Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941. Группа авторов

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Название Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941
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Жанр Историческая литература
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Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783534720613



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der polnischen Bevölkerung unter bolschewistischer Herrschaft: Die polnische Bevölkerung Lembergs und auch in dem Raum um Lemberg ist mit geringen Ausnahmen antibolschewistisch. Nach Besetzung des ehemals polnischen Raumes durch die Sowjets bestanden seitens der polnischen Bevölkerung Hoffnungen, daß die Sowjets als slawische Brüder der polnischen Armee zu Hilfe kommen würden bezw. den Polen eine autonome Staatsform zubilligen würden. Die Polen wurden jedoch in ihrer Hoffnung bitter enttäuscht. Sofort nach Besetzung durch die Sowjets wurden seitens des NKWD Verhaftungen durchgeführt. Die Sowjets strebten eine 100%ige Bolschewisierung der polnischen Bevölkerung an. Bis zur Besetzung des ehemals polnischen Raumes durch die deutsche Wehrmacht nahm die polnische Bevölkerung eine abwartende Haltung ein. Jetzt macht sich die polnische Bevölkerung gewisse Hoffnungen, daß Deutschland den Polen eine autonome Staatsform gewähren wird. Angehörige der polnischen Bevölkerung haben nur in wenigen Fällen für den NKWD gearbeitet. Es kann festgestellt werden, daß in dem durch Deutschland besetzten ehemals polnischen Raum gewisse WIderstandsgruppen polnischer Bevölkerungskreise gebildet sind bezw. werden.

      3) Allgemeine Feststellungen zur bolschewistischen Herrschaft in Lemberg und im Raum um Lemberg: Nach der Besetzung des ehemals polnischen Raumes durch die Sowjets herrschte zunächst bei den Ukrainern eine gewisse Erbitterung darüber, daß Deutschland die Westukraine den Bolschewisten überließ. Infolgedessen entstanden innerhalb der ukrainischen Bevölkerung gewisse Hoffnungen darüber, daß es vielleicht unter bolschewistischer Herrschaft möglich sein werde, zumindest in kultureller und volkstumsmäßiger Hinsicht leben und arbeiten zu können. Diese Hoffnungen wurden bitter enttäuscht. Der Einmarsch der deutschen Truppen wurde daher seitens der ukrainischen Bevölkerung freundlich begrüßt. Sofort nach Besetzung Lembergs durch die Sowjetrussen wurden zunächst alle maßgeblichen Beamten ihres Postens enthoben und zum größten Teil verhaftet bezw. verschleppt. In alle Zweige der staatlichen und städtischen Verwaltungen wurden Beamte aus der Sowjetunion, insbesondere Juden, eingesetzt. Die Sowjets bemühten sich, die Autonomie dieses Landes zu vernichten. Die Verhaftungen wurden außerordentlich planmäßig durchgeführt. Nicht nur das NKWD, sondern auch alle anderen Zweige der sowjetrussischen Verwaltung waren vollkommen isoliert und hatten nicht die geringste Fühlung mit der Bevölkerung. Die jüdische Bevölkerung wurde von den Sowjets bevorzugt. Die Arbeiterschaft war sehr enttäuscht, da die Sowjets für sie keinerlei Interesse zeigten und die kommunistische Partei sich lediglich auf die Propaganda beschränkte. Das kulturelle Leben wurde ebenfalls nach sowjetischem Muster ausgerichtet. Die Stadt Lemberg war auf Grund einer Anordnung Stalins begünstigt. Die wirtschaftliche Lage während der bolschewistischen Herrschaft war aus diesem Grunde nicht ungünstig. Lemberg stand nach Moskau und Leningrad an dritter Stelle der bevorzugten Städte in der Versorgung mit Lebensmitteln.4

      Meldungen über militärische Ereignisse liegen nicht vor.

      Verteiler:

      RFSS und Chef der Deutschen Polizei

      Chef der Sicherheitspolizei und des SD

      Chef der Ordnungspolizei

      Alle Amtschefs I, II, III, IV, V, VI, VII

      SS-O’Stubaf. Rauff

      IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4

      IV E, IV E 5

      II A 1

      Pol.Rat Pommerening

      Reg.Rat Paeffgen

      IV-Gst. (3 Stück)

      IV A l d (5 Reserve)

       Aus: BAB, R 58/214

      1 Zu den von der Wehrmacht eingerichteten Zivilgefangenenlagern in Minsk: Gerlach: Kalkulierte Morde, S. 503–514.

      2 Zu umfangreichen Pogromen wie in Ostgalizien u. Litauen kam es auf dem Gebiet der BSSR nicht; vgl. ebd., S. 536 f.

      3 Im ostgalizischen Stryj (Stryi) lebten zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 12000 Juden. Nach der Eroberung durch die Wehrmacht am 2.7.1941 begannen Pogrome, die deutlich mehr als die genannten 12 Opfer forderten; EdH, Bd. 3, S. 1378.

      4 Zur sowjetischen Besatzungszeit: Pohl: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien, S. 28– 32.

Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 13. Juli 1941
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]
[Stempel: Lagezimmer]

      32 Ausfertigungen, 21. Ausfertigung

       Ereignismeldung UdSSR Nr. 21

      I) Politische Übersicht:

      Im Reich und in den besetzten Gebieten ist nichts besonderes vorgefallen.

      II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

      Einsatzgruppe A: Standort Riga. Es liegen keine besonderen Meldungen vor.

      Einsatzgruppe B: Standort Minsk.

      Augenblickliche Lage in den Kolchoswirtschaften des weißruthenischen Gebietes: Von Minsk aus ist es erstmalig möglich gewesen, eine eingehende Überprüfung der landwirtschaftlichen Betriebe im altsowjetrussischen Gebiete, die seit Jahren nach dem Kolchosbzw. Sowchossystem gearbeitet haben, auf ihre augenblickliche Betriebs-und Leistungsfähigkeit durchzuführen. Als erstes Ergebnis dieser Überprüfung konnte festgestellt werden, daß die Vorsitzenden der Kolchosen ebenso wie die Direktoren der Sowchosen in sämtlichen Betrieben abwesend waren. Zum Teil sind sie als kommunistische Funktionäre geflohen, zum Teil sind sie mit anderen Kolchosenmitgliedern zur Armee eingezogen. Der Fortfall der Kolchosvorsitzenden und der Sowchosdirektoren ist jedoch für die Betriebsfähigkeit der Betriebe als nicht entscheidend zu werten, da diesen, neben politischen Aufgaben, meist nur die Verbindung mit den Groß-Verteilungsstellen (Basen) und anderen Behörden oblag, während für den inneren eigentlichen landwirtschaftlichen Betrieb die sogenannten Brigadiers (Arbeitseinheitsführer) zuständig waren und zum grössten Teil auch heute noch anwesend sind. Zur rein führungsmäßigen Inbetriebsetzung der Kolchosen bedarf es nur der Einsetzung einer Autoritätsperson für mehrere Kolchosen, da von den Kolchosbauern nun eine Initiative von seiten der deutschen Verwaltung erwartet wird, der gegenüber sie verantwortlich sind und die den Befehl zum Arbeitsbeginn gibt. Eine eigene Initiative zu entfalten, fürchten sich die Kolchosbauern, insbesondere auch die Brigadiers, mangels Verantwortungsgefühls und angeblich aus Furcht. Hierüber erscheint schnellstens Aufklärung der Landbevölkerung durch Flugblätter notwendig, die gleichzeitig die Zuständigkeit der einzelnen deutschen Stellen klar herausstellt. Die Schädigung der Kolchosen und Sowchosen durch die Kriegshandlungen ist sehr unterschiedlich. Während Wirtschaften, die abseits der Strassen liegen, von Requisitionen und Plünderungen verhältnismäßig verschont geblieben sind, haben die Kolchosen und Sowchosen in der Nähe der grossen Strassen erheblich gelitten und zwar insbesondere hinsichtlich des Pferde-und Viehbestandes. Einmal sind von der Sowjetregierung mit Kriegsausbruch erhöht Pferdeeinziehungen und Schlachtungen grösseren Ausmaßes veranlasst worden. Ferner haben die rückflutenden roten Armeen geplündert, schliesslich ist von den deutschen Truppen wahllos und rücksichtslos requiriert worden. Gültige Requisitionsbescheinigungen konnten nicht festgestellt werden. Ebenso ist in den seltensten Fällen bezahlt worden. Diese Reduzierung der Viehbestände hat dazu geführt, daß eine normale Fleischversorgung der Stadtbevölkerung und der Truppen ohne schwerste Gefährdung der Substanz am Viehbestand ausgeschlossen ist. Das vorhandene Vieh kann, da genügend Futtermittel vorhanden, bestimmt den Winter über durchgefüttert werden. Nach Ansicht der Kolchosbauern verspricht die diesjährige Ernte über den Durchschnitt gut zu werden. Nach Reichsmaßstäben muss sie jedoch als stark unterdurchschnittlich, wenn nicht als Mißernte angesehen werden, was in erster Linie auf die ausserordentlich mangelhafte Bestellung und das schlechte Saatgut zurückzuführen ist.1 Die technische Durchführung der Ernte, welche in 3 bis 4 Wochen beginnen dürfte, kann als gesichert angesehen werden, unter der Voraussetzung, daß bis dahin in organisatorischer Hinsicht