Wenn Beteigeuze explodiert. Stephan Berndt

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Название Wenn Beteigeuze explodiert
Автор произведения Stephan Berndt
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783946959915



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Ende des “dritten Weltkrieges“, wobei das Bild mit dem Auf-den-Baum-Klettern natürlich nur auf flachem Land Sinn ergibt und nicht in einer bergigen Landschaft und schon gar nicht auf bebautem Terrain, also in der Stadt. Diese Stelle bezieht sich also nur auf eine lokale Situation, eben »an manchen Orten«, vermutlich auch das am Niederrhein.

      Was nun die Kapuzinerbärte betrifft, lassen Sie mich mit einer persönlichen Beobachtung fortfahren: In den 1990er Jahren habe ich ein paar Jahre in Hamburg im Schanzenviertel gewohnt, ein Stadtteil, der für seine aufmüpfigen, politisch linken eher jugendlichen Einwohner bekannt ist, aber auch für seine Kreativen.

      Nachdem ich Anfang 1999 aus Hamburg weggezogen bin, habe ich in den Folgejahren immer wieder mal im Schanzenviertel vorbeigeschaut. Etwa Mitte 2018 fiel mir dann auf, dass viele junge Männer plötzlich Bärte tragen, vorwiegend Vollbärte, also keine Schnauzer oder Oberlippenbärte – also im Prinzip Kapuzinerbärte, wie gleich deutlich werden wird.

      Der Begriff Kapuzinerbärte hat meines Wissens keine genaue Definition; die Mönche hatten in früheren Jahrhunderten sicherlich auch einen gewissen Spielraum, schließlich waren es Mönche und keine Soldaten. Und auch wenn man sich im Internet auf der Bildersuche die Bärte heutiger Kapuziner ansieht, findet sich eine gewisse Bandbreite. Dennoch findet sich ein gemeinsamer Nenner: Die Kapuziner ließen (und lassen) den Bart einfach sprießen, ohne bestimmte Stellen des Gesichtes zu rasieren, allerdings wurde (und wird) der Bart ab einer bestimmten Länge von Zeit zu Zeit gestutzt. Das heißt, die Mönche stutzten den Bart einmal im Monat (oder so), und die Bärte der Kapuziner werden mit zunehmendem Alter eben nicht länger, schon gar nicht so lang wie die Bärte vieler christlich-orthodoxer Priester.

      Was nun die von mir beobachtete neue Bartmode der jungen Männer in Hamburg betrifft, so liegt es nahe, eine dazugehörige Inspiration in der Pop-Kultur zu suchen. Tatsächlich findet sich dort eine entsprechende Inspiration, nämlich bei etlichen der Rapper bzw. den Deutsch-Rappern. Ein herausstechendes Beispiel für die neuen Bartträger ist der bekannte Rapper Bushido (bürgerlich Anis Mohamed Youssef Ferchichi), ein Rapper mit deutsch-tunesischen Wurzeln.

      Abb.6: Bushido 2009

      mit Dreitagebart

      Abb.7: Bushido 2018

      mit Kapuzinerbart

      Trug Bushido im Jahre 2009 nur einen Dreitagebart, so sieht man ihn auf dem Foto vom Mai 2018 mit „Kapuzinerbart“, wenn auch etwas stylisch rasiert. In der betreffenden Szene würde so ein Bart wohl eher salafistisch assoziiert, womit der Bart ein politisch-weltanschauliches Statement würde; indirekt eine Art Ablehnung der westlichen Kultur, wie ernsthaft diese Ablehnung im Einzelfall auch immer gemeint sein mag. Wir reden hier schließlich von Pop-Kultur. Man nehme das also nicht zu ernst.

      Auf Wikipedia erfährt man dann, dass sogenannte Barbershops, eben spezielle Friseurläden für den männlichen Bartträger (kleiner Scherz) Mitte der 2010er Jahre in Deutschland zum Massenphänomen geworden sind. Zitat:

      Die Zahl der Barbershops in Deutschland wuchs von rund 250 im Jahre 2015 binnen eines Jahres auf etwa 400 bis 500 an. Im Jahre 2019 berichtete ein Barbier: „Plötzlich eröffnet an jeder Ecke ein Barbershop. Das explodiert gerade.“48

      Das Phänomen des Barbershop-Booms kurz nach der 2015er Flüchtlingswelle sollte einmal wissenschaftlich untersucht werden. Interessant wäre zu wissen, welchen ethnisch/religiösen Hintergrund die neuen Bartträger schwerpunktmäßig haben und ob ein Zusammenhang besteht zu einer islamistischen Inspiration infolge der vielen jungen Männer, die ab September 2015 nach Deutschland gekommen sind. Sind die neuen Bärte etwa sichtbarer Teil einer Identitätssuche der Zugewanderten in einem für sie fremden kulturellen Umfeld, zu dem sie keine innere Affinität empfinden? Motto: „Ich bleibe hier, aber ich gehöre nicht dazu.“

      Ansonsten: Es wäre sicherlich ein Fehler, die Prophezeiung des Kapuzinerpaters so zu deuten, dass nun alle Männer mit Kapuzinerbärten herumlaufen. Wer nur schwachen Bartwuchs hat, für den kommt dies nicht infrage. Das sieht nicht aus. Und ältere Männer, sagen wir pauschal Familienväter, machen die Mode junger Männer naturbedingt gar nicht erst mit. Das würde als uncool empfunden. Die Kapuzinerbart-Mode ist also eine Mode, die (derzeit noch) eher jüngere Männer betrifft.

      Zugegeben: Man muss nicht zwingend von den Kapuzinerbärten auf die 2015/2016er Flüchtlingswelle schließen, doch der Boom der Barbershops unmittelbar danach und deren arabisch-islamisch-nahöstlich-geprägtes Klientel (… werfen Sie mal einen Blick in einen Barbershop) und die Bartmode bei den Deutsch-Rappern legt eine entsprechende Deutung doch recht nahe.

      Die Lehnin’sche Weissagung (~1700)

      Auch in der Lehnin’schen Weissagung (vom Ort Lehnin bei Berlin), die Ende des 17. Jahrhunderts in Berlin als lateinisches Gedicht aufgetaucht ist und auf einen Mönch Namens Hermann zurückgeht, der angeblich um 1300 in der Lehniner Zisterzienser­abtei gelebt hat, finden sich Anklänge zu Spannungen mit Fremden im Lande.49

      Die Lehnin’sche Weissagung war schon im 18. Jahrhundert recht bekannt; insbesondere dem preußischen Königshaus, den Hohenzollern, schließlich kreist die Prophezeiung schwerpunktmäßig um das Schicksal eben dieser Dynastie. Und so ist vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (König von 1840–1861) folgender Satz überliefert:

      „Wir glauben nicht an diese Weissagung, aber wir fürchten sie.“50

      Der Grund: Die Lehnin’sche Weissagung sagt den Untergang der Hohenzollern-Herrschaft voraus – aber auch die spätere Wiedereinführung der Monarchie in Deutschland. Bereits im Jahre 1746 erschien eine kritische Analyse der Prophezeiung, wobei zu bedenken ist, dass bei ambitionierten Aufklärern jener Zeit Hellseherei schon fast den Beigeschmack von Kriminalität hatte. In jedem Fall hielten viele Wortführer der Aufklärung Hellseherei für verwerflichen Aberglauben. Es entsprach dem Geist jener Zeit, derlei „Unfug“ besserwisserisch plattzubügeln. Das Haus Hohenzollern allerdings musste 172 Jahre nach obiger kritischer Analyse tatsächlich den Hut – pardon die Krone nehmen.

      Ebenso wie im Lied der Linde werden die Spannungen mit Fremden auch in dieser Prophezeiung erst für die Zeit nach der großen Katastrophe vorausgesagt oder besser: angedeutet. Möglich, dass entsprechende Probleme mit kulturfernen Minderheiten erst relativ kurz vor dem Kriege aufgetreten sind, womöglich im Zusammenhang mit irgendwelchen Verteilungskämpfen auf dem Höhepunkt der Krise.

      Die folgenden Zeilen der Prophezeiung beschreiben die Zeit, nachdem das Schlimmste überstanden ist, und sich die Wogen wieder geglättet haben.

      Völlig vergisst nun die Mark [Brandenburg°] sämtliche frühere Leiden.

      Freudig verpflegt sie wieder die Ihren, der Fremde ist freundlos.

      Chorins und Lehnins Gebäude [dortige Klöster°] entsteigen auf’s neue der Erde.

      Hochgeehrt glänzet nun wieder nach alter Sitte51 der Klerus.

      Nimmermehr lauert der Wolf, sich in den Schafstall zu stürzen.52

      Hier lässt sich kritisch anmerken, dass der Ausländeranteil in Brandenburg (natürlich ohne Berlin) aktuell verglichen mit Westdeutschland äußerst gering ist. Im Schnitt liegt er bei 1 bis 2 Prozent.

      Ähnlich wie im Lied der Linde wird in der Lehnin’schen Weissagung eine Rückkehr der Monarchie und eine religiöse Renaissance in Europa vorausgesagt, so wie in vielen anderen europäischen Prophezeiungen auch, deren Zukunftsblick bis in die Zeit nach den großen Katastrophen reicht.

      In dieser Zeit nach dem Kriege, in der die Bürger Brandenburgs »sämtliche frühere Leiden« »völlig« vergessen – man beachte den mit Nachdruck betonten Wandel zum Positiven – wäre »der Fremde freudlos«. Natürlich ist das eine ziemlich schwammige Formulierung. Theoretisch könnten damit auch Polen oder Bayern gemeint sein. Letzteres