Teile das Glück, dann kommt es doppelt zurück. Doreen Brigadon

Читать онлайн.
Название Teile das Glück, dann kommt es doppelt zurück
Автор произведения Doreen Brigadon
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742763396



Скачать книгу

Sie so eilig hin?“, fragte Franz.

      Er war über 1,80 groß, hatte braunes, gewelltes Haar und trug seinen Chauffeuranzug.

      „Ich wollte zu meinem Auto, noch etwas holen, das ich vorhin nicht mitnehmen konnte.“

      „Das hier etwa?“

      Er hob eine große Tasche hoch.

      „Ja, genau die“, erwiderte sie und wollte sie ihm schon abnehmen.

      „Franz, würden Sie bitte die Tasche von Frau Anna in ihr Zimmer bringen? Wir machen gerade einen Rundgang und dann muss sie die Tasche nicht mit sich herumtragen. Und wir werden nicht aufgehalten.“

      „Ja, mache ich gerne.“

      Somit hatte sich das Problem erledigt. Sie verließen das Haus durch den Dienstboteneingang raus und gingen in Richtung Gestüt. Die Kinder liefen voran.

      „Ich hoffe, es ist Ihnen recht, dass Franz die Tasche hochbringt.“

      „Ja, ist schon ok.“

      „Ich hätte da eine Frage. Wenn ich sie stellen darf?“, fragte er immer noch etwas verwirrt.

      „Ja, bitte, und welche?“

      „Was haben Sie mit meinen Kindern gemacht? Die wirken ja wie verzaubert und ausgewechselt und folgen Ihnen aufs Wort, murren nicht und lassen sich ohne viele Diskussionen von Ihnen anziehen.“

      Sie sah ihn von der Seite an.

      „Das verstehe ich nicht. Die folgen ja ganz brav. Wie man heute beim Essen gesehen hat. Und ich dachte, sie suchen sich die Kleidung immer selber aus. Das haben sie alles von ganz alleine gemacht.“

      Jetzt war er verwirrt.

      „Bei den Dienstmädchen und bei der Köchin gab es immer Probleme.“

      „Vielleicht weil sie ihnen etwas anziehen wollten, was die Mädchen nicht mochten. Das führt immer zu Streit. Ich habe kein Problem bei der Kleidung gesehen, die die Kinder ausgewählt haben. Ich sagte ihnen, wenn sie rausgehen wollen, dann müssen wir uns vorher umziehen.“

      „Müssen wir?“

      „Ja ich muss mich ja auch umziehen. Kann doch nicht in dem engen Rock und den Stöckelschuhen hier herum laufen. Das wäre sicherlich komisch gewesen. Und wir brauchen uns auch nicht fürchten, dass sie die Kleider wieder schmutzig machen. Die liegen auf dem Bett. Und in den Hosen haben sie mehr Bewegungsfreiheit, und wenn sie schmutzig werden, was soll´s. Dann waschen wir sie eben. Dafür sind sie ja da, zum Anziehen und nicht zum Ansehen.“

      „Das mit dem Essen haben Sie auch wunderbar hinbekommen. Ich muss mit ihnen immer streiten, damit sie es wenigstens kosten.“

      „Das ist schon falsch. Man muss es ihnen schmackhaft machen, sonst hassen sie es.“

      Das leuchtete ihm ein. Inzwischen waren sie beim Stall angekommen. Die Mädchen warteten auf sie.

      „Wo bleibt ihr solange? Wir wollen rasch durch, damit wir noch Ball spielen können.“

      Der Graf zeigte Anna, die Boxen der Pferde. Jetzt waren sie alle auf der Weide. Man nutzte noch das schöne Wetter aus. Einige Pferde gehörten ihm, andere waren als Einsteller hier. Das einzige Pferd, das noch im Stall stand, hatte es Anna sofort angetan. Man merkte sofort, dass es ein Hengst war. Er schnaubte und ging unruhig in seiner Box hin und her. Anna ging auf ihn zu. Er streckte seinen Kopf raus. Im Vorbeigehen nahm sie aus einem Korb ein paar Karotten. Sie näherte sich dem Hengst vorsichtig. Der Graf wollte sie noch warnen, aber schreien wollte er nicht, sonst hätte sich das Pferd erschreckt.

      Anna sprach leise mit dem Rappen und kraulte ihm die Stirn. Dann zog sie die Karotten hinter dem Rücken hervor, und er knabberte sofort daran. Der Graf war überwältigt. Bis jetzt hatte er den Hengst noch nie so ruhig gesehen. Die Kinder hielten sich auch im Hintergrund, denn sie wussten, sie durften allein nicht in die Nähe der Tiere. Viktoria zupfte an seiner Hose. Er sah zu ihr und musste sich zu ihr runter beugen, weil sie ihm etwas leise sagen wollte.

      „Warum darf Anna alleine zu dem Pferd und wieso ist er so ruhig?“

      Das wunderte ihn auch. Aber bevor er noch etwas sagen und tun konnte, kam der Verwalter und schrie schon von Weitem.

      „Gehen Sie sofort von dem Pferd weg! Der ist unberechenbar!“

      Jetzt erst merkte er, dass auch der Graf anwesend war. Sofort wurde das Pferd wieder unruhig und sprang zurück in die Box. Anna konnte sehen, dass das Pferd Striemen auf dem Rücken hatte. Sie drehte sich wütend um. Der Verwalter war schon in ihrer Nähe und wollte sie packen und wegzerren. Doch das Pferd streckte den Kopf heraus, und der Verwalter musste zurückspringen.

      „Gehen Sie sofort von dem Pferd weg! Der ist unberechenbar.“

      „Ja, das sehe ich, wer hier unberechenbar ist. Erschrecken Sie niemals ein Pferd so. Und außerdem: Wieso hat das Pferd Striemen auf dem Rücken?“

      Sie kannte sich mit Pferden aus. Der Verwalter sah sie perplex an. Anna kraulte wieder das schwarze Pferd, und es war sofort wieder ruhig. Jetzt gab sie ihm die zweite Karotte.

      „Herr Graf, sagen Sie der Person, dass sie von der Box und dem Pferd weggehen soll.“

      Der Graf holte tief Luft und sagte: „Diese Person, wie Sie sie nennen, ist unsere neue Hausdame. Ich zeige ihr das Gestüt. Und wie Sie sehen, ist Black Beauty ein Lämmchen bei ihr. Und nur durch Ihr Gebrüll ist er wieder unruhig geworden. Und wieso ist er eigentlich in der Box eingesperrt? Sollte er nicht draußen bei den anderen sein?“

      Inzwischen war er auch langsam an die Box ran getreten und besah sich den Rappen. Auch er sah, dass er Striemen hatte.

      „Wieso schlagen Sie das Pferd? Folgen Sie nicht den Anweisungen des Besitzers? Er hat ihn vertrauensvoll in unsere Hände gegeben. Wollen Sie, dass er ihn woanders unterstellt? Wenn wir keine Tiere haben, dann haben Sie auch keinen Arbeitsplatz mehr. Also behandeln Sie das Tier so, wie es sich gehört. Sogar meine Hausdame kann das besser“, sagte er, jetzt mittlerweile wütend.

      Das Pferd stand ganz friedlich vor Anna und ließ sich die Stirn kraulen.

      „Sie werden den Tierarzt verständigen, seine Wunden pflegen und dann lassen Sie ihn auch raus.“

      „Aber er ist immer so stur und eigenwillig. Ohne Peitsche kann man gar nicht zu ihm“, erklärte der Verwalter und kam mit der Peitsche in der Hand näher.

      Natürlich machte das Pferd wieder einen Satz zurück. Anna drehte sich um, ging wütend auf den Verwalter zu, riss ihm die Peitsche aus der Hand und vor lauter Zorn zerbrach sie die Peitsche. Der Verwalter starrte sie nur an.

      „Wenn ich etwas höre, dass Sie wieder ein Tier mit einer Peitsche schlagen, dann komme ich vorbei und schlage Sie damit. Und mich können Sie beim Wort nehmen.“

      Damit wandte sie sich an den Grafen.

      „Was sagen sie dazu?“

      Die Kinder hatten sich hinter dem Rücken ihres Vater versteckt.

      „Ich bin ganz Ihrer Meinung. Ich werde jetzt jeden Tag einen Kontrollgang machen, damit so etwas nicht wieder passiert. Die Leute zahlen viel Geld für die Pflege der Tiere und Sie schlagen sie?!“

      Er drehte sich um und sagte wütend: „Kommt, wir gehen.“

      Die Kinder liefen rasch aus dem Stall und in Richtung des Hauses. Zuerst gingen der Graf und Anna still nebeneinander her.

      „Das war mein Verwalter, Roland Hübinger. Eigentlich sollte er ein guter Tierpfleger sein. Es tut mir leid, dass er Sie so scharf angegangen ist.“

      „Ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man Tiere so misshandelt. Man muss sie nur zu nehmen wissen.“

      „Ja, das habe ich gesehen. Wie haben Sie das gemacht? Ich wollte Sie noch warnen, doch dann war es schon zu spät, und schreien wollte ich nicht, sonst hätte sich das Pferd erschreckt. Wie wir dann ja gesehen haben.“

      „Man