Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4. Группа авторов

Читать онлайн.
Название Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 4
Автор произведения Группа авторов
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783874683203



Скачать книгу

machte 1988 1,63 Mrd. DM aus.

      ▶ Die Zahl der Lohn- und Gehaltskonten (Privatgirokonten) erhöhte sich von 30.000 im Jahr 1964 auf über 88.000 im Jahr 1990. Die Zunahme der Reisetätigkeit der Oberhausener lässt an folgenden Zahlen ablesen: 1964 handelte die Sparkasse für 14,3 Mio. DM mit ausländischen Zahlungsmitten, 1988 für 28,6 Mio. DM.

       Abb. 6: Das heutige Gebäude der Stadtsparkasse

      ▶ Die Stadtsparkasse Oberhausen unterstützt seit den 1980er Jahren tatkräftig den Strukturwandel in der Oberhausener Wirtschaft. Das Kreditinstitut arbeitet eng mit der Wirtschaftsförderung Oberhausen GmbH (WFO) zusammen und ist Gründungsmitglied von STARTER Consult, einer Beratungseinrichtung der Kammern und der Wirtschaftsförderung für Unternehmensgründer.

      ▶ 1983 folgte die Gründung der Sparkassen-Bürgerstiftung Oberhausen: Seitdem wurden in Oberhausen Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 12,8 Mio. Euro gefördert.

      ▶ Seit den 1990er Jahren gewinnt der Tourismus in Oberhausen stark an Bedeutung. Die Stadtsparkasse Oberhausen hat diese Entwicklung seit Gründung der Tourismus und Marketing Oberhausen GmbH (TMO) 1997 zunächst als Gesellschafter maßgeblich begleitet. Bis heute werden in enger Zusammenarbeit mit der TMO wichtige Projekte der Tourismusförderung und des Stadtmarketings umgesetzt.

      ▶ Seit 2011 befindet sich das „Haus der Wirtschaftsförderung“ in Oberhausen mit den Gesellschaften TMO, ENO und WFO in den Räumlichkeiten der Stadtsparkasse Oberhausen an der Essener Straße 51.

       Daten zur Stadtsparkasse Oberhausen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

       Quelle: Stadtsparkasse Oberhausen

      Wer nach einem optischen Beleg für die Ereignisse der 1980er Jahre sucht, wird schnell fündig: Die Sprengung des Hochofens A an der Essener Straße am 11. Juli 1980. Das Bild vom langsam wegknickenden 90 Meter hohen Stahlriesen bewegte Stahlarbeiter und Zuschauer, wurde vielfach fotografiert und inspirierte den Oberhausener Künstler Walter Kurowski zu bewegenden Bildern. Aus heutiger Sicht ein visionäres Bild für die einschneidenden Veränderungen, die in diesem Jahrzehnt, insbesondere in den Jahren 1983 und 1987, in Oberhausen stattfinden sollten: Im Bergbau, in der Stahlindustrie, im Maschinen- und Anlagenbau und in der Struktur des Arbeitsmarktes. Immer mehr Menschen arbeiteten in den verschiedenen Bereichen des Dienstleistungssektors und immer weniger in der Produktion. Vollzeitarbeitsplätze wurden abgebaut und die Zahl der Teilzeitarbeitsplätze erhöhte sich deutlich. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an der Gesamtzahl der Tätigen Personen stieg von gut fünf Prozent im Jahr 1970 auf fast 19 Prozent im Jahr 1987, mit steigender Tendenz in den folgenden Jahren. Dementsprechend verringerte sich der Anteil an Vollzeitbeschäftigten auf nur noch gut 80 Prozent in 1987.

      Der massive Arbeitsplatzabbau bei der MAN GHH, der Thyssen Niederrhein AG und im Bergbau, oft beschönigend als „Freisetzung“ angekündigt, setzte sich ungebremst fort: Von 1980 bis zum Jahresende 1989 verlor Oberhausen allein in diesen drei Unternehmen über 9.700 Arbeitsplätze. Die Folge waren steigende Arbeitslosenzahlen, die im Februar 1988 mit 14.500 Arbeitslosen und einer Quote von 17,8 Prozent ihren traurigen Höhepunkt erreichten.

      Neben den noch zu beschreibenden tiefgreifenden Veränderungen der Oberhausener Wirtschaftsstruktur war es auch ein Jahrzehnt der Symbole für den Niedergang der Montanindustrie. Zehntausende Oberhausener Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich an den Massenprotesten für den Erhalt der Arbeitsplätze bei Thyssen Niederrhein. Die Menschen mussten Abschied nehmen vom Bergbau, der die Stadt und ihre Bewohner mehr als ein Jahrhundert geprägt hatte. Und sie mussten zur Kenntnis nehmen, dass die unternehmerischen Entscheidungen für zwei der wichtigsten Industriebetriebe, die MAN GHH AG und die Thyssen Niederrhein AG Oberhausen, nicht mehr in Oberhausen getroffen wurden.

       Abb. 7: Sprengung des Hochofens A am 11. Juli 1980

       Der Kampf um die Stahlarbeitsplätze in Oberhausen geht weiter

      Die Hoffnung, dass mit der Inbetriebnahme des neuen Elektrostahlwerks im Februar 1980 die Stahlbasis in Oberhausen langfristig gesichert sei, sollte schon bald ins Wanken geraten. Die Konjunkturkrise zu Beginn der 1980er Jahre traf auch die deutsche Stahlindustrie hart und bedeutete aufgrund deutlicher Produktionsausfälle Kurzarbeit für viele Beschäftigte der Thyssen Niederrhein AG (WAZ, 17. Februar 1982).

      Im Juni 1983 verdichteten sich Gerüchte über eine mögliche Stilllegung der Grobblechstraße. Zusammen mit den angeschlossenen Anlagen wären von dieser Maßnahme 1.500 Arbeitnehmer (WAZ, 10. Juni 1983) betroffen gewesen. Alle Appelle und Vermittlungsversuche, die in den nächsten Tagen von Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond, Oberstadtdirektor Dieter Uecker, den Parteien und dem Rat der Stadt, dem MdB Dieter Schanz ebenso wie vom IG-Metall-Bevollmächtigten Heinz Schleußer und dem Betriebsratsvorsitzenden Herbert Mösle an die Unternehmensleitung der Thyssen Niederrhein AG gerichtet wurden, waren letztlich erfolglos.

      Überraschend schnell erfuhren TNO-Mitarbeiter und die Stadt ohne eine vorherige Information die befürchtete Entscheidung des Vorstandes der Thyssen Stahl AG, „daß die Grobblechstraße, das Presswerk und alle nachgeschalteten Vergütungsanlagen sowie das Plattierwerk schnellstens stillzulegen sind“ (WAZ, 1. Juli 1983). Am nächsten Tag protestierten 4.000 TNO-Mitarbeiter vor dem Werksgasthaus an der Essener Straße gegen den drohenden Arbeitsplatzabbau. Die Stimmung bei dieser Protestaktion beschrieb die WAZ am 2. Juli 1983 mit den Worten: „Hilflosigkeit, ohnmächtige Wut, Ratlosigkeit oder Resignation las man in den Gesichtern der Demonstrationsteilnehmer“.

      Ende August 1983, inzwischen war von dem Verlust von 2.000 Arbeitsplätzen die Rede, forderte Oberbürgermeister van den Mond die Bürgerschaft und alle gesellschaftlichen Gruppen zum Protest auf mit den Worten: „Unsere ‚leisen‘ Töne haben bisher nicht geholfen, jetzt soll der Kampf um die Erhaltung der Arbeitsplätze mit allen friedlichen Mitteln aufgenommen werden“ (WAZ, 26. August 1983). 15.000 Bürger sowie Mandatsträger aus Nachbarstädten und eine Delegation der Henrichshütte in Hattingen versammelten sich daraufhin am 30. August 1983 auf dem Bahnhofsvorplatz zur größten Protestaktion seit der Schließung der Zeche Concordia. Neben dem Oberbürgermeister, dem IG-Metall Ortsbevollmächtigten Schleußer, dem örtlichen DGB-Vorsitzenden Willi Haumann und dem stellvertretenden TNO-Betriebsratsvorsitzenden Willi Victor appellierte auch Stadtdechant Gregor Rehne an den Thyssen-Vorstand mit den Worten: „Eine Wiege, die leersteht, ist Zeichen der Zukunftslosigkeit und der Hoffnungslosigkeit“ (WAZ, 31. August 1983).

      Es folgten bange Wochen für die Beschäftigten bis zur TNO-Aufsichtsratssitzung am 24. November 1983, in der die Stilllegung der Grobblechstraße einschließlich Normaladjustage und des Preßwerks beschlossen wurde und damit der Abbau von 2.000 Arbeitsplätzen in Oberhausen endgültig feststand (WAZ, 26. November 1983).

      Im September 1986 gab es erste Warnzeichen für den Fortbestand der Stahlproduktion in Oberhausen. Aber nur Wenige dürften schon damals die dramatische Entwicklung im Sommer des nächsten Jahres geahnt haben. Die Ausgangssituation für die TNO beschrieb der Vorstandsvorsitzende der Thyssen Stahl AG mit den Sätzen: „Allein in den letzten fünf Jahren haben wir bei Thyssen Niederrhein über eine halbe Milliarde Mark verloren“ und weiter: „Es ist nun einmal das Pech für Oberhausen, dass die Stadt mit dem Profilstahl an ein markt- und ergebnismäßig sehr schwaches Produkt gebunden ist“ (NRZ, 9. September 1986). Zu diesem Zeitpunkte war schon bekannt, dass die TNO ab 1. Oktober eine Betriebsabteilung der Thyssen Stahl AG in Duisburg werden und damit ihre Selbständigkeit verlieren würde.