Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941. Группа авторов

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Название Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941
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Жанр Историческая литература
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Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783534720613



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ein Vorauskommando mit Dolmetschern und Ortskennern Moskaus5 unter Leitung von SS-Staf. Dr. Six6 beigegeben ist. Das bisherige AOK 4 ist AOK 2 geworden, und diesem steht das Sonderkommando 7b zur Verfügung. Im Zuge des weiteren Vormarsches sollen die Städte Gomel, Mogilew und Witebsk, Orscha und Smolensk überholt werden.

      2) Polizeiliche Arbeit: Auf Grund der vom RSHA gegebenen Weisungen wurden in allen genannten Städten Weißrußlands die Liquidierungen an Funktionären des Staats- und Parteiapparates vorgenommen. Betreff der Juden wurde im gleichen Sinne nach den Befehlen gehandelt.7 Die Einzelzahl der Liquidierungen liegt noch nicht fest. Nahezu alle Funktionäre der kommunistischen Partei waren wahrscheinlich nach höheren Weisungen bereits am 22. 6. geflohen und hatten alle Akten wohlvorbereitet mitgenommen. Es ist anzunehmen, daß ein Teil der Funktionäre wieder zurückzukehren versucht oder mittels des sich anbahnenden V-Männernetzes festgestellt wird. Eine Ausnahme bildete das überraschte Minsk, wo zwar die Funktionäre ebenfalls geflohen sind, jedoch in dem einzig erhaltenen Staatsgebäude, dem Sowjethaus, die Akten unzerstört erhalten blieben. Dagegen ist in dem völlig zerstörten Minsk auch das NKWD-Material und das interne Partei-Material durch Bombenbrand vernichtet. Die Auswertungsberichte über Minsk folgen.

      3) SD-mäßige Arbeit: Es ist bei dem besetzten Gebiete Weißrutheniens ein grundsätzlicher Unterschied zwischen dem ehemals polnischen und dem russischen Gebiet zu machen. In dem ehemals polnischen Gebiet wurde das Sowjetregime als Fremdherrschaft empfunden, so daß es in den zwei Jahren seiner Tätigkeit noch nicht umstürzend in das Leben der vorgefundenen Ordnung eingreifen konnte. Daher wurden die deutschen Truppen sowohl durch polnische Volksgruppe als auch durch die weißruthenische Bevölkerung zum großen Teil als Befreier, zum mindesten aber freundschaftlich neutral behandelt. Dabei war festzustellen, daß die Polen, ebenso wie in Wilna die Litauer, versuchten, an die deutsche Kriegsverwaltung heranzutreten, um die kommunale Führung durch deren Vermittlung oder durch Eigenaktionen zu übernehmen. Diese Lage voraussehend, habe ich durch Vermittlung des SS-Staf. Six in Warschau die Verbindung mit dem weißruthenischen Zentrum aufgenommen und für jede weißruthenische Stadt zwei bis drei geeignete, früher ortsansässige Weißruthenen nachziehen lassen.8 Im Einvernehmen mit dem Kriegsverwaltungsdirektor Tesmer werden diese Personen für die Magistratsverwaltung eingesetzt. Weiterhin wurde den verbleibenden Unterstützungstrupps Weisung gegeben, über diese Personen ein zuverlässiges Vertrauensnetz aufzuziehen, politische Funktionäre und kommunistisch tätige Personen zu ermitteln, das Vertrauen der weißruthenischen Bevölkerung zur deutschen Verwaltung zu stärken und in langsamer Entwicklung zu versuchen, ein eigenständiges, weißruthenisches Volksbewußtsein zu entwickeln.9 Der Kirchenbesuch der weißruthenischen Bevölkerung im ehemaligen Polen weist ebenfalls darauf hin, daß die Bevölkerung antikommunistisch und unbeeindruckt von der sowjetischen Herrschaft ist. Bezüglich der Wirtschaft wird es der deutschen Verwaltung leichter als im russischen Gebiet fallen, die Führung in Ordnung zu bringen, da Verstaatlichung der Betriebe und Kolchosierung noch keine Fortschritte gemacht haben. Die Lage im bisher besetzten weißruthenischen Gebiet der UdSSR hat völlig andere Voraussetzungen. Die Verstaatlichung der Betriebe und des Gewerbes sowie die Kolchosierung des Bauerntums10 ist völlig durchgeführt. Ein weißruthenisches Eigenbewußtsein ist durch die Russifizierung, die Kommunisierung und bei der Landbevölkerung durch die zwangsweise Umsiedlung volkstümlich fremder Elemente in die Kolchosen kaum oder schwach vorhanden. Einen Ansatz bieten die von mir auch für den russischen Teil nachgezogenen Weißruthenen, die, wie in Minsk, bereits als Magistrat eingebaut werden. Die Bevölkerung ist durch den Einmarsch der Truppen ungeheuer beeindruckt, indem sie zum ersten Male seit 25 Jahren, zum Teil auch seit ihrem Leben, einen Vergleichsmaßstab auf allen Gebieten erhalten. Die Flucht der Funktionäre hat ebenso starken Eindruck hinterlassen und ist geeignet, bei entsprechender Propaganda politische Rückwirkungen zu erzielen. Besorgniserregend ist im Augenblick die wirtschaftliche Lage, da im Gegensatz zu den Absichten des Reiches die Entwicklung einen anderen Gang nimmt. Die bisher angetroffenen Städte, an der Spitze Minsk, sind völlig zerstört. Der harte Widerstand der Russen läßt von den anderen Städten ein gleiches Schicksal vermuten. Durch die Flucht der Funktionäre ist jedoch das gesamte Leben zum Stillstand gekommen. Die Bevölkerung kehrt zu Tausenden in die Städte zurück, wo sie nur Ruinen und keine Lebensmöglichkeit mehr finden. Durch die Flucht der Beamten aus den staatlichen Betrieben und Verteilerstellen ist nichts mehr im Gang. Die Kolchosen arbeiten im Augenblick nicht weiter, warten auf Weisungen und streiten sich bereits unter sich und mit aus der Stadt zurückkehrenden früheren Besitzern über die Aufteilung und das spätere Eigentum des Landes. Da die Kolchosen nicht liefern können und die Basen (Großverteilerstellen) nichts empfangen und unbesetzt sind, können auch die Kleinverteilungsstellen und Verkaufsstände nicht funktionieren. Plünderungen sind trotz scharfer Gegenmaßnahmen im vollen Gange. Da die Bauern und Städter kein Radio besitzen, können sie die Sendungen der deutschen Sender nicht verstehen. Es wäre daher notwendig, hier einzugreifen und durch Flugzeuge über den Dörfern Flugblätter abzuwerfen, um an den bestehenden Besitzverhältnissen nichts zu ändern, die Arbeit in gewohnter Weise wieder aufzunehmen und die Anordnungen der in Kürze eintreffenden deutschen Verwaltung aufzuwarten. Eine propagandistische Schlußbemerkung, daß die deutsche Regierung eine neue Ordnung, ein neues Recht, Arbeit und Brot bringen würde, wäre zweckmäßig. Die Vorverlegung des rückwärtigen Heeresgebietes und damit die Ingangsetzung der Industrie, gewerblichen Wirtschaft und insbesondere Landwirtschaft ist zu langsam, um die beabsichtigten Maßnahmen des Reiches und insbesondere die Sicherung der Ernte zu gewährleisten. Desgleichen erscheint nach vorliegenden Erfahrungen und nach Mitteilung der militärischen Führungsstellen von entscheidender Bedeutung, daß sich im rückwärtigen Heeresgebiet aus den Versprengten unter Führung energischer sowjetrussischer Offiziere eine Widerstandsbewegung bildet, die eine außerordentliche Verstärkung der aus versorgungs- und ernährungspolitischen Gründen für das Reich wichtigen Gebiete mit Sicherheitspolizei erforderlich machen würde. In Kenntnis der operativen Maßnahmen und nach der sicherheitspolizeilichen Besetzung der wichtigsten Städte und Zentren des vereinigten Weißrußlands ist die Bearbeitung des gesamten Raumes erforderlich. In dem Vormarschraum der Heeresgruppe B ist ostwärts Minsk bis Moskau keine an Städte gebundene sicherheitspolizeiliche Arbeit erforderlich, so daß von Minsk aus lediglich die Sonderkommandos mit der Truppe weitermarschieren, während die Einsatzkommandos zu gegebener Zeit von Minsk aus der Truppe folgen. Die Einschiebung einer Zwischenstation wird sich aus der operativen Lage ergeben.

      Sonderbericht über die politische Lage und über die Tätigkeit im Wilnagebiet:

      1) Litauische Kreise, die sich selber Aktivisten nennen, hatten es verstanden, sofort nach dem Abzug der russischen Truppen die Macht in der Stadt und im Landkreis Wilna in ihre Hand zu bekommen.11 Unter Führung von Stasys Zakevicius (Dozent an der Universität Wilna) bildete sich ein Komitee, dem verschiedene Fachressorts, u. a. auch für Verteidigung, unterstanden. Unter diesem Komitee begann auch ein Teil der ehemaligen litauischen Behörden, darunter auch die Politische Polizei, die Kriminalpolizei und die Ordnungspolizei ihre Tätigkeit wieder aufzunehmen. Den deutschen Militärbehörden gegenüber versuchte man den Eindruck zu erwecken, als ob der litauische Staatsapparat intakt sei. Es wurde auch eine litauische Kommandantur mit einem litauischen Befehlshaber ins Leben gerufen. Da von Seiten der Wehrmacht die litauischen Militär- und Polizeiverbände für die Bewachung von Gefangenen, Brücken, Bahnanlagen, Waren- und Waffenlagern sowie für den Ordnungsdienst in der Stadt benötigt wurden, ist diese Entwicklung zunächst mit einigen Einschränkungen geduldet worden. Die litauischen Aktivisten versuchten die unklare Lage in jeder Hinsicht für sich auszunutzen und insbesondere der Stadt Wilna ein rein litauisches Gepräge zu geben, z. B. durch eine großartige Beflaggung der Stadt mit litauischen Nationalflaggen. Dabei bildet in Wilna das litauische Element neben Polen, Weißruthenen, Russen und Juden nur eine Minderheit, die allerdings durch den jahrelangen Volkstumskampf besonders aktiv ist.12 Selbst nach litauischen Angaben sind nur ca. 30% Litauer, ferner 40% Juden und 30% Polen, Weißruthenen und andere. Von Seiten der litauischen Behörden, insbesondere auch von der Polizei, wurde sofort versucht, die nichtlitauischen Gruppen (Weißruthenen, Polen) niederzuhalten, um eine Verwischung des litauischen Eindrucks der Stadt Wilna zu verhindern. Nach Angaben der bisherigen litauischen Politischen Polizei erfolgt ein verstärkter Zusammenschluß von Polen in Militärorganisationen. Zum Ausgleich gegen die sehr aktive litauische Tätigkeit wurden seitens