Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4. Группа авторов

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Название Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4
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Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783874683203



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Sterkrade AG umbenannt und die Gutehoffnungshütte war nur noch für den Maschinenbau zuständig.

      Seit 1966 verstärkte man das Know-how als Engineering-Konzern, der ehemalige Montankonzern wurde weiter umstrukturiert. 1969 wurde die Gutehoffnungshütte Sterkrade Aktiengesellschaft vom Gutehoffnungshütte Aktienverein an die MAN AG verkauft und somit bereits damals eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der MAN. Mitte der 1980er Jahre wurden dann die Anteile der GHH-Eigentümerfamilie Haniel aufgegeben und von der Allianz und Commerzbank übernommen.

       Abb. 9: Von der GHH gebaute Fördermaschine für die Zeche in Tongschan (1897)

       Abb. 10: Luftbild der Werksanlagen 2010

      Nach dieser wechselvollen Geschichte mit weiteren Übernahmen und Zusammenschlüssen erfolgte im Jahr 1986 die Verschmelzung der süddeutschen M.A.N. auf die westdeutsche Gutehoffnungshütte Aktienverein AG zur MAN Aktiengesellschaft. Der Stammsitz des verschmolzenen Unternehmens war fortan München, die einzelnen Unternehmensbereiche wurden aufgeteilt, während die Bezeichnung GHH aus dem Namen des verschmolzenen Konzerns verschwand.

      Der Name GHH überdauerte zunächst in den Bezeichnungen verschiedener Konzernteile, so auch in der 1996 gegründeten GHH BORSIG Turbomaschinen GmbH, in die die Turbomaschinen-Aktivitäten der Berliner Borsig AG übernommen und integriert wurden. Es folgten weitere Umbenennungen: zunächst in MAN Turbomaschinen AG GHH BORSIG und wenige Jahre später in MAN GHH BORSIG, bevor aus dem Zusammenschluss mit der schweizerischen Sulzer Turbo die MAN Turbomaschinen AG GHH BORSIG entstand. 2003 verschwand dann die Bezeichnung GHH komplett aus dem Firmennamen. Der Name wurde in MAN Turbomaschinen AG und später kurzerhand in MAN Turbo AG geändert – der verkürzte Sprachgebrauch hatte sich längst bei Kunden und Mitarbeitern durchgesetzt.

      Für mehrere Jahre verblieb der Stammsitz des (Teil-)Konzerns am Standort Oberhausen, bis im Jahr 2010 durch die Fusion mit einem MAN-Schwesterkonzern, der MAN Diesel, auch dies Geschichte wurde und die MAN Diesel & Turbo S. entstand. Im Zuge dieses Zusammenschlusses fiel die Entscheidung über den Standort der Zentrale auf den Stammsitz der größeren Schwester in Augsburg, einem weiteren traditionsreichen Standort der süddeutschen MAN.

      In Oberhausen, dem letzten GHH-Standort, wurden nicht erst seit dieser Zeit Turbinen und Kompressoren hergestellt. Unter dem Oberbegriff Turbomaschinen zusammengefasst, werden diese Maschinen hier in Sterkrade bis heute für eine Vielzahl von industriellen Anwendungen entwickelt und gefertigt. Als Teil des MAN Konzerns und als Teil deutscher Industriegeschichte erlebte der Oberhausener Standort seinen jüngsten Meilenstein im Jahr 2011. Im November des Jahres stockte die Volkswagen Gruppe, schon vorher der größte Einzelaktionär der MAN, ihre Anteile an der MAN auf über 50 Prozent auf. Ein Konzern mit über 250-jähriger Historie – und mit ihm auch sein Oberhausener Standort – ging damit weiter in die Volkswagen Gruppe über und wurde Teil eines noch größeren deutschen Industriegiganten.

      Die MAN als Marke und die heutige MAN Diesel & Turbo als Teilkonzern gehören damit nun zu einem Konglomerat mit weltweit über 500.000 Mitarbeitern. Der Weg von der Eisenhütte St. Antony und der Gutehoffnungshütte/​GHH über die MAN Gruppe bis hin zu einem Teil der Volkswagen Gruppe war von zahlreichen Meilensteinen geprägt. Ein bedeutender Teil dieser deutschen Industrie- und Technikgeschichte wurde dabei im Ruhrgebiet am Standort Oberhausen geschrieben.

       Positive Entwicklung der Deutsche Babcock AG

      Sichtbarer Beweis für die positive Geschäftsentwicklung der Deutsche Babcock AG war der Neubau von Verwaltungsgebäuden an der Duisburger Straße, mit denen Arbeitsplätze für über 1.100 Mitarbeiter geschaffen wurden. Das 1980 zuerst fertiggestellte Hochhaus III beschrieb die WAZ am 6. Dezember 1980 als „positiven städtebaulichen Akzent“, der das „Image des Oberhausener Welt-Unternehmens“ unterstreiche. „Gut verdient mit Technik für Umwelt“ überschrieb die NRZ am 18. März 1988 ihren Bericht über die Bilanz-Pressekonferenz zum Geschäftsjahr 1986/​87 und zitierte den Vorstands-Vorsitzenden Helmut Wiehn mit den Worten: „Sämtliche produktiven Kreise haben schwarze Zahlen geschrieben“. Besonders hervorgehoben wurden von Wiehn die Steigerungen auf den Wachstumsmärkten Energie- und Umwelttechnik sowie die Bedeutung von Forschung und Entwicklung, für die 139 Millionen Mark allein im Geschäftsjahr 1986/​87 investiert wurden. Der weiterhin positive Konjunkturverlauf sorgte auch im folgenden Geschäftsjahr für eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte, an der der Maschinenbau besonderen Anteil hatte (NRZ, 10. März 1989). Die insgesamt gute Geschäftsentwicklung der Deutsche Babcock AG sorgte am Standort Oberhausen für ein Ansteigen der Beschäftigtenzahl von 5.300 (1980) auf knapp 5.400 Mitarbeiter am Jahresende 1989.

       Neue Produktionsanlagen sichern die Arbeitsplätze bei der Ruhrchemie

      Die insgesamt schwache Konjunktur zu Beginn der 1980er Jahre wirkte sich auf die Ruhrchemie, und hier besonders auf den Kunststoffbereich, negativ aus. Die Düngemittelproduktion ging um ein Drittel zurück. Hohe Betriebsverluste in den Jahren 1981 und 1982 waren die Folge: „Die derzeitigen Verluste sind existenzbedrohend“, so der Vorstandsvorsitzende Dr. Günther Breil (WAZ, 17. Januar 1983). Mehrfache Veränderungen der Produktionsschwerpunkte sowie die Inbetriebnahme neuer Produktionsanlagen in den 1980er Jahren ließen schon bald wieder Optimismus bei der Ruhrchemie einkehren, wie 1987 den Worten von Vorstandsmitglied Jürgen Grün bei einer Betriebsversammlung zu entnehmen war: „1987 wird wie das Vorjahr ein guter Abschnitt in der Geschichte der Ruhrchemie werden“ (NRZ, 29. Oktober 1987).

      Die Ruhrchemie verlor wie die GHH in diesem Jahrzehnt ihre Selbständigkeit, nachdem 1984 Hoechst die restlichen Kapitalanteile an der Ruhrchemie übernommen hatte und diese als hundertprozentige Tochter unter dem Namen „Hoechst Werk Ruhrchemie“ in die Hoechst AG eingegliedert wurde. Ende 1989 entschied die Hoechst AG, den traditionsreichen Produktionsbereich der Düngemittelherstellung im Herbst 1990 auslaufen zu lassen, ohne dass es zu Entlassungen kommen sollte. Der Betriebsratsvorsitzende Rainer Nause teilte dazu der Presse mit, dass 59-jährige Mitarbeiter auf Wunsch über einen Sozialplan in den Ruhestand treten könnten. Auch Umsetzungen in andere Produktionsstätten von Hoechst wären möglich (WAZ, 19. Oktober 1989). Die Entscheidung zur Aufgabe der Düngemittelproduktion wie auch alle vorherigen Veränderungen im Produktionsprogramm der Ruhrchemie in den 1980er Jahren führten zu keiner wesentlichen Veränderung der Belegschaftszahl, denn diese betrug am Jahresende 1989 ebenso wie am Jahresanfang 1980 rund 2.800 Mitarbeiter.

       Abb. 11: Das neue Betriebsgelände der WBO im Gewerbepark „Am Eisenhammer“, vormals Concordia-Schächte IV/​V

       Auf Industriebrachen entstehen attraktive Gewerbeparks

      Durch die Aufgabe großflächiger Betriebsanlagen der Eisen- und Stahlerzeugung, des Bergbaus und des Maschinen- und Anlagenbaus entstanden teilweise hoch belastete Industriebrachen in den Kernbereichen der Stadt, zunächst in Alt-Oberhausen, später dann in Sterkrade und Osterfeld. Über die zukünftige Verwendung dieser Flächen gab es in der Stadtverwaltung teilweise unterschiedliche Vorstellungen, denn die Planungsverwaltung wollte einen Großteil in Grünflächen umwandeln, während die Wirtschaftsförderer einen erhöhten Bedarf an Gewerbe- und Industrieflächen anmeldeten. Einig war man sich, dass die Flächen „Schlackenberg“ und „Eisenhütte I/​II“ für die Neuansiedlung und Verlagerung klein- und mittelständischer Gewerbebetriebe genutzt werden sollten. Für das Thyssen-Gelände zwischen Essener Straße und dem Rhein-Herne-Kanal wurde in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre mit dem Programm „Grüne Mitte Oberhausen“ das Konzept eines großflächigen Grün- und Naherholungsbereichs verfolgt27.

      1981 erwarb die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) aus Mitteln des