2000 Biere. Michael Rudolf

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Название 2000 Biere
Автор произведения Michael Rudolf
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783941895485



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um Bellheim seine letzte große Pinkelpause vor der Schlacht bei Göllheim (2. Juli 1298) abgehalten haben.

      (Bellheimer Privatbrauerei K. Silbernagel Bellheim)

      Belzebuth (15,0% image) bezeichnet sich abermals als ein stärkstes Bier der Welt, doch mit wesentlichen Neuerungen: Schaum ist bei, der Geschmack nicht knallig schnapsig. Bleibt trotzdem die Sinnfrage. → EKU 28, → Hürlimann/ Samichlaus,Primator. Grain d’Orge (8,0% image) ein, so leid es mir tut, Imitat in flandrischer Tradition. Auf Deutsch: Doppelbock. Nicht direkt wichtig.

      (Brasserie Jeanne d’Arc Ronchin Lille/Frankreich)

      Berliner Bürgerbräu Ratskeller Pilsener (5,3% image) erreichbar über eine mächtige Malzzufahrt, die in der Rush hour ratzfatz verstopft, daher mäßig bis zäh fließender Verkehr. Achtung, auf der Hopfenstraße kommt Ihnen ein Fahrzeug entgegen. Bitte trinken Sie langsam und am äußersten rechten Fahrbahnrand, trinken Sie nicht nebeneinander und überholen Sie nicht. Das schankbierkompatible Bürgerbräu Pils (5,0% image) schafft es hopfenmäßig nur auf die Standspur, und Rotkehlchen (5,3% image) ist mitnichten ein Rotbier, sondern gelb wie richtig gelbes Gelb. Schwarzbier image protzt bloß mit 5,2 Prozent. Nicht lässig, sondern grob fahrlässig sind Maibock image image und Dunkler Bock image image (je 6,8%) verhauen worden. Mehr wäre da in der Berliner Farbkastenbrauerei mehr gewesen, wenigstens aber ein passabler Bock.

      (Berliner Bürgerbräu)

      Ihre Berliner Schwindl Original Weisse (2,5% image image) blökt die Berliner Kindl Brauerei aus wie Sauerbier. Stets mit Erfolg. Ätzend essigstichig. So was hält sich bis April 2009. Zwei der Assistenzverkoster traten spontan zum Islam über, in der irrigen Auffassung, der teuflische Belag auf der Zunge wiche, wenn schon nicht vor Ablauf des Verfallsdatums, so mindestens in den nächsten Jahrzehnten. Ich halte Sie auf dem laufenden. Zum Beispiel über Markischer Landmann (5,1% image). Unter diesem Stichwort wäre der Stiefvater vom Kindl Pils im Telefonbuch zu finden. Suggeriert die typisch zonige Bier-von-hier-Er-digkeit. Mühsam zu durchschauen. Kakaoig. Die aparten Schaumverästelungen mehr am → Guinness als am → Köstritzer orientiert. Kommt vom Faß besser. Berliner Schwindl Pils (4,6% image) → Rex Pils. Schwer tut sich auch Berliner Schwindl Jubiläums Pilsener (5,1% image), denn es wandelt in stupender Einfalt. Eintönigkeit lastet auf dem Bukett, und der Hopfenball wird allenthalben flach gehalten. Geeignet höchstens fürs Kindl Light Dinner. Schwindl Bock dunkel (7,0%) und Bock hell (7,0%) sind keiner Erwähnung wert. → Hönig

      Berliner Pilsener (5,0% image) hat sich in den Fangarmen der formidablen → Schultheiss-Krake noch am ehesten seinen exponierten Geschmack erhalten. Der neue »Markenauftritt« in der Longneckbottle mit würzigem Malzbratenfond auf Hopfenschößlingsalat. Oder an? Oder wie sagt man da?

      (Berliner Pilsener Brauerei)

      Kaum ist im Bernard Světlé pivo image an 4,0 Prozent zu denken, viel zu weich und beerig, von gewissenhaft ausgebauter Bukettstruktur erscheint es mir, elitäres Hopfengemurmel im Hintergrund. Wer sich lieber schwarz ärgern möchte, dem stelle ich Bernard Světlé lězák (5,0% image) auf den Nachttisch, ein versudeltes Konzentrat aus ranzigen Diacetylen, die sich später freilich verstohlen auffächern, aber zu spät ist zu spät. Offensichtlich ein Bier, bei dem »die Zahl der Produzenten die der Konsumenten weit übertrifft« (H. M. Enzensberger).

      (Bernard pivo Humpolec/Tschechien)

      Bier feinherbes Pils image image image wurde angeblich für »die Sparsamen«, die SPAR-Handelsgesellschaft gebraut. Doch wo und wozu? Der Dose entnimmt man unversehens eine Flüssigkeit von der Farbe, die gemeinhin ziert des Kettenrauchers Fingerkuppe, mit unter Verwendung aller verfügbaren höheren und Methylalkohole ergaunerten 4,9 Prozent. Aus alten Bierneigen und Retouren recyclete Hopfengabe. Schaum erinnert frappant an die braungebrannten Häubchen auf nitratverseuchten Feldbächlein. Dies bestätigen auch meine Blechbierspezialisten, die per Konferenzschaltung als Fernverkoster assistieren und neulich die Begutachtung einer Dose → Tip-Pilsener überlebt haben. Wer schlimmes Bier gern wegkippt, kommt hier totalitär auf seine Kosten. Mit Serviervorschlag.

      Bei Bière du Corsaire (9,4% image image) mäandert nicht nur Dampf aus den Ohren – wie aufs Etikett gemalt. Voller Zunder plus furzfeuchter Korianderabgang, »Driemal gegist« und damit ideal in Kombination mit dänischem Bolly-Käse. Nix anderes erwartet man da.

      (Brasserie Artevelde Gent/Belgien)

      Die Brauerei von Bière du Desert (7,5% image image) vermeldet Neuschöpfungen. Diese hier die Beste: dickster Hopfenschwall aus der Bouteille (»verlorren verpakking«). Unglaublich hell und leicht. Wo bleiben die Prozente? – Rumms! Da sind sie. Weinöse Anwandlungen, mit Pampelmusenfasern durchwirkt. Trinken wie Gott in Frankreich. Als Wüstentrunk der sichere Tod. La Goudale (7,2% image) likört mildsüffig unterm Korkenchampignon, dessertweinig, weiße Schokolade wäre die feste Entsprechung. Obergärige Hefe riecht halt schön. Mischungsversuche im Verhältnis zwei Teile L. und ein Teil Sprudelwasser ergaben ein phänomenales Export. Wäre das ein Angebot? Amadeus (4,5% image image) ein Weißes – La Blanche –, von dem sich weiß Gott alle Weißbierbrauer Deutschlands inspirieren lassen sollten. Ein gottgefälliges Brauwerk. Fruchtig-rein-nett, zauberhaft süß. So läßt sich Freizeit aushalten. Lutèce (6,4%) reiche ich in einer der nächsten Auflagen nach.

      (Les Brasseurs de Gayant Douai/Frankreich)

      Bière