Wenn Beteigeuze explodiert. Stephan Berndt

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Название Wenn Beteigeuze explodiert
Автор произведения Stephan Berndt
Жанр Биографии и Мемуары
Серия
Издательство Биографии и Мемуары
Год выпуска 0
isbn 9783946959915



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im Falle der in der Schweiz lebenden Deutschen, Österreicher, Italiener und Franzosen sogar gelingen. Was aber wäre mit Menschen, die eine längere Heimreise hätten? In den Balkan etwa, in die Türkei, Syrien, Irak, Afghanistan?

      Auch wenn sich durch obigen Hinweis zu den Ausländern kein offenkundiger Bezug zur Flüchtlingsthematik ergibt, so wird doch eine Entsolidarisierung, ein Bruch zwischen den Einheimischen und Hinzugezogenen erkennbar, der vermutlich maßgeblich durch jene Ausländer mitverursacht worden ist, die nicht gut genug integriert waren, denn dort verliefe ja die Bruchlinie. Kaum anzunehmen, dass jene Ausländer gemeint sind, die seit Jahrzehnten in der Schweiz leben, arbeiten, brav ihre Steuern zahlen und oft genug Jobs haben, in denen sie nicht von heute auf morgen zu ersetzen sind.

      Berta Zängeler abschließend noch diese Anmerkung: Da jeder Schweizer Wehrdienstleistende nach Beendigung seiner Militärzeit eine Waffe mit nach Hause nehmen darf, vermute ich, dass sich das »Es nützt nichts, wenn wir Vorräte anlegen, alles wird geraubt werden« hauptsächlich auf staatliche Lebensmittellager bezieht, die natürlich auch von hungernden „Bio-Schweizern“ geplündert würden – wenn der Hunger allzu sehr zu nagen beginnt.

      Die Bremer Großmutter – Aufstände zw. Ausländ. u. Deutschen (1968)

      Noch einmal die 1960 verstorbene Großmutter aus Bremen. Auszug:

      Der Fall der Mauer und danach wird wieder die Grenze errichtet.

      Aufstände zwischen Ausländern und Deutschen.[…]

      Die Menschen im Osten von Deutschland sind sehr hartnäckig.

      Alle fremd aussehenden Menschen müssen bzw. werden [nach dem Kriege°] wieder zurückgeschickt, in ihre Heimat.36

      »Aufstände zwischen Ausländern und Deutschen« sind genau genommen natürlich Unsinn. Aufstände gibt es nur gegen Unterdrücker. Das dürfte ein Formulierungsfehler der Enkelin sein. Dennoch kann man insgesamt von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Ausländern und Biodeutschen ausgehen, egal wer nun angefangen hat. Entscheidend wäre, dass Multikulti infolge einer ernsten Versorgungskrise einen womöglich irreparablen Rückschlag erlitten hätte.

      Das »Alle fremd aussehenden Menschen müssen bzw. werden wieder zurückgeschickt, in ihre Heimat« der Bremer Großmutter korrespondiert mit der Aussage der Dame aus Valdres und den Flüchtlingen von außerhalb Europas. Auch im Falle der Bremer Großmutter ist klar, dass es sich um keine Mitteleuropäer/Europäer handeln kann, sondern eher um Zuzügler aus dem Nahen Osten und Nordafrika, also Menschen, deren weit entfernte Herkunft ein Mitteleuropäer auf Anhieb erkennt.

      In Hinblick auf die Glaubwürdigkeit dieser Quelle interessant ist auch das »Die Menschen im Osten von Deutschland sind sehr hartnäckig«. Dabei muss man unwillkürlich an die in Ostdeutschland deutlich größere Ablehnung der Berliner Einwanderungspolitik denken, an die dortigen Erfolge der AfD, der Pegida und andere Vorkommnisse in Ostdeutschland.

      Alois Irlmaier – und die »große Zahl fremder Leute« (~1950)

      Kommen wir nun zu Alois Irlmaier. Alois Irlmaier ist, das kann man durchaus so sagen, auch wenn es etwas aufgeblasen klingt, einer der, wenn nicht der bedeutendste Hellseher des deutschen Sprachraums der letzten 200 Jahre.

      Die Voraussagen dieses Sehers wurden noch zu dessen Lebzeiten von einer ganzen Reihe von Zeugen niedergeschrieben, so dass von diesem Seher reichlich Material vorhanden ist und man nicht zu sehr von der Glaubwürdigkeit einzelner Zeugen abhängig ist. Einzigartig am Fall Irlmaiers sind noch heute existierende Gerichtsakten aus zwei Prozessen, in denen ihm von etlichen Zeugen bestätigt wurde, Dinge zutreffend vorausgesagt zu haben. Im sogenannten Gaukler-Prozess von 1946/47 wurden seine Fähigkeiten sogar vom Richter in der Urteilsbegründung gewürdigt. Zu diesem Prozess kam es, weil Irlmaier vom örtlichen Pfarrer wegen betrügerischer Hellseherei („Gaukelei“) angezeigt worden war.37 Darüber hinaus gibt es viele dokumentierte Zeugenaussagen hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Voraussagen dieses Sehers. Alois Irlmaier ist in vielfacher Hinsicht ein äußerst seltener und ergiebiger Fall, siehe dazu auch mein Buch ›Alois Irlmaier – ein Mann sagt, was er sieht‹.

      1992 wurde folgende, mittlerweile recht bekannte Aussage Alois Irlmaiers veröffentlicht. Die Aussage stammt vermutlich von Anfang der 1950er Jahre:

      Zuerst kommt ein Wohlstand wie noch nie.

      Dann folgt ein Glaubensabfall wie nie zuvor.

      Darauf eine noch nie da gewesene Sittenverderbnis.

      Alsdann kommt eine große Zahl fremder Leute ins Land.

      Es herrscht eine hohe Inflation.

      Das Geld verliert mehr und mehr an Wert.

      Bald darauf folgt die Revolution.

      Dann überfallen die Russen über Nacht den Westen.38

      Kritiker werden jetzt vielleicht einwenden, dass Fremde oder Gastarbeiter schon seit den 1960er Jahren nach Deutschland gekommen sind. Das stimmt natürlich, doch wie oben schon angesprochen, schauen Seher in der Regel dorthin in die Zukunft, wo die Action ist; wo es um „große“ Dinge geht. Und beim Thema „viele Fremde“ war das eindeutig erst 2015/2016 der Fall. In keinem anderen Jahr seit 1945 war das Thema „Fremde und Zuwanderung“ so präsent in den Medien und in der persönlichen Wahrnehmung der deutschen Bürger.

      Darüber hinaus würde ich die große »Sittenverderbnis« aus der Sicht eines 1959 verstorbenen katholischen bayerischen Brunnenbauers wie Alois Irlmaier auf die 1980er Jahre und später datieren; auf die Zeit der Christopher Street Days (in Deutschland ab 1979), der Telefonsex-Werbespots im Privatfernsehen (Privatfernsehen in Deutschland ab 1984), der Loveparade (ab 1989) und der Swingerclubs (erste Anfänge in den 1970ern, deutliche Zunahme in den 1980ern). Die nie da gewesene Sittenverderbnis ließe sich damit auf die Zeit ab den 1980ern datieren bzw. ab der beginnenden Ökonomisierung der sexuellen Revolution und ihrer inzwischen quasi schon rituellen öffentlichen Zurschaustellung in bestimmten Szenen.

      Mit der Dekadenz ab den 1980ern wären die Gastarbeiter aus den 1960ern eindeutig raus aus dem Spiel. Das Gros der Gastarbeiter kam vor den Christopher Street Days und ähnlichen Phänomenen.

      Abb.5: Alois Irlmaier

      (1894–1959)

      Außerdem ist in obigem Zitat unmittelbar nach der großen Zahl fremder Leute auch noch von einer hohen Inflation und Geldentwertung die Rede. Damit sind wir „gefühlt“ in der aktuellen Finanz- und Euro-Krise, in der Zeit der Corona-Rettungspakete und vor allem der Nullzinsen. Die hohe Inflation passt keinesfalls zu den Gastarbeitern in den 1960er und 1970er Jahren. Seinerzeit gab es zwar schon eine etwas höhere Inflation – beispielsweise Anfang/Mitte der 1970er zwischen etwa 4 und 8 Prozent –, dafür waren aber auch die Zinsen hoch. Abzüglich der Inflation blieben in den Jahren von 1970 bis 1974 immer noch rund 3 Prozent vom Zins übrig. Platt gesagt: Was man bei Aldi draufzahlte, bekam man, wenigstens wenn man genug auf der hohen Kante hatte, bei der Stadtsparkasse wieder zurück. In heutigen Zeiten der Nullzinsen jedoch ist es mit dem Zinsgewinn vorbei.

      Kurz: Auch Alois Irlmaiers »große Zahl fremder Leute« deutet eher auf 2015/2016. Niemals zuvor kamen in so kurzer Zeit so viele Fremde nach Deutschland, niemals zuvor waren die Fremden kulturell und vom Aussehen her so fremd, und niemals zuvor erregten die Fremden in so kurzer Zeit so viel Aufmerksamkeit, lösten sie so starke Emotionen aus.

      Nikolaas van Rensburg (1919)

      Verlassen wir nun Europa und machen wir einen kurzen Schwenk nach Afrika, konkret nach Südafrika. Dort lebte Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts ein Seher namens Nicolaas van Rensburg (gest. 1926), ein Farmer mit niederländischer Abstammung. Nach allem, was man über diesen Seher erfahren kann, muss es sich um einen sehr guten Seher gehandelt haben. Allerdings waren seine Visionen, ähnlich wie oben bei Edward Korkowski, in symbolische Bilder