Humboldts Innovationen. Группа авторов

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Название Humboldts Innovationen
Автор произведения Группа авторов
Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783940621542



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bestand aus 1.500 Objekten und reichte Virchow bei weitem nicht aus. Sein erklärtes Ziel war es, jede damals bekannte Krankheit mit einem charakteristischen Präparat darzustellen. So wuchs die Sammlung innerhalb von rund 30 Jahren auf 19.000 Präparate an. Virchow, überzeugt von der Notwenigkeit dieser Sammlung, ersuchte um den Bau eines eigenen Museums für seinen Schatz und fand erstaunlich schnell Zustimmung. Bereits 1899 weihte er sein Museum an der Charité ein. Auf fünf verschiedenen Etagen drängten sich fast 21.000 Präparate dicht an dicht. Lange nach Virchows Tod und kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war die Präparatensammlung auf 26.000 Exemplare angewachsen. Durch zahlreiche Bombenschäden und einen Dachstuhlbrand in den 1950er Jahren wurde die Sammlung medizinischer Präparate jedoch so stark dezimiert, dass man heute nur noch 750 Objekte zeigen kann.

      Überhaupt war Virchow ein großer Freund und Förderer von Museen. Seiner engen Freundschaft zu Schliemann ist es zu verdanken, dass dieser seine trojanische Sammlung dem Berliner Völkerkundemuseum schenkte. An dessen Gründung war Virchow 1886 zusammen mit Adolf Bastian, einem Kollegen aus der Berliner Gesellschaft für Anthropologie beteiligt. Das Museum gehört mit seinen über 500.000 Exponaten zu den weltweit bedeutendsten, größten und ältesten Völkerkundemuseen.

      Auf den erworbenen Lorbeeren wollte sich Virchow jedoch nicht ausruhen, sondern nahm gleich sein nächstes Ziel in Angriff. Er hatte die „soziale Frage“, die ihn schon zu Beginn seines politischen Wirkens nicht in Ruhe gelassen hatte, nie aus den Augen verloren und gedachte nun, mit neuem Ansehen und stärkerem Rückhalt, erneut einen Vorstoß für eine medizinische Grundversorgung der Bevölkerung zu wagen. Im Juli 1859 ließ er sich in den Berliner Stadtrat wählen, um noch einmal seinen politischen Ansichten Gehör zu verleihen. Sein unermüdliches Streben galt vor allem der Einführung einer öffentlichen Gesundheitspflege. Auch im Kampf um die preußische Verfassung wirkte er entscheidend mit. So gründete er 1861 mit u.a. Theodor Mommsen, Paul Langerhans und Franz Duncker die Deutsche Fortschrittspartei und sah sich fortan als Opposition zu Otto von Bismarck. Konflikte waren in dieser Konstellation vorprogrammiert, denn der eigensinnige Arzt wollte seinen Kurs für das gesellschaftliche Gemeinwohl und für soziale Verantwortung nicht aufgeben. Schon am 2. Juni 1865 brachte ihn sein ungestümer Geist erneut in arge Bedrängnis. In einer Debatte im Preußischen Landtag verglich er Bismarcks Politik mit einem Schiff, dass von allerlei Winden in verschiedenste Richtungen gedrängt werde und zweifelte an der Wahrheitsliebe des Kanzlers.51 Das brachte das Fass für diesen zum Überlaufen. Bismarck forderte Virchow zum Duell heraus. Dank des beherzten Vermittelns durch den Kriegsminister von Roon konnte dieses jedoch mit Müh und Not verhindert werden.

      Dennoch blieb Virchow weiter in seiner oppositionellen Rolle und verlieh seinen unnachgiebigen Forderungen beständig Ausdruck. Ihm ging die kriegerische Politik Bismarcks und das Bestreben ständig weitere Kolonien zu erwerben gehörig gegen den Strich. Als einer der wenigen Politiker dieser Zeit war er der Ansicht, dass man zuerst dem eigenen Volk helfen müsse und scheute auch nicht davor zurück, seine Anhänger und Bewunderer für dieses Ziel zu mobilisieren. So setze er sich für die Abrüstung des Reiches zugunsten eines Ausbaus des Verkehrsnetzes, zusätzlicher Kanalbauten und stärkerer Investitionen ins Hochschulwesen ein. 1874 verfasste er den Generalbericht über die Berliner Kanalisation mit dem Resultat, dass bereits drei Jahre später der erste Abschnitt eines neuen Kanalsystems fertig gestellt wurde. Berlin wurde, durch Virchows Beharrlichkeit, die erste europäische Großstadt mit einer Kanalisation mit Rieselfeldern. Es war ein Erfolg für Virchows politische Karriere. Dadurch beflügelt und dem Drängen seiner Freunde nachgebend, ließ sich Virchow 1880 in den Reichstag wählen, obwohl ihm diese „Scheininstitution“ gar nicht gefiel. Viel sinnvoller erschien ihm hingegen der Posten als Vorsitzender der Rechnungskommission des Preußischen Landtags, da er hier eine gewisse Kontrolle über das Parlament ausüben konnte.

      Rückblickend betrachtet war seine politische Karriere jedoch bei weitem nicht so erfolgsgekrönt, wie seine medizinische Laufbahn. Dennoch verdankt man ihm, neben dem Ausbau des Kanalsystems, einige wichtige Errungenschaften im Gesundheitswesen der Stadt Berlin. So konnten freie medizinische Behandlungen von Bedürftigen etabliert werden, Versicherungen gegen Invalidität wurden eingeführt, die Städtesanierungen und der Bau von Krankenhäusern vorangetrieben sowie die Schulhygiene verbessert.

      Man könnte meinen, eine Vielzahl solcher Unternehmungen auf zwei Gebieten voranzutreiben, sei ausreichend, um sich mit seinem Lebenswerk zur Ruhe zu setzen. Doch Virchow, unruhiger Geist, der er war, begann sich bald ein weiteres Feld zu suchen. Auf dem Gebieten der Kulturgeschichte leistete er weitere wertvolle Beiträge. Neben der Etablierung der Anthropologie als neues Forschungsgebiet untersuchte er die Geschichte der Menschheit und den „Ursprung der Rassen“ – einem Ende des 19. Jahrhunderts populären Thema, das noch nicht die politischen Implikationen in sich trug, die es dann seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Form nationalistischer Rassenlehren haben sollte. Bereits 1876 veranlasste Virchow eine Untersuchung deutscher Schulkinder hinsichtlich ihrer Haarfarbe, Augenfarbe und der Hautfarbe. Er kam schnell zu dem Ergebnis, dass sich Nationalität immer aus verschiedensten Charakteristika unterschiedlicher Rassen zusammensetzt und es nie eine reine Rasse geben wird.52 .

      Am 5. September 1902 verstarb Virchow in Berlin. Er war in der Leipziger Straße etwas zu übermütig von einer fahrenden Straßenbahn abgesprungen und hatte sich dabei den Oberschenkelknochen gebrochen. Von dieser Fraktur erholte sich der alte Mann nicht mehr.

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