Название | Seewölfe Paket 26 |
---|---|
Автор произведения | Roy Palmer |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954399949 |
Auch das Floß, mit dem sie die Seewölfe überrumpeln wollten, war längst davongetrieben, als ein Schuß die Vorleine zerfetzte. Jetzt hatten sie kein einziges Beiboot mehr und auch kein provisorisches Floß. Sie waren auf der „San Jacinto“ gefangen wie in einer großen Mausefalle.
Der grobschlächtige Acosta hatte das bereits eingesehen und auch der Bootsmann Prado wußte, daß es hier kein Entkommen mehr gab. Ein paar andere Kerle lebten noch, in der irrsinnigen Hoffnung, es würde ein Wunder geschehen.
Doch es geschah kein Wunder.
Immer wieder zuckten sie ängstlich zusammen, wenn achteraus das Krachen der Drehbassen zu hören war.
Und jeder Schuß saß. Die Galeone war längst gerupft und glich einem Trümmerhaufen.
Das Rigg war zerfetzt und zerschossen, einige Rahen waren unter ohrenbetäubendem Krach an Deck gefallen, und noch immer war kein Ende abzusehen.
Tote und Verletzte hatte es auf der Galeone gegeben. Ein paar Kerle lagen immer noch stöhnend und ächzend herum, doch niemand kümmerte sich um sie. Jeder war sich selbst der Nächste, so lautete ihre Devise, nach der sie lebten.
Acosta, Prado und ein paar andere hatten sich nach vorn verzogen, seit das Achterschiff auf dem Grund lag. Hier vorn, wo die Galeone mit dem Bug höher lag, waren sie noch relativ sicher. Aber das Überqueren der Decks hatte zwei Opfer gefordert, die unter dem Drehbassenfeuer ihr Leben ausgehaucht hatten.
Ein weiterer Mann war stöhnend und jammernd nach vorn gekrochen. Jetzt lag er im Vordeck, preßte beide Hände auf seinen Leib und schrie.
Sie ließen ihn schreien. Niemand schenkte ihm Aufmerksamkeit oder versuchte, zu helfen.
Achteraus war ein dumpfes Krachen und Bersten zu hören. Die Galeone erzitterte in allen Verbänden.
„Verflucht noch mal!“ brüllte Acosta in hilfloser Wut. „Die Bastarde schießen uns in Fetzen, bis nichts mehr übrig ist!“
„Hier gelangen wir nicht mehr heraus“, sagte Prado gepreßt und ebenfalls von ohnmächtiger und hilfloser Wut erfüllt. „Wir können ja nicht einmal an Deck, ohne wie die Hasen abgeknallt zu werden.“
Er starrte finster auf die paar Musketen, die sie noch hatten, mit denen sie aber nichts anfangen konnten, denn immer wieder strich ein Eisen- oder Bleihagel nach dem anderen über die Decks und richtete verheerende Schäden an.
Der schwerverletzte Kerl auf den Planken stieß einen lauten und gellenden Schrei aus, der allen durch Mark und Bein ging. Es regte sie noch zusätzlich auf, daß ihr Kumpan schrie und brüllte. Die meisten wünschten ihn zur Hölle, weil er ihnen mächtig auf die Nerven ging.
„Halt jetzt endlich dein Maul!“ brüllte Acosta unbeherrscht. „Durch dein Gebrüll wird alles nur noch schlimmer!“
„Ich muß sterben!“ schrie der Mann und wand sich wie in Krämpfen. „Helft mir doch, ihr dreckigen Halunken! Ihr könnt mich hier doch nicht so liegenlassen!“
Acosta wandte den Blick ab und gab keine Antwort. Prado und ein paar andere übersahen den schreienden Mann einfach.
Sie zuckten wie unter einem Hieb zusammen, als es einmal kurz und heftig über ihnen in der Luft rauschte. Dem Rauschen folgte ein Splittern, dann ein Knirschen und ein fürchterliches Getöse. Voller Wucht schlug eine Rah an Deck und bohrte sich in die Planken, wobei die ganze Galeone durchgeschüttelt wurde.
„Das war die Fockrah“, sagte Prado.
Der Verletzte schrie wieder gellend auf, als das Krachen vorbei war und für Augenblicke entsetzliche Stille herrschte.
Da war nur noch ein feines Knistern im Schiff zu hören. Irgendwo rauschte es auch leise. Das war in jenem Teil des Achterschiffes, wo jetzt pausenlos das Wasser eindrang.
Stumm und von Entsetzen geschüttelt, hockten auch Santos, Normando und der spitzgesichtige listige Morro da. Sie hatten erbärmliche Angst vor diesem so lange unsichtbaren Gegner, den sie erst in letzter Zeit zu sehen gekriegt hatten.
Neun Mann waren es, die auf rätselhafte und für die Schnapphähne unerklärliche Art und Weise in den Besitz einer kleinen dreimastigen bewaffneten Karavelle gelangt waren.
Diese neun Männer hatten sie tagelang zum Narren gehalten, und nie hatten sie die Kerle vorher gesehen. Sie rätselten immer noch über diese neun Teufel nach, die ihnen die fette Goldbeute abgenommen hatten.
Jetzt sah es nicht mehr danach aus, als würden sie von dem riesigen Kuchen noch ein Stück ergattern. Sie saßen in der Falle, in einer tödlichen Falle, der sie kaum noch entrinnen konnten, falls nicht doch noch das erhoffte Wunder geschah.
Als der Verletzte wieder schrie, lief Acosta vor Wut rot an.
„Ich kann das nicht mehr hören, verdammt! Fesselt und knebelt den Kerl, damit er endlich Ruhe gibt.“
Prado, skrupellos und boshaft, nickte beifällig.
Rigoros und roh verfuhren sie mit ihrem Kumpan. Prado stand auf, holte einen Lappen und stieß ihn dem Mann in den Mund. Dann band er den Knebel fest und fesselte den wimmernden Kerl an Händen und Füßen.
Dessen Geschrei hörte auf. Er rollte wild mit den Augen und gab unterdrückte Laute von sich.
Die anderen kümmerte das nicht. Mitleid war für sie ein absolut fremder Begriff. Sie waren froh, daß das Geschrei ausblieb.
Wieder raste ein Eisenhagel über die Decks. Splitter flogen nach allen Seiten. Es hörte sich an, als würden große Holzbrocken mit der Axt zerschlagen.
Prado nahm voller Wut die Muskete hoch und gab einen Schuß aufs Geratewohl ab. Er mußte sich abreagieren, obwohl es nichts nutzte.
„Ich will hier weg“, jammerte Normando, dessen linke Hand stark verkrüppelt war und der hündische Angst vor den pausenlosen Einschlägen hatte.
„Mir langt’s auch“, sagte Santos. „Ich hab’ schon die Schnauze von dem Gold voll. Das kriegen wir ja doch nicht mehr.“
Acosta sah aus schmalen Augen auf die Kerle. Insgesamt waren sie jetzt noch dreizehn Mann, die die Suche nach den Goldbarren überlebt hatten. Der eine, der jetzt gefesselt und geknebelt war, zählte ohnehin nicht mehr mit. Bleiben also noch zwölf, überlegte er. Damit erhöhte sich der Anteil jedes einzelnen ganz gewaltig. Möglicherweise würden auch noch ein paar weitere Kerle draufgehen.
Er dachte nicht im Traum daran, die Jagd nach dem Gold aufzugeben, aber er sah auch ein, daß die Aussichten im Augenblick mehr als schlecht standen. Selbst wenn sie das hier heil überstanden, hatten sie das Gold immer noch nicht.
Er wollte auch hier heraus und sann über eine Möglichkeit nach. Unter dem ständigen Beschuß fiel das Denken allerdings schwer. Immer wieder krachte es in seine Überlegungen, zerfetzte Holz, zersplitterte Rahen oder Spieren, oder jaulten heiße Bleibrocken über ihre Schädel weg.
„Wollen wir einen Ausbruch versuchen?“ fragte Prado nach einer Weile.
„Die Kerle sind ungefähr eine Schiffslänge achteraus. Wenn wir über die Back türmen und auf den Strand springen, sind wir im Vorteil, weil sie sich auf dem Wasser befinden. Mit ein paar weiteren Sätzen sind wir im Inseldickicht verschwunden.“
„Ohne Waffen?“ fragte Acosta. „Die sind bis an die Zähne bewaffnet und kennen sich auf der Insel aus. Wir haben keine Chance gegen sie.“
„Wenn wir hierbleiben und abwarten, bis sie uns die Rüben abgeschossen haben, sind unsere Chancen noch kleiner“, sagte Prado.
„Und wie geht es dann weiter?“
„Weiß ich noch nicht. Uns wird schon eine Lösung einfallen. Bei einer günstigen Gelegenheit können wir uns eine der Jollen schnappen, die die Bastarde uns geklaut haben.“
Acosta dachte diese Möglichkeit nur einmal kurz durch. Dann schüttelte er ablehnend den Kopf.
„Das