Название | Seewölfe Paket 28 |
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Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399963 |
„Mit was haben sie gekämpft?“ fauchte er.
Mustafa Mulla zog den Kopf ein, als drohe der zweite Schlag des beschämenden Geräts der Küche.
„Mit – mit einer Bratpfanne, o Sidi!“ stammelte er.
Hassan al-Karab sprang senkrecht hoch und stieß sich den Kopf am Zeltgestänge. Das ganze Zelt wackelte.
„Willst du mich verhöhnen, du Sohn einer Kamellaus?“ schrie er. „Bist du noch bei Sinnen? Kein Mann kämpft mit einer Bratpfanne, auch kein Giaur! Sie stechen und fechten und schießen, diese Hunde!“ Er rieb sich den Kopf, ließ sich wieder auf dem Kamelsitz nieder und fragte lauernd: „Wo traf dich dieses Gerät?“
„Auf den Kopf, erhabener Sidi.“
„Und was ist mit deinem Hintern?“
Mustafa Mulla wand sich und ächzte.
„Was ist mit ihm?“ schrie Hassan al-Karab. „Hattest du ihn den Weibern zugekehrt?“
„Nein, o Sidi! Ich rutschte auf ihm den Balken hinunter, der mit anderen das Schiff abstützt. Dabei verbrannte ich mir auch die Hände.“ Mustafa zeigte die Handflächen, sackte dabei aber wieder auf seinen schmerzerfüllten Allerwertesten und schrie auf.
Hassan al-Karab versetzte ihm zornbebend einen Tritt und brüllte: „Steh auf, du Schakal!“
„Mein Fuß wurde von einem Messer durchbohrt, erhabener Sidi!“ jammerte Mustafa Mulla.
„Hinaus mit ihm!“ schrie der Scheich. „Ich will diesen winselnden Wurm nicht mehr sehen!“
Die vier Kerle taten nichts lieber als das. Der Erhabene war unberechenbar, wenn die Wut in ihm tobte. Hastig packten sie die Deckenzipfel und schleppten Mustafa Mulla aus dem Zelt.
Hassan al-Karab tobte hinterher, ließ ein Kamel satteln und trieb es auf eine der höherstehenden Dünen, von wo er einen guten Überblick hatte.
Da sah er die Bescherung.
Die Galeone lag als dunkler trotziger Schatten auf der See, nichts bewegte sich dort, was auf Kampf hätte deuten können. Aber Gestalten bewegten sich durchs Watt aufs Ufer zu. Auch Boote wurden herangestakt. Sie griffen nicht mehr an, diese feigen Hunde, nein, sie hatten den Schwanz eingezogen und gaben Fersengeld.
Hassan al-Karab knirschte mit den Zähnen, trieb das Kamel den Dünenhang hinunter und ritt den an Land watenden Kerlen entgegen. Zwei stolperten bereits in Richtung des Lagers. Zwischen sich hatten sie einen dritten, dessen Kopf seltsam hin und her pendelte und verdreht wirkte.
War der auch unter eine Bratpfanne geraten?
Er konnte nicht antworten, sondern nur röcheln. Aber einer der beiden, die ihn stützten, berichtete schaudernd, Salim Hamid sei an einem Tau achtern aufs Schiff gezogen worden.
„Am Halse, o Sidi!“ sagte der Mann keuchend. „Fast bis in die Höhe des hinteren Mastes. Und wie ein großes Pendel wurde er von der einen zur anderen Schiffsseite geschwenkt, und als er über dem Wasser schwebte, ließ man das Tau los, und er stürzte abwärts.“
„Krrggs-krrggs“, bestätigte Salim Hamid und schielte mit tief gebeugtem und verdrehtem Kopf zum Erhabenen hoch.
Waren die Kerle allesamt verrückt geworden, oder schwindelten sie ihm was vor? Aber der Hals von Salim Hamid wies deutliche Strangulationsmerkmale auf. Es war ein Wunder zu nennen, daß er das überlebt hatte.
Das Wunder oder das Überleben nun interessierte Hassan al-Karab nicht im geringsten – so wenig, wie ihn der Tod einer Laus erschütterte. Vielmehr fragte sich der Erhabene, was das für abenteuerliche Giaurs seien, die mit Bratpfannen und Henkerschlingen kämpften.
Hinzu kam die sehr merkwürdige Begebenheit, die von den Spähern gegen Mittag berichtet worden war. Sie hatten beobachtet, wie einem Mann auf dem Schiff der Kopf kahl geschoren worden war. Diese Maßnahme wurde – unter anderem! – bei Eunuchen vorgenommen.
Sie führte bei Hassan al-Karab zu dem Schluß – einem fatalen Trugschluß –, daß die Galeone eine Ladung Frauen an Bord habe. Und der Glatzkopf, war ihr Wächter – natürlich. Hatte die erste Sichtmeldung vom Auftauchen der Galeone in der Straße von Hormus schon ein Glitzern in den Obsidianaugen Hassan al-Karabs ausgelöst, so war das nichts gegen die Erregung, die ihn bei der Mittagsmeldung packte und sein Blut wallen ließ.
Es konnte sich bei den Frauen nur um weiße Christenweiber handeln! Um Blond- und Rothaarige! Scheich Hassan al-Karab sah ungeahnten Freuden entgegen. Er verrannte sich in die Idee von der Frauenladung wie ein Stier, der zwecks Erhaltung der Art auf die Kuh losgeht – oder drauflosstürmt.
Da Salim Hamid – wenn auch unter sehr sonderbaren Umständen – kurzweilig über dem Achterdeck geschwebt hatte, wollte nun Hassan al-Karab von ihm wissen, ob er die Christenweiber gesehen habe, denn bisher hatten sie sich noch nicht gezeigt.
Aber da konnte Salim Hamid nur gequält mit dem Kopf schütteln. Zum Dank für diese Auskunft zog ihm der Erhabene einen Hieb mit der Nilpferdpeitsche über – einem Beutestück mit ziseliertem, silbernem Griff.
Dann stieß Hassan al-Karab auf Sulman, dem die Hälfte vom rechten Ohr fehlte, aber eben nicht vom Hieb einer Blankwaffe, was noch eine ehrenhafte Verletzung gewesen wäre – und es hätte auch nach einem glatten Schnitt ausgesehen, nicht so zerfranst –, sondern vom Biß des „Scheitans“ mit dem haarigen nackten Körper, den langen Armen und krummen Beinen.
Aber Sulman hatte zumindest auch den Glatzkopf gesehen – den Eunuchen! –, nur leider keins der Christenweiber. Daraus folgerte Hassan al-Karab, daß sich die Weiber unter dem Vordeck aufhielten, weil der Glatzkopf die Back verteidigt hatte. Mit der Beschreibung des „Scheitans“, der halbe Ohren abbiß, konnte er nichts anfangen. Zudem hatte es niemand der Späher für nötig gehalten, dem Erhabenen zu melden, daß sich an Bord der Galeone ein Affe, ein Hund und ein Papagei befänden. Das Rätsel des „Scheitans“ wäre dann sehr schnell gelöst worden.
Auch Sulman wurde die Ehre zuteil, die Schärfe der Nilpferdpeitsche spüren zu dürfen. Im Unterschied zu dem halsverdrehten Salim Hamid konnte er seiner Freude über die Hiebe durch Jaulen Ausdruck verleihen.
Bratpfanne, Henkerschlinge, ohrfressender Scheitan – es paßte rein gar nichts zusammen und wurde immer abstruser.
Die Krone war indessen der verworrene Bericht des Ali Jassir, eines ähnlich furchtlosen Kämpfers wie Mustafa Mulla. Auch ihm war es gelungen, über ein Pallholz das Schanzkleid zu erreichen, und zwar an Backbord.
Kaum sei er an Deck gesprungen, da habe ihn ein vierbeiniges Ungeheuer mit fletschenden Zähnen und glühenden Augen angefallen. Und Ali Jassir zeigte – abgesehen von seinem zerfetzten Gewand – die Bißwunden an Armen, Oberschenkel und – na ja – Hintern. Aber damit nicht genug. Es war ihm gelungen, sich von dem Ungeheuer zu befreien und in das Hauptwant zu fliehen, wo ihn das Ungeheuer nicht mehr erreichen konnte.
„Und dort, o Sidi“, sagte Ali Jassir, „wurde ich von einem Falken attackiert, der mit dem Schnabel nach mir hackte und Haare ausriß!“
Es stimmte. Seine Kopfpracht sah nach Mottenfraß aus, auf seinen Wangen und der Stirn klafften Wunden und hingen Hautfetzen.
„Er konnte sprechen, der Falke“, sagte Ali Jassir verstört. „Aber ich verstand seine Sprache nicht, nur ein Wort stieß er häufiger aus. Es klang so!“ Und Ali Jassir ahmte in der Papageiensprache das Wort „Affenarsch“ nach. Es hörte sich ziemlich merkwürdig an.
„Affenarsch?“ wiederholte Hassan al-Karab gereizt. „Was heißt das?“
Ali Jassir wußte es nicht. Er hatte auch niemanden fragen können, weil er bei den Attacken Sir Johns von dem Want gestürzt und ins Wasser gestürzt war.
„Hast du die Weiber gesehen?“ schrie ihn Hassan al-Karab an.
Ali Jassir verneinte. Hätte er die Frage einfach bejaht, dann wäre ihm die Nilpferdpeitsche möglicherweise