BEHIND BARS. Marina Ocean

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Название BEHIND BARS
Автор произведения Marina Ocean
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754186206



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die mich festhalten und versuchen zu bändigen, zusätzlich zu denen, die am Boden liegen und sich irgendein Körperteil halten vor Schmerz. Ihre Anzahl ist beileibe noch nicht das Schlimmste, denn nun sehe ich im Augenwinkel, wie einer der Typen in weißem Kittel eine Spritze aufzieht und auf mich zuschreitet. Wilde Panik erfasst mich, ein weiteres Mal bäume ich mich auf.

      »Verdammt! Haltet ihn gefälligst fest, so geht das nicht«, ruft der Kittelträger aus und sofort legen sich drei Männer mit ihrem vollen Gewicht auf mich, um mich ruhig zu stellen. Ich keuche, weil mir jetzt auch das letzte bisschen Luft aus den Lungen gedrückt wird und brülle dann auf vor Wut, als die Nadel in meinen Arm sticht und mir eine Flüssigkeit injiziert wird.

      Mein Herz rast, meine Gedanken fahren Achterbahn.

      »Ihr verdammten Hurensöhne!«, keuche ich durch den Knebel, als mein Körper Sekunden später bereits schwächer wird und sich alles um mich herum zu drehen beginnt. Mir wird schwindelig und schlecht, nichts fühlt sich mehr real hat. Sie haben mich betäubt und ich bekomme nur am Rande mit, wie sie mich langsam loslassen. Selbst wenn ich aufstehen wollte, ich könnte es nicht. Mein Körper fühlt sich schlaff an und gehorcht mir nicht mehr.

      Eine schmale Bahre wird herangefahren. Mehrere der Typen packen mich und wuchten mich hoch, legen mich auf der kalten Metallplatte ab. Dabei fixieren sie mich mit breiten Gurten, als könnte ich jetzt noch etwas ausrichten. Mein Blick gleitet wirr durch die Gegend und ich sehe den Chef dabei grinsend hinter dem Gitter der Schleuse stehen. Ich könnte ausrasten und bin doch absolut hilflos. Wie gerne würde ich diesem Schweinehund sein widerliches Grinsen aus dem Gesicht prügeln. Der Zorn in mir wird übermächtig, doch etwas anderes beginnt zusätzlich durch meinen Körper zu schleichen. Nackte Angst!

      Ich bin weiß Gott nicht zimperlich und nehme es echt mit allem auf. Aber in dieser Situation hier ausgeliefert zu sein und keine Ahnung zu haben, was sie jetzt mit mir vorhaben, lässt meine Gedanken auf Hochtouren rotieren. Es treibt mich an meine Grenzen, nicht zu wissen, was mich gleich erwartet. Werden sie ihre Perversionen an mir ausleben oder mich vielleicht sogar umbringen? Vermutlich lassen sie es dann wie einen Unfall aussehen. Und alles nur, weil sie mich zwingen wollten, diese scheiß Therapie zu machen? Warum zum Henker ist es ihnen so wichtig, dass ich daran teilnehme? Können sie mich nicht einfach in Ruhe meine Haftstrafe absitzen lassen? Ein ganz und gar ungutes Gefühl beschleicht mich, doch ich kann nur dabei zusehen, wie sie mich durch die Flure fahren.

      Eine längliche Deckenlampe mit grellem Neonlicht nach der anderen zieht an mir vorbei. Auch mit dem Aufzug fahren wir, ob nach unten oder oben, kann ich jedoch nicht sagen.

      Ich bekomme alles mit, bin dennoch wie in Trance. Ein wachkomaähnlicher Zustand, der mich beinahe wahnsinnig werden lässt. Wie lange wird das anhalten und was zur Hölle haben diese Bastarde mit mir vor?

      Offensichtlich sind wir jedoch wenig später schon am Ziel angekommen, denn mittlerweile schieben sie mich durch eine Tür in einen spärlich beleuchteten Raum hinein. Es ist kalt. So richtig kalt.

      Wieder heben sie mich hoch, stellen mich auf die Füße und halten mich fest, damit ich nicht umkippe. Dann lösen sie die Handschellen und legen mich in Ketten.

      Eine Fessel an meinem linken Handgelenk, eine am rechten. Dazu werden mir zwei Fußfesseln angelegt, bevor die Ketten auf Spannung gezogen werden. Ich keuche kurz auf, hänge in der Luft wie Jesus, den man damals ans Kreuz genagelt hat. Meine Arme und Schultern beginnen sofort zu schmerzen, doch noch ist es erträglich. Ich bin wirklich gespannt, was wird, wenn die Wirkung des Betäubungsmittels nachlässt, kann jedoch nur hoffen, dass ich nicht so lange hier sein muss. Doch wenn ich in das höhnische Gesicht dieser Kittelträger sehe, dann ahne ich bereits Böses …

      Mein Kopf sinkt nach unten, da ich zu schwach bin, um ihn noch weiter oben zu halten. Siegessicheres Lachen dringt an meine Ohren, was ich wie durch Watte wahrnehme.

      »Na dann wollen wir mal sehen, wie lange es dauert, bis du zustimmst«, höre ich einen von ihnen sagen. Anschließend trifft mich zusätzlich ein harter Schlag ins Gesicht und ein weiterer in die Magengrube. Ich stöhne auf, japse unkontrolliert vor mich hin, denn sie haben direkt das Dreieck an meinem Brustkorb anvisiert. Ich bekomme keine Luft mehr, die Empfindungen gaukeln mir vor, zu ersticken! Mein Körper krampft und ist doch zu schwach, um sich zu wehren. Ich zucke unkontrolliert vor mich hin, während ich das Gefühl habe, gleich das Bewusstsein zu verlieren! Diese Erlösung ist mir allerdings nicht vergönnt. Panik ergreift von mir Besitz und ich kann nichts tun, noch nicht einmal um Hilfe rufen. Die zaghaften Laute, die meinen Mund verlassen, ähneln nur einem leisen Keuchen.

      Die Kerle kratzt das nicht. Ganz im Gegenteil, sie lachen, klopfen sich auf die Schulter und wenden sich ab. Diese kranken Wichser lassen mich einfach hängen und gehen aus dem Raum, während der Schock in meinem Brustraum langsam nachlässt. Die massige Holztür fällt zu, ein altes Schloss wird herumgedreht und dann bin ich allein. Allein mit meiner Angst, meiner Hilflosigkeit und meinem Schmerz. Es ist bitterkalt, meine Muskeln hören nicht auf zu zittern und in den folgenden Stunden macht sich der Wahnsinn in meinem Kopf breit.

      Kapitel 3

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       Ari

      Sichtlich nervös betrete ich die JVA. Es ist mein erster Tag in dieser Justizvollzugsanstalt, denn vor etwa zwei Monaten habe ich einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben. Ab sofort werde ich hier auf freiberuflicher Basis arbeiten und ich bin schon sehr gespannt auf mein Aufgabengebiet. Trotzdem ist es ein überaus befremdliches Gefühl, am Eingang durchsucht zu werden. Genauso muss ich mich erst noch daran gewöhnen, dass hinter mir sämtliche Gittertüren wieder verschlossen werden. So schnell kommt hier wirklich keiner raus!

      Mein Name findet sich offensichtlich auf einer Liste für Personen wieder, die heute erwartet werden. Wenn ich so darüber nachdenke, dann habe ich mir nie Gedanken gemacht, wie es in einer Haftanstalt so zugeht. Doch diese Prozedur kenne ich schon vom Vorstellungsgespräch. Ich bekomme einen Wärter zugeteilt, der mich durch die Gänge, bis hin zur Anstaltsleitung, begleitet.

      Vorsichtig klopfe ich an und trete ein, als ich von drinnen ein barsches »Herein« vernehme. Der Beamte nickt mir noch einmal zu und verschwindet dann wieder durch diverse Türgitter.

      »Frau von Ahrensburg. Willkommen!«

      »Hallo Herr Wehrstein! Vielen Dank!« Lächelnd reiche ich ihm meine Hand, die er sofort ergreift.

      »Bitte, setzen Sie sich doch.« Er zieht mir einen Stuhl zurecht und ich tue, worum er mich gebeten hat. »Wie geht es Ihnen?«

      »Sehr gut, danke! Ich hoffe Ihnen ebenso?«

      »Natürlich.« Jetzt zwinkert er mir zu, was ich ein wenig unangebracht finde. »Ich hoffe, Sie sind voller Tatendrang?«

      »Aber sicher doch!« Ganz professionell lege ich die Hände in meinen Schoß und versuche, gerade zu sitzen.

      »Schön, dass Sie uns nun unterstützen möchten. Unsere Anstalt platzt aus allen Nähten und wir haben großen Bedarf an Therapiesitzungen, um zu entscheiden, welche Gefangenen vorzeitig entlassen werden können oder eventuell auch nachträglich in Sicherungsverwahrung genommen werden müssen, um Plätze frei zu machen. Das Verlegen von Häftlingen ist derzeit leider keine Option, da auch die Haftanstalten in der näheren Umgebung alle an der Kapazitätsgrenze kratzen. Wir benötigen somit Fachkräfte, auf die wir uns absolut verlassen können«, beginnt er. »Wenn hier Fehler passieren, kann das gravierende Auswirkungen für die Sicherheit der Bevölkerung haben! Ich habe Sie vor allem dafür vorgesehen, Therapiegespräche durchzuführen. Auch Gruppentherapien werden später zu Ihrem Aufgabenbereich zählen. Darüber hinaus benötigen wir noch eine Psychologin für Zweitmeinungen bei Gutachten. Ich hoffe, Sie fühlen sich diesen Anforderungen ebenfalls gewachsen?«

      »Selbstverständlich!«

      »Gut. Am Anfang werde ich bei den Zweitmeinungen zugegen sein oder diese zumindest gegenzeichnen. Ich hoffe, Sie verstehen, dass diese unbedingt