Nephilynn. Vanessa Olschansky

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Название Nephilynn
Автор произведения Vanessa Olschansky
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754948033



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schob mich zur Seite und sah mich dann besorgt an.

      »Geht es dir gut?«, fragte sie und ließ ihren Blick durchs Haus schweifen, als ob sie jemanden oder etwas suchen würde. Verwundert über ihre Frage nickte ich.

      »Ja sicher, ich meine bis auf...« Sie fiel mir ins Wort, »Schh...« und ging zwei Schritte durch die Küche, von der aus sie direkt ins Wohnzimmer sehen konnte.

      »Er war hier«, stellte sie fest.

      »Wer war hier?« Denn sie konnte unmöglich Damian meinen, er war als Mensch getarnt und absolut perfekt in dem Gebiet sich einer anderen Spezies anzupassen.

      »Der Teufel.«, zischte sie und fuhr herum.

      Ungläubig starrte ich sie an und versuchte sie zu beruhigen, während ich mir nicht erklären konnte, woher sie das wusste. Sie hatte mich erkannt, obwohl sie mich nie zuvor gesehen hatte und sie hatte bemerkt, dass Damian hier gewesen war. Ich konnte die Angst in ihren Augen sehen und beschloss ihr nicht zu erzählen, dass Damian und ich in gewisser Weise liiert waren.

      »Mona, das war sicher ein anstrengender Tag für dich und du bist durcheinander, immerhin begegnet man nicht jeden Tag seinem Schutzengel.« Mit diesen Worten schob ich sie zum Esstisch und hoffte, dass sie es damit gut sein ließ und wir das Thema wechseln konnten. Es wirkte tatsächlich, auch wenn sie zunächst noch etwas nachdenklich schien, hatte ich sie überzeugt und sie setzte sich.

      »Du hast sicher Recht, entschuldige bitte meinen Auftritt, Liebes.« Ich stellte Teller und Besteck zurecht, schenkte ihr ein Glas Wasser ein und schüttelte den Kopf.

      »Es gibt absolut gar nichts, für das du dich entschuldigen müsstest.« Ich servierte ihr mein gebratenes Schnitzel, garniert mit Erbsen, Karotten und frischen Kartoffeln, Kochen konnte ich im Gegensatz zum Laufen wohl noch recht gut und Mona hatte eine gut gefüllte Speisekammer. Beigebracht hatte mir das Kochen in gewisser Weise Mona. Ich hatte ihr immer dabei zugesehen.

      »Ich hoffe, es schmeckt?«, fragte ich etwas verunsichert, denn probiert hatte ich es selbst vorher nicht.

      Nachdem ich mir selbst auch etwas genommen hatte, setzte ich mich zu ihr und besprach mit ihr meine Pläne bezüglich der Jobsuche und darüber, dass ich ihr nicht lange zur Last fallen wolle. Sie ließ mich gar nicht ausreden, sondern beschloss ihrerseits, dass ich so lange bleiben könnte, wie es eben nötig wäre.

      »Ich war so lange alleine, Emily. Ich bin froh, jemanden wie dich, mit reinem Herzen, hier zu haben.«

      Es war mir fast unangenehm, welch große Meinung sie von mir hat, wenn sie die Wahrheit nur wüsste, dann wäre sie nicht mehr so überzeugt von mir und ich wusste, dass ich sie ihr eines Tages erzählen würde, sobald der richtige Zeitpunkt gekommen war.

      Mir schien, sie hatte schon genug ertragen für einen Tag, aber eine Sache musste ich noch wissen.

      »Wie hast du mich erkannt?« Sie schmunzelte. Damit hatte ich nicht gerechnet, lachte sie mich etwa aus? Ich war nicht gut darin, Emotionen zu deuten. Jetzt, wo ich keine Gedanken mehr lesen konnte, musste ich mich darauf verlassen, was mir die Menschen freiwillig von sich preisgaben und darauf vertrauen, dass es die Wahrheit war.

      »Du bist mein Schutzengel Emily, natürlich erkenne ich dich«, sagte sie, so warmherzig, wie nur sie es konnte und ich schluckte.

      »Ich war, trifft es wohl eher«, gab ich kleinlaut zurück und wieder beschwichtigte sie mich mit einem sanften Lächeln.

      »Völlig egal, du hast mir immer wieder die Kraft gegeben weiter zu machen, den Mut nicht aufzugeben und es ist ein Segen für mich, dir endlich etwas zurück geben zu können.« Sie pausierte kurz, um etwas zu trinken und setzte erneut an. »Und es ist mir völlig egal, wer oder was du nun bist und wie es dazu gekommen ist. Du bist jetzt in meiner Obhut und ich lasse nicht zu, dass dir etwas geschieht.« Während sie diese Worte sprach, tätschelte sie meine Hand und ich war den Tränen nah. Wie konnte sie nur so entsetzlich nett zu mir sein, wo ich es doch nicht verdient hatte? Diese Frau hatte keine Ahnung, welches Monster ich bin und doch hatte sie mir ihre Tür geöffnet und mir ein Dach über dem Kopf geboten.

      »Steht dir übrigens ausgezeichnet.« sagte sie zwinkernd und deutete mit einem Nicken auf die Klamotten, die ich mir aus ihrem Schrank ausgesucht und übergeworfen hatte.

      »Danke«, seufzte ich und hatte sichtlich Mühe dabei nicht direkt los zu heulen.

      »Fang jetzt bloß nicht an zu weinen.«, ermahnte sie mit erhobenem Finger und breitem Grinsen. »Sonst muss ich auch heulen.« Gemeinsam räumten wir den Tisch ab und sie begleitete mich zu dem Zimmer, welches für die nächste Zeit meins sein würde.

      »Es ist nicht das Beste, aber fürs Erste wird es wohl gehen. Richte es dir ein, wie du magst und bleib so lange du willst«, gab sie mir nochmals zu verstehen und umarmte mich liebevoll. »Ich werde zu Bett gehen, es war ein anstrengender Tag.« Mit diesen Worten ließ sie mich alleine.

      Mein Blick schweifte durch das liebevoll eingerichtete Zimmer. An der Wand hingen selbst gemalte Bilder von Mona. Ich wusste, dass sie talentiert war und sie sollte wirklich mehr aus ihrer Gabe machen. Die Wände waren in einem zarten eierschalengelb gestrichen und auf dem Boden lag ein flauschig brauner Teppich. Das Bett wurde von einem massiven Buchenholz umrandet und der Bezug roch nach frischen Rosenblättern. Ich glaube, Mona hatte dieses Zimmer erst vor kurzem umgestaltet, früher war es ein Kinderzimmer gewesen, aber mit Gideon an ihrer Seite verschwand die Chance Kinder zu bekommen. Seufzend legte ich mich auf das Bett, wohl darauf bedacht, so vorsichtig wie möglich zu sein, um meine Wunden zu schonen und starrte an die Decke. Ich ließ den Tag nochmal Revue passieren. So viel war passiert und ich hatte bisher keine Zeit gefunden meine Gedanken zu ordnen. So wie es im Moment in mir aussah, hielt ich es für gänzlich unmöglich überhaupt nur zehn Minuten schlafen zu können, so aufgebracht war ich. Ich dachte darüber nach, welche Wirkung Damian auf mich gehabt hatte und wie er mich überhaupt gefunden hatte. Wusste er von Anfang an, was geschehen war? Er hatte mein Blut gerochen und ich wusste, dass er gierig war es zu trinken. Wir mussten aufpassen, von nun an konnten wir nicht mehr ungeachtet der Menschen um uns herum leben, jetzt war ich sichtbar und vor allem musste er sich von hier fernhalten. Mona schien es zu merken, wenn er hier war. Sie hatte ihn gespürt, genau wie sie meine Aura immer gespürt hatte. Scheinbar muss ich immer noch ein Stück dieser Aura behalten haben, wie sonst konnte sie mich erkennen? Ich rätselte unendlich lange, woher Mona diese Fähigkeit wohl hatte unsere Art zu erkennen? Ich fragte mich, ob sie mich schon immer sehen konnte oder ob es lediglich meine Anwesenheit war, die sie bemerkt hatte?

      Meine Gedanken verwandelten sich in Erinnerungen, denn ich konnte plötzlich Sarah und mich sehen, wie wir klein waren und gemeinsam auf der Wiese vor dem Haus unserer Eltern umher rannten. Sarah und ich waren schon immer von Grund auf verschieden. Während ihre blonden Engelslocken sanft im Wind tanzten, fiel mein brünettes Haar glatt über meine Schultern. Ihr Lachen steckte an und jeder, der sich in ihrer unmittelbaren Nähe befand, stimmte in ihr Lachen mit ein. Ihre leuchtend grünen Augen hatte sie von unserer Mutter, Anna.

      Meine Augen waren einfach nur braun, genau wie mein Haar und überhaupt war Sarah die Hübschere von uns beiden. Dafür hatte ich Jovan, unseren Vater, immer auf meiner Seite, ich war seine Prinzessin. Jovan war Banker und uns ging es wirklich nicht schlecht, wir lebten in einem großen Haus, weit außerhalb der Stadt. Genau dort befanden wir uns gerade in meinen Erinnerungen. Sarah und ich tobten herum, wir hatten bunte Kleider an und waren vielleicht fünf, denn auch wenn wir uns äußerlich nicht ähnelten waren wir Zwillinge. Zweieiige Zwillinge. Unsere Eltern saßen auf der Terrasse und hüteten uns wie ihren Augapfel, sie beobachteten jede unserer Bewegungen und dann plötzlich wurde es schwarz. Alles, was ich sah ist, dass ich weggerissen wurde. Eine höhere Macht, die ich nicht sehen konnte, riss mich von ihnen, ich streckte meine Arme nach meiner Familie aus und rief ihre Namen, aber sie konnten mich nicht hören. Ich spürte die Verzweiflung und schlug und trat um mich, aber es half nichts, dieses schwarze Loch zog mich näher zu sich und ich fiel tiefer in seinen Sog. Meine Familie wurde immer kleiner und ich konnte sie kaum noch sehen. Dann war alles dunkel und plötzlich schreckte ich hoch. Mein Herz raste.

      Die