Название | Nächstes Treffen Adria |
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Автор произведения | Johanna Kemme |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753189789 |
Lange lässt sie sich das warme Wasser über ihren Körper laufen, während sie sich schon auf die frisch gewaschenen Klamotten freut, die sie bereits aus ihrem Rucksack geholt und auf dem Bett zurechtgelegt hat. Kurz lässt sie sich auch auf die weiche Matratze fallen, schaut die weiße Zimmerdecke an. Das ist ein anderes Gefühl, als auf einer Isomatte zu liegen oder den Sitzpolstern eines Zuges, spürt ihr Körper angenehm. Wenn es dunkel ist, so wie jetzt bereits, fällt Lena auf der weichen Matratze ein, wird es schwieriger sein, Luca zu begegnen, ihn zu sehen. Dennoch geht sie noch einmal zum Meer hinunter, kauft sich ein Stück Pizza in die Hand und dreht eine Runde durch den Ort, immer zwischen der Hoffnung und der Angst, Luca würde wieder vor ihr stehen.
Als Lena am Morgen in ihrem teurer weichen Bett erwacht, dringt noch kein Licht durch das Fenster ihres kleinen Zimmers, doch sie ist so sehr von dem Gefühl eingenommen, ausgeschlafen zu sein, ausgeruht genug, dass sie nicht anders kann, als sofort aufzustehen. Heute, so spürt sie, ist sie bereit, heute kann sie Luca wiedersehen.
Zielstrebig überquert sie den Platz und betritt das kleine Café. „Dimi!“, sagt nicht die Frau, die sie vor einigen Wochen hier bedient hat und auch Martina sitzt weder vor noch im Café. Das jedoch erstaunt Lena wenig, denn es ist ja noch so früh. Deshalb lässt sie sich auch Zeit mit dem Frühstück, schaut auf den Platz, um den sich die Vehikel drehen und die Tage, die sie hier verbracht hat, sie kehren zurück zu ihr.
Wieder in ihrem Zimmer packt Lena ein paar Sachen zusammen, ein Buch, das Strandtuch, den Bikini. Dann macht sie sich auf den Weg. Die Sonne aber will noch nicht so recht hinter den Wolken hervorkommen, von denen es einige am Himmel gibt. Die Strandbuden und Läden, an denen sie vorbeigeht, sind nicht mehr voll besetzt von Jugendlichen und Kindern und wirken befremdlich leer. Es ist noch immer zu früh, denkt Lena, doch dann wird ihr endlich klar, dass nunmehr selbst in Italien die langen Ferien ein Ende gefunden haben werden. Die Mädchen und Jungen, die im Sommer hier rumgetobt haben, sie werden nun wieder zur Schulen gehen müssen.
Voller Hoffnung betritt sie das kleine Hotel, welches sie in einer schmalen Seitenstraße entdeckt, doch auch hier will man für ein einzelnes Zimmer knapp vierzig Mark pro Übernachtung haben. „Kennen sie vielleicht noch eine Pension, ein Hotel, das billiger ist?“, traut Lena sich den Rezeptionisten auf Italienisch zu fragen. „Ja, die Pensione Bartonelli!“, lächelt dieser die junge Deutsche voller Verständnis dafür an, dass eine junge Frau in Lenas Alter nicht so viel Geld haben kann. „Nein, die ist geschlossen“, weiß Lena aber leider schon. „Boooh!", was „Ich weiß nicht!“ oder „Keine Ahnung!“ oder auch „Frag mich doch nicht!“ im Italienischen heißt, fällt nun auch dem Hotelportier keine weiter günstige Unterkunft mehr ein. „Die Saison ist zu Ende. Da ist es schwer, noch ein Zimmer zu bekommen, da bleiben nur die wenigen Hotels.“ Saison, überlegt Lena, als sie das Hotel wieder verlässt, über so etwas hatte sie sich nun wirklich überhaupt keine Gedanken gemacht.
Ein wenig aufgewühlt ist das Meer, kräftiger auch der Wind, der es an den Strand spült. Die Saison ist zu Ende, hat Lena noch im Ohr und Italiener, scheint es, finden nichts mehr an ihren Meeren, sobald ein wenig mehr als ein Lüftchen dort bläst, sobald ihre Wasser Wellen schlagen, so wie sie das von den Meeren aus ihrer Heimat kennt. Den meisten hier schein der Strand nur als Zufluchtsort vor der kaum erträglichen Hitze, die im Sommer die engen Gassen in den Städten aufheizt, zu dienen. Sobald jedoch der erst Herbststurm aufkommt, gehen sie lieber woanders hin. Unvorstellbar beinahe für jeden, der aus dem Norden Europas kommt, meint Lena, ein Meer ohne Wind, ohne Brandung darin. Ein Meer, das geht einfach nicht, schüttelt sie den Kopf, ein Meer darf nicht wie ein Schwimmbecken sein und macht es sich daher im Sand gemütlich. Platz genug gibt es ja nun! Und natürlich schaut sie immer wieder zur Straße hin, hofft, sie möge Luca dort vorbeifahren sehen. Viel Verkehr jedoch herrscht auch dort nicht mehr verglichen mit dem in Juni. Die Menschen, sie scheinen zu wissen, dass es nicht mehr viel zu entdecken gibt hier, nun, da die bella stagione, die schöne Jahreszeit, auf ihr Ende zugeht. Luca wird sicher auch arbeiten müssen, überlegt Lena, bevor sie in das salzige Wasser eintaucht, welches die Wärme dieses heißesten Sommers, den es in diesem Jahrhundert gegeben haben soll in ganz Europa, noch immer in sich trägt. So wunderbar lässt es sich baden in diesem Meer, findet Lena, nun, da es ist nicht mehr voll ist mit Menschen. Mit dem Ende dieser Saison aber haben viele der Strandbuden, die weiter vom Zentrum des Ortes entfernt liegen, bereits ihre Pforten geschlossen, ihre Sonnenliegen und -schirme zusammengeräumt und fortgebracht und sogar einen Zaun um das Gebäude am Strand gezogen. Hier und da aber stehen sie noch symmetrisch in Reihen nebeneinander aufgestellt, immer links und rechts neben den noch zugeklappten Sonnenschirmen, die azurblauen zusammenklappbaren Sonnenbetten. Und nach und nach erscheinen dann auch tatsächlich noch ein paar Sonnenhungrige, beobachtet das deutsche Mädchen, die diese Liegen und die freien Strandabschnitte zwischen ihnen belegen und auch die Strandbars, die noch offen haben, füllen sich noch einmal mit sanftem Leben. Nach einem Cappuccino in einer von diesen, macht sie sich wieder auf den Weg, streift durch den Ort, geht mal hier lang, mal dort, voller Hoffnung, sie möge Luca begegnen, irgendwie aufgeregt unentwegt. Und auch jetzt schaut sie wieder zum Café über den Platz hinüber, ob sie Martina dort entdecken kann. Die Stühle dort aber sind unbesetzt und auch im Café selbst scheint es keinen Kunden zu geben.
Ein heftiges Gefühl von Einsamkeit überkommt Lena, kaum dass sie auf ihrem frisch bezogenen Bett sitzt. Überall im Ort spürt man so sehr, dass es auf Ende September zugeht, dass es Herbst wird jetzt. Und Luca, er scheint einfach verschwunden zu sein, irgendwie endlos weit fort.
Am Nachmittag macht sich Lena daher auf und sucht das Haus, in welches sie Luca vor wenigen Wochen erst auf seinem Vespa-Roller gebracht hatte. Überrascht ist sie, denn sie findet es schnell. Es steht aber keine grüne Biene davor oder daneben und auch kein blauer Roller. Trotzdem ist Lena sich sicher, dass sie bei diesem Gebäude richtig ist und so steht sie davor und horcht in sich, ob sie nicht doch genug Mut aufbringen kann um zu klingeln. Ein wenig Italienisch spricht sie jetzt doch! Es ist aber gar nicht so sehr die Angst davor, sich nicht verständigen zu können, die Lena so hemmt. Es ist die Angst, vielleicht zu erfahren, dass Luca sie nicht wiedersehen will. So nimmt sie das Briefchen, welches sie Luca geschrieben hat, steckt es in den Kasten, der am Gitterzaun hängt und schlendert zum Meer hinunter und von dort zurück in den Ort.
Ein Vorteil, der sich für Lena daraus ergibt, dass die Urlaubszeit hier bereits geendet hat ist, dass niemand im Hotel danach fragt, wie lange sie bleiben wird. Zwei weitere Nächte noch kann sie sich leisten, dann aber wird es eng. Oder anders gesagt: Es fallen Lena tausend Dinge ein, für welche sie das viele Geld wesentlich dringender benötigen würde. So viel dringender, dass es ihr wie eine Verschwendung vorkommt, einen so hohen Preis nur für eine Unterkunft zu zahlen. Immer wieder schlendert sie daher durch die Straßen des Ortes und überlegt sogar, hoch in die Hügel zur Ruine zu gehen. Doch der Weg dorthin ist weit, das weiß sie. Und auch, dass ihn schon einmal nicht gefunden hat. Niemand begegnet ihr, den sie kennt oder der ihr zumindest bekannt vorkommt, nicht auf ihren Spaziergängen durch den Ort und auch nicht am Strand. Es ist, als seien mit dem Ende der Saison auch all die Menschen verschwunden, die sie hier erst vor weniger als drei Monaten nach und nach kennen gelernt hat.
Immer wieder kehrt Lena auch zurück in ihr Hotel, fragt an der Rezeption, ob sich jemand nach ihr erkundigt, ihr eine Nachricht hinterlassen hat. Nein, schütteln die uniformierten Frauen und Männer vor der Wand, an der die golden glänzenden Zimmerschlüssel baumeln, nur immer wieder ihr Haupt. Ob überhaupt jemand ihr Schreiben im Briefkasten gefunden hat? Es weitergegeben hat an Luca? Und was, wenn er sie tatsächlich nicht