Название | Nick - Alles außer gewöhnlich |
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Автор произведения | Boris Vujicic |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783765574665 |
Wegen Nick zieht es Eltern von Kindern mit Behinderungen zu uns. Sie wissen, dass wir dasselbe durchlebt haben, und sie haben viele Fragen, genau wie wir damals. Als wir ins Elternsein geworfen wurden, brachten uns Fragen wie diese um den Schlaf:
Wie sollen wir dieses Kind am Leben erhalten?
Wird er jemals in der Lage sein, selbstständig zu essen oder sich anzuziehen?
Ist er auch geistig behindert?
Wo soll er zur Schule gehen?
Wird unser Sohn jemals ein normales Leben führen?
Wie können wir ihm helfen, selbstständiger zu sein?
Wenn er jemals Kinder hat, werden sie die gleiche Behinderung haben?
Wie sollen wir ihm seine Behinderung erklären? Seinen Geschwistern? Anderen Kindern?
Wie sollen wir ihm beibringen, dass Gott ihn liebt? Und dass es sich lohnt, Gott zu lieben?
Wie können wir ihm Lebenshoffnung geben und einen starken Willen?
Woher sollen wir bloß die Kraft nehmen, um dieses Kind großzuziehen?
Schon oft haben uns die Geschichten anderer Eltern zu Tränen gerührt und uns gezeigt, wie gut wir es eigentlich haben. In jedem Fall sind wir dankbar für die Möglichkeit, ihnen neue Hoffnung zu geben und zu zeigen, dass auch ein körperlich behindertes Kind das Potenzial hat, ein versierter und lebensfroher junger Mann zu werden.
Nick sagt oft, dass er als Kind zwar nie ein Wunder erlebt und Arme und Beine geschenkt bekommen hat, aber dass Gott ihn selbst als Wunder gebraucht, um andere Menschen zu inspirieren und zu ermutigen. Meiner Frau und mir geht es ganz ähnlich. Nach Nicks Geburt beteten wir noch jahrelang um Arme und Beine, aber natürlich auch um Weisheit oder zumindest jemanden, der uns zeigen konnte, wie man ein Kind mit ungewisser Zukunft großzieht.
Leider fanden wir während Nicks Kindheit nie jemanden, der ein Kind ohne Gliedmaßen hatte. Unsere Hilfe und Quelle blieb also aus. Wir mussten es selbst herausfinden und machten viele Fehler dabei. Deshalb ist es uns ein besonderes Anliegen, Eltern mit behinderten Kindern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Segen satt
In Vietnam hatte ich Gelegenheit, über unsere Reise als Eltern nachzudenken. Zu sehen, wie Tausende Menschen in einem mir völlig fremden Land unserem Sohn als ihrem Vorbild zujubelten, bewegte mich und erfüllte mich mit Frieden und Dankbarkeit. Dushka und ich waren verblüfft zu sehen, wie unzählige Leute aus dem Publikum versuchten, ein Foto mit ihm zu bekommen, mit ihm zu sprechen oder ihn wenigstens zu berühren.
Nach Nicks Geburt hatten wir jahrelang für seine Zukunft mehr oder weniger schwarzgesehen. Ich konnte mir schlichtweg nicht vorstellen, dass er zu einem derart kompetenten und erwachsenen Mann heranreifen würde, geschweige denn zu einem Ehemann und Vater.
Nick ist der lebende Beweis dafür, dass unsere Umstände kein Gefängnis sein müssen und dass man ein sinnvolles und erfülltes Leben erreichen kann, wenn man nicht auf seinen Mangel, sondern auf seine Fähigkeiten schaut.
Wir sind alle unvollkommen. Und wir sind alle vollkommen.
Mein Sohn hat diese Themen in seinen Büchern immer wieder aufgegriffen.
Ich möchte mit diesem Buch eine andere Perspektive ergänzen – die eines Elternteils. Meine Frau und ich sind nicht als talentierte Eltern auf die Welt gekommen. Als vor religiöser Verfolgung geflohene Einwandererfamilie brachten wir höchstens etwas mehr Widerstandsfähigkeit und innere Stärke mit. Ansonsten waren wir auf Nicks Geburt überhaupt nicht vorbereitet. Nicks Erfolg allerdings geht voll auf sein und Gottes Konto.
Kann man als Eltern falschliegen? Und ob. Und das trifft nicht nur auf mich zu. Immer wieder verkennen Eltern das Potenzial ihrer Kinder, auch derer, die mit Behinderungen auf die Welt kommen. Ich für meinen Teil habe mich immer als tiefgläubigen Mann gesehen. Ich habe als Laienprediger gearbeitet und Gemeinden gegründet. Aber als mein Sohn ohne Arme und Beine auf die Welt kam, war ich leider nicht der Meinung, dass Gott gute Gedanken für ihn im Sinn haben könnte, noch dazu solche, die unsere kühnsten Träume übersteigen.
Nick musste es uns beweisen. Schon als Kleinkind zeigte er, dass mehr in ihm steckte, als wir dachten. Unser Sohn ist der Beweis: Wer entschlossen und mit Gottvertrauen an die Dinge herangeht, für den gibt es keine Limits. Und Nick ist nicht der Einzige, an dem man das sehen kann.
In Vietnam und auf vielen anderen seiner Auftritte haben wir erlebt, wie Nick geradezu ein Magnet für andere Menschen mit Behinderung ist. Wir durften Männer, Frauen und Kinder kennenlernen, die unglaubliche Hürden überwunden haben, ob mental, emotional oder körperlich. Sie alle haben ihre Grenzen gesprengt.
Anfangs fragten wir uns wirklich, ob Gott uns mit diesem Kind bestrafen wollte; heute fühlen wir uns unendlich beschenkt. Dank Nick wissen wir, dass es stimmt, wenn in der Bibel steht: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Gott kennt keine Limits.
Einst waren wir am Boden zerstört, heute sind wir stolz und fühlen uns geehrt, Nicks Eltern sein zu dürfen. Wir sind dankbar, dass wir ihn auf seinem Weg begleiten konnten. Dass wir durch ihn anderen Eltern Hoffnungs- und Inspirationsquelle sein können, ist für uns das größte Geschenk – abgesehen natürlich von unseren Enkeln Kiyoshi und Dejan!
Dieses Buch soll all denen Hilfe sein, die von ihrer Aufgabe überwältigt sind oder sich unzulänglich fühlen. Mein Ziel ist es, gerade Eltern den Silberstreif am Horizont zu zeigen, damit sie wiederum ihr Kind ermutigen können, das Beste aus seinem Leben zu machen.
Ich möchte allen Eltern raten, sich vor Schubladendenken zu hüten und stattdessen ihr Kind als das einzigartige Wesen zu sehen, das es ist. Lehrer, Ärzte und auch Psychologen stecken ihre Patienten in Schubladen, weil sie nur nach den ihnen bekannten Merkmalen gehen, aber sie wissen nicht, was in dem Kind steckt, das sie als Legastheniker, Mensch mit Down-Syndrom, geistig oder körperlich Behinderten eingestuft haben.
Wir haben uns immer gegen jeden Versuch gewehrt, Nick mit einem Stempel zu versehen, weil wir wollten, dass unser Sohn sich wie jeder andere beweisen konnte. Subjektive Beurteilungen, Einschätzungen und Vorurteile bilden nie die ganze Wahrheit ab. Alle Kinder haben Stärken und Schwächen, und alle Kinder sind für Überraschungen gut. Unsere Pflicht als Eltern ist es, sie zu fördern, zu ermutigen und zu motivieren, damit sie ihre Stärken ausbauen können.
Dushka und ich wissen sehr gut wie es sich anfühlt, diese Last aus Schuld, Wut und Ungewissheit auf den Schultern zu haben, die bei der Geburt eines Kindes mit unerwarteten Behinderungen auf einen niederkracht. Unsere Erfahrungen mit Nick haben uns zum Glück im Lauf der Zeit Geduld, Flexibilität, Durchhaltevermögen und eine Glaubenstiefe wachsen lassen, die wir vorher nicht kannten.
Nicht nur reden
Wer sein Kind zu einem vernünftigen und fähigen Erwachsenen erziehen möchte, muss ihm vor allem eins sein: ein Vorbild. Wie heißt es in einem Gedicht von Edgar Guest: „Kleine Augen schauen dir zu, egal, ob Tag, ob Nacht.“
Wie Sie leben ist viel wichtiger als was Sie Ihrem Kind sagen. Kinder bekommen sehr viel mit und werden Sie ohne zu Zögern darauf ansprechen, wenn Ihr Handeln nicht Ihren Worten entspricht.
Alle Kinder sind bestens für das Leben ausgestattet, das Gott für sie vorgesehen hat. Das Böse kann Gottes Pläne aber durchkreuzen, also sollten wir unseren Kindern helfen, Gottes Gedanken und Vorstellungen zu erkennen und ihnen zu folgen. Dushka und ich möchten deswegen in diesem Buch mit Ihnen teilen, was wir bisher gelernt haben, damit Sie
verstehen können, dass alle Kinder Gottes vollkommen sind
positiv und aktiv an Ihre Rolle als Eltern eines Kindes herangehen können, auch an die eines Kindes mit Behinderung oder besonderen Bedürfnissen