Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941. Группа авторов

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Название Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941
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Жанр Историческая литература
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Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783534720613



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Zeugen der Auswirkungen des Massakers von Jassy u. so in einem ersten Schritt bei der Dynamisierung des Massenmordes darauf eingeschworen, zukünftig selbst gegen die jüdischen Einwohner vorzugehen; Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord, S. 147f.; vgl. Meldung SK 10a v. 10.7.1941, BA-MA, RH 20–11/488.

      15 Das SK 10b unterstand Alois Persterer, geb. 1909, Automechaniker, 1930 NSDAP u. SS, 1933 strafweise aus dem österreichischen Heer entlassen, illegale Tätigkeit für NSDAP, 18 Monate Haft, 1938 als Ustuf. Fhr. SD-UA Salzburg, 1939 Stubaf., Kdr. SK 10b bis Jan. 1943, danach KdS Veldes u. Fhr. SD-Abschnitt Klagenfurt, 1945 unter ungeklärten Umständen gest.; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Alois Persterer; BB CdS Nr. 12 v.13.3.1943, BAB, RD 19/2; BAL, ZK: Alois Persterer.

      16 In Czernowitz (Cerna˘ut,i/Tschernowzy), der Hauptstadt der Bukowina, wurden am 1.9.1941 exakt 49497 Juden (von ursprünglich etwa 70000 im Jahr 1940) erfaßt, die am 11.10. ins neu geschaffene Ghetto eingewiesen werden sollten bzw. dort bereits lebten. Dabei handelte es sich um ein Areal, das eigentlich nur für 10000, nach großzügigeren Schätzungen bestenfalls für 20000 Menschen ausreichend Platz bot; vgl. Matatias Carp: Cartea Neagra. Le Livre noir de la destruction des Juifs de Roumanie 1940–1944, o.O. 2009, S. 68, 431f.

      17 Verschwiegen wird hier, daß das am 6.7.1941 eingetroffene SK 10b am 8.7. das Judenviertel von Czernowitz durchkämmte u. am 9.7. 100 Juden erschoß; SK 10b an HGr. Süd v. 9.7.1941, BA-MA, RH 20–11/488; Urteil LG München I v. 22.3.1972, BAL, B 162/14466; vgl. Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord, S. 148–155.

      18 Für die EG organisierte der Südosteuropahistoriker Prof. Dr. Fritz Valjavec den Kontakt; vgl. Andrej Angrick: Im Wechselspiel der Kräfte. Impressionen zur deutschen Einflußnahme bei der Volkstumspolitik in Czernowitz vor „Barbarossa“ und nach Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion, in: Gottwaldt/Kampe/Klein: NS-Gewaltherrschaft, S. 318–355.

      19 Das SK 11a unterstand Paul Zapp, geb. 1904, kaufmännischer Angestellter, 1934 SS u. Generalsekretär der Deutschen Glaubensbewegung, 1936 SD-HA, 1937 NSDAP, 1938 zum SD-OA Südost, 1940 Stubaf. u. Lehrer für weltanschauliche Schulung der Anwärter des leitenden Dienstes, Mai 1941 Fhr. SD-Abschnitt Kassel, nach Teilung EK 11 im Juli 1941 Kdr. SK 11a, Juli 1942 KdS Simferopol, Nov. 1942 Ostubaf., 1944 IdS Dresden, bis Verhaftung 1967 unter falschem Namen, 1970 vom LG München I zu lebenslanger Haft verurteilt, gest. 1999; BAB, BDC, SSO Paul Zapp; BB CdS Nr. 32 v. 25.7.1942, BAB, RD 19/2; Vern. dess. v. 3., 4., 5., 8., 9. u. 11.1.1968, BAL, B 162/7054, Bl. 134ff.; Urteil LG München I v. 26.2.1970, BAL, B 162/14401–14402; BAL, ZK: Paul Zapp; Konrad Kwiet: Paul Zapp – Vordenker und Vollstrecker der Judenvernichtung, in: Mallmann/Paul: Karrieren der Gewalt, S. 252–263; Jürgen Matthäus/Konrad Kwiet/Jürgen Förster/Richard Breitman: Ausbildungsziel Judenmord? „Weltanschauliche Erziehung“ von SS, Polizei und Waffen-SS im Rahmen der „Endlösung“, Frankfurt/M. 2003, S. 188 ff.

      20 Gemeint ist die Totenkopf-Div. der Waffen-SS unter Gruf. Theodor Eicke; vgl. Charles W. Sydnor: Soldaten des Todes: Die 3. SS-Division „Totenkopf“ 1933–1945, Paderborn u. a. 2002.

Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 12. Juli 1941
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]
[Stempel: Lagezimmer]

      32 Ausfertigungen, 21. Ausfertigung

       Ereignismeldung UdSSR Nr. 20

      I) Politische Übersicht:

      a) Im Reich: Keine besonderen Meldungen.

      b) Im Generalgouvernement:

      Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Krakau meldet, daß Bandera-Gruppe etwa 30 Mitglieder nach Kiew in Marsch gesetzt hat mit dem Auftrag, dort auf schnellstem Wege ähnlich wie in Lemberg eine ukrainische Regierung zu bilden und sie durch den dortigen Sender bekanntzugeben. Die Einsatzgruppe C wurde verständigt. Am 10.7.41 hat der ukrainische Bürgermeister in Lublin eine Dankkundgebung für den Führer und die deutsche Wehrmacht veranstaltet, an der ca. 1200 Personen, u. a. auch der derzeitige Stadtkommandant General Cranz, teilnahmen. In seiner, in ukrainischer Sprache gehaltenen Rede brachte der Bürgermeister im Allgemeinen den Dank des ukrainischen Volkes für den Führer und die deutsche Wehrmacht zum Ausdruck. Es fehlten in der Ansprache jedoch auch nicht Andeutungen auf die angeblich bevorstehende Verselbständigung der Ukrainer. Abgesehen davon, daß die Opfer der OUN besondere Erwähnung fanden, erhob er zum Schluß der Rede einige Hochrufe auf die „freie selbständige Ukraine“, was unter den versammelten Ukrainern besonderen Beifall fand.

      c) Übrige besetzte Gebiete: Es liegen keine besonderen Meldungen vor.

      II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

      Einsatzgruppe A: Standort Riga. Es liegen keine besonderen Meldungen vor.

      Einsatzgruppe B: Standort Minsk.

      Minsk, Hauptstadt der Weißruthenischen Sozialistischen Sowjetrepublik (1926: 131803 Einwohner, 1939: 237772 Einwohner). Minsk beherbergte eine bedeutende Industrie. Das Zentrum ist durch Bombenbrand völlig zerstört. Teilweise erhalten geblieben sind von den wichtigen Gebäuden: die Universität, das Haus der Roten Armee, die Oper und das Haus der Sowjets. In diesem Hause sind fast sämtliche Akten gefunden worden, die die staatliche Verwaltung der BSSR betreffen. Sie enthalten u. a. 1. Verzeichnis der Regierungsmitglieder der BSSR mit Anschriften und Familienangehörigen, 2. Verzeichnis der Mitglieder des Obersten Rates der BSSR und ihrer Familien, 3. Verzeichnis der wichtigsten Mitarbeiter des Volkskommissariats für die örtliche Industrie, 4. Verzeichnis der wichtigsten staatlichen Verwaltungen der BSSR, 5. die Hauptmitarbeiter des Zentralkomitees des Kommunistischen Jugendverbandes der BSSR. Ferner wurden sämtliche Mob-Akten für die BSSR aufgefunden. Wenig zerstört sind die Vorstädte mit dem Hauptteil der Industrie. Die Stadt ist ohne Licht und ohne Wasser. Die politischen und staatlichen Funktionäre sind geflohen. Die Stimmung unter der Bevölkerung ist sehr gedrückt, da viele obdachlos geworden sind und sich die Ernährungslage immer mehr zuspitzt. Auf Anordnung des Feldkommandanten sind zur Sicherung der rückwärtigen Verbindungen und zur Verhütung von Sabotageakten alle männlichen Bewohner im Alter von 18 bis 45 Jahren festgenommen worden. Die Zivilgefangenen werden z. Zt. durchgekämmt.1 Den Deutschen gegenüber ist die Haltung der Bevölkerung abwartend. Bei den Weißruthenen ist die Einstellung zu den Deutschen freundlicher. Bei der gesamten Bevölkerung besteht aber die Hoffnung, daß die Besatzung in kürzester Frist wieder ein geregeltes Leben ermöglichen wird. Nach letzter Meldung der Einsatzgruppe B wurden Holzhäuser im westlichen Teil von Minsk in Brand gesteckt. Die Häuser sind anscheinend von Juden angezündet worden, weil die Juden für weißrussische zurückkehrende Flüchtlinge ihre Häuser räumen sollten. Die Bevölkerung ist nunmehr in Pogromstimmung. Ihre Wut hat gegen die Juden gewisse Aktionen ausgelöst. Es sind für diese Tat eine Anzahl von Juden liquidiert worden.2

      Einsatzgruppe C: Standort Rowno.

      1)Aktionen: Am 5.7.41 wurden in Rudki als Vergeltung für die viehische Ermordung des ukrainischen Nationalistenführers Dr. Kirnyczny 15 Juden exekutiert. Seitens der ukrainischen Bevölkerung wurden die Synagoge und Judenhäuser in Brand gesteckt. In Stryj wurden 150 Ukrainer ermordet aufgefunden. Durch eingeleitete Fahndungsmaßnahmen ist es gelungen, 12 für die Ermordung der Ukrainer mitverantwortliche Kommunisten festzunehmen. Es handelt sich um 11 Juden und 1 Ukrainer, die unter Anteilnahme der gesamten Bevölkerung von Stryj erschossen wurden.3 In Lemberg wurde 1 sowjetrussischer Agent zusammen mit einem Polen festgenommen. Er hatte gefälschte Ausweispapiere im Besitz. Er hatte den Auftrag, nach Lublin zu fahren und dort Ermittlungen über die Stimmung im Generalgouvernement, Erkundung von Heeres- und Luftwaffenobjekten, Namen der führenden Offiziere und Aufenthaltsorte der Stäbe im Raume von Przemysl und Lublin durchzuführen. Ferner wurde ein ukrainisches Ehepaar, das seit April 1940 für das NKWD Agentendienste geleistet hat, festgenommen. Von diesem Ehepaar wurden eine Anzahl Männer und Frauen denunziert, die heute unauffindbar sind. In Brodki wurden 2 Ukrainer festgenommen. Sie leisteten für den NKWD Agentendienste