Die gesammelten Schriften von Viola M. Frymann, DO. Viola M Frymann

Читать онлайн.
Название Die gesammelten Schriften von Viola M. Frymann, DO
Автор произведения Viola M Frymann
Жанр Медицина
Серия
Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783941523494



Скачать книгу

href="#ulink_6820fe70-5d30-57e3-afae-0105d121968b">8 gaben einen Überblick über die Literatur und äußerten die Ansicht, dass bei vielen Kindern die Lernschwierigkeiten in der Schule von nicht diagnostizierten pränatalen oder perinatalen Schäden herrühren. Des Weiteren entsteht der klinische Eindruck9,10, dass eine osteopathische strukturelle Diagnose und die Behandlung einer Dysfunktion innerhalb des Kraniosakralen Mechanismus einen bedeutenden Beitrag zur Vermeidung und Verbesserung von Lernschwäche bei Kindern leistet.

      Abbildung 1A. (Fall 1). Zwölfjähriges Mädchen am 1. November 1971 vor der Behandlung.

      Abbildung 1B. Nach der Behandlung am 25. Januar 1972. Beachten Sie die Verbesserung des Gesichtsausdrucks, der Position des Kopfes auf dem Hals und die Erweiterung des Gesichtes relativ zur Länge, die sich in Folge der Behandlung eingestellt hat.

       Gegenwärtige Studie

      In der Hoffnung, das Problem beleuchten und einen Beitrag zu seiner Milderung leisten zu können, wurde eine Studie in Auftrag gegeben, um Antworten auf die folgenden Fragen zu erhalten:

      1 Besteht ein signifikanter Unterschied zwischen Kindern mit und ohne Lernproblemen bei der Geburt und der Entwicklung in der frühen Kindheit?

      2 Besteht ein charakteristisches traumatisches Muster im Kraniosakralen Mechanismus bei Kindern mit Lernproblemen?

      3 Besteht eine Signifikanz bezüglich des Traumazeitpunkts?

      Das klinische Material stammte aus meinem privaten Gebrauch; dieser besteht aus Anamnesen einer Reihe unspezifisch ausgewählter Patienten zwischen 4 - 14 Jahren folgender Kategorien:

      Gruppe 1 bestand aus 74 durchschnittlichen oder überdurchschnittlichen Schülern ohne Seh- und Lernschwäche, die allgemeinmedizinische Betreuung für eine Auswahl an gewöhnlichen Erkrankungen suchten.

      Gruppe 2 umfasste 32 durchschnittliche oder überdurchschnittliche Schüler mit Sehschwäche, Kurz- bzw. Weitsichtigkeit oder Schielen, ohne Lernprobleme, die allgemeinmedizinische Betreuung für ein ähnliches Spektrum an gewöhnlichen Erkrankungen suchten.

      Gruppe 3 setzte sich aus 103 Kindern zusammen, die Probleme in der Schule hatten, weil sie nicht in der üblichen von den etablierten Bildungssystemen geforderten Weise lernen konnten.

       Definition des Problems

      In modernen Gesellschaften ist das Lesen eine unverzichtbare Fähigkeit. Ein zwingender Ausruf vieler Eltern: „Aber er muss lesen lernen; er kommt im Leben nicht voran, wenn er nicht lesen kann.” Viele berühmte Männer in der Geschichte, darunter auch Winston Churchill, Bernard Shaw und Leonardo da Vinci, hatten große Schwierigkeiten lesen zu lernen. Sie wurden in ihrer frühen Kindheit als unglückliche Versager betrachtet und ihre Eltern litten sicher unter Verzweiflung und Ängsten, die wohl allen Eltern bekannt sein dürften, deren Kinder nicht in der Lage sind, lesen zu lernen.

      Das Lernen kann man sich als einen Eisberg menschlicher Erfahrung vorstellen. Errungenschaften in allen Sphären der Bemühungen sind das sichtbare Bauwerk aus Eis. An der Wasserlinie befindet sich die Fähigkeit zu lesen, da es nur wenige Beschäftigungen im Leben gibt, bei denen das Lesen keine vorausgesetzte Kunstfertigkeit darstellt. Dennoch verstecken sich hinter dem Meer der „normalen Entwicklung” unzählige komplexe Entwicklungsstufen, die jenen Mechanismus bereithalten, aus dem sich die Fähigkeit zu Lesen entwickelt.

       Geburt und frühe Kindheit

      Das Neugeborene mit zwei gesunden Augen und einem kompetenten Zentralen Nervensystem empfängt die Schemen des Lichtes, des Schattens und der Farben auf der Retina und überträgt sie in die für optische Vorgänge verantwortlichen Bahnen des Gehirns. Aber es verstreichen Tage oder Wochen bis sich diese paarig angeordnete kommunikative Funktion, das Sehvermögen, herausgebildet hat. Das Datum kann exakt bestimmt werden: Es ist der Tag, an dem das Baby seine Mutter anschaut und plötzlich ein Lächeln über sein Gesicht huscht. Bei dieser ersten einfachen Erfahrung hat eine komplexe Schaltung das optische Abbild von der reizempfindlichen, empfangenden Retina in den auswertenden zerebralen Kortex übertragen; dort wird es mit dem ergänzenden Input der Erinnerung zusammengefügt und bewirkt nun über den motorischen Kortex und deren Bahnen zu den Zellkernen der Gesichtsregion eine Reaktion, die als fröhliche Bewegungen der Gesichtsmuskulatur beobachtet werden kann. Bereits im Alter von 10 - 12 Wochen hat sich ein Kreislauf entwickelt, der eine Reaktion einschließt, welche die oberen Gliedmaßen erreicht und eine Bewegung hin zum Mund und koordinierende Aktivitäten wie Saugen und Schlucken umfasste.

      Mit etwa 9 oder 10 Monaten wird der ganze Körper inkl. der unteren Extremitäten in diesen visuellen Kreislauf eingebunden; das Baby sieht, reicht nach etwas, stellt sich auf Hände und Knie und krabbelt mit einer reibungslos verlaufenden integrierten Bewegung von Kopf, Hals, Schultern, oberen Extremitäten, Thorax, Wirbelsäule, Becken und unteren Extremitäten auf das begehrte Objekt zu. Die Komplexität dieser gewöhnlichen Aktivität wird oft solange unterschätzt, bis man sich mit einem Kind konfrontiert sieht, das nicht krabbeln kann oder das Arm- und Beinbewegungen nicht in dieser harmonischen Wechselseitigkeit kombinieren kann. Hierin zeigt sich oft erstmalig der erste Zusammenbruch des visuellen Systems.

      Mit fast zwölf Monaten hat das gesunde Kind eine Welt über sich entdeckt. Es zieht sich auf die Beine hoch, steht, läuft, rennt und versucht zu klettern. Ein Kind, das nicht krabbelt, reagiert vielleicht auch auf die visuellen Attraktionen über ihm, aber die komplexen koordinierten Bahnen, die das Krabbeln mit sich bringt, sind noch nicht genügend gefestigt. Es fehlen ihm die feinen, koordinierten, harmonischen Interaktionen der Muskeln und des Skelettes, die erforderlich für das Gleichgewicht sind. Es fällt übermäßig viel hin; es kann seinen Körper nicht gewandt um Gegenstände und durch Türen bewegen. Es beginnt durch seine eigene Ungeschicklichkeit frustriert zu sein. Seine Eltern reagieren gereizt, weil es „ungeschickt” ist.

      Imitation ist eine andere Reaktion des visuellen Kommunikationskreises, wodurch ein Kind viele Fähigkeiten, darunter auch die Sprache, erlernt. Sehen Kinder die Betätigung der Lippen, Zähne und dem Gesicht nicht, lernen sie nur langsam sprechen. Darüber hinaus ist Sprache nur ein weiterer Bestandteil des visuellen Schaltkreises. Das Kind sieht etwas, kann es nicht erreichen und ruft oder fragt danach.

      Es sieht etwas Aufregendes und muss darüber sprechen.

      Sprechen ist eine kompliziert koordinierte, harmonisch abgestimmte neuromuskuläre Aktivität, die dem Laufen folgt, und diese kann gleichermaßen verzögert oder beeinträchtigt sein, falls die Entwicklung in der Vergangenheit unvollständig oder gestört gewesen ist.

      Der visuelle Schaltkreis kann eine emotionale Reaktion wie Weinen oder Lachen, Aggression oder Rückzug hervorrufen. Er kann eine intellektuelle Neugier erwecken, die sich im Auseinandernehmen und später im Zusammensetzen manifestiert. Jedoch erfordern solche Fähigkeiten eine Wahrnehmung für räumliche Zusammenhänge, Richtungen wie oben, unten, links, rechts, vorwärts und rückwärts. Bauen erfordert das Erkennen von Konturen, Formen bzw. Größe sowie der Zuordnung von bestimmten Objekten zu dazugehörigen Aussparungen. Dies ist eine Erweiterung des visuellen Schaltkreises. Das Kind, das keine Formen und Räume erkennen kann, wird keine Puzzlespiele in Angriff nehmen. Erkennt es keine Richtungen im Raum, wird es Projekte, die mit dem Bauen zu tun haben, meiden. Des Weiteren wird es Schwierigkeiten haben einen Ball zu fangen, ihn in die richtige Richtung zu