinen, die in Kinderwägen über den anthrazitfarbenen Schotter geschoben wurden, quengelten.
Gegen 14 Uhr hatte sich die Hitze soweit angestaut, dass es nur noch ein Ventil gab. Der Himmel verfinsterte sich schlagartig wie auf ein Kommando hin. Zu diesem Zeitpunkt hatte Rebecca noch gut die Hälfte der Laufstrecke vor sich. Ihre Fitnessarmbanduhr zeigte 3,6 gelaufene Kilometer an. Es grollte bereits und die dunkle Wolkenfront schob immer energischer dunkle Streifen über das Firmament. Bald würde ein Gewitter mit Starkregen einsetzen.
Rebecca spornte sich zu mehr Tempo an, joggte unbarmherzig an den Familien und Pärchen vorbei, die wohl nicht das drohende Unheil witterten, sondern sorglos auf dem Gehweg weiter entlang flanierten. Das Tempo anzuziehen war nicht einfach, weil sich die Temperaturen immer stärker in die Höhe schaukelten und der Druck auf ihren Körper unaufhaltsam zunahm.
Beinah in letzter Sekunde erreichte sie das schützende Dach einer Bushaltestelle, die sich unweit ihrer Wohnung befand. Erste dicke Tropfen prasselten hinab. Völlig ausgepowert stützte sich Rebecca an der Glaswand ab und sah zu, wie der Regenguss den Gehweg mit Pfützen flutete. Sie roch die vom Regen angefeuchtete Erde und sah verzaubert zu, wie der Schauer niederging. Die Regelmäßigkeit, mit der die Tropfen zu Boden knallten, hypnotisierte Rebecca. Sie streckte die Hand in den Guss aus und genoss die Abkühlung, die ihren Arm überzog.
Schwer keuchend rang sie nach Luft, beugte sich nach vorn und starrte