2000 Biere. Michael Rudolf

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Название 2000 Biere
Автор произведения Michael Rudolf
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783941895485



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alt="image"/> ist ein Rosinensud mit 5,4 Prozent Alkohol, und beim Altbayerischen Weißbier (4,9% image image image) katapultieren sich die CO2-Bläschen ins Freie, daß es eine Schau ist. Bloß raus hier, heißt ihre Devise. Daß ein Brauhaus Schwierigkeiten mit dem Spund hat, ist nichts Neues. Aber ein Weizenbier, das man in einem Guß ins Glas bringt, sogar – ich hab’s probiert – aus einem halben Meter Höhe, gibt es kaum alle Tage. Was die Selber selber brauen, werden sie auf längere Sicht auch selber trinken müssen. Eine auf den ersten Blick harmlose, doch, wie ich hoffe und glaube, pädagogisch wertvolle Strafe für die Bürger-Bräu Selb.

      Bürgerbräu Festbier (5,2% image) ruft: »Tradition die wirklich schmeckt« an. Wie schmeckt eigentlich Tradition? Ohne Komma? Wie Edel-Export (5,2% image)? Dann möchte ich damit nicht viel zu tun haben. Nur Kollege Seidl käme mit »Mittelgelb«-Witzen auf seine Kosten. Beim Edel-Bock (7,2% image), der wenigstens eine Patina kupfriger Röte auf die Glaswangen zu zaubern versteht, dann wieder nicht. Im Edel-Pils (4,9% image) ist sogar Hopfen drin. Das von Jean Paul ehedem angehimmelte »Weihwasser« beziehungsweise die »vorletzte Ölung« kann es kaum sein. Das wüßte ich.

      (Bürgerbräu Bayreuth)

      Jetzt Bürgerbräu Pils (5,0% image image)! Da hat wohl jemand die Stirn, der → Kaiserdom-Brauerei die rote Lampe am Platz streitig machen zu wollen. Die Chancen, jedenfalls, stehen mit dieser »Specialität« nicht schlecht. Kein Austrinkbier. (Bürgerbräu Bamberg)

      Büttner Bräu Premium Pilsner (4,9% image) wird ausgerechnet im Brauhaus Schweinfurt gebraut, solange die Büttnerbräu in Gründung bleibt. Und da leisten die Schweinfurter eine hopfenmäßig sehr »ergebnisorientierte Sacharbeit«. Also bitte.

      (Büttnerbräu Bad Königshofen i. Gr.)

      Burgherren Pils (4,8% image) wird noch in den dicken, alten Flaschen feilgeboten. Ein grandioser Feierabendtrunk, auch aus dem Glas. Man kann zudem prima Interviews damit geben, nach Lesungen in Marburg oder sonstwo. Ostheimer Dunkel (4,5% image) wäre für die Kollegen, die es aus unerfindlichen Gründen immer ein Quäntchen deftiger haben mögen.

      (Streckbräu Ostheim)

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      Cains (5,0% image) mit hefigem Schaum, bernsteinig in der Farbe, würden meine Kollegen schreiben, auf die Literdose verweisen und daß → Faxe der Distributor sei. In solchen Fällen bräuchte ich lediglich ergänzen, daß »unsere Jungs« damit prima die Trinkgewohnheiten ihrer Waffenbrüder für den nächsten humanitären Einsatz prüfen können.

      (The Robert Cain & Co. Ltd. Liverpool/England)

      Cannabia (5,0% image image image) ist selbst als »Hanftrunk«, der sich offiziell der Bierdeklaration verweigern muß, eine Schande. Tölpelhaft brotig, öfter als häufig gar kein Schaum, wie mit Bergamotte aromatisierter Schwarztee (dritter Aufguß). Das führt gänzlich in Irrungen und Wirrungen.

      (Kronenbrauerei Gundolfing)

      Dank Cantillon Gueuze 100% Lambic (5,0% image image image) weiß ich jetzt eines sicher: warum die Belgier die Gueuzes aufsüßen und verfruchten müssen. Ohne dieses beschwichtigende Zutun wäre große Zwietracht auf diesem Archipel. Mit vorbildlicher Langmut verschneidet etwa Jean Van Roy bis zu sechs ältere mit jüngeren (stillen) Lambics zu seinem Cantillon Gueuze 100% Lambic Bio (5,0% image image image). Die Schaumlabilisatoren sind auf Landurlaub geschickt worden, eine bittersaure Grapefruit übernimmt den Dienst an Deck und taucht die lambicsche Entelechie in einen orangenmarmeladengelben Widerschein. Cantillon Kriek (5,0% image image) scheint diese Einsichten anfangs kaum zu berücksichtigen. Die astringierende Wirkung bleibt approximativ vollständig erhalten. Dafür werden geduldige Genießer später mit einem bombig-nussigen Nachtrunk belohnt, der es in sich hat. Was »es«? Alles, was man sich darunter vorstellen möchte.

      (Brasserie Cantillon Bruxelles/Belgien)

      Im Carib Lager (5,2% image) ist ja gar nichts los. Die sensitiven Referenzen, wie wenn ich Schnittlauch als Trinkröhrchen genommen hätte. Kann ich auch nicht weiterhelfen.

      (Carib Brewery Champs Fleurs/Trinidad)

      Carioca Classic (5,0%) nörgelt durchschnittlich, ohne größere, geschweige denn nachvollziehbare geschmacksästhetische Entäußerungen. Merke: kein Geschmack – keine Beurteilung.

      (Latino du Brasil in Lizenz von Brasseries Huyghe Melle/ Belgien)Delirium tremens

      Nehmen Sie eine Flasche Carlsberg Elephant Strong Special Beer (7,2% image image image) zur Hand. Vergessen Sie alles Gute, was Sie jemals über Starkbiere gehört haben. Fluchen Sie mit mir über diese Flasche als Endlager schlimmster sensorischer Willkürakte. Tauchen Sie mit mir Ihr Schwert ins noch dampfende Blut der Carlsberg-Brauer, die ihre Rohstoffe aus dem Sonderangebot, dem Winterschlußverkauf oder dem Räumungsverkauf seit Jahrmillionen verlassener, verschimmelter Mälzereien und strahlenverseuchter Hopfendepots beziehen und im heillosen Machbarkeitswahn mit allerlei lustigen Bakterienvölkchen angedicktem Mehrwegwasser anrühren. Klagen Sie mit mir über ein Produkt, das offenkundig nur in der Mikrowelle haltbar gemacht werden konnte. Geben Sie jedem im gerechten Zorn einen Genickschuß, den Sie beim Erwerb eines Carlsberg Beer (5,0% image