Название | Sonntagsgedanken, Lesejahr B - eBook |
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Автор произведения | Elmar Gruber |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783769880168 |
Die Krippe mit dem Kind
ist der Ursprung des Friedens bei den Menschen.
Auch viele Menschen, die sich für ungläubig halten,
spüren, erahnen und fühlen irgendwie:
Im Weihnachtsfest liegt eine gewisse Zauberkraft,
die alle anrührt.
Im Kind in der Krippe
und in den vielen Weihnachtssymbolen liegt etwas,
wonach sich alle Menschen sehnen:
Liebe, Friede, Freude.
Die verwandelnde Kraft der ewigen Liebe
wird hier an der Krippe ersichtlich.
Nicht Drohung und Gewalt
verändern hier den Menschen,
sondern die „rührende“ Macht der Liebe,
die durch die äußeren Zeichen
innerlich anrührt und bewirkt,
daß sich der Mensch freiwillig
und gerne selber ändert.
Alle Weihnachtsgeschichten
bringen diese Verwandlung zum Ausdruck:
Streitende versöhnen sich;
Verbrecher werden barmherzig;
Herrscher werden zu Dienern.
Die biblischen Bilder (besonders Jes 11), die die Innerlichkeit des Menschen zeigen, besagen dasselbe: Der Löwe frißt Stroh – nicht mehr Menschen; Wolf und Schaf wohnen miteinander – alle Gegensätze sind eins geworden; das Kind spielt am Schlupfloch der Natter – alle Angst ist überwunden. Die Macht der Liebe, die alles verwandelt, ist grenzenlos: Alle Menschen sind „Menschen seiner Gnade“.
Es ist unsere Not und Sünde,
daß wir der grenzenlosen Liebe Gottes Grenzen setzen
und dadurch ihre Auswirkung behindern.
Indem wir die Liebe Gottes eingrenzen auf die „Guten“,
das heißt auf die Menschen, die wir für gut erklären
- wir meinen vor allem damit uns selbst! – ,
schaffen wir „heilige“ Feindbilder,
die im großen wie im kleinen
immer wieder zu „heiligen“ und
„gerechten“ Kriegen führen.
Konflikte entstehen beim einzelnen wie bei Gruppen
durch das Zusammentreffen verschiedener „Eigenarten“
und Identitäten, die sich gegenseitig
ganz von selbst abgrenzen und in Frage stellen.
Der andere wird zum Feind,
weil ich mich durch sein Anderssein angegriffen fühle.
Ich sollte es gar nicht versuchen,
aus eigener Kraft meinen Feind zu lieben;
das kann niemand.
Ich brauche die Kraft der grenzenlosen Liebe Gottes,
der immer alle („die anderen auch“) liebt, damit ich wenigstens beginnen kann, „entfeindende Prozesse“ (Pinchas Lapide) einzuleiten. Es genügt vielleicht schon, wenn ich Gott „erlaube“, daß er auch meine Feinde liebt und ihnen verzeiht. Diese Friedenskraft gewinne ich aus dem Glauben an die absolute Liebe, die sich im Jesuskind verkörpert, und aus der Erfahrung des ewigen Geliebtseins, die mir der Weihnachtsglaube schenkt.
Herr, schenk mir den Glauben an deine grenzenlose Liebe, die Rache, Haß und Ärger in Liebe verwandelt.
Weihnachten am Tag (Joh 1,1-18)
Im Anfang war das Wort.
Eins sein
„Anfang“ ist nicht nur zeitlich zu verstehen;
„Anfang“ ist der „Ur-sprung“ alles Wirklichen.
„Wort im Anfang“ bedeutet:
das Innerste im Anfang ist das „Wort“.
„Wort“ ist sozusagen der Ursprung vom Ursprung.
Gott ist der Ursprung von allem, was es gibt,
und somit ist Gott das Wort,
zu allererst sein eigener Ursprung.
Alles Geschaffene hat ein Woher,
hat einen Ursprung außerhalb von sich. Gott hat seinen Ursprung in sich; er ist sein eigener Ursprung. Die Bezeichnung „Wort“ für den innersten „Kern“ alles Wirklichen soll uns helfen, die „Wirklichkeit“ Gottes, die Wirklichkeit der Schöpfung tiefer zu erahnen und zu erfassen. In unserem Erdenleben können wir diese Ur-Wirklichkeit nur anfangshaft erahnen.
Auch wenn wir Gott einmal „schauen“ dürfen,
wird seine Liebe für uns Geschöpfe
ein letztlich unergründliches Geheimnis bleiben.
Das muß auch so sein;
denn könnten wir Gott jemals ergründen,
wäre er nicht mehr das, was er ist: Gott.
Was bedeutet nun „Wort“?
Die Bedeutung von „Wort“ wird uns klarer,
wenn wir das Sprachfeld betrachten,
das mit „Wort“ angesagt ist:
Aus-sprechen, an-sprechen, ab-sprechen;
Aus-spruch und An-spruch,
Aus-rede, An-rede, Ab-rede …;
hören, an-hören, ab-hören;
er-hören, ge-hören, ver-hören;
horchen, ge-horchen …
Es wird deutlich, daß mit „Wort“
alle Vorgänge angesprochen und ausgesprochen sind,
die für unser Leben und unsere Wirklichkeit
von Bedeutung sind.
Martin Buber faßt dies formelhaft zusammen:
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“;
„Gott ist Beziehung“.
Gott selbst ist Beziehung,
und er ist der Ursprung aller Beziehungen,
in denen und aus denen wir leben.
Beziehung ist ein „Verhältnis“:
das Verhalten von verschiedenen,
gegensätzlichen Wirklichkeiten,
die mitsammen geeint, eins sind
ohne Aufhebung der Verschiedenheit
und Selbständigkeit.
Nicolaus Cusanus bezeichnet Gott
als die Einheit aller Gegensätze.
Man könnte das mit einer Batterie vergleichen:
Wenn Plus und Minus richtig geschaltet sind, spenden sie Energie;
wenn sie kurzgeschlossen sind, löschen sie sich aus.
Die Theologie bringt das innergöttliche Verhältnis
in der Lehre von der heiligsten Dreieinigkeit
zum Ausdruck: Ein Gott in drei Personen.
Auch unsere menschlichen Beziehungen sind „dreipolig“:
Ich und Du und die Liebe, die uns eint.