Gamer. Группа авторов

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Название Gamer
Автор произведения Группа авторов
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783957770714



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Position brachte. Wohl die Frage des Tages. Butterfly zuckte mit den Schultern.

      »Hey Kleine, wo dein Boss ist, will ich wissen.«

      Wo kamen diese Typen her? Was hatten sie mit Danny zu schaffen? Damit es mit dem Laden weiter gehen konnte, musste Butterfly sie loswerden. Irgendwie. Stoisch wischte sie weiter. Immer die gleiche Stelle. Ihre Hände zitterten schon wieder, sie umklammerte den Stiel des Wischmops, als hinge sie daran über einem Abgrund. Was wollten die? Schutzgeld? Butterfly wusste nicht, ob Danny welches zahlen musste. Aber sie wusste vieles nicht. Eigentlich hatte sie gar keine Ahnung, wie sie den Laden führen sollte, sie konnte nur Geld aus der Kasse greifen. Zum Lernen blieb ihr nur leider keine Zeit. Ein schmerzhafter Klumpen bildete sich in ihrem Magen, als der Kerl von hinten an sie herantrat. Eine Wolke von Zigarettenqualm und zu viel Moschus umgab ihn. Grob griff er in ihr Haar, riss es nach hinten. Ihre Augen wurden vom grellen Deckenlicht geblendet. Sie kreischte auf, versuchte, von ihm wegzukommen, doch er hielt ihren Kopf fest. Noch mehr Schmerzen. »Hör auf!«, rief sie. »Was wollt ihr? Danny ist nicht da.« Das war jetzt ihr Laden. Diese Arschlöcher würden ihn ihr nicht sofort wieder wegnehmen.

      »Und wieso waren heute die Bullen hier? Verkauf mich nicht für blöd. Ihr Schlampen wisst doch immer am besten Bescheid, habt eure neugierigen Ohren überall.«

      Butterfly überlegte, ob sie den Kerl schon mal gesehen hatte, konnte sich aber nicht erinnern.

      »Na los, jetzt red schon.« Grob fasste er an ihre linke Brust, sein Mund war nun ganz dicht an ihrem Ohr. »Oder muss ich dafür netter zu dir sein?« Seine Zungenspitze berührte ihr Ohrläppchen. Butterfly zuckte zusammen. Bilder zuckten durch ihren Verstand, löschten alle Überlegungen aus. Übelkeit breitete sich in ihr aus. Mit voller Kraft stieß sie den Wischmop nach hinten. Nie wieder würde jemand sie so anfassen Der Kerl gab ein überraschtes Stöhnen von sich, als ihn der Stiel voll erwischte. Er lockerte den Griff in ihren Haaren, zog die Hand dann ganz weg und klappte zusammen. Er riss ein paar Haarsträhnen mit sich, Tränen schossen Butterfly in die Augen. Sie ließ den Mop fallen, stürmte am Tresen vorbei in die Küche. Hämmerte die Tür zu und legte den metallenen Riegel um. Durch das Fenster in der Tür konnte sie das dümmliche Gesicht des Muskelbergs sehen, das rot anlief. Er donnerte gegen die Tür, konnte aber nichts ausrichten. Butterfly rannte durch die Küche, riss Pfannen und Töpfe zu Boden. Griff instinktiv ihre Jacke mit Schlüsseln und Taser drin, zur Hintertür hinaus, nur weg.

      Im Hof, nach rechts. An Müllcontainern vorbei, in die Nebenstraße. Sie rutschte aus, ruinierte ihre Strumpfhose am linken Knie. Dann hörte sie schon Schritte hinter sich. Wie schnell war denn dieser Kerl? Der Muskelberg raste um die Ecke, ihr schien es, als materialisiere er aus dem Nichts. Dem würde sie nicht entkommen. Entmutigt rannte sie noch einige Schritte, dann packte er sie und riss sie von den Füßen. Trug sie zurück nach drinnen.

      Der Kerl im Anzug lehnte an einem der Tische. »Da ist sie ja wieder.« Ein schiefes, kaltes Grinsen. »Nun, wenn Danny nicht da ist, nehmen wir sie eben als Pfand mit. Ganz einfach.« Er trat auf sie zu, während der andere ihr die Hände hinter dem Rücken zusammendrückte. »Vielleicht kannst du dich ja in der Zwischenzeit nützlich machen.« Er presste sich an sie, rieb mit seiner Hand über ihren Schritt. Butterfly wurde wieder übel. Der Schmerz von damals, die Erinnerungen, die sie in ein dunkles Loch tief in ihrem Inneren vergraben hatte, brachen wieder hervor. Ihr Körper wurde hart wie Stein, sie konnte sich nicht rühren. Bitte nicht. Bitte nicht.

      Sie musste die Tränen zurückhalten, presste die Lippen aufeinander. Der Riese zog sie zum Vordereingang. In diesem Moment flog die Tür auf, José kam hereingestürmt. »Hey Butterfly, immer noch hier? Hab noch was …« Weiter kam er nicht. Er verstummte, als er vom Display seines Telefons aufblickte und in das Gesicht des Riesen starrte. »Scheiße«, rief er noch, dann drehte er sich um und sprang zur Tür zurück. Der Muskelmann war irritiert, Butterfly spürte, wie sich sein Griff lockerte. Er wusste offenbar nicht, ob er sie weiter festhalten oder den unerwarteten Zeugen verfolgen sollte. Ein Schauer überlief sie, löste ihre Erstarrung. Sie trat nach hinten, traf mit dem Absatz sein Schienbein. Trat nochmal und nochmal zu, bis seine Hände sich ganz gelöst hatten. Dann stürzte sie vorwärts, folgte José in die Nacht. Dann bestand alles nur noch aus vorbeirasenden Lichtern, dem Brennen in ihrer Lunge und dem Knoten der Angst in ihrem Bauch.

      Keuchend hockte Butterfly sich an eine Hauswand, als sie sicher war, dass die Typen ihr nicht weiter gefolgt waren. Sie hustete. Über ihr hing eine zerlumpte China-Laterne, der Geruch von gebratenem Hühnchen fettig in der Luft. Wie Pixel umschwirrten Mücken den Lampenschirm.

      Butterfly weinte, ihre Tränen zeichneten schwarze Spuren aus Kajal auf die Wangen. Sie fror, steckte die Hände in die Taschen. Stieß auf etwas Knisterndes, zog den verpackten Glückskeks hervor, den sie am Morgen aus dem Kaffeeautomaten bekommen hatte. Sie wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, schwarze Spuren blieben an der Regenjacke kleben.

      Ihr Magen knurrte. Sie hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Ungeduldig riss sie die Verpackung auf und zerbrach den Keks. Sie stopfte die nach nichts schmeckenden Hälften in den Mund. Zurück blieb der kleine Zettel aus dem Inneren des Kekses. Na, du kleiner Bastard, was willst du mir über meine Zukunft sagen? Sie rollte ihn auseinander und las.

      Nun ist es an DIR, lieber Leser, zu entscheiden – welche Nachricht findet Butterfly in ihrem Glückskeks?

      »Folge dem Weg der Ratte« – dann lies beim gleichnamigen Abschnitt weiter.

      »Betritt den Pfad des Schafs« – gehe zum Abschnitt mit diesem Titel.

      Der Weg der Ratte

      Level 3

      Ein Labyrinth aus Dächern und Balken. Treppen aus Holz und Stein führen auf zugige Türme und in feuchte Keller. Knöcheltiefer Schlamm wechselt sich ab mit edlen Teppichen, die jeden Schritt verschlucken.

      Überall in den Schatten und Winkeln scheinen Augen zu starren, dem Krieger mit Blicken zu folgen. Seine Miene bleibt unbewegt, seine Klingen teilen Vorhänge oder brechen Holzstützen, um ihm einen Weg zu bahnen. Tiefer hinein ins Dunkel, zum Herzen der Stadt.

      Das einzige Licht in der winzigen Wohnung ging von dem Bildschirm aus, auf dem flackernde Videofragmente tanzten. Zed schlief im Sessel davor, leere Sniff-Packungen und Getränkedosen lagen herum. Butterfly nahm sich einen Augenblick, sah ihn an. Ein Bluterguss an ihrer Schulter pulsierte schmerzhaft, als wolle er sie daran erinnern, was Zed ihr angetan hatte. Ihr antat, immer wieder. Warum sie nicht längst gegangen war, konnte sie sich selbst nicht erklären. Doch ihre lähmende Angst war fort, sie hatte sie auf der Flucht vor den Geldeintreibern verloren.

      Schnell packte sie ein paar Sachen in ihren Rucksack, riss die türkisfarbene Abdeckplatte von der Küchenwand und holte das Geld aus dem Versteck. Eilig stopfte sie es in eine Seitentasche, als sich eine Hand um ihre Schulter schloss. »Was soll das denn werden?« Zed starrte sie an, blickte zu der Öffnung in der Küchenwand, dann wieder zu ihr.

      Sie wich ihm aus, packte weiter.

      »Ich rede mit dir!« Er wurde laut. Gleich würde es losgehen. Butterfly nahm einen Pullover von der Sessellehne, packte ihn ein, zog den Reißverschluss zu und wandte sich zum Gehen. Zed holte aus und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Weiße Sterne tanzten vor ihren Augen. Sie biss sich auf die Lippe, bis sie Blut schmeckte. Dann griff sie in die Jackentasche, holte den Taser hervor, drückte ihn dem wutschnaubenden Zed vor den Bauch und drückte ab. Er gurgelte, taumelte unkontrolliert zurück und sackte stöhnend in sich zusammen.

      Ohne einen Blick zurück verließ Butterfly die Wohnung. Sie bemerkte nicht, wie sich mehrere Männer von der anderen Treppe aus näherten. Männer, die Zed suchten.

      Level 4

      Ein Teich unter steinernem Himmel, Moos leuchtet, das Wasser tanzt. Seerosen blühen in zahllosen Farben. Acht Brücken, die hinüberführen, auf die Insel im Inneren. Darauf, leuchtend, wirbelnd und zu schön, um direkt hineinzusehen – das Herz der Stadt. Sein Pulsieren so grausam, ehrfurchtgebietend, alles unterwerfend, aber auch warm, empfangend, wie der Schoß einer Mutter.

      Zum ersten Mal zögert der Krieger,