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nicht auch ihre Propheten gesteinigt, deren Schriften bei ihnen Jedermann bekannt sind? Und das haben die Juden nicht aus Liebe zur Wahrheit gethan. Es liegt daher in den Verfolgungen nicht bloß ein Trost, sondern auch die Mahnung, wir sollen nicht zu unserer Betrübniß glauben, die Verfolger handelten so aus Liebe zur Wahrheit.

      „Die auch uns verfolgten,“ die auch uns unzählige Übel zugefügt haben.

      „Und die Gott nicht gefallen und allen Menschen entgegen sind, die uns wehren, den Heiden zu predigen, daß sie selig werden.“ Inwiefern sind sie allen Menschen entgegen? Insofern: Allen Menschen soll gepredigt werden. Sie wollen aber das verhindern: darum sind sie die gemeinsamen Feinde der ganzen Welt. — Sie haben Christus und die Propheten getödtet, lästern Gott, verstoßen uns, die wir zu ihrer Rettung gekommen sind, und sind darum Feinde der ganzen Welt. Kein Wunder, daß sie auch gegen euch so verfahren, da sie es den Christen in Judäa geradeso gemacht haben.

      „Die uns wehren, den Heiden zu predigen, daß sie selig werden.“ Der Neid veranlaßt sie also, das Heil aller Menschen zu verhindern.

      „Um immerfort das Maß ihrer Sünden voll zu machen. Aber bald trifft sie der Zorn Gottes zum Verderben.“ Diese Worte lauten anders als die früheren Drohungen. Für sie gibt es keine Umkehr, keine Möglichkeit der Rettung mehr. Schon ist der Zorn Gottes da. Woher kann man das wissen? Aus der Vorhersagung Christi. Denn ein Trostgrund ist es, Genossen des Leidens zu haben, ein Trostgrund ist es aber auch zu wissen, daß die Verfolger ihrer Strafe verfallen. Mißfällt der Aufschub der Strafe, so mag die Gewißheit trösten, daß die Verfolger nie mehr das Haupt erheben werden! Ja, der Apostel beschränkt sogar den Aufschub, da er den Ausdruck „Zorn“ gebraucht, indem er damit andeutet, daß die Strafe verschuldet, vorherbestimmt und vorherverkündet sei.

       5.

      

       17. Nachdem wir, Brüder, eine Zeitlang eurer beraubt gewesen, von Angesicht, nicht mit dem Herzen, bemühten wir uns gar sehr und mit großem Verlangen, euer Angesicht wieder zu sehen.

      Der Apostel gebraucht hier nicht den Ausdruck „von euch getrennt,“ sondern den stärkeren Ausdruck „eurer beraubt“ . Früher hat der Apostel von Schmeichelei gesprochen und nachgewiesen, daß er nicht schmeichle, keinen Ruhm suche; hier redet er von der Liebe. Früher hatte er gesagt, er liebe sie, wie ein Vater, wie eine Mutter ihre Kinder; jetzt gebraucht er den Ausdruck „beraubt, verwaist“, den man von Kindern gebraucht, denen ihre Eltern entrissen sind. Aber waren denn nicht die Thessaloniker verwaist? Nein, sagt er, ich bin es. Denkt euch, wie sehnlich kleine, verlassene Kinder, die früh ihre Eltern verloren, nach diesen verlangen, nicht nur einem natürlichen Drange gemäß, sondern auch wegen ihrer Verlassenheit: eine solche Sehnsucht habe ich nach euch .

      Mit obigen Worten gibt der Apostel ihnen sein Leidwesen darüber zu erkennen, daß er von ihnen getrennt sei. „Und ich kann nicht sagen, daß ich es lange ertrug, sondern nur eine Zeit lang, und zwar nicht eine Trennung des Herzens, sondern nur des persönlichen Verkehrs: denn allzeit habe ich euch im Herzen getragen.“ Sehet die große Liebe des Apostels! Wenn er sie gleich allezeit im Herzen getragen, so sehnte er sich doch darnach, sie von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Nennen wir das nicht überspannte Empfindelei! Denn der wahrhaft Liebende sehnt sich, den Geliebten zu sehen, zu hören, mit ihm zu sprechen. Und das kann auch von großem Einflusse sein.

      „Gar sehr bemühten wir uns.“ Was heißt das? Das heißt entweder mit Bezug auf das Vorhergehende: Unser Herz hängt gar sehr an euch, oder mit Bezug auf die folgenden Worte und das ist das Wahrscheinliche: Nachdem wir eine Zeit lang von euch getrennt waren, haben wir uns gar sehr bemüht, euch wieder einmal persönlich zu sehen.

      Beachtet nun, wie der heilige Paulus, wenn er seinen Wunsch nicht persönlich erfüllen kann, dieses durch Andere thut! Den Timotheus schickte er zu den Philippern und ein anderes Mal zu den Korinthiern, um durch Andere mit ihnen zu verkehren, da er es in eigener Person nicht konnte; denn in seiner Liebe war er voll schwärmerischer Sehnsucht, voll Ungestüm, voll Ungeduld. Deßhalb wollten wir zu euch kommen. Das ist der Liebe eigen. Ich wollte zu euch kommen, sagt der Apostel, obwohl ich nichts Anderes bei euch zu thun habe, nur um euch zu sehen.

      *18. Ich, Paulus nämlich, einmal und abermal, aber der Satan hat es verhindert.

      Was sagst du? „Der Satan hat es verhindert?“ Ja, denn das war nicht Gottes Werk. Im Briefe an die Römer drückt sich der Apostel anders aus und sagt: „Gott hat es verwehrt.“48 An einer andern Stelle sagt der Evangelist Lukas: „Der heilige Geist verwehrte ihnen, nach Asien zu gehen.“49 Wie reimt sich nun das zusammen: Zu den Korinthiern sagt er, die Verhinderung seiner Reise sei ein Werk des heiligen Geistes, zu den Thessalonikern sagt er, es sei ein Werk des Teufels? Es wird darauf ankommen, was man unter dieser Verhinderung zu verstehen hat. Der Apostel sagt es: Es sind plötzliche und harte Verfolgungen (vom Teufel erregt, von Gott zugelassen). Denn also heißt es in der Apostelgeschichte: „Als die Juden ihm nachstellten, mußte er drei Monate in Griechenland bleiben.“50 Nun ist es aber etwas Anderes, freiwillig oder eines Geschäftes halber irgendwo sich aufzuhalten, und etwas Anderes, (etwa wegen einer Verfolgung) bleiben zu müssen . Im Römerbriefe schreibt er mit Bezug hierauf: „Da ich in diesen Gegenden keinen Wirkungskreis mehr habe.“51 Und im zweiten Korintherbriefe schreibt er: „Aus Schonung für euch bin ich noch nicht nach Korinth gekommen.“52 Hier sagt er Nichts von alle Dem, sondern fügt nur hinzu: „Satan hat es verhindert.“ „Ich, Paulus nämlich, einmal und abermal.“ Beachtet, mit welchem Nachdruck der Apostel diese Worte spricht! Es ist, wie wenn er sich rühmen wollte, daß er sie am meisten unter allen übrigen Gläubigen liebe.

      „Ich, Paulus,“ sagt er; damit will er bezeichnen, daß er wenigstens jenen Wunsch gehegt habe, gleichviel, ob die Andern auch. Diese mochten den Wunsch gehegt haben, ich aber habe mich bemüht, ihn zu erfüllen .

       6.

      

       19. Denn wer ist unsere Hoffnung, unsere Freude, die Krone unseres Ruhmes, wenn nicht auch ihr vor unserm Herrn Jesus Christus bei seiner Ankunft?

      Also die Mazedonier sind deine Hoffnung, o heiliger Paulus! Jawohl, aber nicht sie allein. Das besagen die Worte: „Auch ihr.“ „Denn wer ist unsere Hoffnung, unsere Freude, die Krone unseres Ruhmes?“ Sehet, das sind Worte, wie sie nur Mütter, die von heißester Liebe zu ihren Kindern glühen, an dieselben richten! Und „die Krone unsers Ruhmes“ . Es genügt ihm nicht, bloß zu sagen: „die Krone,“ nein, um seinen freudigen Stolz kundzugeben, fügt er hinzu die Worte: „unseres Ruhmes.“ Welch eine feurige Liebe zeigt sich in diesen Äußerungen des Apostels! Niemals wohl hätte ein Vater oder eine Mutter, oder wenn beide sich vereinigt hätten, ihrer Kindesliebe einen Ausdruck zu verleihen, dieser ihrer Liebe einen besseren Ausdruck geben können, als St. Paulus es gethan.

      „Unsere Freude und Krone,“ fährt er fort. Damit will der Apostel sagen: Ihr macht mir mehr Freude als eine Siegeskrone. Ja, stellt euch einmal vor den herrlichen Anblick, wenn die ganze von Paulus gegründete und so herrlich entwickelte Kirche sich einmal darstellt! Wer sollte nicht laut frohlocken über eine so herrliche Kinderschaar! Doch auch in obigen Äußerungen liegt keine Schmeichelei, denn wohlgemerkt, der Apostel sagt nicht bloß „ihr“ , sondern „auch ihr“ , ihr, nämlich mit Andern.

       20. Ja, ihr seid unsere Ehre und Freude.

       7.

      Kap. III.

      1. Darum konnten wir es nicht langer ertragen und fanden es für gut — d. h. wir zogen es vor — allein in Athen zu bleiben, 2. und schickten den Timotheus, unsern Bruder, den Diener Gottes und unsern Mitarbeiter im Evangelium Christi.

      Diese Worte spricht der Apostel, nicht um den Timotheus zu loben, sondern um die