Название | Nick - Alles außer gewöhnlich |
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Автор произведения | Boris Vujicic |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783765574665 |
offen bleiben, zuhören und Ihr Kind beobachten, wenn es Ihnen zeigt, welcher Erziehungsstil ihm am besten hilft
lernen, im Kontakt mit Ärzten und dem Gesundheitswesen für Ihr Kind einzutreten und die richtigen Fragen zu stellen
dafür sorgen, dass alle ihre Kinder genügend Liebe und Aufmerksamkeit bekommen, wenn eines viel davon beansprucht. Denn gerade Geschwister von behinderten Kindern fühlen sich oft vernachlässigt, schuldig oder verpflichtet, „Musterkinder“ für ihre überlasteten Eltern zu sein
die beste Kita und Schule für Ihr Kind auswählen und es mit den Herausforderungen und der Bürokratie aufnehmen, die jedes System unweigerlich mit sich bringt
Ihr Kind auf die Welt da draußen vorbereiten und zugleich lernen, loszulassen
Ihrem Kind eine feste emotionale Basis geben können, damit es mit seinen Unsicherheiten und mit Hänseleien umgehen lernt, sich auch Fehler gestattet und Misserfolge annimmt, um letzten Endes zu einem möglichst eigenständigen und produktiven Erwachsenen zu werden
immer auf Kommunikation setzen, sich in alle Beteiligten hineinfühlen können und als Paar und als Familie genug Zeit miteinander verbringen
auf Ihr Gottvertrauen bauen können. Wir haben die Kraft des Gebets in unserer Ehe erfahren. Jedes Elternpaar sollte sich frei fühlen, bei Gott um Beistand und Führung zu bitten.
Wo auch immer Nick auftaucht, versammeln sich seine Fans und Unterstützer in Scharen und stehen stundenlang an, um ihn kennenzulernen und zu umarmen. In manchen Orten mussten sogar Straßen gesperrt werden, weil es so voll war. Oft fragt man uns, wie wir es geschafft haben, Nick trotz seiner Behinderung zu einem derart optimistischen, entschlossenen und fähigen gläubigen Mann zu erziehen. Dieses Buch ist meine Antwort auf diese Frage.
Ich kann es nur wiederholen: Nach Gott geht das meiste sowieso auf Nicks Konto. Daran, wie mein Sohn an das Leben herangeht, kann man sehen, wie viel Kraft im menschlichen Geist und im Glauben an Gott steckt. Falls Ihr Kind schon lesen kann und alt genug ist, kann ich Ihnen nur empfehlen, es mit Nicks Videos oder Büchern bekannt zu machen. Lassen Sie Ihr Kind mit eigenen Augen sehen, dass jemand mit einem „unperfekten“ Körper ein durch und durch erfülltes – und mit Nicks Worten – „unverschämt gutes Leben“ führen kann.
Gedanken zum Mitnehmen
Eine Behinderung Ihres Kindes ist nicht maßgebend dafür, was für ein Mensch er oder sie später einmal wird.
Ihre ersten Ängste und Vorstellungen, wie es wird, dieses Kind großzuziehen, werden sich nicht bewahrheiten. Mit der Zeit wird es besser, als Sie glauben.
Oft wird aus der größten Last am Ende ein noch größeres Geschenk.
Sie sind nicht allein. Viele andere Eltern haben genau dasselbe durchgemacht. Holen Sie sich deren Rat, wann immer Sie können.
Was Sie in der Vergangenheit erlebt haben, steht fest; seien Sie offen dafür, in Zukunft Neues zu lernen.
Haben Sie Vertrauen darauf, dass Sie genügend Kraft und Unterstützung finden werden. Seien Sie offen dafür.
2
Die Geburt – ein Schock
Geben Sie der Traurigkeit Raum und sich selbst Zeit, sich neu zu sortieren
Kein Paar rechnet damit, dass das stärkste Gefühl bei der Geburt ihres ersten Kindes Trauer sein wird. Es fällt mir schwer, das überhaupt zu schreiben, vor allem weil unser Sohn uns letzten Endes so viel Freude gebracht hat.
Trotzdem möchte ich anderen Eltern von behinderten Kindern sagen, dass Trauer eine verbreitete und vor allem verständliche Reaktion ist. Für mich war gar nicht so schlimm, dass Nick behindert war. Viel mehr trauerte ich um den Verlust des „perfekten“ Kindes, das wir nicht bekommen hatten.
Mir haben viele Eltern bestätigt, dass sie durch eine ähnliche Phase gegangen sind. Sie haben sich wegen ihrer Reaktion schuldig gefühlt und waren durcheinander. Auch ich musste erst lernen, mir diese Gedanken und Gefühle zuzugestehen, und ich kann das nur jedem raten. Wir sind alle Menschen.
Dushka, die damals fünfundzwanzig war, hatte ihre letzte Ultraschalluntersuchung acht Wochen vor der Geburt gehabt. Während der Untersuchung sagte die medizinische Assistentin, dass wir definitiv einen Jungen bekommen würden. Sie zeigte auf den Bildschirm und meinte: „Das sieht man hier ganz eindeutig, weil seine Beine nicht im Weg sind.“
Dieser Kommentar fiel uns nicht weiter auf und wir übergingen ihn einfach, aber im Nachhinein haben die Worte der Assistentin fast etwas Unheimliches. Dushka hatte ihre Ärztin sogar noch gefragt, dass sie das Gefühl habe, das Baby sei zu klein und läge irgendwie falsch herum, aber diese beruhigte uns, alles sähe ganz normal aus.
Wir hatten keinen Grund, die Aussagen der Mediziner anzuzweifeln. Dushka war ja selbst aus der Branche. Sie hatte schließlich auch auf alles Wichtige während der Schwangerschaft geachtet. Geraucht hatte sie noch nie, und während der Schwangerschaft waren für sie Alkohol und jegliche Medikamente tabu.
Als die Wehen einsetzten, lehnte Dushka schmerzstillende Mittel ab. Anfangs lief alles wie erwartet. Ich war mit im Kreißsaal. Es gab einen Moment der Aufregung, als die Hebamme merkte, dass das Kind in Stirnlage war, die ungünstigste Lage für ein Ungeborenes: Kopf und Nacken des Babys sind leicht gestreckt und der größte Kopfumfang muss während der Geburt durch das Becken. Normalerweise beugt das Kind bei Geburtsbeginn den Kopf, was der besten Geburtshaltung entspricht, aber wenn das Kind in Stirnlage bleibt, machen die Ärzte meist einen Kaiserschnitt.
Erleichtert stellten wir etwas später fest, dass unser Kind seinen Kopf in eine bessere Position gebracht hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ich auch heilfroh, Dushka die Hausgeburt ausgeredet zu haben, bei der ich ihr assistieren sollte. Ich wollte nicht ohne ein Ärzteteam und die Möglichkeiten eines Krankenhauses mit Geburtskomplikationen konfrontiert sein.
Meine Erleichterung sollte nur von kurzer Dauer sein. Der Arzt benutzte eine Geburtszange, um dem Kind durch den Geburtskanal zu helfen. Nicks Kopf und Hals kamen heraus, und da fiel mir sofort auf, dass etwas mit seiner rechten Schulter nicht stimmte. Zuerst hatte sie für mich nur eine eigenartige Form, und dann wurde mir klar, dass offensichtlich ein Arm fehlte.
Aus meinem Blickwinkel war es schwer auszumachen. Die Schwestern rückten näher heran und verstellten mir die Sicht, und ich hatte nur diesen ersten Blick auf unser Kind erhascht, bevor sie ihn zur weiteren Untersuchung in eine andere Ecke des Kreißsaals brachten. Niemand sagte etwas.
Was ich gesehen hatte, wollte nicht in meinen Kopf. Ich vergaß zu atmen. Dushka hatte unser Kind bis dahin überhaupt noch nicht gesehen. Auch ihr Blick war von den Schwestern und Ärzten verstellt. Eigentlich rechnete sie damit, dass die Hebamme jeden Augenblick mit dem Baby zurückkam und es ihr in den Arm legte. Das war der normale Ablauf. Als nichts dergleichen geschah, wurde Dushka nervös.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie.
Manchmal höre ich in meinen Träumen noch ihre ängstliche Stimme. Die Frage verhallte ohne Antwort. Die Ärzte und Schwestern blieben um unser Kind geschart. Dushka fragte noch einmal, diesmal mit mehr Nachdruck. Wieder kam keine Antwort.
Mein Verstand versuchte derweil immer noch verzweifelt einzuordnen, was ich gerade gesehen hatte. Es war alles so schnell gegangen. Ich fragte mich, ob da wirklich eine Schulter ohne Arm gewesen war. Als niemand auf meine Frau reagierte, wurde mir übel und ich umklammerte meinen Bauch. Wortlos geleitete mich eine Schwester nach draußen.
Auf dem Weg zur Tür schnappte ich ein Wort auf: Phokomelie. Ich hatte keine Ahnung, was es bedeutete, aber es machte mir Angst. Ich setzte mich in den Gang und vergrub das Gesicht in den Händen. Noch immer wusste ich nicht, was los war, aber irgendetwas stimmte ganz und gar nicht.
Es