Название | Teile das Glück, dann kommt es doppelt zurück |
---|---|
Автор произведения | Doreen Brigadon |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742763396 |
„Morgen bringe ich die Mädchen mit dem Chauffeur in die Schule. Ist Viktorias erster Schultag. Ich würde Sie bitten, mitzufahren. Denn jeden Tag kann ich leider nicht dorthin. Falls es etwas Dringendes mit den Mädchen in der Schule zu erledigen gilt, würde ich Sie bitten, hinzufahren. Denn ich weiß nicht, ob ich dann rasch Zeit habe. Zu Elternabende oder dem Elternsprechtag fahre ich selbstverständlich, denn darüber weiß ich ja schon eine Weile vorher Bescheid.“
Sie wollte schon sagen, dass sie das ja nicht ohne Weiteres machen könne, als er auch schon sagte: „Eine unterschriebene Bestätigung liegt vor, dass Sie mich vertreten dürfen, falls es Probleme geben sollte.“
Inzwischen hatten sie den Kuchen gegessen und der Kaffee war auch leer.
„Wie wäre es mit einem Schluck Wein oder Likör? Stoßen wir so auf gute Zusammenarbeit an?“, fragte er, um überhaupt etwas zu sagen und um sie noch zum Bleiben zu überreden.
„Darf ich das denn? Bin ja bei Ihnen angestellt.“
„Nein, noch nicht. Eigentlich ja erst ab morgen. Also dürfen Sie mit mir einen Schluck trinken, ohne dass ich etwas dagegen haben kann“, erwiderte er und lächelte sie an.
„Ja, wenn Sie meinen?“
Sie wusste auch nicht so recht, was sie machen sollte, und am liebsten wäre sie gegangen. Aber es wartete nichts, womit sie sich hätte entschuldigen können. So holte er zwei Gläser und einen Likör. Damit stießen sie auf gute Zusammenarbeit an.
Danach wusste keiner, was er sagen sollte. Die Kinder erlösten sie aus ihrem Dilemma. Hinter ihnen kam Friedrich, der das Geschirr abservierte. Er war verwundert, als er die Likörgläser entdeckte.
„Anna, Anna, hast du schon Zeit? Können wir schon mit dir spielen?“, fragten die Mädchen gleichzeitig.
Anna sah den Grafen an.
„Haben Sie noch Fragen?“
„Nein, ich glaube, das war momentan alles. Nehmen Sie die Rasselbande mit, damit ich wieder meine Ruhe habe“, grinste er verschmitzt.
Sogleich ging Anna mit den Mädchen in Elisabeths Zimmer, wo sie bis zum Abendessen um 18 Uhr noch ein paar Gesellschaftsspiele spielten.
***
Während Friedrich den Kaffee und Kuchen servierte, erzählten die Mädchen abwechselnd, was vorhin alles passiert war. Elfriede fiel fast vom Stuhl, wenn sie nicht so gut gesessen wäre.
Elisabeth: „Weißt du, was wir gemacht haben?“
Viktoria: „Wir haben Ball gespielt, und ich habe Anna ganz toll erwischt. Zuerst glaubten wir, sie würde jetzt ganz toll schimpfen.“
Elisabeth: „Sie sagte, sie nimmt jetzt Rache und fing an, Viktoria zu kitzeln und dann mich.“
Viktoria: „Aber das war ja keine Rache. Aber wir konnten bald nicht mehr vor lauter Lachen.“
Elisabeth: „Sie erzählte, dass noch keiner am Lachen gestorben ist, aber vom Weinen schon.“
Viktoria: „Und dem Verwalter hat sie Prügel angedroht!“
„Wieso denn?“, fragte Elfriede dazwischen.
Elisabeth: „Weil er Black Beauty geschlagen hat, und sie nahm ihm die Peitsche weg und zerbrach sie.“
Viktoria: „Ja, und der war bei ihr ganz lammfromm. Sie hat ihn ja auch mit einer Karotte gefüttert.“
Elisabeth: „Ja, und von Papa hatte er auch Schimpfer bekommen.“
Elfriede war überrascht davon, und auch Friedrich war mehr als verwundert darüber. Nachdem die Kinder ihren Kuchen und ihren Kakao getrunken hatten, liefen sie auch schon zum Büro. Friedrich ging ihnen nach. Vielleicht brauchten sie noch etwas. Aber ihm fiel fast die Kinnlade runter, als er sah, dass der Graf und Anna einen Likör tranken. Das hatte der Graf noch nie mit einer seiner neuen Angestellten getan. Als er das Elfriede erzählte, war die auch wieder sprachlos. Und jeweils zwei Stück Kuchen fehlten auch. Obwohl der Herr Graf doch ganz selten mehr als einen aß.
„Ich glaube, da kommt noch einiges auf uns zu. Und wundern brauchen wir uns nicht mehr. Die hat unseren Grafen verzaubert oder verhext! Mich würde es nicht wundern“, meinte Elfriede, „Oder haben wir eine Mary Poppins oder eine Hexe namens Samantha im Haus?“
Sie begann dann, das Abendessen zuzubereiten. Sonntagabend gab es nur etwas Kaltes zu essen. Aufschnitt, Aufstriche, Brote, Gemüse und Butter.
***
Der Graf sah seinen Mädchen nach, wie sie mit Anna das Büro verließen. Friedrich hatte alles abgeräumt, und der Graf glaubte, im Gesicht des Butlers Staunen und Überraschung gesehen zu haben. Was dachten die Angestellten jetzt über ihn? Er machte das nie mit jemand Neuem. Und dann - zur Überraschung aller und auch zu seiner eigenen Überraschung - machte er es. Er versuchte, sich mit Arbeit abzulenken. Was ihm nicht viel half. Wieso musste er immer wieder an sie denken? Er liebte seine verstorbene Frau, und es würde keine andere in seinem Leben geben. Aber das Leben hatte etwas anderes mit ihm vor. Nur wusste er es noch nicht.
***
Beim Abendessen bot sich das gleiche Bild. Friedrich hatte wieder normal aufgedeckt. Der Graf an der Stirnseite, die Kinder links von ihm und Anna rechts von ihm. Die Kinder stellten sofort wieder alles um. Er würde noch eine Genicksteife bekommen, denn er musste sich ständig zur Seite drehen, um auch Elisabeth sehen zu können. Das würde er ändern müssen. Wenn die Kinder sie schon hier haben wollten, musste er es akzeptieren. Sie waren schon lange nicht mehr so lustig und brav gewesen. Sie hatten Anna auf eine harte Probe gestellt. Doch sie sah immer noch frisch aus und lächelte sogar.
Anna hatte sie beim Schummeln ertappt, hatte jedoch nicht geschimpft, sondern hatte ihnen erklärt, worum es beim Spiel ging. Ob sie es verstanden hatten, wussten beide nicht. Dann hatten sie sich noch darüber gestritten, wer als Erstes ins Bad durfte. An sich wäre das kein Problem, denn jeder hatte eines, doch Anna musste jeder beim Waschen und Anziehen helfen. Anna hatte das Problem gelöst, indem beide in der größeren Wanne bei Elisabeth badeten. So waren sie heute schon vor dem Abendessen gebadet worden. Die Haare waren zu Zöpfen geflochten.
Der Graf konnte sich nur wundern. Beim Essen kam auch kein Streit auf. Jeder durfte seine Lieblingswurst essen. Elfriede hatte genug aufgeschnitten. Er und Anna aßen den Rest. Anna hatte eine Vorliebe für eine bestimmte Wurstsorte. Das musste er Elfriede sagen, damit sie von der in Zukunft mehr aufschnitt. Er hatte lieber Salami und Kantwurst. Die Mädchen stritten sich meistens um die Extra, Krakauer und Gemüsewurst. Anna griff zur Polnischen, Wiener und Schinkenwurst.
Als die Mädchen satt waren, zogen sie sich in ihre Zimmer zurück. Sie durften noch etwas fernsehen, dann Zähne putzen und um 20 Uhr hieß es Bettruhe. Denn morgen mussten sie wieder früh raus und zur Schule.
Anna ging auch auf ihr Zimmer, packte noch die große Tasche aus, räumte noch auf und ging duschen, bevor sie sich ins Bett legte. Sie wollte noch etwas lesen, kam dann jedoch nicht mehr dazu, als sie hörte, wie die Tür zu Elisabeths Zimmer geöffnet wurde. Auch Viktoria war bei ihr. Sie sollte eigentlich in ihrem Zimmer sein.
„Dürfen wir zu dir kommen?“, fragten die Mädchen.
„Ja, natürlich. Was ist denn?“
„Dürfen wir zu dir ins Bett kommen?“
„Aber ihr habt doch selbst große Betten?“, fragte sie verwirrt.
„Wir wollen heute bei dir schlafen“, beharrten sie und schon waren beide neben ihr auf dem Bett.
„Außerdem müssen wir dir noch etwas gestehen“, sagte Elisabeth zerknirscht.
„Was denn?“
Sie wusste nicht, was sie ihr gestehen wollten.
„Wir haben dich absichtlich mit allem provoziert.“
„Und?“